Spyderco Manix II

pitter

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Die Geschichte des Manix II fängt 2004 an - nämlich mit dem Manix :D Das alte, große Manix hat seine Fans, mich zum Beispiel :steirer: Weil es zwei Eigenschaften vereint, die ich grundsätzlich mag: Es ist ein großes, massives Messer (5mm starke, 95mm lange Klinge aus S30V) - das auch gut schneidet. Eric Glesser, Sohn des Spyderco Gründers und Chefs, Sal Glesser, gab dem Manix dafür eine, mit 35mm, recht breite Klinge, die komplett flach geschliffen ist.

So kriegt man trotz der 5mm Stärke einen vernünftigen Schneidenwinkel und eine feine Spitze hin. Dazu hat das Manix, eine bequeme, und durch die tiefen Griffschalen sehr sichere Handlage. Einen stabilen, massiven Backlock Verschluss. Und es ist eine recht pffiffige Konstruktion - fällt etwa die Klinge beim Schließen mit dem stumpfen Ricasso, und nicht mit der scharfen Schneide auf den in der vorderen Mulde liegenden Zeigefinger. So kann man das Manix gefahrlos mit einer Hand schliessen. Und es ist gut verarbeitet, hat nicht das hohe Spyderhole...und überhaupt. In der Summe ein Messer, wegen dessen Qualitäten ich es heute noch regelmäßig trage.

Vielen wars aber offenbar zu groß, zu schwer, und vielleicht durch Größe, Material und die konstruktiven Details bedingt, auch zu teuer. Jedenfalls lief das Manix 2007 aus. Spyderco schob noch eine kleinere Version mit 4mm starker und 83mm langer Klinge nach, bei ansonsten gleicher Ausstattung. Aber auch diese Version, das C101G, war bald wieder weg vom Markt.

Jetzt also das Manix II. Auch das Manix II wurde von Eric entwickelt (sieht man auch an seinem Logo auf der Klinge). Als stabiles, handliches Taschenmesser. Mit etwas einfacheren Material, teilweise vereinfachter Fertigung - und damit zu einem günstigeren Preis.

Erstmal die Spezifikation:

  • Klinge 86mm lang, 3mm stark, aus 154-CM
  • Gesamtlänge 203mm
  • Gewicht 143g
  • Trageweise Tip-up, Clip auf die linke Seite umsetzbar
  • Hohlschliff
  • Extra große Fangriemenöse
  • Encased Ball Bearing Lock, gehärteter Ball in Polymer Käfig
  • Edelstahl Liner
  • fein texturierte G10 Schalen
  • Preis 130.- EUR

Und zum Vergleich das Manix (groß) und das Manix II

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Manix II Vorderseite und Rückseite:

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Konstruktion und Verarbeitung

Konstruktion:

Hier mal das Manix II - zerlegt. Stahlliner und aufgeschraubte Griffschalen aus strukturiertem G10

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Das Manix ist von zwei Seiten im Backspacer verschraubt. Die dicke Hülse mit Spacer in der Fangriemenöse bringt zusätzlich Stabilität. Im Gegensatz zum Manix, das eine "normale", zweiteilige Klingenachse hat, mit der sich auch das Klingenspiel einstellen lässt, besteht die Achse des Manix II aus drei Teilen. Eine auf Passung gebaute Achse, die von beiden Seiten verschraubt wird. Der Vorteil, auch in der Fertigung: Egal, wie fest man die beiden Schrauben anzieht, das Klingenspiel ist immer gleich. Damit das gut funktioniert, muss natürlich die Passung stimmen. Bei zweiteiligen Achsen kann man mit der Schraube noch Toleranzen auffangen. Beim Manix II geht das nicht. Muss auch nicht - die Klinge läuft zwischen den beiden Bronzewahern ohne jedes Spiel, superweich. So weich, dass mir Sal auf der IWA erstmal ein Pflaster hat spendieren müssen :)

Das auffälligste ist natürlich der Ball-Bearing Lock - eine Spyderco Entwicklung. Das Grundprinzip ist ähnlich dem Axis Lock. Aber eben doch ganz anders ;) Durch eine Feder wird eine Kugel auf die Klingenrampe gedrückt. Beim geöffneten Manix - der Backspacer dient als Anschlag - schiebt sich die Kugel auf eine Ebene, und verriegelt so die Klinge. Sieht dann so aus:

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Zum Schließen, schiebt man die Kugel nach hinten und klappt die Klinge ein. Die Kugel läuft dabei erst über den Klingenfuß und taucht am Ende in eine kleine Tasche ein. So wird die Klinge das letzte Stück in den Rahmen gezogen und dort ausreichend fest gehalten.

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Den Ball-Bearing-Lock gibts bei Spyderco in zwei Varianten. Einmal mit einer großen Kugel, mit der der Verschluss auch direkt bedient wird. Oder, wie hier beim Manix 2 als Encased Ball-Bearing-Lock, bei dem eine kleinere Kugel in einem Kunststoffkäfig sitzt.

