pebe
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Spartan Blades Harsey 3.25 Damascus - Gimli‘s Schwert
Es war mal wieder soweit - ein Messer von meiner Ewigen Liste fand sich unerwartet und machte sich nach kurzem Schütteln ob der notwendigen Dukaten auf den Weg zur Burg.
Auf dieser Liste steht und stand ein kleinerer Heavy Duty Folder für den Hosensack.
Das soll und kann nur nur ein full titanium Klapper sein - ein Ritter in voller Rüstung. Trägt dieser ein Wappen besonders edler Herkunft muss auch noch Damast dran.
So sei es!
Gesucht war zwar ein klassisches EDC Format, das dann aber trotz massiver bauweise sowohl handlich wie leicht genug sein muss. Damit war klar, dass wir wohl über einen eher schmächtigen Kandidaten mit schmaler und kürzerer Klinge sprechen würden.
Formal passend wäre hier eigentlich der Titanklassiker schlechthin - das small Sebenza Damast. Allein. Das Small ist mit nur 7,6cm oder 3“ Klinge als massives full titanium EDC letzlich zu klein für jemanden, der große Hände nebst der passenden Statur aufweist.
Es gab da in dieser Liga jedoch eines, was mich seit einigen Jahren immer wieder mal beschäftigte, das kleine Spartan Blades Harsey mit 8,3cm Damastklinge. Ein Heavy Duty Kampfzwerg - der könnte knapp passen.
Aber von vorne.
Spartan Blades wurde 2008 von zwei ehemaligen U.S. Special Forces Veteranen gegründet und deren Messer haben nach eigener Aussage damit auch stets militärisches DNA für Heavy Duty Use.
Im Zeitablauf holten sich die Beiden mit Messermacherlegende Bill Harsey und Les Georges zwei ausgewiesene Spezialisten zur Gestaltung zusätzlich mit an Bord.
Der große SB Harsey Folder mit dolchiger 10cm Klinge ist längst etablierter und preisgekrönter Bestandteil der Messer-Community.
Here we go.
Richtig unerwartet, wie oben beschrieben, war der Fund meiner Version mit Silber Titan Hardware nicht, sondern eher, dass Georg von GGear bereit war, mir die Hardware für die nicht verfügbare Bronze-Version nachzuliefern, statt 8 Monate auf eine Messer Neubestellung zu warten. Top Service!
Was haben wir nun?
Das kleine Harsey hat eine wunderbare Chad Nichols Damastklinge, das eigentlich Highlight an dem Spartan Harsey und einige weitere schön ausgestaltete Details.
Dazu zählen die vertrauenswürdig große Achsschraube als auch die sauber teilversenkten Chassisschrauben. Alle Schrauben entsprechen einem schönen wie wertigen Customdesign und sind auch makellos gefertig.
Überhaupt. Das Fertigungsniveau ist ziemlich vergleichbar mit Rick Hinderer Knives oder auch knapp Chris Reeve. Und wie diese „All made in USA“.
Die große Achsschraube dient auf der Rückseite mit einer Ecke als Overtravel-Stop, der Clip hat einen ausgeschnittenen Pfeil, der sich wohltuend von manchem schlicht gebogenen Blech abhebt.
Die Logos auf den scales sind sehr sauber und haben Tiefe - keine Ahnung, ob graviert oder mit Laser. Jedenfalls auch präzise und wertig gemacht.
Daumenpins gibt es auf beiden Seiten, ebenso die passenden Ausbuchtungen in den Scales. Diese sind mit einer Art matten Sonnenschliff versehen, der vermutlich neben dem Design auch ein Schutz gegen ein Abgriffeln darstellt - jedenfalls ein weiteres schönes Detail.
Der Cutout der Lockbar ist innen, sodaß das Erscheinungsbild auch auf der Lockseite clean bleibt. Allerdings ist die Ausfräsung der Lockbar unnötig breit, um nicht zu sagen - riesig. Definitiv zu werkzeugig für den Nobelzwerg. Schade.
Der kleine Harsey hat für die Größe ordentlich viel Jimping. Weniger als ein Hinderer, mehr als ein Sebenza. Direkt auf der Klingenoberseite ziemlich scharfkantig agressiv, die übrigen angenehm und aus meiner Sicht genau richtig griffig.
