Solinger Traditionsunternehmen geschlossen [David Everts]

kirchi

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Hallo Forumiten,

schon wieder mal hat ein altes Solinger Tradionsunternehmen (David Everts)geschlossen. Seit 1806 wurden dort Nicker, Jagdmesser und Bestecke in hervorragender Qualität gefertigt. Ich finde das sehr traurig und frage mich an was liegt das blos?

Was glaubt Ihr: liegt es daran, dass der Name "Solingen" bei den jüngeren Forumiten nicht mehr den Stellenwert genisst wie bei den älteren?

Oder liegt es einfach daran, dass viele jedem neuen Trend (der aus den USA kommt) hinterher rennen und so alte und "bewährte" Messerformen wie die Nicker einfach nicht mehr MODE sind?

Ich persönlich finde es schlimm, wenn immer menr uralte Unternehmen von der Bildfläche verschwinden.

Bin gespannt, auf Eure Meinung

Grüsse Kirchi
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Oder liegt es einfach daran, dass viele jedem neuen Trend (der aus den USA kommt) hinterher rennen und so alte und "bewährte" Messerformen wie die Nicker einfach nicht mehr MODE sind?

Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Solinger Betriebe nicht Willens oder in der Lage sind, angemessen auf Trends und Marktveränderungen zu reagieren.

Ich arbeite in einem kleinen Mittelständigen Betrieb, der seit dem vorletzten Jahrhundert Gas-Strassenbeleuchtung herstellt. In Handarbeit und in traditioneller Fertigungsweise. Das tun wir heute noch, aber davon können wir nicht Leben.
Wir haben uns den Gegebenheiten angepasst und bauen eben auch moderne Leuchten mit modernster Technik auf modernen Maschinen und stecken viel Geld in Entwicklung und Forschung.
Wer das nicht tut muß sich nicht wundern, wenn es am Markt zu eng für ihn wird.

Handwerkskunst allein reicht leider nicht aus, man braucht auch ein vernünftiges Managment.

Ich kenne die Firma Everts nicht, das sind eher allgemeine Beobachtungen zum Thema.
Aber schon, dass ich die Fa. Everts nicht kenne spricht nicht für ein effektives Marketing. Insofern wäre sicher auch da Verbesserungspotential gewesen.

stay rude
braces
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Hallo,
ich schließe mich braces an.

Habt ihr schon mal versucht die Homepage der Fa. Klaas zu googeln? Da bekommt man schon fast den Eindruck, dass sie nicht gefunden werden soll.

Auch was den "Service" angeht, ist es bei einigen Solinger Traditionsherstellern nicht so gut bestellt. Vor einigen Jahren habe ich mal verschiedene Firmen angemailt und gefragt, ob eine Internetbestellung möglich sei oder, alternativ, wo man deren Produkte erwerben könnte etc.. 40 % der Firmen gab nicht mal eine Antwort (trotz wiederholter Anfrage).

So verkauft man keine Messer. Zumindest nicht sehr viele.

Nehmt als Gegenbeispiel Böker:
Man schreibt eine Mail - man bekommt eine Antwort.
Man geht auf die Homepage - man kann ein Messer bestellen.
Man fährt nach Solingen - man kann im Böker-Shop Messer begrabbeln.

Also: Ich glaube auch, dass einige der Solinger Traditionshersteller es verpasst haben, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Gruß

gulogulo
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Tja, leider habt Ihr recht. Diese Kleinstbetriebe sind alles hervorragende Handwerker aber leider keine Kaufleute. Ich befürchte nur, dass mit dem Verschwinden dieser Kleinbetriebe auch das praktische Wissen flöten geht.

Warum soll ich ein "maschinengeschliffenes" Messer in Solingen kaufen - das bekomme ich woanders für die Hälfte. Das einzige was die Solinger noch von anderen unterschieden, war doch die HANDARBEIT.

Es gibt einige die die Zeichen der Zeit erkannt haben z.B.: Windmühlen die wieder voll und ganz auf Handarbeit und Solinger Dünnschliff setzen und die dieses auch gut vermarkten. Auch gibt es noch ein Handvoll Heimarbeiter die den Beruf des Schleifers oder des Ausmachers und Reider noch richtig gelernt haben. Leider, leider auch eine aussterbende Rasse.

kirchi
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Hallo Kirchi,
nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich bin wirklich ein Fan von in Handarbeit hergestellten Messern (auch von denen aus Solingen :D).

