Spyderco Ulize Impressionen

enrico

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Durch einen Kauf im Forum bin ich zu einem Spyderco Ulize gekommen – Threads zum Ulize gibts ja schon - hier ein kurzes Review ....

Das Messer erscheint von der Charakteristik her wie ein „erweitertes“ Police mit etwas mehr Anwendungsmöglichkeiten. Wo das Police durch die gerade Schneide und den niedrigen Hohlschliff schneid- und anwendungstechnisch an die Grenzen kommt, punktet das Ulize mit mehr Allroundtauglichkeit gegenüber dem Klassiker. Somit eignet sich das Ulize bedingt auch für die klassischen outdoor-Anwendungen – Anzündholz vorbereiten, Wild aufbrechen, Schnitzen, Nahrungszubereitung usw. ohne dabei beim ursprünglichen Verwendungszweck des Police (Backup für Polizisten – SV) an Zweckmäßigkeit zu verlieren – es ist und bleibt ein schlankes und spitzes Messer.

Optisch sehr gelungen finde ich die Recurveform der Klinge in Verbindung mit dem geschwungenen Hohlschliff, womit auch die Design-mäßige Verbindung zu Uli Hennickes Customs hergestellt ist.

Das Messer trägt in der Tasche wenig auf, der Griff ist schwache 10 mm stark. Das G-10 von Spyderco ist wie immer angeraut, die Jeanshersteller müssen ja auch gefördert werden! Der Griff bietet auch für große Hände ordentlich Platz bzw. Länge.

Das Längsachsenverhältnis zwischen dem Griff und der abgewinkelten Klinge lässt die Schneide wie eine natürliche Verlängerung der Hand wirken, was im normalen Griff ein super Handling ergibt. Ein Abrutschen nach vorne wird durch den angedeuteten Handschutz, das raue G-10 und die kurze, aber gut angewinkelte und griffige Daumenriffelung wirksam verhindert.

Absolut positiv sind die großzügigen Fasen an den Griffschalen, welche sehr zur Ergonomie beitragen und auch bei längerem Arbeiten für einen angenehmen Griff sorgen. Im Vergleich zum Paramilitary sind die Fasen mehr als doppelt so groß dimensioniert.

Der Clip ist bekannt, erscheint mir fast wie pulverbeschichtet (?)– matt und rau. Umsetzen auf vier Positionen ist möglich und macht bei einem ansonsten absolut symmetrischen Messer auch Sinn. Ideal wäre wenn Spyderco hier jedenfalls einen zweiten Satz Clipschrauben beilegen würde oder zumindest in den anderen Bohrungen deponiert.

Innen drin sieht´s bei SEKI-Spydercos mittlerweile auch teilweise ganz sauber aus, die Platinen sind glatter geschliffen als noch vor ein paar Jahren, lediglich Spacer und Backlockhammer sind innen etwas rau. Gerade dort könnte man noch deutlich zur Qualität beitragen, da dies die Stellen an einem Folder sind, die schwer zugängig und daher naturgemäß korrosionsanfälliger sind, nicht zuletzt eben wegen der unsauberen Oberflächen, siehe dazu auch hier:
http://www.messerforum.net/showthre...schleißschäden&p=547146&viewfull=1#post547146 Post # 49

Ansonten ist das Ulize sehr sauber verarbeitet. Die Backlockfeder ist subjektiv eher streng, die Kinge steht spielfrei, gerade und mittig.

In der Größenklasse „Folder mit 10 cm+ Klinge“ spielt sich ja eher wenig ab, vor allem wenn man etwas halbwegs leichtes Schlankes will, daher finde ich dass Spyderco damit eine Sparte bedient, wo noch Platz ist – großer Einhandfolder, trotzdem ohne Molle-System tragbar, schlank, elegant, für ein EDC völlig ausreichend, mit nicht unbeachtlichen Möglichkeiten auch outdoor ….das Ulize macht ordentlich was her, egal ob im Anzug, in Uniform oder in Goretex!

