Grenzer
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Hi, es ist gefühlt Ewigkeiten her, dass ich hier im Forum aktiv was beigetragen habe, jetzt möchte ich euch mein letztes Projekt vorstellen.
Vor einiger Zeit bekam ich eine Anfrage ob ich ein Schwert herstellen könnte, ein Projekt in dieser Größe hatte ich bisher noch nicht angegangen, aber nach einigen E-Mails hin und her, war der Kunde immer noch sicher, dass ich der richtige für sein Schwert, welches er eher "zeremoniell" einsetzen möchte war und so kam es, dass ich die Arbeit begann.
Ihr müsst wissen dass ich noch relativ jung im Geschäft bin, zwar schon richtig tolle Projekte umsetzen konnte, aber immer wieder feststelle das noch viel Erfahrung fehlt. Also bei dem Schwertprojekt war von vornherein klar, etwas neues, etwas größeres und auf jeden Falle ein Projekt an dem ich auch wachsen würde.
Im Folgenden zeige ich euch einige Bilder die zwischendurch entstanden sind, da ich leider alleine arbeite fehlen aber auch aus vielen Arbeitsschritten die Bilder.
Angefangen habe ich mit erst einem andern etwas größeren Projekt um ein Gefühl für größere Damast Pakete zu bekommen, daraus entstand dann dieser Dolch, das Paket hier im oberen Bild ist allerdings das für das Schwert...
Naja, der Dolch war auf jeden Fall schon einmal ganz gut geworden, eine Erfahrung die hier ganz neu dazu kam, war das Salzbadhärten, was mir auch sehr sehr gut gefiel, aber noch in der Ausführung etwas ungefährlicher und wie soll ich sagen... weniger rostfördernd in der Werkstatt werden muss...
Vorgabe für das Schwert war: 1.Anlehnung an ein Spatha, 2. ca. 80cm Klingenlänge und 3. max. 1100 Gramm.
Das Damast Paket mit dem ich gestartet habe hatte Abmaße von 40mm*130mm*ca.90mm .
Ich entschied mich für einen sehr einfachen Aufbau, weil das Budget nicht zu große Experimente erlaubte und Damast eigentlich überhaupt nicht gefordert war ich aber etwas mit Feuerverschweißen machen wollte, also zwei dicke Außenlagen aus 2842 und innen im Wechsel 2842 mit 5634. Dieser Aufbau heißt in der Umsetzung nur einmal richtig Feuerverschweißen und dann ausschmieden.
Im nächsten Bild hab ich das Paket auf der Presse, was beim Feuerverschweißen unglaublich gut funktioniert, ist wenn das Paket mit einem Druck zwischen den Gesenken gedrückt werden kann, so war es dann hier einfach möglich das Paket trotz der großen Größe auf meiner 23Tonnen Presse zu verschweißen.
Die Schrauben der Gesenk Führungen sind nicht angezogen... eine offene Baustelle, wie auch immer...
Nach diesen großen Gesenken hab ich das Paket dann auf etwas kleineren Gesenken in die Länge gearbeitet und die Feinheiten wie die Spitze usw. von Hand aus geschmiedet. Was mir auffiel ist das bei den großen Materialbewegungen auf der Presse sich die äußere Schicht weniger bewegt als die Mittelschichten, in etwas wie eine Milchschnitte wenn man sie zusammendrückt. Das liegt wohl daran, dass in den Randbereichen die Hitze schneller in die Pressengesenke verloren geht und der Kernbereich verformbarer bleibt. Ist der Effekt auf einem schweren Lufthammer auch gegeben, wäre mal interessant zu wissen. Neben der Presse hab ich noch einen Exzenterhammer mit ca. 30 kg Bär Gewicht, aber bei diesen Materialmengen sticht der leider aus dem Rennen aus...
So hier ein Bild von mir und der gefühlvollen Handarbeit mit dem drei Kilo Hammer.
Oh, hier noch einmal das Paket in der Gasesse.
