Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
- Beiträge
- 5.874
Olá,
Smith von der Tankstelle ist, wie auch ich, ein Freund schwerer Metalle. Auch Messer spielen dabei eine Rolle. Da ich ihn regelmäßig auf dieses Thema anspreche, ist die Luft ständig leicht eisenhaltig, wenn wir uns treffen. Letztens hatte er mir ja den FACOM-Ganzstahlfolder zur Dokumentation überlassen und so zur Bereicherung unseres gemeinsamen Wissensstandes beigetragen.
Er erzählt nebenbei immer wieder von seinen Messern, japanischen Schwertern und anderen beeindruckenden Schneidern. Ich glaube ihm aufs Wort. Verfügt er nämlich auch sonst über mächtig aufregendes „heavy metal“: Ich erwähne hier unvollständigkeitshalber nur seine Wettbewerbs-Aprilia (Spitze 300 km/h), welche er mir bereits auf seine Art (auf dem Hinterrad ) vorgeführt hat. Diese Portugiesen …
Letztes Wochenende hat er mir dann „Die Drei von der Tankstelle“ - wie ich sie mal nennen will - auf den Tresen gelegt und gemeint: „Check it out and show it to the German messerguys!“ Ich hatte unlängst schon erwähnt, daß es sich hierbei erstens um ein im allerbesten Pflegezustand befindliches Swiss Tool im Nylonparka handelte. Zweitens um ein Victorinox Offiziersmesser im sandfarbenen Lederkostüm, das bis auf eine kleine Abweichung das Handyman sein könnte und in genau dieser Ausführung von mir aktuell noch nirgends entdeckt worden ist. Ich war für runde 2 Minuten schwer beeindruckt, habe dann aber umgehend Hand an die Artefakte gelegt. Um diese beiden (ausgesprochen gepflegten) Prachtstücke, die ich bisher weder in der Hand noch im Kopf hatte und die mich sofort infiziert haben, kümmern wir uns aber zu gegebener Zeit anderenorts.
Drittens legte er mir ein ausgesprochen schönes Lederetui mit geflochtenen Applikationen und einem eingestanzten Idianerkopf nebst schönem Druckknopf vor die Nase. Von dessen Inhalt er besonders schwärmte …
Was ich zutage förderte, machte zunächst keinen aufregenden Eindruck, sondern erregte eher mein Mitleid - des nicht erkennbaren Pflegezustands wegen. Ich nahm den gesamten Vorrat mit ins Roadhouse, wo ich alle drei reichhaltig befingert und mich dann aber allein auf eins konzentriert habe. Das im Indianergewand befindliche Etwas aus Metall hatte eine Klinge, war also offenbar ein Messer - und zwar eines, das, wie schon das FACOM seinerzeit, im harten Einsatz gewesen zu sein schien. Dreckig von Schrauberhänden und völlig stumpf vom Dauergebrauch, trug es auf einer Seite in eine Leder-Intarsie eingewirkt den Schriftzug „Chamaco“. Das war nun - und das ist der Blues mit ihm - das Einzige, was es von sich außer seiner Gegenwart bisher preisgegeben hat. Bei intensiver Internetrecherche war „Ch Chamaco“ (tatsächlich mit 2 Ch) nur als spanische trademark für unter anderem Messer und Tools der Gallard S.L. , Calle 27, No 17 EDF. Coblanca 9, Alicante, 03500 Benidorm, Spain zu finden und wird als inaktiv beschrieben.
Vor uns liegt also vermutlich ein eher seltenes Messer aus früheren Tagen. Erworben hat Smith es jedenfalls in einem portugiesischen Waffengeschäft, aber auch in Portugal ist der Name nicht auffindbar und die Portugiesen handeln ja in großen Mengen mit spanischen Produkten. Das Messer ist bis auf die Klinge und eine dünne Stahlplatte unter einer der Griffschalen, die auch die Linerlockaufgabe übernimmt und zur Stabilisierung beiträgt (und den kleinen Leder-Intarsien) komplett aus Aluminium und daher leichter, als es aussieht. Die Griffschalen sind mit je 2 Messingpins und je einer Messingschraube befestigt. Auf die Klinge ist eine ausreichend dimensionierte, geriffelte Stahlhülse aufgesetzt, die mit einer Kreuzschlitzschraube auf der gegenüber liegenden Klingenseite gehalten wird und das Messer zum Einhandmesser macht.
