Rock'n'Roll
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Boas,
seit 2010 hat er auf uns gewartet, dieser Beau aus Bremen. Daß wir ihn nach Monte Gordo holen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Vor mehr als einem Jahr bereits waren wir ihm verfallen. Konnten uns dennoch nicht entschließen. Damast schien uns zu edel für unsere Absichten. Ein Messer zum hinlegen? Sowas konnten (und wollten) wir uns nicht vorstellen. Wir haben ihn wieder aus den Augen verloren.
Gelegentlich tauchte er auf. Beim Surfen im Forum. Ein Bild hatten wir auch auf den Rechner geladen. In die Datei mit den Pretiosen. Ihr wißt ja, was wir meinen :. Jedesmal, wenn wir ihm wieder näherkamen, blieb es schließlich beim Begehr. Wir hatten auch die Sorge, er könne uns schlecht bekommen. Denn nur hinlegen würden wir ihn ja doch nicht. Er gehörte unserer Vorstellung nach auf ein Brett. Zusammen mit Käse, Baguette und ein paar Oliven. Am besten auf einer gestärkten Damast-Tischdecke angerichtet. At Tiffany’s !
Würde er nicht üblen Geschmack verbreiten - etwa so wie „Leo 3“? Mittlerweile hatte der neutrale „Niob“ den gelegentlichen Part im bordeigenen Food-Bereich übernommen. Aber irgendwie gehörte unserer Auffassung nach ein feststehendes Messer auf das Jausenbrett - zumindest Indoor! Gerne ein elegantes, um auch das Auge zu erfreuen, sehr gerne mit einer Klinge aus Damast. Am 29. Oktober schließlich haben wir - kurz und schmerzlos - um „Verschiffung“ gebeten. Man war gewillt und so machte sich abermals in kurzer Folge ein Damast zu uns auf den Weg ins Roadhouse nach Monte Gordo.
Als wir ausgepackt haben, waren wir erschlagen von der Anmut der „Speckflagge“, wie unser Mann aus Bremen seine Schöpfung genannt hat. Eine Schönheit, ein Beau von Kopf bis Fuß! Wir sind sofort zum zuständigen Amt und haben um Namensänderung nachgesucht. „Speckflagge“ als Arbeitstitel haben wir gelten lassen. Dem Lokalkolorit geschuldet. Aber eine derart wunderbare Gestalt - nach allen Regeln der Kunst herausgeputzt - verlangte unseres Erachtens nach etwas Anderem, Angemessenerem.
Schillernde Figuren wie Snake Plissken oder die von Ted Nugent besungenen Snakeskin Cowboys kamen uns in den Sinn. Flanierende Gauchos und Caballeros - wie sie an der Südküste der Iberischen Halbinsel gelegentlich auf ihren Pferden anzutreffen sind. Und was hatten wir konkret? Abgesehen von der in allen Farben schillernden Damast-Klinge einen dominanten Griff aus Wasserbüffelknochen, rotem Fiber und roten Inlays. An „Redbone“ hatten wir gedacht - out of Indian Reservation. Dann hatten wir den Namen plötzlich klar vor Augen: „Steely Dan“ …
Nur soll sich niemand täuschen. Schillernd die Klinge wie auch die Gestalt - gleichwohl wehrhaft, daß es eine Freude ist. Ein Biest! Doch dazu später mehr. Zunächst - nach Erledigung der unvermeidlichen Formalitäten - haben wir „Dan“ Gelegenheit gegeben, sich auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. Für das Jausenbrett vorgesehen, haben wir zunächst einmal die Klinge von allem, was sich dort nach den Jahren der Lagerung angesammelt haben könnte, mit feiner Polierwatte befreit. Die Anstrengung war ihr deutlich anzumerken, sie machte anschließend einen aschfahlen Eindruck.
Nachdem wir dem edlen Stück - und uns - ein wenig Ruhe gegönnt hatten, haben wir einen knackigen Apfel zur Hand genommen. „Dan“ hat geschält, geteilt, geviertelt. Und nahm langsam wieder Farbe an. Offenbar war das Messer in seinem Element. Allerdings nur an den Stellen, an denen Kontakt mit dem sauren Apfel bestanden hatte. Irgendwie fanden wir, der Damast sollte in Gänze zeigen, was in ihm steckt. Und haben ein Glas mittelscharfen Löwensenf - den echten Düsseldorfer - hervorgeholt, geöffnet und die Klinge im Rahmen einer kleinen Wellness-Kur etwa 10 Minuten damit behandelt.