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Der Verschluss funktioniert wunderbar, für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen. Gegenüber dem Axis hat er einen Nachteil - ich habs nicht geschafft, den Ball-Bearing-Lock mit einen Finger zu entriegeln, ich muss die Kugel von beiden Seiten, mit Daumen und Zeigefinger, nach hinten schieben. Obwohl der Käfig recht griffige Riffelungen hat. Wahrscheinlich ist die Feder zu stark für meine zarten Finger :) Ist jedenfalls nichts, was mich stört.

Klingengang, Mechanik des Verschlusses, alles Top beim Manix II.

Auch alles andere beim Manix ist sauber gemacht. Die Rampe verschwindet bei eingeklappter Klinge komplett im Rahmen, die Klingenspitze sitzt tief und sicher. Kanten gerundet, Klinge sauber geschliffen.

Beim Manix II wurde die Klinge hohl geschliffen, bis knapp unter dem Spyderhole. Der Hohlschliff ist - im Gegensatz zum durchgehenden Flachschliff der alten Manix Serie - in der Fertigung einfacher und spart damit Kosten. Trotzdem bekommt man viel Material weg, und damit eine feine Schneide. Auch die Spitze ist wirklich spitz ausgeschliffen - also bitte nicht in Hartholz puhlen oder Wurfversuche machen.

Ich bleibe ja doch ein Fan des Flachschliffs - spaltet besser. Und gefällt mir einfach besser. Aber das ist eben Geschmacksache. Mit der Geometrie und dem Schliff der Klinge hat Spyderco beim Manix jedenfalls einen sehr praktischen und universell einsetzbaren Kompromiss getroffen. Nur für die Freunde des Munitionskisten aufstemmen ist das nichts, dafür ist die Spitze zu fein.
 
Ergonomie/Fazit

Die Grundform des Manix II entspricht den Vorgängern. Es gibt auch keinen Grund, daran etwas zu ändern. Die Grifflänge reicht für meine mittelgroßen Händen noch gut aus, so dass meine Finger genau in den breiten Mulden sitzen. Das fühlt sich angenehm an - zu stark konturierte Griffe stören oft mehr, als sie nützen - und trotzdem hat man das Manix II fest in der Hand.

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Zusätzlich wurde das Design des Manix weiterentwickelt. Im Gegensatz zum großen Vorgänger, sind beim Manix II die Liner in weiten Bereichen geriffelt, und das unterschiedlich fein. Fein an der Daumenrampe, dahinter und auf der Griffunterseite etwas grober. Die beiden Aussparungen für den Zeigefinger bekamen eine besonders feine Riffelung, die sich unter dem Ricasso auf der Klinge wieder etwas grober fortsetzt. Die Kanten sind nicht zu aggressiv, fühlen sich gut an, und geben mit den fein strukturierten G10 Schalen sehr viel Grip.

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Wie schon bei den Vorgängern - und anderen Spyderco Modellen - kann man auch das Manix II sehr weit vorne, und trotzdem sicher fassen. Griff und Klingenrampe bilden beim aufgeklapptem Messer eine Fingermulde, in der sich der Zeigefinger abstützen kann.

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Und vor dem Fazit nochmal ein Bilderl :D

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Fazit :cool:

Ich bin überrascht - überrascht, wie gut mir das Manix II gefällt. Am alten Manix gefiel mir der S30V und der Flachschliff, der der dicken Klinge das Schneiden beibrachte. Auf den S30V muss man beim Manix II verzichten. Na gut, der 154CM ist ok und bewährt, schwamm drüber.

Und der Hohlschliff? Ich finde, er stört vor allem die Optik. In der Praxis kann ich wunderbar damit leben. Das Manix II ist spitz und scharf. Sehr scharf. Was will man mehr.

In allem anderen steht das Manix II den Vorgängern nicht nach, im Gegenteil. Die auf Passung gemachte Achse und der sehr saubere Klingengang sind klasse - da muss ich beim Manix schon pfriemeln, bis ich das so weich und spielfrei hin bekomme. Der Verschluss funktioniert einwandfrei, lässt sich gut bedienen und befriedigt vor allem den Spieltrieb :) Bequem und fest liegt das Manix II in der Hand, die verschiedenen Riffelungen geben spürbar mehr Grip, als der Vorgänger hatte.

Das Manix II ist ordentlich konstruiert und sehr sauber verarbeitet, nicht zu lang - gibt ja Leute, die 4" Folder groß finden ;). Aber auch kein kleines Messer, sondern stabil und groß genug für alles, was im normalen Alltag so anfällt. 130EUR (UVP) sind sicher nicht zu viel für das Manix II. Gefällt.

Pitter
 
Hallo Pitter,

klasse Review, tolle Fotos, wie immer! Recht herzlichen Dank für! :super:

Ich habe auch beide, ich kann dein "gefällt!" verstehen! :D

Grüße,
Klaus
 
@pitter

Wo ich grad in der Manix Geschichte krame - sach’ mal, wo hast Du denn die 5mm für’s C95 her? Habe bisher nur 4mm gesehen, gab’s das auch stärker?

grüsse, pebe
 
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