Als Heavy Duty deklariert unterstreicht dies den Anspruch - optisch wie haptisch.
Insgesamt geben die wertigen Details dem Messer durchaus eine Custom Note, als Factory Custom geht es bei mir mit diesem Erscheinungsbild durch - Georg nennt Spartan Blades nicht umsonst eine Boutique Marke.
Es gibt jedoch noch weitere kleinere und größere Dinge, die auffallen:
Direkt nach dem Auspacken habe ich, nix Gutes ahnend, die Klinge nachgemessen und es ergaben sich tatsächlich nur 8,1 cm. Enttäuschend klein. Weil.
Das ist erstens unter den angegebenen 3.25“ (8,3cm) und zweitens hatte ich eher auf ein, zwei Milimeter darüber gehofft, in der Annahme, dass der Schleifprozess eher Sicherheitsreserve nach oben berücksichtigt.
Die Klingenstärke mit 3,1 mm entspricht der Werksangabe und ist in dieser Baugröße stimmig für den Stabilitäts Anspruch.
Länge geschlossen messe ich die angegebenen 10,1 cm und das Gewicht beträgt sogar nur erfreulich leichte 81g.
Diese kompakten Maße passen dann wirklich gut in die Hosentasche. Eingeclipt ist das kaum merklich.
Wie macht sich der Gimli in der Handhabung?
Da müssen wie kurz auf das Original zurückgreifen. Der große Harsey Folder hat ohne jeden Zweifel Kampfmesser Gene. Die gut 10 cm lange Klinge hat eine dolchige Form, die Griffmulden sind so angeordnet, dass eine geradlinige Stechhaltung eingenommen und unterstützt wird.
Der kleine Harsey Folder ist eine maßstabgerechte Verkleinerung - nur daß hier die Griffmulden in meiner Handgröße keinen 4-Fingergriff ermöglichen und sich so auch keine ergonomische EDC Klingenführung ergibt. Es sei denn, man möchte irgendwo reinpieken statt zu schneiden.
Aber. In vielen Reviews wird zusätzlich bemängelt, dass die Klinge keine Schleifkerbe besitzt, am Ricasso einige Milimeter stumpf bleiben und dort wie ein Herder 1922 mit Bart ausgeformt ist.
Ich bezweifle stark, dass Bill Harsey oder Spartan Blades hier gedankenlos Unfug produziert haben. Vielmehr wird es so sein, dass dieser ungeschliffene dicke Abschnitt zusammen mit der Scale als Fingerauflage statt einem Choil vorgesehen ist.
Genau so, läßt sich der kleine Harsey auch vernünftig als EDC benutzen. Pinchgrip geht natürlich auch.
Dann. Die beidseitigen Ausbuchtungen zum Öffnen der Klinge für Rechts- wie Linkshänder sind zwar sinnvoll, bilden aber kaum eine Stufe zu einander, sodaß nur ein sehr kleiner Überstand übrig bleibt, um die Lockbar seitlich zum Lösen wegzudrücken.
Als Trockenübung funktioniert es einigermaßen zuverlässig, mit etwas Hektik im Geschehen wird‘s schwieriger.
Es fällt mir hier zum ersten Mal etwas schwerer, ein Messer klar einzuordnen.
Denn. Im Grunde ist der kleine Harsey gut vergleichbar mit dem small Sebenza. Quasi das Reeve’sche Small im Anzug statt im Blaukittel.
Der Ansatz stimmt, jedoch ist die Umsetzung aus meiner Sicht nicht vollständig gelungen.
Das Small Sebenza hat zwar die noch kürzere Klinge, diese ist dafür aber etwas höher. Für mich schon rein optisch, die harmonischere Lösung und die non-choil Lösung am Harsey hebt den Längenvorteil wieder auf.
Das Small Sebenza setzt Links- und Rechtshändermesser konsequent mit getrennten scales um. Bei Harsey bleibt hier der Lock auf der falschen Seite für Linkshänder.
Und. Auch wenn die Abdeckung für den Clipumbau auf der Fronseite wertig mit Logo gemacht ist, bleibt es für mich ein störendes Element an einem Messer mit Customdesign. Dort bekommt der User gleich die passende Uni Variante gefertigt.