Eine Fingerkuppe voll vom guten Stoff haben wir in beide Seiten einmassiert, ständig darauf bedacht, dabei in Bewegung zu bleiben. Danach mit Wasser und etwas Spülmittel abgewaschen, abgetrocknet - und mal nachgesehen. Mit dem Anblick, der sich uns bot, hatten wir nicht gerechnet. In allen Farben schillerte und strahlte uns der feine Damast entgegen - eine Wiedergeburt ohnegleichen.
Am nächsten Tag - ein weiterer Apfel wurde zunächst für das Frühstück in Angriff genommen - haben wir uns aufgemacht zum Metzger unseres Vertrauens und ein ordentliches Stück fetten Speck besorgt - für die „Nachsorge“ :02.47-tranquillity:! Und einen der besten örtlichen Käse, grüne Oliven und Brot. Für das Jausenbrett. „Dannyboy“ nahm Platz auf dem Brett, das ihm in Zukunft die Welt bedeuten sollte. Selten zuvor - Hand auf’s Herz - waren wir derart sicher, für einen bestimmten Zweck genau das Richtige beschafft zu haben. Unsere Eßgewohnheiten sind - nebenbei bemerkt - ständigen messerbedingten Änderungen unterworfen.
Bei aller Liebe und Schlemmerei haben wir Fotos gemacht. Reichlich und von allen Seiten. Immer bedacht darauf, daß möglichst mildes Licht auf die Klinge fällt. Und haben uns an ihrer Schönheit berauscht. Wenn wir schon seit „Leo 3“ und „Niob“ damastös waren, sind wir diesem Stoff ab jetzt restlos verfallen. Denn zur Schönheit gesellt sich zu unserer großen Genugtuung betörende Schärfe. Eine weitere Eigenschaft, bei deren Anwesenheit wir zunehmend pathologische Züge an uns feststellen .
„Steely Dan“ ist von stromlinienförmiger - leicht muskulöser - Gestalt. Wie im Windkanal gestylt. Die Klinge verläuft - ärger hätte es uns wirklich nicht erwischen können - auch noch ballig! Jedoch nicht auf Null. Sie hat eine Schneidfase, die exakt mit 40 Grad (20 auf jeder Seite) vermessen ist. Eine Tatsache, die ihr im Zusammenspiel mit dem üppig balligen Schliff eine ordentliche Stabilität verleiht. Die wir anderentags sogleich auf die Probe gestellt haben. Einschlägig hartes Schilfrohr hatte keine Chance und sank reihenweise widerstandslos dahin ...
Eine große Freude, mit dem atemberaubend scharfen Damast zu arbeiten. Die beiden Stähle, die sich zu dieser vielfaltigen „Packung“ zusammengefunden haben, sprechen für sich. 1.2842, einem mittellegierten Ölhärter, werden folgende Eigenschaften zugesprochen: „… gute Maßhaltig- und Zähigkeit, hohe Oberflächenhärte, gute Durchhärtung; gute Schneidhaltigkeit; gute Härtbarkeit; gute Verschleißfestigkeit …“ (http://www.stauberstahl.com/werkstoff-lexikon/1251012842/). 1.5634 / 75Ni8 - ein Nickelstahl - weist als Einsatzgüte für hartmetallbestückte Stammblätter und Bandsägen für die Holzverarbeitung eine sehr gute Zähigkeit auf. Diese wird besonders im Einsatz bei tiefen Temperaturen benötigt. Ferner unterstützt der Ni - Gehalt die Stauchfähigkeit des Materials (http://www.bestar-steel.com/site_files/files/material_data/BE5634.pdf).
Nicht, daß wir haarspalterisch oder wassersteinmäßig gesehen im Nanobereich unterwegs wären. Nein, wir schärfen schlicht mit Sharpmaker und Sinter. Aber es hilft alle nichts: Unsere Messer rasieren trotzdem (fast alle jedenfalls)! Und die Carbonstahl-Klingen - insbesondere die rostfähigen Damaste - tun sich hier mit besonderem Biß hervor!
