Steinbeile / Steinmesser

fshamburg

Premium Mitglied
Beiträge
1.535
Hallo
Hier mal zwei Bilder von Steinbeilen und -messern, gesehen im Museumsdorf Hjerl Hede bei Struer.
Wisst Ihr, ob man solche Beilklingen auch mit modernen Werkzeugen herstellen kann? Wenn ja, welche Schleifgeräte?
Gruß Frank
 

Anhänge

  • Museumsdorf bei Struer (46).JPG
    Museumsdorf bei Struer (46).JPG
    86,1 KB · Aufrufe: 660
  • Museumsdorf bei Struer (47).JPG
    Museumsdorf bei Struer (47).JPG
    86,4 KB · Aufrufe: 562
Hallo, schöne Stücke, die Du da fotografiert hast!

Auf den ersten Blick würde ich diese jedoch für Repliken halten (für sehr gute). Zu den Dolchklingen: Aus einer Feuersteinknolle wird zunächst ein klingenförmiger Abschlag gewonnen (nicht einfach), hierfür gibt es verschiedene Methoden. Dieser Abschlag wird dann retuschiert, d.h. er wird mittels Horn, Knochen oder Hartholzpfriemen immer näher an die gewünschte Form gebracht. Den gesamten Prozess zu erklären würde hier etwas lang dauern, und wäre zudem ohne Bilder nur schwer verständlich. Ich denke aber goo...le kann da helfen. Zu deiner eigentlichen Frage: Diese Art Feuerstein zu bearbeiten lässt sich durch keine Maschine ersetzen!

Die Beilklingen sind zudem geschliffen! Feuerstein zu bearbeiten muss man sich in etwa so vorstellen, als wolle man aus einem Block Glas das entsprechende Werkstück harausarbeiten. Beile kann man jedoch auch aus einfacheren (weicheren) Gesteinen herstellen, und dies wäre dennoch historisch völlig korrekt! Amphibolit Gesteine wären hier eine Alternative. Diese lassen sich sicherlich mit einer Flex grob in Form bringen, und anschließend schleifen. Für Klingen hingegen gibt es keine Alternative zur Handarbeit.

Weitere Fragen? Mir spukt bei diesem Thema so viel im Kopf herum, dass ich nur hoffen kann dich einer Antwort auf deine Frage näher gebracht zu haben :)

Beste Grüße
Christian
 
Hallo
Das sind Repliken. Im Museumsdorf gibt es eine Steinzeitanlage auf der das Leben möglichst authentisch nachgestellt wird. Dort kann man der Herstellung zusehen. Für eine genaue Nachfrage reicht mein Englisch nicht.
Gruß Frank
 
ja, hm, Hamburg ist leider etwas weiter weg. Aber in Mettmann, im Neandertalmuseum, da wird das genau erklärt und auch praktisch geübt. Bei Feuerstein ist wirklich Handarbeit angesagt, und dann der Retuschstift. Ich meine, in dem Buch "Bogen bauen" aus dem Verlag Hornung (?) wird das auch erklärt. Bin mir da aber nicht sicher.
Vielleicht besuchst Du mal die Seite von Archaeologie online.de.
Vielleicht wird Du da geholfen, oder so. Experimentelle Archäologie.
 
Literaturtipp: Feustel, Rudolf (1973): Die Technik der Steinzeit. VEB Druckhaus Köthen. Das ist meines Wissens immer noch eins der Standardwerke zur Herstellung von Steinwerkzeugen und zu den unterschiedlichen Werkzeugtypen. Ob das Buch heute noch erhältlich ist, weiß ich allerdings nicht.

Ansonsten können etliche Archäologen, die auf die Steinzeit spezialisiert sind, solche Werkzeuge herstellen. Ich war mal dabei, wie ein verstorbener Freund meines Vaters einen handtellergroßen Faustkeil aus Flint geschlagen hat, das hat man gerade eine gute Stunde gedauert. Das Stück war, bis auf die fehlende Patina, nicht von altsteinzeitlichen Originalen zu unterscheiden.