...
Warum soll ich ein "maschinengeschliffenes" Messer in Solingen kaufen - das bekomme ich woanders für die Hälfte. Das einzige was die Solinger noch von anderen unterschieden, war doch die HANDARBEIT.
...

Ja, das ist auch so ein Ding. Handarbeit kostet Geld. Jedenfalls mehr Geld als die Messerherstellung in China. Und wenn ein in Handarbeit hergestelltes Messer aus Solingen mehr Geld kostet als eines aus China, dann sollte es für den Mehrpreis auch eine entsprechende Mehrleistung bringen.

Nein, ich möchte keine teuer-West-kontra-billig-Ost-Diskussion anfangen. Die wurde vor nicht allzu langer Zeit an anderer Stelle hier im Forum hinreichend geführt. Bitte nicht...

Doch tun sie das? Ich habe da manchmal meine Zweifel. Wenn ich mir z.B. meine Hartkopf-Messer aus der 292er Reihe ansehe, die mit regelrecht runder Spitze und stumpf bei mir ankommen oder mein Klaas-Monolith, das ein deutlich spürbares Klingenspiel im ausgeklappten Zustand aufweist oder mein Matrosenmesser von Löwenmesser, das nicht gerade durch eine fehlerfreie Anpassung der Griffschalen glänzt, oder ... dann wird mir wieder bewusst, dass mich insbesondere die Liebhaberei zu diesen Messern dazu bringt, sie zu kaufen. Für jemanden, der mit seinem Messer einfach nur schneiden will, reicht die angebotene Qualität mitunter nicht für eine Kaufentscheidung aus.

Aber von einer Handvoll Liebhaber alleine kann eine solche Firma nicht leben. Und wenn dann noch die einzige Marketingstrategie darin bestehen sollte, den Fachhandel zu umwerben, kann das zu wenig sein :(.

Gruß

gulogulo
 
Die alteingessenen Solinger Messerbetriebe haben die Trends verpasst. Mit altbackener Produktpalette, Formgebung und Marketing kann man heute nichts mehr verkaufen.
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Also: Ich glaube auch, dass einige der Solinger Traditionshersteller es verpasst haben, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Nach meiner Erfahrung erkennen viele überhaupt nichts.

1. Produktqualität maximal Mittelmaß
2. Marketing aus der Wirtschaftswunderzeit
3. Verkaufsrepräsentanten mit Mentalität aus der Wirtschaftswunderzeit
4. Vertriebsorganisation von vorgestern
5. Festhalten an alten Strategien, auch wenn die spürbar erfolglos sind
6. Kurz vor Krach aufspringen auf den "Umsatz durch Masse, auch wenn die aus China kommt" Zug.
7. Sich in die Hosen machen wegen der "Konkurrenz" aus China. Und gar nicht merken und abhaken, dass man mit gleicher Stategie nicht konkurrieren kann.
8. Neue Produkte mit einem Design aus der Mottenkiste. Das ist die absolute Kracher Strategie. Ein Produkt, das alte Kundenkreise verprelllt, und neue nicht erreicht. Hint: Die Droppointwüsteneisenholzfraktion ist nicht tot, mit nem Jägerkäppi auf tactical machen, kommt irgendwie nicht an.
9. Daneben gibts ein Vertriebsproblem. Solange der "Fach"handel in erster Linie auf die Spanne, weniger auf den realen Gewinn schaut, läuft man sich teilweise tot. Ist, neben mangelnder wirtschaftlicher Übersicht, sicher auch ein Wissens/Schulungs/Motivationsproblem.
10. Generelles Jammern über die Marktsituation, Stagnation, weil angeblich keiner mehr Geld ausgibt. Erlebe ich genauso. Und trotzdem kaufen die Leute für das doppelte, als vorgesehen. Mindestens. So man Argumente hat. Und vor den Leuten steht, also im klassischen Einzelhandel. Den ich auch nicht tot oder schwinden sehe.
11. Thema Trend. Der Trend wird (auch) von den Herstellern gemacht. Ich kann mich nicht beschweren, wenn der Trend in eine Richtung läuft, die mich aus dem Markt drängt, wenn ich am Trend nicht mitarbeite.