Zurück auf den Teppich! Die Haptik - so wie die Optik - ein Genuß. Rund und schmeichlerisch schmiegt Dannyboy sich in die Hand und gewährt ermüdungsfreies, wohltuendes Werkeln. Da die Aktivitäten üblicherweise draußen bei heller Sonne stattfinden, kommt auch das Auge ständig auf seine Kosten. Nach allen Regeln der Kunst entfaltet sich der Damast im Licht und schillert vor sich hin: Purple Haze!! Auch nach dem Schnitzen, das erstaunlicherweise kaum Spuren auf der Klinge hinterläßt. Die Patina sitzt!
Nicht vergessen wollen wir die bemerkenswerte Tatsache, daß bereits der erste Apfel ein Genuß war. Die Jause am zweiten Tag hat absolut geschmacksneutral - jedenfalls, was den von Metall angeht - stattgefunden. Man könnte meinen, Danny sei etwas groß für diesen Zweck. Doch ganz im Gegenteil. Brot abschneiden, Butter drauf, Wurst oder Käse (gerne auch fetten Speck ) schneiden - hier gibt es kein Gefummel und Gewurstel. In jeder Hinsicht das richtige Messer für unser Jausenbrett …
Vom Strand und Schnitzen zurückgekehrt die Nagelprobe. Ein winziger Ruckler. Im direkten Sonnenlicht bei genauem Hinsehen (mimimimimi ….) zu entdecken. Genau fünf Streiche jeder Seite auf dem Sinterrubin - nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu spüren. Eine abartig beißende Schärfe liegt an. Das Messer rauscht durch frei Hand gehaltenes Papier jeglicher Couleur in jede Richtung. Was für ein Bastard! Ein Zustand zufriedener Gelassenheit stellt sich ein!!
Haben wir der Klinge hiermit den gebührenden Respekt erwiesen, wollen wir uns noch einmal dem Griff zuwenden. Wasserbüffelknochen hatten wir bisher noch nicht. Ein Fehler, wie wir feststellen durften. Optik und Haptik - wir wiederholen uns hierzu gern - könnten besser nicht sein. Die Anmutung ist edel, dem Damast angemessen. Unterlegt mit rotem Fiber - die Speckflagge läßt grüßen - und zur Vervollkommnung mit schmückenden roten Pins, die von runden Messinglinien durchlaufen sind, versehen, sind sie perfekte Garderobe für die Full-Tang-Klinge. Sahnehäubchen ist ein in der Griffmitte jeder Seite perfekt implantiertes kreisrundes Inlay aus roter Schaumkoralle. Vom Fachmann eingesetzt :lach: …
Die Verarbeitung, das Finish - Mother’s Finest! Für das Roadhouse fast schon eine Nummer zu perfekt und elegant insgesamt. Aber nur fast …
„Steely Dan“ - Ein Beau aus Bremen (von Painless Potter / Damast von Micha)
Gesamtlänge: 210 mm
Klingenlänge: 95 mm (scharf 98 mm, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 29 mm
Klingendicke: 3,25 mm
Klinge: Hochlagiger Damast von Micha (Michael Schick) aus 1.2842 und 75NI8 (aka 1.5634) - rostfähig, 58-59 HRC, Spearpoint - ballig mit Schneidfase 40° (2 x 20°), Ricasso-Ansatz, Schleifkerbe
Griffdicke: 18 mm
Griffhöhe: Zwischen 26,3 und 29 mm (Griffmitte)
Griffmaterial: Wasserbüffelknochen, rotes Fiber, Mosaikpins und Inserts aus Schaumkoralle
Kein Lanyardhole
Weit heraufreichende, gut sitzende, braune Ledersteckscheide mit Potter-Emblem (ohne Schlaufe), Handarbeit
Gewicht: 175 Gramm (ohne Scheide) auf der Marktwaage von Monte Gordo
„Steely Dan“ im Glanz seiner selbst …
Die Präsentation dieses Messer-Exzentrikers wird in jeglicher Hinsicht angemessen untermalt von einem begnadeten Musiker - den wir das große Vergnügen hatten, persönlich erleben zu dürfen - dem leibhaftigen Willy DeVille (RIP)!! Aus der Jukebox - live 1985 - mit „Italian Shoes“: https://www.youtube.com/watch?v=fUQ_T14BxlQ
Live vom Jausenbrett aus Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
seit 2010 hat er auf uns gewartet, dieser Beau aus Bremen. Daß wir ihn nach Monte Gordo holen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Vor mehr als einem Jahr bereits waren wir ihm verfallen. Konnten uns dennoch nicht entschließen. Damast schien uns zu edel für unsere Absichten. Ein Messer zum hinlegen? Sowas konnten (und wollten) wir uns nicht vorstellen. Wir haben ihn wieder aus den Augen verloren.