Fairerweise sei angemerkt, dass mir persönlich beide Messer zum vernünftigen Greifen zu klein bzw zu wenig passend ausgeformt sind. Und für meine großen Hände kann weder Spartan Blades noch Chris Reeve etwas.
Allerdings. Ein Native 5, ein TRM Neutron sowie ein Moki FishOwl zeigen eindrucksvoll, wie kleinere Messer noch leichter, trotzdem stabil genug und vorallem ergonomisch auch in größeren Händen gut funktionieren können.
Jedoch, alles keine Full Titanium Klapper hier, wenngleich es das TRM und das Native aber ebenso in full ti gibt.
Natürlich, ein Full Ti ist die robusteste Variante, letztlich materialtechnisch am unempfindlichsten. Aber genau dies wird mit dem Sebenza Blaumann widerum konsequenter umgesetzt als mit dem verzierten Harsey, dem Gebrauchsspuren vemutlich überhaupt nicht gut stehen.
Der große Harsey ist ein Full 4“ Messer, dem kleineren würden 3.5“ also 8,9 cm Klingenlänge oder knapp darunter in jeder Hinsicht deutlich besser zu Gesicht stehen. Das Gewicht wäre vermutlich immer noch unter 100g und damit für einen Full Titanium akzeptabel.
Am Ende komme ich zur Überzeugung, dass Spartan Blades sich besser an Hinderer statt an Chris Reeve für die Größenunterschiede orientiert hätten.
Das liegt vor allem daran, das ein Large Sebenza mit 3.75“ Klingelänge für die meisten bereits EDC tauglich ist - der große Harsey wie auch der 4“ Hinderer eben nicht und dann der Größensprung soweit runter nicht wirklich sinnvoll scheint.
Erschwerend kommt hinzu, dass eine schmale Dolchform, die nicht rückendünn und dünn an der Fase ausgeschliffen ist, wenig Vorteile als EDC bietet.
Praktisch verglichen, gibt es nichts, wo mein Hartkopf Damast nicht die Nase vorn hat. Kein Clip, würde Daniel aka @Bukowski sagen. Und da hat er recht.
Edit. ( Ja, Ja - auch nicht verschraubt )
Ob Heavy Duty in Titanium in dieser Baugröße als Überschrift überhaupt einen Sinn ergibt, ist eine andere Frage. Kurze Klingen taugen in schneidfähigen Maßen wenig zum Aufhebeln von Kellertüren oder zum Aufschlitzen von Autoreifen.
Dennoch. Titanium ist ein sehr robustes, unempfindliches Material und auch ich habe einen Faible für solche Folder. Weil nur full ti ist full ti - keine Frage.
Insgesamt ist der kleine Harsey ein wertiges Klappmesser, sauber gemacht mit schönen Details - zusammen mit der Damastklinge schlicht ein sehr schönes Messer.
Und genau das ist der Grund, weshalb ich dieses Messer geholt habe.
Mir war im Vorfeld klar, dass es schneidfreudigere, ergonomischere, durchdachtere UND günstigere Schneidzwerge gibt. Aber eben wenig schönere. 😋
Muss man den haben?
Burgherren mit großem Spleen und kleinen Händen - am ehesten. Tatsächlich kämen wir vermutlich mit nur 4mm mehr Klinge wie Scales an einen wirklich brauchbaren Punkt für meine größere Hände. Mit Handschuhegröße 7-8 sieht das natürlich anders aus.
Mein Benchmark Bugout Carbon liegt jedenfalls bei identischer Klingenlänge um Welten besser in der Hand. Fakt. Und in der Preisklasse vom Harsey sollte man das auch so deutlich anmerken.
Der kleine Harsey Damast ist eher für Geniesser der wertigen Machart. Es ist ohne Frage ein besonders schönes wie wertig gemachtes kleines Messer.
Als Daily Nobel User für den täglichen Gebrauch kann ich ihn aber nur für kleinere Hände empfehlen - die übrigen Einschränkungen muss man nicht zwingend teilen bzw kann man auch mit Nachsicht betrachten - echte KnifeNerds sind schließlich leidensfähig.