So, danach reißen die Bilder erst einmal ab. Nach bestmöglichem Spannungsarm und weichglühen ging es auf die Magnetspannplatte meiner Maho 400 und unter den Messerkopf. Hier wurde akribisch darauf geachtet das beidseitig der gleiche Betrag abgetragen wurde, andernfalls verzog sich die Klinge sofort. Das Zog sich dann auch weiter durch die Bearbeitung der Blutrinne und sogar beim Polieren war dieser Verzug noch zu merken, also wenn einseitig gearbeitet wurde verzog sich der Stahl, nach Bearbeitung der anderen Seite war er wieder gerade. Bearbeitet habe ich die Klinge auf 4mm Dicke - die Blutrinne - die Schneidkeile die ich wie üblich auf dem Bandschleifer anschliff.
Vom Härten existieren Bilder, die sind aber sehr schlecht weil es dabei relativ Dunkel war. Zur Durchführung der Härtung hatte ich einmal ein Stück 2842 in den Härteofen gelegt um eine Referenz der Glühfarbe zu haben. Für die Klinge hatte ich meine Gas Esse senkrecht aufgehängt, den nach oben zeigenden Eingang verkleinert und auch das Schwert an einem Draht genau mittig hineingehängt. Das war am Anfang etwas unsicher, da war es gut, dass ich erst eine Probe gehärtet hatte und, naja, dabei die Schwerpunkte relativ schnell herausfand. Die Klinge war in dem Stadium schon fast fertig, noch stumpf aber sogar schon auf 220Körnung strichpoliert.
abgeschreckt habe ich die Klinge dann in einem 90 Grad heißen Ölbad, den Abend direkt ebenfalls im Ölbad auf 220Grad angelassen was sehr gut funktioniert hatte und dann noch einen leichten Verzug gerichtet was ebenfalls sehr gut klappte.
Danach ging es mit ganz viel "Schiss" an einen Fichtenstamm um zu prüfen ob es lohnte weiter zu machen. Dazu kann ich nur sagen, einfach Geil!
Hier die Bilder aus den 120Bilder/sec Aufnahmen:
Die letzten Bilder lagen nur ein Paar Frames auseinander, hier kann man schön sehen wie die Klinge nach starker elastischer Verformung direkt in den Ursprungszustand zurück federt. Was für eine Erleichterung.
Den Fichtenstamm habe ich dann noch ganz durchgehauen und der liegt jetzt bei mir als Erinnerung im Büro... Wohlgemerkt die Klinge war noch nicht scharf und es war ein ordentliches Stück Arbeit da durchzukommen. Ein Video dazu habe ich auch auf meinem Instagram Kanal Grenzereu gepostet. Wenn ihr möchtet, dann gerne anschauen.
Danach kam die Griffbearbeitung aus Stücken die ich aus dem gleichen Damastpaket gewonnen hatte aus dem auch die Klinge ist, dann die Polituren, das Schärfen, Ätzen und wieder Schärfen. Zum Schluss die Lederscheide, naja, für Lederbezogenes Holz fehlte mir die Energie...
So, jetzt aber die Bilder von dem fertigen Stück, viel Spaß beim genießen... 😊
Wir sehen eine etwas dunklere Färbung an der Klingenspitze, die kommt von einer etwas niedrigerer Härte, den gleichen Verlauf sehen wir auch an dem Griffübergang. Für alle Skeptiker, schaut euch mein Insta Video dazu an... #Grenzereu . Das war auf jeden Fall ein wunderbares Projekt an dem ich sehr gewachsen bin. Zum Abschluss dieses Jahres arbeite ich jetzt an einem schönen Dolch aus ca. 1700 Damastlagen aus fünf verschieden Paketen, dazu mache ich dann bei Zeit auch einmal einen Post, dabei wird es aber wohl eher ums Gravieren gehen. Ein Traum währe es über die Jahre noch ein Stück aus Luppe schmieden zu können, die Träume Enden nicht, vielen Dank fürs Lesen, eine gesegnete Weihnachtszeit.