Das sind mal aus dem hohlen Bauch meine ganz persönlichen Erfahrungen, die ich auf Messen mit den Herstellern, sowie im "Fach"handel erleben konnte.

Klar ist das recht pauschal. Schlau reden kann man von draussen immer. Aber Fakt ist, da braucht man weder Controller noch Marketingspezialist sein: Wenn sich eine Strategie als wirkungslos erweist, sollte man sie eher ändern, als zu Tode reiten ;). Ansonsten ist der Ausgang klar und nur eine Zeitfrage. Das es Firmen gibt, die dem aktiv gegensteuern, mit einer Strategie, die bis übermorgen reicht (sei es durch eine Umorientierung oder Rückzug auf Kernkompetenzen), ist ja sehr erfreulich. Kann man nur wünschen, dass es klappt.

Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Die Mitarbeiter tun mir leid, der Verlust an Tradition dito. Ärgern tut mich, dass andere wiederum mit Nullstrategie, oder besser mit "wir schütten den Markt mit Blech zu, aber die Spanne stimmt" (noch und anscheinend) Erfolg haben. Aber generell, was soll ich um Firmen weinen, die so beweglich sind, wie ein Backstein. Und damit meine ich nicht, dass man jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, hinterher rennen muss. Aber warten auf die Pleite kanns nicht sein.

@gulogulo: Ich sehe das anders. Handarbeit in Solingen kann nicht auf gleichem Lohnniveau wie in China/Vietnam/sonstwo stattfinden. Und einen rein technischen Mehrwert muss es auch nicht geben. Wir haben hier eine Tradition, eine Geschichte die mitverkauft wird. Wie kaufen mit einem Messer aus Solingen Arbeitsschutz, eine Arbeitnehmervertretung, unser Sozial- und Gesundheitssystem, sauberes Wasser aus der Leitung, unser Schulsystem, eine freie Presse und Meinungsfreiheit, Autobahnen :)...und so weiter mit. Insofern sind die Messer richtig billig.
Das *ist* - zumindest erlebe ich das öfters so, für viele ein Kaufgrund - klar darf deswegen das Messer nicht wackeln, soweit würde auch bei mir die Liebe nicht gehen ;)


Grüße
Pitter
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

Doch tun sie das? Ich habe da manchmal meine Zweifel. Wenn ich mir z.B. meine Hartkopf-Messer aus der 292er Reihe ansehe, die mit regelrecht runder Spitze und stumpf bei mir ankommen oder mein Klaas-Monolith, das ein deutlich spürbares Klingenspiel im ausgeklappten Zustand aufweist oder mein Matrosenmesser von Löwenmesser, das nicht gerade durch eine fehlerfreie Anpassung der Griffschalen glänzt, oder ...

Hi,

Und das kann ich voll und ganz unterschreiben. Es ist etwas über ein Jahr her das ich bei Hartkopf am Stand auf dem Messer Gabel Scheren Markt stand, und mir diverse Taschenmesser angeschaut habe, besonders eben die mit Balbach-Damast-Klingen, da diese mich schon lange reizen. Dabei ist mir dann fast schlecht geworden, Klingenspiel in alle Richtungen, Risse im Griffmaterial besonders um die Pin's herum, Schärfe = 0 , völlig verschliffene -> "abgerundete" Spitzen. Da hilft dann der Damast von Markus leider auch nicht mehr, imo schade um das Material.

Das es auch heute noch deutlich besser geht, zeigt z.B. Böker - von denen habe ich einige "traditionelle"-Taschenmesser und da stimmen Preis/Leistung einfach. Auch Hubertus, wo ich einmal mehrere Messer vor Ort abgeholt habe, und aussuchen durfte war so ein Erfolgserlebnis :)

Grüße,
Olli
 
AW: Solinger Traditionsunternehmen geschlossen

...
@gulogulo: Ich sehe das anders. Handarbeit in Solingen kann nicht auf gleichem Lohnniveau wie in China/Vietnam/sonstwo stattfinden. Und einen rein technischen Mehrwert muss es auch nicht geben. Wir haben hier eine Tradition, eine Geschichte die mitverkauft wird. Wie kaufen mit einem Messer aus Solingen Arbeitsschutz, eine Arbeitnehmervertretung, unser Sozial- und Gesundheitssystem, sauberes Wasser aus der Leitung, unser Schulsystem, eine freie Presse und Meinungsfreiheit, Autobahnen :)...und so weiter mit. Insofern sind die Messer richtig billig.
Das *ist* - zumindest erlebe ich das öfters so, für viele ein Kaufgrund - klar darf deswegen das Messer nicht wackeln, soweit würde auch bei mir die Liebe nicht gehen ;)
...