Ich bin mir einigermaßen sicher, eine 3.5“ Version fände reißenden Absatz. Allerdings, regelmäßig ausverkauft ist auch die 3.25“ Version. 😜
Ein schönes, vermutlich letztes, Sommerwochenende,
grüsse, pebe
Es war mal wieder soweit - ein Messer von meiner Ewigen Liste fand sich unerwartet und machte sich nach kurzem Schütteln ob der notwendigen Dukaten auf den Weg zur Burg.
Auf dieser Liste steht und stand ein kleinerer Heavy Duty Folder für den Hosensack.
Das soll und kann nur nur ein full titanium Klapper sein - ein Ritter in voller Rüstung. Trägt dieser ein Wappen besonders edler Herkunft muss auch noch Damast dran.
So sei es!
Gesucht war zwar ein klassisches EDC Format, das dann aber trotz massiver bauweise sowohl handlich wie leicht genug sein muss. Damit war klar, dass wir wohl über einen eher schmächtigen Kandidaten mit schmaler und kürzerer Klinge sprechen würden.
Formal passend wäre hier eigentlich der Titanklassiker schlechthin - das small Sebenza Damast. Allein. Das Small ist mit nur 7,6cm oder 3“ Klinge als massives full titanium EDC letzlich zu klein für jemanden, der große Hände nebst der passenden Statur aufweist.
Es gab da in dieser Liga jedoch eines, was mich seit einigen Jahren immer wieder mal beschäftigte, das kleine Spartan Blades Harsey mit 8,3cm Damastklinge. Ein Heavy Duty Kampfzwerg - der könnte knapp passen.
Aber von vorne.
Spartan Blades wurde 2008 von zwei ehemaligen U.S. Special Forces Veteranen gegründet und deren Messer haben nach eigener Aussage damit auch stets militärisches DNA für Heavy Duty Use.
Im Zeitablauf holten sich die Beiden mit Messermacherlegende Bill Harsey und Les Georges zwei ausgewiesene Spezialisten zur Gestaltung zusätzlich mit an Bord.
Der große SB Harsey Folder mit dolchiger 10cm Klinge ist längst etablierter und preisgekrönter Bestandteil der Messer-Community.
Here we go.
Richtig unerwartet, wie oben beschrieben, war der Fund meiner Version mit Silber Titan Hardware nicht, sondern eher, dass Georg von GGear bereit war, mir die Hardware für die nicht verfügbare Bronze-Version nachzuliefern, statt 8 Monate auf eine Messer Neubestellung zu warten. Top Service!
Was haben wir nun?
Das kleine Harsey hat eine wunderbare Chad Nichols Damastklinge, das eigentlich Highlight an dem Spartan Harsey und einige weitere schön ausgestaltete Details.
Dazu zählen die vertrauenswürdig große Achsschraube als auch die sauber teilversenkten Chassisschrauben. Alle Schrauben entsprechen einem schönen wie wertigen Customdesign und sind auch makellos gefertig.
Überhaupt. Das Fertigungsniveau ist ziemlich vergleichbar mit Rick Hinderer Knives oder auch knapp Chris Reeve. Und wie diese „All made in USA“.
Die große Achsschraube dient auf der Rückseite mit einer Ecke als Overtravel-Stop, der Clip hat einen ausgeschnittenen Pfeil, der sich wohltuend von manchem schlicht gebogenen Blech abhebt.
Die Logos auf den scales sind sehr sauber und haben Tiefe - keine Ahnung, ob graviert oder mit Laser. Jedenfalls auch präzise und wertig gemacht.
Daumenpins gibt es auf beiden Seiten, ebenso die passenden Ausbuchtungen in den Scales. Diese sind mit einer Art matten Sonnenschliff versehen, der vermutlich neben dem Design auch ein Schutz gegen ein Abgriffeln darstellt - jedenfalls ein weiteres schönes Detail.
Der Cutout der Lockbar ist innen, sodaß das Erscheinungsbild auch auf der Lockseite clean bleibt. Allerdings ist die Ausfräsung der Lockbar unnötig breit, um nicht zu sagen - riesig. Definitiv zu werkzeugig für den Nobelzwerg. Schade.
Der kleine Harsey hat für die Größe ordentlich viel Jimping. Weniger als ein Hinderer, mehr als ein Sebenza. Direkt auf der Klingenoberseite ziemlich scharfkantig agressiv, die übrigen angenehm und aus meiner Sicht genau richtig griffig.