Ach ja, das Schwert hat im Zusammenbau (ohne Lederscheide) ziemlich genau 850 Gramm!
Vor einiger Zeit bekam ich eine Anfrage ob ich ein Schwert herstellen könnte, ein Projekt in dieser Größe hatte ich bisher noch nicht angegangen, aber nach einigen E-Mails hin und her, war der Kunde immer noch sicher, dass ich der richtige für sein Schwert, welches er eher "zeremoniell" einsetzen möchte war und so kam es, dass ich die Arbeit begann.
Ihr müsst wissen dass ich noch relativ jung im Geschäft bin, zwar schon richtig tolle Projekte umsetzen konnte, aber immer wieder feststelle das noch viel Erfahrung fehlt. Also bei dem Schwertprojekt war von vornherein klar, etwas neues, etwas größeres und auf jeden Falle ein Projekt an dem ich auch wachsen würde.
Im Folgenden zeige ich euch einige Bilder die zwischendurch entstanden sind, da ich leider alleine arbeite fehlen aber auch aus vielen Arbeitsschritten die Bilder.
Angefangen habe ich mit erst einem andern etwas größeren Projekt um ein Gefühl für größere Damast Pakete zu bekommen, daraus entstand dann dieser Dolch, das Paket hier im oberen Bild ist allerdings das für das Schwert...
Naja, der Dolch war auf jeden Fall schon einmal ganz gut geworden, eine Erfahrung die hier ganz neu dazu kam, war das Salzbadhärten, was mir auch sehr sehr gut gefiel, aber noch in der Ausführung etwas ungefährlicher und wie soll ich sagen... weniger rostfördernd in der Werkstatt werden muss...
Vorgabe für das Schwert war: 1.Anlehnung an ein Spatha, 2. ca. 80cm Klingenlänge und 3. max. 1100 Gramm.
Das Damast Paket mit dem ich gestartet habe hatte Abmaße von 40mm*130mm*ca.90mm .
Ich entschied mich für einen sehr einfachen Aufbau, weil das Budget nicht zu große Experimente erlaubte und Damast eigentlich überhaupt nicht gefordert war ich aber etwas mit Feuerverschweißen machen wollte, also zwei dicke Außenlagen aus 2842 und innen im Wechsel 2842 mit 5634. Dieser Aufbau heißt in der Umsetzung nur einmal richtig Feuerverschweißen und dann ausschmieden.
Im nächsten Bild hab ich das Paket auf der Presse, was beim Feuerverschweißen unglaublich gut funktioniert, ist wenn das Paket mit einem Druck zwischen den Gesenken gedrückt werden kann, so war es dann hier einfach möglich das Paket trotz der großen Größe auf meiner 23Tonnen Presse zu verschweißen.
Die Schrauben der Gesenk Führungen sind nicht angezogen... eine offene Baustelle, wie auch immer...
Nach diesen großen Gesenken hab ich das Paket dann auf etwas kleineren Gesenken in die Länge gearbeitet und die Feinheiten wie die Spitze usw. von Hand aus geschmiedet. Was mir auffiel ist das bei den großen Materialbewegungen auf der Presse sich die äußere Schicht weniger bewegt als die Mittelschichten, in etwas wie eine Milchschnitte wenn man sie zusammendrückt. Das liegt wohl daran, dass in den Randbereichen die Hitze schneller in die Pressengesenke verloren geht und der Kernbereich verformbarer bleibt. Ist der Effekt auf einem schweren Lufthammer auch gegeben, wäre mal interessant zu wissen. Neben der Presse hab ich noch einen Exzenterhammer mit ca. 30 kg Bär Gewicht, aber bei diesen Materialmengen sticht der leider aus dem Rennen aus...
So hier ein Bild von mir und der gefühlvollen Handarbeit mit dem drei Kilo Hammer.
Oh, hier noch einmal das Paket in der Gasesse.