Es öffnet der Art nach ähnlich einem Small Sebenza (ein Verweis, der hier ausschließlich dem besseren technischen Verständnis dienen soll), wird ausreichend sicher durch den Linerlock gehalten und schließt nach leichtem Druck gegen denselben ebenso sicher. Die Klinge hat null Spiel. Das Chamaco hinterläßt keinen schlechten Eindruck und trägt seinen Namen noch einmal schwach lesbar auf der Hohlschliff-Klinge, die lediglich die weitere Information „stainless“ enthält.
Am hinteren Griffende befindet sich ein Lanyard-Hole von 3 mm Durchmesser. Ein Lederschwänzchen stünde ihm sicher nicht schlecht. Smith lobt es in höchsten Tönen und es war schon in Mocambique, beim Bootfahren, beim Jagen und beim Angeln dabei. Heute ist es meist Beifahrer in Smith‘s Land Rover oder „arbeitet“ in der Werkstatt. Was er besonders hervorhebt, ist die Tatsache, daß es in der Lederscheide, die mittlerweile schweißgetränkt schön die Konturen des Messers nachbildet, am Gürtel so gut wie nicht aufträgt. Ich glaube, er würde es nicht gegen mein Small Sebenza eintauschen . Habe ihn aber vorsichtshalber auch nicht gefragt.
„El Chamaco“ war bei unserer ersten Begegnung absolut frei von Korrosion. Mittlerweile ist es auch vollständig gesäubert und schneidet dazu wieder ordentlich was ab. Das morgendliche Apfelding mußte es obligatorisch über sich ergehen lassen, was voll in Ordnung ging. Johnny lag derweil bereits gesättigt vor der Tür im Morgengrauen. Nach dem Müsli und ein paar Bildern vom Chamaco haben wir uns dann fortgemacht. Das Wetter ließ auch heute zu wünschen übrig, aber es regnete wenigstens nicht im Augenblick. Bei Augusto haben wir dann - beim Espresso - erst mal ausgepackt und das vergleichende Chamaco-Sebenza-Pin-Up-Foto geschossen. Es läßt sich so recht anschaulich zeigen, wie das Messer öffnet. Wer ein Small Sebenza hat, weiß Bescheid (genau so). Wer keins hat, sollte sich eins kaufen, wenn er kann. Chamacos scheint es ja wohl nicht mehr zu geben und Sebenzas haben was, das kann ich versichern!!
Bei leicht einsetzendem Regen - der erfreulicherweise an der Algarve warm ist - ging es zur alten Werft (unser absoluter Lieblingsplatz nach Augustos Kneipe, wie der Eine oder Andere vielleicht schon bemerkt hat). Das morbide Ambiente schlägt im weiten Umkreis alles bei weitem. Dann mit Johnny, der gedankenverloren auf den träge vor sich hinfließenden Guadiana schaute, zu Smith‘s Tankstelle, um das Chamaco dahin zurückzubringen, wo es hergekommen war. Es machte zum Abschied noch einmal „Schön“ auf Smith’s Land Rover. Johnny war zufrieden.
"El Chamaco"
Länge geschlossen: 9,2 cm
Länge geöffnet: 16,5 cm
Klingenlänge: 7,3 cm (davon scharf 6,5 cm, Stainless unbekannter Qualität)
Klingenstärke: 2 mm auf Null zulaufend
Klingenhöhe: 2,2 mm max. auf Null zulaufend
Grifflänge: 9,2 cm
Griffmaterial: Aluminium mit Leder-Intarsie
Griffhöhe: 2,2 cm max., im leichten Bogen auf annähernd Null zulaufend
Griffdicke: 1,5 cm max.
Gewicht: wie ein Small Sebenza 21
Es ist uns ehrlich gesagt nicht leichtgefallen, „El Chamaco“ wieder herauszugeben. Diese Sammelleidenschaft …..