Gelegentlich tauchte er auf. Beim Surfen im Forum. Ein Bild hatten wir auch auf den Rechner geladen. In die Datei mit den Pretiosen. Ihr wißt ja, was wir meinen :. Jedesmal, wenn wir ihm wieder näherkamen, blieb es schließlich beim Begehr. Wir hatten auch die Sorge, er könne uns schlecht bekommen. Denn nur hinlegen würden wir ihn ja doch nicht. Er gehörte unserer Vorstellung nach auf ein Brett. Zusammen mit Käse, Baguette und ein paar Oliven. Am besten auf einer gestärkten Damast-Tischdecke angerichtet. At Tiffany’s !
Würde er nicht üblen Geschmack verbreiten - etwa so wie „Leo 3“? Mittlerweile hatte der neutrale „Niob“ den gelegentlichen Part im bordeigenen Food-Bereich übernommen. Aber irgendwie gehörte unserer Auffassung nach ein feststehendes Messer auf das Jausenbrett - zumindest Indoor! Gerne ein elegantes, um auch das Auge zu erfreuen, sehr gerne mit einer Klinge aus Damast. Am 29. Oktober schließlich haben wir - kurz und schmerzlos - um „Verschiffung“ gebeten. Man war gewillt und so machte sich abermals in kurzer Folge ein Damast zu uns auf den Weg ins Roadhouse nach Monte Gordo.
Als wir ausgepackt haben, waren wir erschlagen von der Anmut der „Speckflagge“, wie unser Mann aus Bremen seine Schöpfung genannt hat. Eine Schönheit, ein Beau von Kopf bis Fuß! Wir sind sofort zum zuständigen Amt und haben um Namensänderung nachgesucht. „Speckflagge“ als Arbeitstitel haben wir gelten lassen. Dem Lokalkolorit geschuldet. Aber eine derart wunderbare Gestalt - nach allen Regeln der Kunst herausgeputzt - verlangte unseres Erachtens nach etwas Anderem, Angemessenerem.
Schillernde Figuren wie Snake Plissken oder die von Ted Nugent besungenen Snakeskin Cowboys kamen uns in den Sinn. Flanierende Gauchos und Caballeros - wie sie an der Südküste der Iberischen Halbinsel gelegentlich auf ihren Pferden anzutreffen sind. Und was hatten wir konkret? Abgesehen von der in allen Farben schillernden Damast-Klinge einen dominanten Griff aus Wasserbüffelknochen, rotem Fiber und roten Inlays. An „Redbone“ hatten wir gedacht - out of Indian Reservation. Dann hatten wir den Namen plötzlich klar vor Augen: „Steely Dan“ …
Nur soll sich niemand täuschen. Schillernd die Klinge wie auch die Gestalt - gleichwohl wehrhaft, daß es eine Freude ist. Ein Biest! Doch dazu später mehr. Zunächst - nach Erledigung der unvermeidlichen Formalitäten - haben wir „Dan“ Gelegenheit gegeben, sich auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. Für das Jausenbrett vorgesehen, haben wir zunächst einmal die Klinge von allem, was sich dort nach den Jahren der Lagerung angesammelt haben könnte, mit feiner Polierwatte befreit. Die Anstrengung war ihr deutlich anzumerken, sie machte anschließend einen aschfahlen Eindruck.
Nachdem wir dem edlen Stück - und uns - ein wenig Ruhe gegönnt hatten, haben wir einen knackigen Apfel zur Hand genommen. „Dan“ hat geschält, geteilt, geviertelt. Und nahm langsam wieder Farbe an. Offenbar war das Messer in seinem Element. Allerdings nur an den Stellen, an denen Kontakt mit dem sauren Apfel bestanden hatte. Irgendwie fanden wir, der Damast sollte in Gänze zeigen, was in ihm steckt. Und haben ein Glas mittelscharfen Löwensenf - den echten Düsseldorfer - hervorgeholt, geöffnet und die Klinge im Rahmen einer kleinen Wellness-Kur etwa 10 Minuten damit behandelt.
