SpäMi Messer

Xerxes

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Hi Leute,

dieses Messer ist nicht nach einem konkreten Fund gearbeitet, orientert sich aber an Messern des späten Hochmittelalters und Spätmittelalters. Für Markttauglich halte ich es allemal;-)

Klinge aus 1.2442

Griffschalen aus europäischem Rinderknochen

Pins aus Bronze

Die Griffschalen sind nicht mit modernem Kleber aufgeklebt sondern durch die Bronzepins fest mit der Angel vernietet. Dazu habe ich die Bohrlöcher in den Griffschalen vorsichtig konisch aufgerieben und mit den Bronzepins vernietet. Zwischen Schalen und Angel habe ich lediglich etwas Schellack-Kopal-Gemisch aufgebracht um zu verhindern, dass Wasser eindringt. Die Griffschalen sind dierekt auf die geschmiedete Oberfläche gesetzt.

Die Hamon/Härtelinie ist für mich selber überraschend. Ich habe die Klinge vollständig und ohne Lehmmanten gehärtet. Der Test mit Härteprüffeilen hat gezeigt, dass die gesamte Klinge gehärtet wurde, die Schneide scheint jedoch noch härter als der Rücken zu sein. Trotz der vollständig durchgehärteten Klinge hat sich diese recht ansehnliche Gefügeerscheinung gebildet???

Gruß Jannis
 

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Sieht sehr praktisch aus, dein Messerchen.
Es schreit um div. Küchenarbeiten und bettelt dich förmlich an kleinere Schnitzereien erledigen zu dürfen!
Du machst leider keine Angaben bezüglich der Länge, Breite und Dicke der Klinge.
Meiner Meinung nach sind, beim Härten, länger, höhere Temperaturen, im Bereich der Schneide, entstanden
und diese konnte, sicher auch, sehr viel schneller abkühlen.
Dadurch konnte eine Art Hamon entstehen.
Aber U.Gerfin und die anderen Profis auf dem Gebiet der "Stahlwissenschaften" werden uns das sicher sehr besser erklären können!
Fehlt doch nur mehr eine maßgeschneiderte "LEDERHOSE", oder führst du das Teil im Beutel mit dir mit?
Stimmt doch, Pitter?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jannis,
ich finde es nicht nur "markttauglich" sondern auch noch wunderschön!
Es hat eine tolle form und lädt geradezu ein benutzt zu werden!
Vielleicht brauche ich doch noch mal eine Hochmittelalter-Klammotte, allein um so hübsche Messer tragen zu können ;)

Was waren denn die Härteparameter und wurde in Ofen oder Esse gehärtet?

Grüße,
Eisenbrenner
 
Hallo, ich finde das Messer ganz große Klasse, ja richtig formvollendet, so eine schöne und sicher sehr praktische Klingenform dazu der Griff im richtigen Winkel, alles inklusive der Details. Auf einem Bild meine ich auch den sehr guten Anschliff erkennen zu können und in der Großaufnahme sehe ich die perfekte Schneide. Einzig die Klingenoberfläche, da sehe ich in der Großaufnahme noch einige "Riefen". Das mit der Härtelinie interessiert mich allerdings auch, dazu währe es gut von Dir genauere Angaben zu erhallten.
 
Hi Leute,

vielen Dank für eure Kommentare, hier dann nochmal die Maße:

Gesamtlänge: ca. 224mm
Klingenlänge: ca. 121,5mm
Grifflänge: ca. 102,5mm
Scharf: ca. 113mm
Klingendicke am Ricasso: ca. 3mm
Klingenhöhe am Ricasso: ca. 22mm

Ja, mit der Härteerscheinung bin ich wirklich überfragt. Alle Vermutungen die ihr aufgestellt habt kann ich ausschließen. Ich hab mir selber schon den Kopf darüber zerbrochen, bin aber zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen.

Die Klinge hab ich im Härteofen gehärtet, Überhitzen der Schneide kann ich also ausschließen.

Auch eine zu geringe Verweildauer im Ofen, so dass der Rücken der Klinge noch zu kalt war, kann ich ausschließen. Per Sichtfenster konnte ich kontrollieren, dass die Klinge vollständig auf Temperatur war.