So, danach reißen die Bilder erst einmal ab. Nach bestmöglichem Spannungsarm und weichglühen ging es auf die Magnetspannplatte meiner Maho 400 und unter den Messerkopf. Hier wurde akribisch darauf geachtet das beidseitig der gleiche Betrag abgetragen wurde, andernfalls verzog sich die Klinge sofort. Das Zog sich dann auch weiter durch die Bearbeitung der Blutrinne und sogar beim Polieren war dieser Verzug noch zu merken, also wenn einseitig gearbeitet wurde verzog sich der Stahl, nach Bearbeitung der anderen Seite war er wieder gerade. Bearbeitet habe ich die Klinge auf 4mm Dicke - die Blutrinne - die Schneidkeile die ich wie üblich auf dem Bandschleifer anschliff.
Vom Härten existieren Bilder, die sind aber sehr schlecht weil es dabei relativ Dunkel war. Zur Durchführung der Härtung hatte ich einmal ein Stück 2842 in den Härteofen gelegt um eine Referenz der Glühfarbe zu haben. Für die Klinge hatte ich meine Gas Esse senkrecht aufgehängt, den nach oben zeigenden Eingang verkleinert und auch das Schwert an einem Draht genau mittig hineingehängt. Das war am Anfang etwas unsicher, da war es gut, dass ich erst eine Probe gehärtet hatte und, naja, dabei die Schwerpunkte relativ schnell herausfand. Die Klinge war in dem Stadium schon fast fertig, noch stumpf aber sogar schon auf 220Körnung strichpoliert.
abgeschreckt habe ich die Klinge dann in einem 90 Grad heißen Ölbad, den Abend direkt ebenfalls im Ölbad auf 220Grad angelassen was sehr gut funktioniert hatte und dann noch einen leichten Verzug gerichtet was ebenfalls sehr gut klappte.
Danach ging es mit ganz viel "Schiss" an einen Fichtenstamm um zu prüfen ob es lohnte weiter zu machen. Dazu kann ich nur sagen, einfach Geil!
Hier die Bilder aus den 120Bilder/sec Aufnahmen:
Die letzten Bilder lagen nur ein Paar Frames auseinander, hier kann man schön sehen wie die Klinge nach starker elastischer Verformung direkt in den Ursprungszustand zurück federt. Was für eine Erleichterung.
Den Fichtenstamm habe ich dann noch ganz durchgehauen und der liegt jetzt bei mir als Erinnerung im Büro... Wohlgemerkt die Klinge war noch nicht scharf und es war ein ordentliches Stück Arbeit da durchzukommen. Ein Video dazu habe ich auch auf meinem Instagram Kanal Grenzereu gepostet. Wenn ihr möchtet, dann gerne anschauen.
Danach kam die Griffbearbeitung aus Stücken die ich aus dem gleichen Damastpaket gewonnen hatte aus dem auch die Klinge ist, dann die Polituren, das Schärfen, Ätzen und wieder Schärfen. Zum Schluss die Lederscheide, naja, für Lederbezogenes Holz fehlte mir die Energie...
So, jetzt aber die Bilder von dem fertigen Stück, viel Spaß beim genießen... 😊
Wir sehen eine etwas dunklere Färbung an der Klingenspitze, die kommt von einer etwas niedrigerer Härte, den gleichen Verlauf sehen wir auch an dem Griffübergang. Für alle Skeptiker, schaut euch mein Insta Video dazu an... #Grenzereu . Das war auf jeden Fall ein wunderbares Projekt an dem ich sehr gewachsen bin. Zum Abschluss dieses Jahres arbeite ich jetzt an einem schönen Dolch aus ca. 1700 Damastlagen aus fünf verschieden Paketen, dazu mache ich dann bei Zeit auch einmal einen Post, dabei wird es aber wohl eher ums Gravieren gehen. Ein Traum währe es über die Jahre noch ein Stück aus Luppe schmieden zu können, die Träume Enden nicht, vielen Dank fürs Lesen, eine gesegnete Weihnachtszeit.
Ach ja, das Schwert hat im Zusammenbau (ohne Lederscheide) ziemlich genau 850 Gramm!