In den USA gibt es übrigens auch eine reichaltige Literatur zur Herstellung von indianischen Steinwerkzeugen, die zeigt, dass sich selbst komplexe Werkzeuge aus Obsidian bei entsprechender Übung sehr schnell herstellen lassen.

Hermann
 
Hi
Wenn es euch interessiert, kann ich Bilder von Kay Martens und seinen Arbeiten und bei der Herstellung am 6.-7. und 13.-14.9. machen.Wenn ihr Preise haben wollt,kann ich ihm auch danach fragen.

Gruß Maik
 
Servus,

das gezeigte Beil hab ich von einem Kumpel. Der fand einen ganzen Haufen davon im Rahmen der Kampfmittelräumung.

Der gerufene Archologe meinte, es seien Schaber, um Fell von Fleischresten zu befreien. Mein Kumpel konnte zwei behalten, der Rest wird wohl in einem Depot in einer Kiste liegen.

Fundort : Donauwörth
Alter : 7000-8000j.
Zeitalter: Bandkeramiker (Mittelsteinzeit)

http://lexikon.freenet.de/Bandkeramiker

Ich hab das Ding mal im Sucherforum vorgestellt, dabei stellte sich raus, dass es kein Schaber ist.
Vielmehr ein quergeschäftetes Dechselbeil. ( Früher Schuhleistenkeil genannt.)

Im genannten Forum gibt es übrigens ein eigenes Unterforum, welches sich mit der Thematik ausführlich beschäftigt. Das Ausarbeiten einer Klinge/Beil scheint nicht so einfach und kommt auch auf die Qualität des Steins entscheitent an.

Falls von Interesse:
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Schlagtechnik.htm
http://www.winserion.org/Stadler/Stadler Publikationsliste_Fach.Deutsch.html#_Toc138568080

Grüsse ,..
 

Anhänge

  • Beilklinge 1.jpeg
    Beilklinge 1.jpeg
    32,5 KB · Aufrufe: 247
  • Beilklinge 2.jpeg
    Beilklinge 2.jpeg
    24,7 KB · Aufrufe: 228
  • Beilklinge 3.jpeg
    Beilklinge 3.jpeg
    26,8 KB · Aufrufe: 325
  • dechselschäftung.jpg
    dechselschäftung.jpg
    28,5 KB · Aufrufe: 212
Hi
Nach dieser Form werde ich bei Kay auch sehen,mahl sehen ob sie in hitzacker für ihre Eichenholz-Einbäume auch so einen Steinzeitdechsel benutzt haben.Auf jeden Fall haben sie Querbeile benutzt.
Kay hat auch ein Steinzeitliches Messer mit Meteoriten-Klinge und Kristall-Struktur von den Inuit.

Gruß Maik
 
Ich habe mich mal an einem glasähnlichen schwarzen Stein versucht. Da geht es nur mit winzigkleinen Absprengungen um das Ding in Form zu bringen. Wer es versuchen möchte sollte unbedingt Handschuhe anziehen, die Bruchkanten sind höllisch scharf.
Die Jungs die diese Klingen früher produziert haben müssen Hände wie Holzraspeln gehabt haben.
 
Ich habe mich mal an einem glasähnlichen schwarzen Stein versucht. Da geht es nur mit winzigkleinen Absprengungen um das Ding in Form zu bringen.

Das ist eine Frage von Erfahrung. Ich habe (unter fachkundiger Anleitung) mich vor vielen Jahren mal an Flint versucht, dem typischen Material fuer Steinwerkzeuge hier in Mitteleuropa. Mit etwas Uebung kann man von einer entsprechenden Knolle recht gut lange (und scharfe!) Abschlaege hinbekommen.

Wer es versuchen möchte sollte unbedingt Handschuhe anziehen, die Bruchkanten sind höllisch scharf.
Die Jungs die diese Klingen früher produziert haben müssen Hände wie Holzraspeln gehabt haben.

Nö. Die wussten (im Gegensatz zu uns) nur ganz genau, was sie wie taten. Wobei du, was die Schaerfe angeht, natuerlich recht hast. Feine Abschlaege aus Obsidian z.B. sind meines Wissens schaerfer als Stahl - deutlich schaerfer.

Hermann
 
Zurück