Hallo pitter,
vieles von dem, was du geschrieben hast, sehe ich genau so. Insbesondere das "Marketing aus der Wirtschaftswunderzeit" gefällt mir :D.

Selbstverständlich kann Handarbeit in Deutschland nicht auf dem Lohnniveau der von dir genannten Staaten geleistet werden. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Wie sollte das denn auch funktionieren? Wir kaufen ja (gerne) alle die Dinge mit, die du in deinem Beitrag aufgezählt hast.

Jedoch ist der Beitrag von Oliver, sofern ich ihn nicht missverstanden habe, ein gutes Beispiel für das, was ich meine:
Jemandem (das meine ich allgemein und nicht auf Oliver bezogen :)), dem in erster Linie an dem Messer an sich (also dem Gebrauchsgegenstand) gelegen ist, für den die (Solinger) Tradition nicht sooo eine Bedeutung hat und dem vielleicht nicht unmittelbar klar ist, dass er mit dem Kauf eines Solinger Messers einen Beitrag zum Erhalt der westlichen Werte leistet, wird nur schwer vermittelbar sein, warum er mehr Geld für einen Gegenstand ausgeben soll, der bezüglich seiner Eignung als Werkzeug (objektiv) oder im Design (subjektiv) einem anderen gleichwertig oder sogar unterlegen ist. Wenn sich derjenige für das beste Preis-Leistungsverhältnis entscheidet, ist das vernünftig. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn auch die Knappheit finanzieller Mittel bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielt.

Daher meine ich, dass für einen Mehrpreis eine Mehrleistung erforderlich ist. Und wenn dieser technisch nicht möglich oder gewollt ist, dann sollte man zusehen, dass man den "ideellen Background" anpreist und als Mehrwert verkauft. Jedenfalls reicht es imo nicht, das "Solingen"-Logo unkommentiert in den Raum zu stellen. Aber das habe ich ja jetzt schon mehrfach zum Ausdruck gebracht.

[... und ja, ich bin unvernünftig und meine Liebhaberei erduldet sogar wackelige Klingen und "runde Spitzen" :D.]

Gruß

gulogulo
 
Hallo pitter, olli und gulogulo,

Ihr habt mit allem Recht. B.s.: von Klaas habe ich 2 hervorragende Messer (ein Kohlenstoff Bowie und das Monolith) - allerdings keinen Ansprechpartner (ausser Messer Roedter wüsste ich gar nicht, wo ich ein Klaas herbekomme). Keine Internetseite und auf Mails wird nicht geantwortet. Aber das habt Ihr ja schon hinreichend beschrieben.

Deswegen möchte ich noch ein paar Hersteller nennen, mit denen ich sehr gute Erfahrungen sowohl im Service als auch in der Qualität gemacht habe (vielleicht könnt Ihr diese ja ergänzen?!).

LINDER :super: (aber das ist ja bekannt im Forum)
BÖKER :super: (wurde hier bereits erwähnt)
OTTER Messer :super: (hervorragender Telefonservice, günstige Preise)
und zu allerletzt möchte ich noch die
Fa. WEBER :super: nennen, die mich sehr freundlich und kompetent beraten haben und mir meine Klinge nach meinen Vorstellungen beschalt haben.

Bis denne

kirchi
 
Ich finde es schade, wenn alte Unternehmen schliessen müssen, vor allem wegen der Arbeitnehmer, doch meist sind solche Schließungen selber verschuldet, wie hier ja auch klar gesagt wurde.
Tatsache ist jedoch leider, dass Solingen seinen Glanz verloren hat, und das aus gutem Grund. Der hervorragende Ruf der Solinger Messer wurde zum Einen durch Billigkopierer und Nachmacher zerstört, die auf jeden Dreck "SOLINGEN" geprägt haben, zum Anderen durch miese Qualität echter Solinger Hersteller, die auf billig machen um mit den Kopierern mithalten zu können. Dazu kommt die offensichtliche Kundenverarsche Marke "Handarbeit". Da werden 10 Euro Schälmesser als "Handgemacht, Handgeschliffen..." verkauft, und das in DE. Ohne Sklavenarbeit (Achtung: Sarkasmus) kann es um den Preis selbst bei billigsten Rohstoffen mit der Handarbeit nicht weit her sein, da auch Lager, Verwaltung, Vertrieb etc. kosten, und das Messer dem Hesteller wohl nur 3 Euro bringt...