Als Heavy Duty deklariert unterstreicht dies den Anspruch - optisch wie haptisch.
Insgesamt geben die wertigen Details dem Messer durchaus eine Custom Note, als Factory Custom geht es bei mir mit diesem Erscheinungsbild durch - Georg nennt Spartan Blades nicht umsonst eine Boutique Marke.
Es gibt jedoch noch weitere kleinere und größere Dinge, die auffallen:
Direkt nach dem Auspacken habe ich, nix Gutes ahnend, die Klinge nachgemessen und es ergaben sich tatsächlich nur 8,1 cm. Enttäuschend klein. Weil.
Das ist erstens unter den angegebenen 3.25“ (8,3cm) und zweitens hatte ich eher auf ein, zwei Milimeter darüber gehofft, in der Annahme, dass der Schleifprozess eher Sicherheitsreserve nach oben berücksichtigt.
Die Klingenstärke mit 3,1 mm entspricht der Werksangabe und ist in dieser Baugröße stimmig für den Stabilitäts Anspruch.
Länge geschlossen messe ich die angegebenen 10,1 cm und das Gewicht beträgt sogar nur erfreulich leichte 81g.
Diese kompakten Maße passen dann wirklich gut in die Hosentasche. Eingeclipt ist das kaum merklich.
Wie macht sich der Gimli in der Handhabung?
Da müssen wie kurz auf das Original zurückgreifen. Der große Harsey Folder hat ohne jeden Zweifel Kampfmesser Gene. Die gut 10 cm lange Klinge hat eine dolchige Form, die Griffmulden sind so angeordnet, dass eine geradlinige Stechhaltung eingenommen und unterstützt wird.
Der kleine Harsey Folder ist eine maßstabgerechte Verkleinerung - nur daß hier die Griffmulden in meiner Handgröße keinen 4-Fingergriff ermöglichen und sich so auch keine ergonomische EDC Klingenführung ergibt. Es sei denn, man möchte irgendwo reinpieken statt zu schneiden.
Aber. In vielen Reviews wird zusätzlich bemängelt, dass die Klinge keine Schleifkerbe besitzt, am Ricasso einige Milimeter stumpf bleiben und dort wie ein Herder 1922 mit Bart ausgeformt ist.
Ich bezweifle stark, dass Bill Harsey oder Spartan Blades hier gedankenlos Unfug produziert haben. Vielmehr wird es so sein, dass dieser ungeschliffene dicke Abschnitt zusammen mit der Scale als Fingerauflage statt einem Choil vorgesehen ist.
Genau so, läßt sich der kleine Harsey auch vernünftig als EDC benutzen. Pinchgrip geht natürlich auch.
Dann. Die beidseitigen Ausbuchtungen zum Öffnen der Klinge für Rechts- wie Linkshänder sind zwar sinnvoll, bilden aber kaum eine Stufe zu einander, sodaß nur ein sehr kleiner Überstand übrig bleibt, um die Lockbar seitlich zum Lösen wegzudrücken.
Als Trockenübung funktioniert es einigermaßen zuverlässig, mit etwas Hektik im Geschehen wird‘s schwieriger.
Es fällt mir hier zum ersten Mal etwas schwerer, ein Messer klar einzuordnen.
Denn. Im Grunde ist der kleine Harsey gut vergleichbar mit dem small Sebenza. Quasi das Reeve’sche Small im Anzug statt im Blaukittel.
Der Ansatz stimmt, jedoch ist die Umsetzung aus meiner Sicht nicht vollständig gelungen.
Das Small Sebenza hat zwar die noch kürzere Klinge, diese ist dafür aber etwas höher. Für mich schon rein optisch, die harmonischere Lösung und die non-choil Lösung am Harsey hebt den Längenvorteil wieder auf.
Das Small Sebenza setzt Links- und Rechtshändermesser konsequent mit getrennten scales um. Bei Harsey bleibt hier der Lock auf der falschen Seite für Linkshänder.
Und. Auch wenn die Abdeckung für den Clipumbau auf der Fronseite wertig mit Logo gemacht ist, bleibt es für mich ein störendes Element an einem Messer mit Customdesign. Dort bekommt der User gleich die passende Uni Variante gefertigt.
