Schmiedewalze walzt nicht gerade!

moby

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Ein freundliches Hallo an alle Walzenfachmänner.
Habe immer noch Probleme mit meiner Walze, je dünner das Material wird, je mehr neigt die Walze dazu einen Säbel zu walzen! Nachdem wir den Fußhebel velängert haben, kann mann 1-1,5mm pro Durchlass bei einem 20mm breiten C105 runternudeln (wenn es gut läuft). Aber je dünner das Material ist, (ab ca.5mm) desto mehr neigt es dazu, aus der Walze zu laufen! Ich habe dutzende male nachgestellt, was die paralellität der Walzen angeht. Ich bekomme das einfach nicht in den Griff:(
Kann das sein das die Walzen leicht ballig sein müssen??!!
Bleibt das Material dann in der Mitte?? (Bandschleifer efeckt)
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht??
Etwas genervte Grüße
Johannes
 
Leuchtet eigentlich ein!!

Deine Walzen werden vermutlich nie absolut parallel laufen. Bei größeren Materialstärken spielt das keine grosse Rolle, da der relative Unterschied gering ist. Je geringer jedoch die Materialstärke wird, desto gravierender wird diese relative Ungenauigkeit. Als Abhilfemassnahme würde ich vorschlagen das Paket nach jedem Walzvorgang zu drehen.
 
Moby , von hier aus lässt`s sich natürlich leicht schlaue Ratschläge geben,
eine Ballige Walze habe ich noch nicht gesehen.

Aber an denen ich mal gearbeitet habe waren links und rechts Stellschrauben, grosse Durchmesser mit Feingewinde zum Parallel stellen.

Ich würde den Rahmen, während des Walzens einmal von einer zweiten Person mit gutem Augenmass, beobachten lassen, ob das ganze sich nicht verwindet, braucht nicht viel zu sein um einen Säbel zu walzen, bei dünner werdenden Material.

unsel
 
... Kann das sein das die Walzen leicht ballig sein müssen??!! Bleibt das Material dann in der Mitte?? (Bandschleifer efeckt) ...

Hmm. Ich denke, beim Walzen sieht das etwas anders aus als bei Riementrieben (wie sie ja auch Bandschleifer prinzipiell darstellen). Schliesslich wird das Material an der engsten Stelle am stärksten gestreckt und wird somit bestrebt sein, sich von der Engstelle weg zu bewegen. Deshalb denke ich, dass im Fall der Schmiedewalze eher angebracht wäre, wenn überhaupt, dann eine der beteiligten Walzen GAAANZ wenig konkav (im Bereich Hundertstel Millimeter oder sogar weniger) und nicht konvex zu schleifen.

Das beste wäre aber natürlich, die Führung zylindrischer Walzen so genau und unelastisch wie möglich zu gestalten, damit das Problem erst gar nicht auftritt - oder wenn schon nicht mit viel Material gearbeitet werden kann, eben mit Symmetrie zu arbeiten, damit das elastische Verhalten der beiden Walzenlager pro Walze beidseitig gleich ist - und dann muss man (nötigenfalls mittels Führungen) "nur" noch dafür sorgen, dass das Material immer schön mittig durchläuft.

Und ArminIIs Hinweis, das Material nach jedem Durchlauf zu wenden, ist natürlich wertvoll.

