Hallo EMU
Dazu sind ein paar Grundlagen von Bedeutung:
- Die Temperatur beim Feurschweißen soll natürlich immer so niedrig wie möglich sein, um Material- und Kohlenstoffverlust zu reduzieren und Grobkornbildung vorzubeugen.
- Es ist ein altes Mißverständnis, dass die Schweißung selbst arg Temperaturabhängig ist. Eigentlich ist es nämlich ein Mischung aus Temperatur, Druck und Oberflächenbeschaffenheit. D.h. wenn zwei polierte, saubere Stahlflächen bei Zimmertemperatur nur aufeinander gelegt werden, kann nach einiger Zeit schon eine Schweißung erfolgen! (sehr lästig und bekannt bei teuren "Endmaßen" aus poliertem Stahl).
- Die Hohe Schweißtemperatur wird also aus anderen Gründen benötigt:
1. Beschleunigung der Diffusionsvorgänge.
2. Schlacken, Verunreinigungen und Zunder haben einen *relativ* niedrigen Schmelzpunkt (sagen wir mal um 1000°C) und können dann in Flüssiger Form "ausgepresst" werden. HIER hilft das Schweißpulver, indem es fest sitzende Schlacke anlöst, den Schmelzpunkt heruntersetzt und somit das Austreiben der Schlacke begünstigt.
Ist also das Schweißhilfsmittel chemisch "aktiver" (z.B. durch Zusatz von Ammoniumchlorid), werden die Schlacken leichter gelöst und leichter flüssig, so dass man ggf. bei niedrigeren Temperaturen Schweißen kann. Mit dem Stahl selbst hat das wenig zu tun. Es geht nur um die Oxidschichten!
Wie bereits gesagt ist das aber hauptsächlich bei schwierigen Materialien mit dichter, geschlossener Oxidschichtbildung erforderlich.
"Einfachere" Stähle lassen sich ganz normal auch mit reinem Borax bei niedrigen temperaturen schweißen, wenn man die Untergrenze des nötigen Temperaturfensters wirklich genau erwischt!
Alles Übungssache...