Echte Handarbeit ist Sauteuer, und ihr Geld meist wert. Diese Pseudohandarbeit verdirbt den Ruf nur weiter, und lässt die echten Qualitätshersteller an Glaubwürdigkeit verlieren. BTW: Ein gutes Messer aus maschineller Produktion ist mir lieber als Handmade-Schrott.
Die Messermacher und -firmen, die konsequent gute Qualität produzieren und die Tradition hochhalten kommen unverschuldet zum Handkuss, der Ruf Solingens jedenfalls ist stark beschädigt, und das "Made in Solingen" oft nicht mehr wert als Made in EU, oder gar Made in China.
Klar es gibt tolle Hersteller in Solingen, siehe zB Solicut, aber leider sehr viel Ramsch, der den Wert der Marke Solingen zerstört hat.

lg Woz
 
...von Klaas habe ich 2 hervorragende Messer (ein Kohlenstoff Bowie und das Monolith) - allerdings keinen Ansprechpartner (ausser Messer Roedter wüsste ich gar nicht, wo ich ein Klaas herbekomme). Keine Internetseite und auf Mails wird nicht geantwortet.
...

Hallo Kirchi,
nur der Vollständigkeit wegen: Klaas hat eine Internetseite. Sie ist nur sehr gut versteckt. Hier der Link.
Die Seite hatte ich aber auch schon in Post #3 verlinkt.

Gaaanz unten auf der Startseite (das letzte Wort) findest du einen Link zum "umfangreichen Lieferprogramm" der Firma.

Gruß :)

gulogulo
 
Das mir Everts ist echt traurig, aber ich muss Pitter Recht geben, es ist voll und ganz selbst verschuldet.
Ich sehe das Problem aber nicht nur darin, das Trends verpasst wurden, die Qualität sehe ich als Hauptproblem an.

Die Solinger Unternehmen könnten ja die Nische der höchstwertigen Messer in altem Stil (klassische Jadgmesser, Nicker, Hirschhorn, Holz usw.) weiterhin besetzen.

Aber wenn ich sehe, wie das Thema gehandhabt wird wird mir übel. Schlechte Passungen, Spaltmaße, Stähle von vorgestern, sehr oft 1.4034er "Blech". Maximal wird mal 440C verwendet.
Das ist einfach auch in diesem Segment der Jagdmesser nicht mehr vertretbar.
Wenn Handarbeit, dann aber richtig. Wir sahen den Untergang der Qualität am Beispiel von Puma.

Es kann mir doch keiner sagen, das auch weltweit nicht der Markt für hochwertige Jagdklappmesser da ist!
Früher hat Puma auch noch einheimisches Horn verwendet...naja.

Und ein Messer scharf ausliefern? Eine Sache die so einfach sein sollte, scheint ein unmögliches Problem für deutsche Hersteller zu sein. China schafft das sogar, von Japan und der USA will ich gar nicht sprechen.

Also: Design von vorgestern muss nicht das Problem sein, es kann eine Nische sein, mit der man seine Position sichert, wenn man vermeiden will gegen US Großkonzerne und den Tactical Trend anzukämpfen. Man muss es dann nur konsequent umsetzen.
Oder eine Schritt für Schritt Verbesserung angehen, wer sagt das kein Markt für ein Mercator Messer mit Edelstahlheft und S30V Klinge da ist? Kostet dann eben 35€ und keine 10€. Oder ein Ankermesser mit H1 und G-10 Schalen in orange? Warum nicht? Ich würde es kaufen.

Also so leid mir es tut, ich werde auch weiterhin für kein deutsches Messer für so viel Geld zahlen wenn Qualität und Material nicht akzeptabel sind. Ein Nicker könnte doch auch aus D2 sein? Geht doch auch zu Hirschhorn und Messing? Muss doch nicht aus 440A sein oder?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Mr. S,

also das sehe ich etwas anders. Es gibt doch Nicker in ATS von Linder zum Beispiel. Zum anderen ist es bei Jagdmesser nicht immer sinnvoll den härtesten Stahl zu nehmen sondern legt auch Wert auf Flexibilität (Besonders bei den Messern die auch mal zum hauen bestimmt sind).