Eine Fingerkuppe voll vom guten Stoff haben wir in beide Seiten einmassiert, ständig darauf bedacht, dabei in Bewegung zu bleiben. Danach mit Wasser und etwas Spülmittel abgewaschen, abgetrocknet - und mal nachgesehen. Mit dem Anblick, der sich uns bot, hatten wir nicht gerechnet. In allen Farben schillerte und strahlte uns der feine Damast entgegen - eine Wiedergeburt ohnegleichen.
Am nächsten Tag - ein weiterer Apfel wurde zunächst für das Frühstück in Angriff genommen - haben wir uns aufgemacht zum Metzger unseres Vertrauens und ein ordentliches Stück fetten Speck besorgt - für die „Nachsorge“ :02.47-tranquillity:! Und einen der besten örtlichen Käse, grüne Oliven und Brot. Für das Jausenbrett. „Dannyboy“ nahm Platz auf dem Brett, das ihm in Zukunft die Welt bedeuten sollte. Selten zuvor - Hand auf’s Herz - waren wir derart sicher, für einen bestimmten Zweck genau das Richtige beschafft zu haben. Unsere Eßgewohnheiten sind - nebenbei bemerkt - ständigen messerbedingten Änderungen unterworfen.
Bei aller Liebe und Schlemmerei haben wir Fotos gemacht. Reichlich und von allen Seiten. Immer bedacht darauf, daß möglichst mildes Licht auf die Klinge fällt. Und haben uns an ihrer Schönheit berauscht. Wenn wir schon seit „Leo 3“ und „Niob“ damastös waren, sind wir diesem Stoff ab jetzt restlos verfallen. Denn zur Schönheit gesellt sich zu unserer großen Genugtuung betörende Schärfe. Eine weitere Eigenschaft, bei deren Anwesenheit wir zunehmend pathologische Züge an uns feststellen .
„Steely Dan“ ist von stromlinienförmiger - leicht muskulöser - Gestalt. Wie im Windkanal gestylt. Die Klinge verläuft - ärger hätte es uns wirklich nicht erwischen können - auch noch ballig! Jedoch nicht auf Null. Sie hat eine Schneidfase, die exakt mit 40 Grad (20 auf jeder Seite) vermessen ist. Eine Tatsache, die ihr im Zusammenspiel mit dem üppig balligen Schliff eine ordentliche Stabilität verleiht. Die wir anderentags sogleich auf die Probe gestellt haben. Einschlägig hartes Schilfrohr hatte keine Chance und sank reihenweise widerstandslos dahin ...
Eine große Freude, mit dem atemberaubend scharfen Damast zu arbeiten. Die beiden Stähle, die sich zu dieser vielfaltigen „Packung“ zusammengefunden haben, sprechen für sich. 1.2842, einem mittellegierten Ölhärter, werden folgende Eigenschaften zugesprochen: „… gute Maßhaltig- und Zähigkeit, hohe Oberflächenhärte, gute Durchhärtung; gute Schneidhaltigkeit; gute Härtbarkeit; gute Verschleißfestigkeit …“ (http://www.stauberstahl.com/werkstoff-lexikon/1251012842/). 1.5634 / 75Ni8 - ein Nickelstahl - weist als Einsatzgüte für hartmetallbestückte Stammblätter und Bandsägen für die Holzverarbeitung eine sehr gute Zähigkeit auf. Diese wird besonders im Einsatz bei tiefen Temperaturen benötigt. Ferner unterstützt der Ni - Gehalt die Stauchfähigkeit des Materials (http://www.bestar-steel.com/site_files/files/material_data/BE5634.pdf).
Nicht, daß wir haarspalterisch oder wassersteinmäßig gesehen im Nanobereich unterwegs wären. Nein, wir schärfen schlicht mit Sharpmaker und Sinter. Aber es hilft alle nichts: Unsere Messer rasieren trotzdem (fast alle jedenfalls)! Und die Carbonstahl-Klingen - insbesondere die rostfähigen Damaste - tun sich hier mit besonderem Biß hervor!