Aus Monte Gordo Johnny &
Rock’n‘Roll
P.S. In der Jukebox “Rain” von Status Quo
Smith von der Tankstelle ist, wie auch ich, ein Freund schwerer Metalle. Auch Messer spielen dabei eine Rolle. Da ich ihn regelmäßig auf dieses Thema anspreche, ist die Luft ständig leicht eisenhaltig, wenn wir uns treffen. Letztens hatte er mir ja den FACOM-Ganzstahlfolder zur Dokumentation überlassen und so zur Bereicherung unseres gemeinsamen Wissensstandes beigetragen.
Er erzählt nebenbei immer wieder von seinen Messern, japanischen Schwertern und anderen beeindruckenden Schneidern. Ich glaube ihm aufs Wort. Verfügt er nämlich auch sonst über mächtig aufregendes „heavy metal“: Ich erwähne hier unvollständigkeitshalber nur seine Wettbewerbs-Aprilia (Spitze 300 km/h), welche er mir bereits auf seine Art (auf dem Hinterrad ) vorgeführt hat. Diese Portugiesen …
Letztes Wochenende hat er mir dann „Die Drei von der Tankstelle“ - wie ich sie mal nennen will - auf den Tresen gelegt und gemeint: „Check it out and show it to the German messerguys!“ Ich hatte unlängst schon erwähnt, daß es sich hierbei erstens um ein im allerbesten Pflegezustand befindliches Swiss Tool im Nylonparka handelte. Zweitens um ein Victorinox Offiziersmesser im sandfarbenen Lederkostüm, das bis auf eine kleine Abweichung das Handyman sein könnte und in genau dieser Ausführung von mir aktuell noch nirgends entdeckt worden ist. Ich war für runde 2 Minuten schwer beeindruckt, habe dann aber umgehend Hand an die Artefakte gelegt. Um diese beiden (ausgesprochen gepflegten) Prachtstücke, die ich bisher weder in der Hand noch im Kopf hatte und die mich sofort infiziert haben, kümmern wir uns aber zu gegebener Zeit anderenorts.
Drittens legte er mir ein ausgesprochen schönes Lederetui mit geflochtenen Applikationen und einem eingestanzten Idianerkopf nebst schönem Druckknopf vor die Nase. Von dessen Inhalt er besonders schwärmte …
Was ich zutage förderte, machte zunächst keinen aufregenden Eindruck, sondern erregte eher mein Mitleid - des nicht erkennbaren Pflegezustands wegen. Ich nahm den gesamten Vorrat mit ins Roadhouse, wo ich alle drei reichhaltig befingert und mich dann aber allein auf eins konzentriert habe. Das im Indianergewand befindliche Etwas aus Metall hatte eine Klinge, war also offenbar ein Messer - und zwar eines, das, wie schon das FACOM seinerzeit, im harten Einsatz gewesen zu sein schien. Dreckig von Schrauberhänden und völlig stumpf vom Dauergebrauch, trug es auf einer Seite in eine Leder-Intarsie eingewirkt den Schriftzug „Chamaco“. Das war nun - und das ist der Blues mit ihm - das Einzige, was es von sich außer seiner Gegenwart bisher preisgegeben hat. Bei intensiver Internetrecherche war „Ch Chamaco“ (tatsächlich mit 2 Ch) nur als spanische trademark für unter anderem Messer und Tools der Gallard S.L. , Calle 27, No 17 EDF. Coblanca 9, Alicante, 03500 Benidorm, Spain zu finden und wird als inaktiv beschrieben.
Vor uns liegt also vermutlich ein eher seltenes Messer aus früheren Tagen. Erworben hat Smith es jedenfalls in einem portugiesischen Waffengeschäft, aber auch in Portugal ist der Name nicht auffindbar und die Portugiesen handeln ja in großen Mengen mit spanischen Produkten. Das Messer ist bis auf die Klinge und eine dünne Stahlplatte unter einer der Griffschalen, die auch die Linerlockaufgabe übernimmt und zur Stabilisierung beiträgt (und den kleinen Leder-Intarsien) komplett aus Aluminium und daher leichter, als es aussieht. Die Griffschalen sind mit je 2 Messingpins und je einer Messingschraube befestigt. Auf die Klinge ist eine ausreichend dimensionierte, geriffelte Stahlhülse aufgesetzt, die mit einer Kreuzschlitzschraube auf der gegenüber liegenden Klingenseite gehalten wird und das Messer zum Einhandmesser macht.