Hier noch ein paar Bilder:











Gruß, C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für Dein aufschlussreiches Review.
Ich hatte auch schon mit diesem Messer geliebäugelt, mich dann doch vorerst entschieden es zunächst bei meinen Police und Militarys zu belassen.

Dein Fazit fand ich bemerkenswert:
In der Größenklasse „Folder mit 10 cm+ Klinge“ spielt sich ja eher wenig ab, vor allem wenn man etwas halbwegs leichtes Schlankes will, daher finde ich dass Spyderco damit eine Sparte bedient, wo noch Platz ist – großer Einhandfolder, trotzdem ohne Molle-System tragbar, schlank, elegant, für ein EDC völlig ausreichend, mit nicht unbeachtlichen Möglichkeiten auch outdoor ….das Ulize macht ordentlich was her, egal ob im Anzug, in Uniform oder in Goretex!

Es ist in der Tat so, dass sich wirklich große Folder meist nur in Holstern oder Etuis- die dann oft noch sehr auftragen- mitführen lassen.

Danke für Vorstellen
Excalibur
 
Just heute ist mir auch ein Ulize zugeflogen. Zunächst nur testhalber, aber ich werde es wohl zu 99% behalten. Kann nach den ersten Eindrücken allem oben Gesagten nur in positivster Weise beipflichten. Die Handlage ist genial, und für so einen großen Folder ist es unwahrscheinlich schlank und nicht zu schwer.
Ein paar weitere Beobachtungen:
Die Daumenrampe ist wirklich mal eine, die ihren Namen verdient: der Daumen liegt bequem, sicher, wird nicht wundgescheuert oder vom häufig sehr spitzen Ende der Rampe angepiekst.
Der Hohlschliff ist zur Schneide hin sehr dünn ausgeführt, dazu ein vergleichsweise kleiner Schneidenwinkel: ein Messer, das auch schneidet und nicht gleich spaltet.
 
Mein Exemplar ist heute auch frisch reingekommen.
Der Ersteindruck war sehr positiv; ich war erst ein wenig skeptisch wegen der Ähnlichkeit des Griffs zum Police 3 G-10.
Aber das Ulize fühlt sich deutlich anders (und besser) an und sieht zumindest für mich auch hübscher aus, nur den "Choil" des Police vermisse ich doch ein wenig.
Durch den leicht negativen Winkel der Klinge zeigt das Ulize fast automatisch in Richtung des Schnittguts.
Für einen Backlock mit geschraubtem G-10 auf Stahlplatinen ist das Ulize mit (nachgemessenen) 9,4 mm Griffdicke auch recht dünn, exakt so "dick" wie das genietete Caly 3.5.
Und überhaupt deckt sich meine Meinung mit der von Porcupine; ist wirklich ein schönes Teil, das Ulize.
Chapeau, Herr Hennicke. :super:

Der Clip ist bekannt, erscheint mir fast wie pulverbeschichtet (?)– matt und rau. Umsetzen auf vier Positionen ist möglich und macht bei einem ansonsten absolut symmetrischen Messer auch Sinn.

Es ist der Standardclip von Delica/Endura, aber halt in einer matt lackierten Oberfläche wie auch beim Stretch 2, beschichtet ist es meines Wissens nicht.
Ab Werk kommt das Ulize tip-up, sieht wegen des Loches im Clip ein wenig komisch aus, da das Ulize ja kein Lanyardloch hat.
Ist aber für tip-down erforderlich, da wegen der Klingenachsschraube der Clip sonst nicht plan aufliegen würde.

cheers,
Marcus
 
Zuletzt bearbeitet:
Durch den leicht negativen Winkel der Klinge zeigt das Ulize fast automatisch in Richtung des Schnittguts.

Kannst Du das mal genauer erklären? :D Jane, lass stecken :D

Der Kick des Ulize ist ganz klar, dass ein recht großes Messer sehr platzsparend untergebracht werden kann. *Das* finde ich auch sehr gelungen.