Zurück auf den Teppich! Die Haptik - so wie die Optik - ein Genuß. Rund und schmeichlerisch schmiegt Dannyboy sich in die Hand und gewährt ermüdungsfreies, wohltuendes Werkeln. Da die Aktivitäten üblicherweise draußen bei heller Sonne stattfinden, kommt auch das Auge ständig auf seine Kosten. Nach allen Regeln der Kunst entfaltet sich der Damast im Licht und schillert vor sich hin: Purple Haze!! Auch nach dem Schnitzen, das erstaunlicherweise kaum Spuren auf der Klinge hinterläßt. Die Patina sitzt!
Nicht vergessen wollen wir die bemerkenswerte Tatsache, daß bereits der erste Apfel ein Genuß war. Die Jause am zweiten Tag hat absolut geschmacksneutral - jedenfalls, was den von Metall angeht - stattgefunden. Man könnte meinen, Danny sei etwas groß für diesen Zweck. Doch ganz im Gegenteil. Brot abschneiden, Butter drauf, Wurst oder Käse (gerne auch fetten Speck ) schneiden - hier gibt es kein Gefummel und Gewurstel. In jeder Hinsicht das richtige Messer für unser Jausenbrett …
Vom Strand und Schnitzen zurückgekehrt die Nagelprobe. Ein winziger Ruckler. Im direkten Sonnenlicht bei genauem Hinsehen (mimimimimi ….) zu entdecken. Genau fünf Streiche jeder Seite auf dem Sinterrubin - nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu spüren. Eine abartig beißende Schärfe liegt an. Das Messer rauscht durch frei Hand gehaltenes Papier jeglicher Couleur in jede Richtung. Was für ein Bastard! Ein Zustand zufriedener Gelassenheit stellt sich ein!!
Haben wir der Klinge hiermit den gebührenden Respekt erwiesen, wollen wir uns noch einmal dem Griff zuwenden. Wasserbüffelknochen hatten wir bisher noch nicht. Ein Fehler, wie wir feststellen durften. Optik und Haptik - wir wiederholen uns hierzu gern - könnten besser nicht sein. Die Anmutung ist edel, dem Damast angemessen. Unterlegt mit rotem Fiber - die Speckflagge läßt grüßen - und zur Vervollkommnung mit schmückenden roten Pins, die von runden Messinglinien durchlaufen sind, versehen, sind sie perfekte Garderobe für die Full-Tang-Klinge. Sahnehäubchen ist ein in der Griffmitte jeder Seite perfekt implantiertes kreisrundes Inlay aus roter Schaumkoralle. Vom Fachmann eingesetzt :lach: …
Die Verarbeitung, das Finish - Mother’s Finest! Für das Roadhouse fast schon eine Nummer zu perfekt und elegant insgesamt. Aber nur fast …
„Steely Dan“ - Ein Beau aus Bremen (von Painless Potter / Damast von Micha)
Gesamtlänge: 210 mm
Klingenlänge: 95 mm (scharf 98 mm, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 29 mm
Klingendicke: 3,25 mm
Klinge: Hochlagiger Damast von Micha (Michael Schick) aus 1.2842 und 75NI8 (aka 1.5634) - rostfähig, 58-59 HRC, Spearpoint - ballig mit Schneidfase 40° (2 x 20°), Ricasso-Ansatz, Schleifkerbe
Griffdicke: 18 mm
Griffhöhe: Zwischen 26,3 und 29 mm (Griffmitte)
Griffmaterial: Wasserbüffelknochen, rotes Fiber, Mosaikpins und Inserts aus Schaumkoralle
Kein Lanyardhole
Weit heraufreichende, gut sitzende, braune Ledersteckscheide mit Potter-Emblem (ohne Schlaufe), Handarbeit
Gewicht: 175 Gramm (ohne Scheide) auf der Marktwaage von Monte Gordo
„Steely Dan“ im Glanz seiner selbst …
Die Präsentation dieses Messer-Exzentrikers wird in jeglicher Hinsicht angemessen untermalt von einem begnadeten Musiker - den wir das große Vergnügen hatten, persönlich erleben zu dürfen - dem leibhaftigen Willy DeVille (RIP)!! Aus der Jukebox - live 1985 - mit „Italian Shoes“: https://www.youtube.com/watch?v=fUQ_T14BxlQ
Live vom Jausenbrett aus Monte Gordo
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