Es öffnet der Art nach ähnlich einem Small Sebenza (ein Verweis, der hier ausschließlich dem besseren technischen Verständnis dienen soll), wird ausreichend sicher durch den Linerlock gehalten und schließt nach leichtem Druck gegen denselben ebenso sicher. Die Klinge hat null Spiel. Das Chamaco hinterläßt keinen schlechten Eindruck und trägt seinen Namen noch einmal schwach lesbar auf der Hohlschliff-Klinge, die lediglich die weitere Information „stainless“ enthält.
Am hinteren Griffende befindet sich ein Lanyard-Hole von 3 mm Durchmesser. Ein Lederschwänzchen stünde ihm sicher nicht schlecht. Smith lobt es in höchsten Tönen und es war schon in Mocambique, beim Bootfahren, beim Jagen und beim Angeln dabei. Heute ist es meist Beifahrer in Smith‘s Land Rover oder „arbeitet“ in der Werkstatt. Was er besonders hervorhebt, ist die Tatsache, daß es in der Lederscheide, die mittlerweile schweißgetränkt schön die Konturen des Messers nachbildet, am Gürtel so gut wie nicht aufträgt. Ich glaube, er würde es nicht gegen mein Small Sebenza eintauschen . Habe ihn aber vorsichtshalber auch nicht gefragt.
„El Chamaco“ war bei unserer ersten Begegnung absolut frei von Korrosion. Mittlerweile ist es auch vollständig gesäubert und schneidet dazu wieder ordentlich was ab. Das morgendliche Apfelding mußte es obligatorisch über sich ergehen lassen, was voll in Ordnung ging. Johnny lag derweil bereits gesättigt vor der Tür im Morgengrauen. Nach dem Müsli und ein paar Bildern vom Chamaco haben wir uns dann fortgemacht. Das Wetter ließ auch heute zu wünschen übrig, aber es regnete wenigstens nicht im Augenblick. Bei Augusto haben wir dann - beim Espresso - erst mal ausgepackt und das vergleichende Chamaco-Sebenza-Pin-Up-Foto geschossen. Es läßt sich so recht anschaulich zeigen, wie das Messer öffnet. Wer ein Small Sebenza hat, weiß Bescheid (genau so). Wer keins hat, sollte sich eins kaufen, wenn er kann. Chamacos scheint es ja wohl nicht mehr zu geben und Sebenzas haben was, das kann ich versichern!!
Bei leicht einsetzendem Regen - der erfreulicherweise an der Algarve warm ist - ging es zur alten Werft (unser absoluter Lieblingsplatz nach Augustos Kneipe, wie der Eine oder Andere vielleicht schon bemerkt hat). Das morbide Ambiente schlägt im weiten Umkreis alles bei weitem. Dann mit Johnny, der gedankenverloren auf den träge vor sich hinfließenden Guadiana schaute, zu Smith‘s Tankstelle, um das Chamaco dahin zurückzubringen, wo es hergekommen war. Es machte zum Abschied noch einmal „Schön“ auf Smith’s Land Rover. Johnny war zufrieden.
"El Chamaco"
Länge geschlossen: 9,2 cm
Länge geöffnet: 16,5 cm
Klingenlänge: 7,3 cm (davon scharf 6,5 cm, Stainless unbekannter Qualität)
Klingenstärke: 2 mm auf Null zulaufend
Klingenhöhe: 2,2 mm max. auf Null zulaufend
Grifflänge: 9,2 cm
Griffmaterial: Aluminium mit Leder-Intarsie
Griffhöhe: 2,2 cm max., im leichten Bogen auf annähernd Null zulaufend
Griffdicke: 1,5 cm max.
Gewicht: wie ein Small Sebenza 21
Es ist uns ehrlich gesagt nicht leichtgefallen, „El Chamaco“ wieder herauszugeben. Diese Sammelleidenschaft …..
Aus Monte Gordo Johnny &
Rock’n‘Roll
P.S. In der Jukebox “Rain” von Status Quo