-ZiLi-
 
Kennt Ihr Walter Huber ? Er ist schon etwas älter, zeigt auf Ausstellungen gelegentlich ganz exakt gemachte Taschenmesser mit Mokumebacken. Er war schätzungsweise 30 Jahre lang als Werkzeugmacher Lehrlingsausbilder bei Siemens und ist für meine Begriffe ein technisches Genie. Er hat zum Bearbeiten seiner Mokume eine motorgetriebene Walze gebaut, die gerade und poliert walzt. Er ist auch sehr hilfsbereit und steht sicher mit Rat und Tat zur Seite.
Das ist die eine Seite der "Walzmedaille".
Die andere geht so: Warum muß die Walze gerade walzen ?
Ich habe eine Lederwalze umgebaut -bzw eigentlich nur so verstärkt, daß sie den Druck beim Stahlwalzen aushält. Da sie über Zahnräder angetrieben wird, muß ich sie schief stellen, um einen ordentlichen Durchmesser walzen zu können. Stünden die Walzen völlig parallel, so wäre der Arbeitsspalt durch die Länge der Zähne an den Zahnrädern begrenzt. Stelle ich sie schräg, so kann ich auf der Antriebsseite die Zahnräder auf vollen Eingriff stellen, auf der gegenüberliegenden Seite aber den Walzenabstand vergrößern. Statt max 8 mm kann ich so knapp 40 mm dickes Material bearbeiten und- was ich für einen deutlichen Vorteil halte- in einer Hitze mehrfache Walzvorgänge vornehmen und dabei deutliche Querschnittsverringerungen erzielen.
Bei dieser Art der Arbeit verzieht sich das Werkstück logischerweise von der engeren Seite weg. Das korrigiert man, wie Armin vorgeschlagen hat, durch Umdrehen des Stücks. Das Werkstück selbst wird dann wieder gerade, bei den deutlich schräg gestellten Walzen ist es aber in der Mitte dicker, als an den Rändern. Für das Damastschmieden ist das ein weiterer Vorteil, da dadurch das Flußmittel mit den gelösten Oxyden besser abläuft, als bei völlig planen oder gar konkaven Querschnitten.
Ich weiß, das hört sich für high-tech Fans nicht gut an-Walter guckt auch immer ganz leidend, wenn er die Walze sieht. Es funktioniert aber gut und zwar mit Bizepsmotor. Über 1-1,5 mm Dickenabnahme bei einem Stich kann ich nur kichern.
MfG U. Gerfin
 
Hallo,
daß mit dem Materialwenden mache ich schon schon, aber ab einer Stärke von 2-3mm wird der efekt so stark, das ein 500 mm langes Werkstück im letzten Viertel aus der Walze läuft. Die Walze war von mir aber eigentlich zu Glätten oder Vorbereiten des Materials nach der Lufthammerbearbeitung (100kg Bär) gedacht. Durch die völlig ebene Fläche, halbiert sich die Flexzeit beim entzundern. Die Maßhaltigkeit des gewalzten Materials bewegt sich im Bereich von +-5/100mm (in der Stärke).
Flachschleifen, geht auch schneller, wegen der guten Auflagefläche, zieht der Magnet besser und mann kann am Anfang gleich richtig zustellen.
Es währe nur noch schön, wenn sie etwas gerader Walzen würde. Das richten eines 1-1,5mm dicken Bechstreifens (Säbels) empfinde ich als lässtig und zeitaufwendig:(
Werde heute mal den mechanischen Wagenheber durch einen hydraulischen 5t-Heber ersetzen, daß alte Teil ist doch sehr wackelig. Mal sehen ob sich da was ändert.
Übrigens die Walzen sind schon leicht conkav, winziger Luftspalt in der Mitte.
Gruß
Johannes
 
könnte es vielleicht sein, dass die achsen nicht schief , sondern verdreht zueinander stehen? da kannst du stellen, wie du willst und es wird trotzdem ein säbel.
die walzen sind doch im moment zylindrisch. stell sie mal auf block=> so dass sie sich berühren, dann schaust du mal unter allen dir möglichen winkeln, ob du zwischen ihnen licht erkennst.
alternativ kannst du auch ein paar papierstreifen zwischen die walzen legen und zusammenfahren. wenn du ein paar bewegen kannst und andere nicht ...
 
Papierstreifen:ahaa:
oder besser noch Teflonband:ahaa::ahaa:
Das drückt sich breit, und bleibt wie es ist. Aus der Art wie es sich plattdrückt, kann mann Rückschlüsse auf die Lastverteilung schließen.
Das werde ich mal versuchen, nachdem ich den Wagenheber getauscht habe.
Habe mir nun doch einen 12t-Wagenheber zugelegt, der wird wohl reichen:hehe:
Danke für den Tip:super: werde dann Bericht erstatten.
Gruß
Johannes
 
Verdreht zueinander stehende Walzen müsste man beim Arbeiten m.M. daran erkennen, dass man eine Art "Schraube" walzt, so ne Korkenzieherform (nur nich so krass, sondern nur leicht). Bei 0,5m Werkstücklänge müsstest du das sehen, außerdem müsste der Stahl nach dem Walzen in der Mitte irgendwo dünner sein als an den Rändern, was du ja auch leicht überprüfen kannst. Wenn die Walzen an einem Rand ihren "Schnittpunkt" haben, ist das wirklich, als wären sie nicht parallel. dSu solltest beim Zuführen aber merken, dass das von der Walze entfernte Ende nach oben oder unten ausschlägt.

Edit: Ups, ich hab übersehen: Wenn die Walzen schon in der Mitte etwas eingedellt sind, ist leichte Querstellung, solange die Lotfußpunkte ungefähr in der Mitte sind, unbedenklich.
 