Fairerweise sei angemerkt, dass mir persönlich beide Messer zum vernünftigen Greifen zu klein bzw zu wenig passend ausgeformt sind. Und für meine großen Hände kann weder Spartan Blades noch Chris Reeve etwas.
Allerdings. Ein Native 5, ein TRM Neutron sowie ein Moki FishOwl zeigen eindrucksvoll, wie kleinere Messer noch leichter, trotzdem stabil genug und vorallem ergonomisch auch in größeren Händen gut funktionieren können.
Jedoch, alles keine Full Titanium Klapper hier, wenngleich es das TRM und das Native aber ebenso in full ti gibt.
Natürlich, ein Full Ti ist die robusteste Variante, letztlich materialtechnisch am unempfindlichsten. Aber genau dies wird mit dem Sebenza Blaumann widerum konsequenter umgesetzt als mit dem verzierten Harsey, dem Gebrauchsspuren vemutlich überhaupt nicht gut stehen.
Der große Harsey ist ein Full 4“ Messer, dem kleineren würden 3.5“ also 8,9 cm Klingenlänge oder knapp darunter in jeder Hinsicht deutlich besser zu Gesicht stehen. Das Gewicht wäre vermutlich immer noch unter 100g und damit für einen Full Titanium akzeptabel.
Am Ende komme ich zur Überzeugung, dass Spartan Blades sich besser an Hinderer statt an Chris Reeve für die Größenunterschiede orientiert hätten.
Das liegt vor allem daran, das ein Large Sebenza mit 3.75“ Klingelänge für die meisten bereits EDC tauglich ist - der große Harsey wie auch der 4“ Hinderer eben nicht und dann der Größensprung soweit runter nicht wirklich sinnvoll scheint.
Erschwerend kommt hinzu, dass eine schmale Dolchform, die nicht rückendünn und dünn an der Fase ausgeschliffen ist, wenig Vorteile als EDC bietet.
Praktisch verglichen, gibt es nichts, wo mein Hartkopf Damast nicht die Nase vorn hat. Kein Clip, würde Daniel aka @Bukowski sagen. Und da hat er recht.
Edit. ( Ja, Ja - auch nicht verschraubt )
Ob Heavy Duty in Titanium in dieser Baugröße als Überschrift überhaupt einen Sinn ergibt, ist eine andere Frage. Kurze Klingen taugen in schneidfähigen Maßen wenig zum Aufhebeln von Kellertüren oder zum Aufschlitzen von Autoreifen.
Dennoch. Titanium ist ein sehr robustes, unempfindliches Material und auch ich habe einen Faible für solche Folder. Weil nur full ti ist full ti - keine Frage.
Insgesamt ist der kleine Harsey ein wertiges Klappmesser, sauber gemacht mit schönen Details - zusammen mit der Damastklinge schlicht ein sehr schönes Messer.
Und genau das ist der Grund, weshalb ich dieses Messer geholt habe.
Mir war im Vorfeld klar, dass es schneidfreudigere, ergonomischere, durchdachtere UND günstigere Schneidzwerge gibt. Aber eben wenig schönere. 😋
Muss man den haben?
Burgherren mit großem Spleen und kleinen Händen - am ehesten. Tatsächlich kämen wir vermutlich mit nur 4mm mehr Klinge wie Scales an einen wirklich brauchbaren Punkt für meine größere Hände. Mit Handschuhegröße 7-8 sieht das natürlich anders aus.
Mein Benchmark Bugout Carbon liegt jedenfalls bei identischer Klingenlänge um Welten besser in der Hand. Fakt. Und in der Preisklasse vom Harsey sollte man das auch so deutlich anmerken.
Der kleine Harsey Damast ist eher für Geniesser der wertigen Machart. Es ist ohne Frage ein besonders schönes wie wertig gemachtes kleines Messer.
Als Daily Nobel User für den täglichen Gebrauch kann ich ihn aber nur für kleinere Hände empfehlen - die übrigen Einschränkungen muss man nicht zwingend teilen bzw kann man auch mit Nachsicht betrachten - echte KnifeNerds sind schließlich leidensfähig.
Ich bin mir einigermaßen sicher, eine 3.5“ Version fände reißenden Absatz. Allerdings, regelmäßig ausverkauft ist auch die 3.25“ Version. 😜
Ein schönes, vermutlich letztes, Sommerwochenende,
grüsse, pebe
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