Was ich weniger gelungen finde, ist dass es nicht möglich ist, die Klinge sauber spielfrei einzustellen. Gilt zumindest für meine Exemplare (hab mir extra nochmal ein zweites zur Verifizierung schicken lassen). Entweder, die Klinge läuft und verriegelt spielfrei - dann wird das Öffnen aber etwas zäh und der Backlock zieht die Klinge beim Schließen nicht in den Rahmen. Oder ich stell über die Achse die Klinge so ein, dass der Verschlusshebel die Klinge in den Rahmen zieht. Dann hat sie Spiel. Nicht viel, aber spürbar.

Ob das an den kleinen Washern liegt. Oder ob Spyderco Japan der Präzision von Spyderco Taiwan (find ich aktuell die beste Spyderco Verarbeitung, sorry) hinterherhinkt, keine Ahnung. Aber es ist, wies ist.

Meine Kritik ist ziemlich kleinkariert, zugegeben. Aber einmal ein Spyderco Southard in der Hand - und das Ding ist IMO aktuell der beste Production Flipper, den ich kenne - hebt die Erwartung halt auch auf ein hohes Niveau.

Pitter
 
Was ich weniger gelungen finde, ist dass es nicht möglich ist, die Klinge sauber spielfrei einzustellen. Gilt zumindest für meine Exemplare (hab mir extra nochmal ein zweites zur Verifizierung schicken lassen). Entweder, die Klinge läuft und verriegelt spielfrei - dann wird das Öffnen aber etwas zäh und der Backlock zieht die Klinge beim Schließen nicht in den Rahmen. Oder ich stell über die Achse die Klinge so ein, dass der Verschlusshebel die Klinge in den Rahmen zieht. Dann hat sie Spiel. Nicht viel, aber spürbar.

Kann ich beim meinem Exempar nicht verifizieren, das ist eigentlich alles bestens.
Das ganz leichte vertikale, backlocktypische Klingenspiel nehme ich mal als gegeben hin.
Vielleicht ist das ja chargenabhängig?! Meins hat den Datacode DM = April 2013.

Was die Verarbeitungsqualität aus Taichung/Taiwan ablangt, stimme ich dir voll und ganz zu. Das geht schon kaum noch besser.
Wobei mich die Spydercos von Moki auch noch nie enttäuscht haben. Naja, vielleicht mit Ausnahme des Starmate 2; da musste ich doch tatsächlich ein wenig nacharbeiten.

cheers,
Marcus
 
Ab Werk kommt das Ulize tip-up, sieht wegen des Loches im Clip ein wenig komisch aus, da das Ulize ja kein Lanyardloch hat.
Ist aber für tip-down erforderlich, da wegen der Klingenachsschraube der Clip sonst nicht plan aufliegen würde.

Auch wenn ich mich selbst nur sehr ungerne zitiere: das ist, was ich gemeint habe.


ulize_clip.jpg



venceremos,
Marcus
 
Das ganz leichte vertikale, backlocktypische Klingenspiel nehme ich mal als gegeben hin.

Was ist das "backlocktypische Klingenspiel"? Ich hätt gerade mal ein Native 5 zu bieten. Das hat kein Klingenspiel. Mein CS Recon auch nicht.

Natürlich muss auch ein Backlockmesser kein Klingenspiel haben. Man kann das Gewackel hinnehmen, ja, tue ich auch. Das ist dann aber meine persönliche Wertung. Ob mich eine Macke stört oder nicht.

Aber nicht dass ein paar Neueinsteiger meinen, das muss so. Nö, muss eben nicht.

Pitter
 
Ich bin 172cm und führe seit mind. 15 Jahren ein Police in meiner vorderen Jeanstasche mit.

Ahoi Ikarus,
nur damit wir nicht aneinander vorbei reden;)
Ich meinte, das große Folder oft auch sehr dick gebaut sind- z.B. PF Alpha, BM Adamas und Konsorten.
"Schlanke große Folder" wie das Ulize oder in Deinem Fall das Police bieten da einen wesentlich höheren Tragekomfort, auch ohne Etui oder Holster.