Mit dem 4034 ist das so eine Sache. Richtig wärmebehandelt kann man damit gute Werte erzielen. Zum anderen ist er sehr leicht zu schärfen und sehr scharf zu bekommen. Aber darüber hat Roman schon einige Threads im Forum geschrieben (und der muss es ja wissen).

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=11061

auch eine sehr interessante Seite:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=36278&highlight=4034

Nichts für ungut aber ich denke, mit den Stählen, wird oft übertrieben.
Eine richtige Wärmebehandlung und Härtung sind wohl entscheidenter.

kirchi
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich find auch das die Solinger Hersteller, die noch traditionelle Formem herstellen, so konsequent sein sollten die Schneidwaren in verschiedenen Stählen an zu bieten. Vorallem finde ich es schade wenn man bei einigen Herstellern keine Klingen mehr aus C-Stählen bekommt. Dafür aber z.B. große Jagdmesser mit weicher rostfreier Klinge, Hirschhorn und Messing am Griff und dem warm eingestempelten Schriftzug in 6mm Höhe (in ungefähr dieser Schrift Type) ORGINAL BOWIE KNIFE :irre: soviel zu tradition und das da sich keiner anpassen will:haemisch:. Also selbst C45 währ mir da dann lieber :rolleyes:.
Gruß
Geonohl
 
Zuletzt bearbeitet:
die Qualität sehe ich als Hauptproblem an.


Mr. S, Du sprichst mir aus der Seele. Meine letzte "einschneidende" Erfahrung hatte ich zwar nicht mit Messern sondern mit Beilen und nicht in Solingen sondern in Österreich, die ja mit den gleichen Erfolgsproblemen kämpfen wie die deutschen Betriebe.

Ich habe zwei Beile Bestellt, ein asymmetrisches Zimmermannsbeil und einen Hohldexel. beide handgearbeitet von einem Traditionsunternehmen.

Dass die Beilköpfe nicht lose waren hat noch gefehlt. Die Köpfe waren jedenfalls mangelhaft aufgestielt und der Schliff spottet jeder Beschreibung. Beide Werkzeuge mussten erst mal in die Schleiferei, ein Arbeiten war mit den neuen Teilen nicht möglich. Dabei haben die Beiden Stücke auch noch einiges Geld gekostet.

Bei der firma kaufe ich nie wieder was, zugeschickte Prospekte wandern sofort ind den Müll. Mir kommt schon biem bloßen denken an dn Laden die Galle hoch. Und dann wundern sich die "Traditionsbetriebe" über schwindende Umsätze?

Gruß,
Haebbie
 
Diese Staholmanie ist mir aber auch ein Rätsel. Dabei zeigen es Firmen wie Buck, dass aus einem 420er Stahl super Klingen gebaut werden können - schnitthaltig und trotzdem gut zu schärfen. Was will ich mehr?

Haebbie
 
ICh würde von vielen Solinger Herstellern einfach gern mal was neues sehn. Und sowas gibts halt nur von Böker und Lindner. Oder halt auch mal richtig gute alte Designs wie das Bowie mit guten Kohlenstoffstählen umsetzen. Die Firmen setzen viel zu wenig auf Qualität und Design.
Wenn das passen würde, würden auch wesentlich mehr Leute Messer von diesen Firmen kaufen.
mfg
Moritz
 
Tja Messer aus Solingen,

Bitte vorab meine Aussagen nicht pauschalisieren. Weder hatte ich von allen Solinger Herstellern Messer in den Händen, noch ist das was man in Händen hielt, objektiv repräsentativ.(z.B.kann ich nichts über Löwe und Ottter (ausgenommen Mercator) sagen, was für sich alleine auch schon wieder eine Aussage ist. Ausreisser nach oben oder nach unten mag es immer geben.

Eigentlich sprechen mich die klassischen, überkommenen Messerkonzepte als Kunde eher an wie das Beworbene und Gehypte.

Verkaufskonzepte, gestrickt aus Bordkanonen und markiger Werbung, zu Custompreisen haben mich noch nie angesprochen.

Womit ich aber auf keinen Fall leben will, ist schlechte Verarbeitung, die schlechte Qualität der (Hand) Arbeit aus Solingen.