Ein Abkühlen der Klinge auf dem Weg vom Ofen zum Abschreckbad kann ich auch ausschließen. Ich kann mein Härtebad für Klingen bis ca. 350mm Gesamtlänge direkt bis vor die Ofenöffnung fahren. Es hat vom Ofen bis ins Bad keine Sekunde gedauert und rein von der Optik hat sich an der Schneidentemperatur nichts getan.

Das einzige was mir noch einfällt, wäre, dass die Schneide eine längere Haltezeit hatte, da sie im Ofen ja auch früher auf Temperatur gekommen ist. Dadurch könnte die Karbidlösung in der Schneide weiter fortgeschritten sein, als im Rest der Klinge.

Außerdem könnte die Schneide beim Abschrecken deutlich schneller abgekühlt worden sein, wodurch sich evtl. geringe Gefügeunterschiede ergeben haben. Das würde mich aber schon etwas wundern, da der 1.2442 ja nicht besonders umwandlungsfreundlich ist und bei dem Querschnitt ohne Probleme vollständig durchhärten müsste.

Die Klinge ist ja auch vollständig hart, nur erscheint mir die Schneide etwas härter...

Einzig die Klingenoberfläche, da sehe ich in der Großaufnahme noch einige "Riefen".

Hihi, ich war auch am überlegen, ob ich dieses Foto einstelle und ob man mich wohl drauf anspricht:steirer: Mit bloßem Auge kann ich kein ungleichmäßiges Schliffbild mehr erkennen. Ich habs allerdings vor dem Fotografieren auch nicht mit ner Lupe kontrolliert. Aber dafür finde solche Makroaufnahmen immer recht interessant. Alleine um zu sehen, was da noch rauszuholen ist;-)

Gruß Jannis
 
Hallo,

das Messer hat meiner Meinung nach eine optisch sehr ansprechende (ideale) Linienführung, das dass dem Mittelalter angelehnt ist, hätte ich dabei auch nicht gedacht.
Gerade die Umsetzung mit den vernieteten Knochengriffschalen und Bronzepins entspricht meinen "klassischen Vorstellungen" schon sehr gut.

Für die praktischen Möglichkeiten bei so einem Schmuckstück könnte ich mir viele Anwendungsbereiche vorstellen.

Also die Form des Messers hat es mir definitiv angetan - Danke fürs zeigen!

Gruß knifefaan
 
Hallo, also das mit der Großaufnahme musste ich Dir als ganz hervorragendem Messermacher einfach sagen, ich mache manchmal solche Aufnahmen und dann ist es genau so wie Du sagst, mit dem Auge erkennt man nichts, aber auf dem Foto sieht das dann halt so aus.
Zu Deiner Härtung, ich kann mir das nach Deiner Beschreibung so vorstellen: der dickere Rücken, war eben bedingt durch die größere Stärke, etwas kürzer auf Temperatur, so dass, der C wohl etwas weniger gelöst wurde und es dadurch zu geringen Unterschieden im Martensietgehalt gekommen ist.
 
Es ist wirklich gelungen.. denn wenn man auch den historischen Ansatz sieht kommt es einem Mittelalter-EDC sehr nah. Das würde ich mir auf Mittelaltermärkten auch umschnallen. Einfach toll.....
Die Frage des Transports liegt auf der Hand, jedoch wurden die Messer früher wirklich in einem ähnlichen Beutel getragen - zusammen mit dem Feuerzeug. Damlas gabs eben keinen Durchstechschutz oder änhliche Dinge.
Außerdem kostete so ein Messer früher schon sein gutes Geld und für eine Lederscheide mußte man damals sehr viel investieren oder diese selbst anfertigen. Die ersten waren aus Stoff und später ging man über diese aus Holz zu fertigen... Danach erst kam Leder und Kaufleute aus dem Osten brachten die ersten lederummantelte Metallscheiden mit. Das einfache Volk aber trug die Messer im Beutel zusammen mit dem Feuerschläger und etwas Zunder oder mit einem Pfriem zu Essen.
 
Hallo Jannis,
Ein sehr schönes Messer ist das geworden ! Ich finde die Linie und die Proportionen sehr gelungen!
Das Problem mit dem 1.2442 hab ich in ähnlicher Form auch schon gehabt. Der Thread hatte den Titel :
1.2442 Flecken auf der Klinge.


Gruß
Micky
 
Hi Eisenbrenner,

Härtetemperatur 820 Grad, nach dem Durchwärmen 3-4 Min Haltezeit...

Gruß Jannis
 
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