Cheers
Excalibur
 
Was ich weniger gelungen finde, ist dass es nicht möglich ist, die Klinge sauber spielfrei einzustellen.

Ich habe das bei meinem dadurch in den Griff bekommen, daß ich die Klingeachse so angezogen habe, daß die Klinge spielfrei steht und die Achse des Backlockhammers nur leicht angezogen und mit Loctite gesichert habe. Das "Nicht-in-den-Griff-hinzeinziehen" vorher enstand beim mir durch eine zu festes Anziehen der Schraube, die den Backlockhammer fixiert.

Gruß, C.
 
Was ist das "backlocktypische Klingenspiel"? Ich hätt gerade mal ein Native 5 zu bieten. Das hat kein Klingenspiel. Mein CS Recon auch nicht.

Natürlich muss auch ein Backlockmesser kein Klingenspiel haben. Man kann das Gewackel hinnehmen, ja, tue ich auch. Das ist dann aber meine persönliche Wertung. Ob mich eine Macke stört oder nicht. [...]

Ich kann das gerade nicht prüfen (frag' mich Anfang Oktober nochmal), aber ich wette, das Native hier bei mir hat mMn. auch "Spiel". Das ist bei Spyderco-Backlocks nicht ungewöhnlich. Threads darüber gibt's bereits zuhauf, Bilder ebenfalls (kurzum - der Lock hält auch mit Spiel). Klingelspiel, egal in welche Richtung, wird sehr subjektiv bewertet. Der eine merkt was, der andere nicht.

Du vergleichst hier aber Äpfel mit Birnen - in diesem Fall ein Native 5 - mit alten Backlocks. Dinge ändern sich. Bei alten Spyderco-Backlocks ist das vertikale Klingenspiel typisch. Ist halt so. Ebenso wie ein Vergleich eines Southard (Parallel-Thread) mit anderen [deutlich günstigeren] Spydercos einfach mal nicht fair ist. Ja, das geht theoretisch alles spielfrei. Muss man aber auch bezahlen.

Gruss, Keno
 
Ja, das geht theoretisch alles spielfrei. Muss man aber auch bezahlen.

Ein Buck 110 oder 112 kostet maximal die Hälfte vom Ulize und alle meine 110 und 112 haben kein vertikales Spiel, also kann´s nicht nur am Preis liegen.
Wobei es bei meinem Ulize kaum merkbar ist im Vergleich zu Spyderco-Backlocks aus den 90ern. Ich bleibe dabei, das Ulize ist gut verarbeitet!

Die Platinen und der Backspacer lassen sich übrigens super hitzecolorieren ...!;)

Gruß, C.
 
Mein Senf dazu: mein Ulize hat kein Spiel. Und läßt sich noch gut öffnen, mit dem gegenüber Linerlocks leicht erhöhten Öffnungswiderstand.
Ganz kurz OT: Mein handmade Backlock von Uli Hennicke hat übrigens auch nach Jahren des Benutzens kein Spiel in irgendeiner Weise.
Ich stimme Pitter zu: Das mit dem vertikalen Spiel bei Lockbacks muß nicht. Ich habe einige, die spielfrei stehen. Fantoni z.B.
Bei meinen Buck foldern gibts ein paar, die ordentlich vertikales Spiel haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du vergleichst hier aber Äpfel mit Birnen - in diesem Fall ein Native 5 - mit alten Backlocks. Dinge ändern sich. Bei alten Spyderco-Backlocks ist das vertikale Klingenspiel typisch. Ist halt so.

Ich weiß ja nicht, was "alt" meint, aber ich hab hier, neben dem Native5, ein Stretch, ein uraltes Endura, das große Manix, ein Chaparral 2 anzubieten. Die haben weder vertikales noch sonst ein Klingenspiel. Extra nochmal ausprobiert. Geht also. Ok, ein olles Dragonfly hat a bisserl Spiel. Da gings offenbar nicht.

Pitter
 
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