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Hallo??!!
konkav ist: "negativ Ballig"
Das werden sie automatisch durch die Beanspruchung. Das ist bei meiner schon der Fall. Wenn ich das Haarlineal auflege, ist ein feiner Lichtspalt in der Mitte zu sehen. Also ca. 1/100mm.
Gruß Johannes
 
Ich galube, dass es sehr schwer werden wird, einen Streifen von 500mm Länge und vielleicht 2mm Dicke so zu walzen, dass er wirklich gerade bleibt.

Um zu testen, ob der Effekt von der Eleastizität deiner Konstruktion herrührt oder ein geometrisches Problem ist, könntest du entweder mit sehr geringer Zustellung walzen, oder etwas sehr duktiles als Walzgut nehmen. Wenn das Problem z.B. mit Knete nicht auftritt, ist dein System wohl zu elastisch. Tritt es genauso auf, ist irgendwas mit der Geometrie falsch.

Ich habe mal eine kurze Überschlagsrechnung gemacht:
Wenn du einen Streifen von 50mm Breite zu einem Zehntelkreis formst, dann ist die äußere Strecke ca. 30mm (2*Breite*pi*1/10) länger als die Innere. Auf eine Gesamtlänge von 500mm bezogen müßtest du eine Dickendifferenz von 30/500*2 = 0.12mm haben.
Johannes schreibt, dass er +- 5/100mm Differenz in der Dicke gemessen hat. Das kommt also hin! Aber 0.1mm Zustelldifferenz von rechts nach links müßte sich leicht messen lassen (z.B. mit einer Fühllehre zum Ventileinstellen). Ich tippe also eher auf die eleastische Verformung...

viele Grüße, Jan.
 
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Das mit der elastischen Verformung wird es wohl sein, ich werde es mitte nächster Woche mal genauer unter die Lupe nehmen.
Danke und Gruß
Johannes
 
Nochmals einige Überlegungen zu balligen Walzen:

1. wenn hierbei das auszuwalzende Paket nicht absolut mittig durch die Walze läuft sollte das Paket an einer Seite klar stärker werden als an der anderen Seite, es verzieht sich also

2. Erzeugt man damit ein Paket, das im Prinzip einen doppelt konkaven Querschnitt hat, wenn dann nochmals gefaltet und geschweisst werden soll ergibt sich das Problem dass die Ränder des Pakets zuerst geschweisst werden, was ja nicht gerade optimal ist.
 
So leid es mir tut, du wirst deine Walze nicht dazu bekommen, völlig gerade zu walzen.

Aus meiner Zeit im Stahlwerk weiß ich, dass die hydraulische Zustellung der Walzen bei einer dortigen Bandgussanlage ein hochdynamisches System ist. Nebenbei, es funktioniert bis heute nicht wie gewünscht...

Selbst wenn du deine Walzen völlig parallel ausrichtest, macht es einen erheblichen Unterschied, ob das Walzgut etwas weiter links oder rechts zugeführt wird. Bei Werkstückdicken von 1-2mm machen sich dann tatsächlich Hundertstel bemerkbar. Das ist bei dickeren Werkstücken weit weniger ausschlaggebend. U.Gerfin sagte das schon.

An Ein- und Auslass eine Zwangsführung vorzusehen ist auch nicht unkritisch. Allzu leicht könnte sich das Werkstück wellen.

Dynamische Regelung fällt natürlich auch aus...

Ich selbst habe mich daher darauf beschränkt, nur bis 4-5mm zu walzen und dann zu falten. Das Ergebnis sind dann recht gerade Werkstücke, die höchstens ein paar Richtschläge erfordern.
 
Hallo,
ich denke, daß wird es wohl sein. 4mm sind bei mir das Maximum, da kann mann durch geschicktes Drehen des Werkstücks noch einflussnehmen. Ist auch noch gut zu richten. Wenn man dünner walzt gibt es lustige Formen:D
Danke für das du mir deine Erfahrungswerte mitgeteilt hast. Heute Abend schlafe ich bestimmt besser. Das ist mir echt auf die Nerfen gegangen:mad: Da mann die Sache offensichtlich nur bis zu einem bestimmten Punkt optimieren kann, ist das Projekt erledigt, abgehakt, beendet.
NÄCHSTES
JUHUUUUU!!!!!!
Gruß
Johannes

PS Etwas Farbe wird sie noch bekommen
 
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