Insgesamt muss ein Produkt in seiner Gesamtheit konkurrenzfähig sein, um bei mir im speziellen, oder auf dem Markt im allgemeinen bestehen zu können.

Wo die Verarbeitung brauchbar ist, sind die Preise in Liebhaberregionen entschwunden. Wo das Messer aus der Maschine fällt geht es uniform unter.
Und für so um die 400 Euro kaufe ich kein Messer von der Stange.

Wo sind denn die kleinen Solinger Manufakuren auf dem Mark präsent? Eher sehe ich ein Scheidler Nessmuk, was dort nie lange liegen bleibt, im Schaufenster.
Den hier angesprochenen Hersteller kannte ich nicht einmal. An wen wollte denn der verkaufen?

Es ist ja auch nicht so, dass man das Rad neu erfinden müsste. Aber genau so gut wie die Konkurrenz muss man schon sein. Nehmt doch mal ein vergleichbares Solinger und ein Schweizer in die Hand. Gleiches Konzept, gleiches Preissegment. Dem Rest entscheidet der Kunde. Und kauft das Schweizer.

Und wenn man es nicht mal schafft vom Anschaun her fehlerfreie Messer in den Katalog, geschweige denn in die Auslagen zu bekommen. Autsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
... Klaas hat eine Internetseite. Sie ist nur sehr gut versteckt. Hier der Link.
Die Seite hatte ich aber auch schon in Post #3 verlinkt.
Gaaanz unten auf der Startseite (das letzte Wort) findest du einen Link zum "umfangreichen Lieferprogramm" der Firma. Gruß :) gulogulo
Joh, selbst wenn man das als Internetseite bezeichnen möchte: wenn das das Lieferprogramm ist: gute Nacht! Und was findet man unter Sammlermesser? Ne Katalogseite mit dem Jahresmesser 1998. Und sonst? Nada.
Seit geraumer Zeit schaue ich ab und an mal auf der Seite von Hubertus vorbei. Ich finde, die machen keine schlechten Messer. Innovativ können sie auch sein, wenn sie wollen, z.B. mit dem Rettungsmesser vor einigen Jahren. Aber auf der Seite tut sich seit Jahren fast nichts. Keine vernünftigen Fotos, einfachste Aufmachung.

Da fängt es doch an. Klar kann ich bei der Firma vorbeifahren oder anrufen. Als Kunde informiere ich mich heute aber zuallererst im Internet. Und wenn es da schon an den Basisinfos und ein paar Bildern zum Anfüttern mangelt, kann einem die Lust vergehen.

Was mich am Stahl aufregt, ist weniger die Verwendung von 4034, 440A etc. an sich (wobei ich 4034 mit 54 HRC für ein Jagdmesser wirklich für Blech halte), sondern der Umstand, dass in dem Zusammenhang immer von Hochleistungsstahl blabla geschrieben wird. Ich denke, dass ein großer Teil der potenziellen Käufer sich damit nicht mehr abspeisen lässt. Vielleicht wissen die meisten nicht wirklich über Stahl Bescheid. Aber zumindest werden die meisten schonmal gehört haben, dass es noch was anderes gibt.


... Die Solinger Unternehmen könnten ja die Nische der höchstwertigen Messer in altem Stil (klassische Jadgmesser, Nicker, Hirschhorn, Holz usw.) weiterhin besetzen. ... Es kann mir doch keiner sagen, das auch weltweit nicht der Markt für hochwertige Jagdklappmesser da ist! ... Also: Design von vorgestern muss nicht das Problem sein, es kann eine Nische sein, mit der man seine Position sichert, wenn eman vermeiden will gegen US Großkonzerne und den Tactical Trend anzukämpfen. Man muss es dann nur konsequent umsetzen. ...
Sehe ich ganz genauso!
Gleichzeitig muss sich halt am Marketing einiges ändern bzw. es müsste erstmal eines geben. Dann wüsste man auch, was auch heute noch alles aus Solingen kommt.
Klassisches Design und moderne/praktikable Materialien schließen sich ja absolut nicht aus. Es bringt m.M.n. allerdings wenig, von D2000-eisgehärtetem-Razorsteel zu faseln und "trotzdem" 440B zu verwenden. Abgesehen davon halte ich Diefenthal-Messer für die mit am besten verarbeitendsten Messer aus Solingen.

Gruß
 
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