Suche Info: Nicker "Deutscher Brummer"

bigbore

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Hallo,

ich habe einen Nicker mit Bratengabel erstanden und wäre für jede Info dankbar.

Der Nicker hat folgende Markierungen:

Eine stilisierte Patrone mit der Inschrift 42er
Deutscher Brummer
(D.R.G.M)


Die Gabel hat das Zeichen von Zwilling, sollte also später zu datieren sein?


Bilder hier.


 
hallo bigbore,

es ist ein deutscher grabendolch aus dem ersten weltkrieg,der hersteller war anton wingen,und mit deutscher brummer ist ein geschütz gemeint.ich hatte mal das gleiche messer,es ist auch im visier spezial militärmeser abgebildet.

gruß chris.
 
Mich würde mal interessieren, wie die Bezeichnung sich dann auf das Messer bezieht? Wurden alle Geschützbesatzungen mit diesem Messer ausgestattet oder wie?
 
.... Nicker mit Bratengabel erstanden und wäre für jede Info dankbar.
Die Gabel hat das Zeichen von Zwilling, sollte also später zu datieren sein?
[/URL]


@ Moderator: thread verschieben in vintage knives ???

@ bigbore

Ich verstehe zwar nicht die Frage/Aussage, weshalb die Zwilling-Marke „später zu datieren“ sei.
Für mich ist die Marke zunächst nur der Hinweis, dass beide Teile von unterschiedlichen Solinger Herstellern stammen:
„tornado“ benennt zu Recht als Hersteller des „Deutschen Brummer“ die nicht mehr existierende Solinger Firma Anton Wingen jr., allerdings ist seine Bezeichnung „Grabendolch“ für den Messertyp falsch.
Die im thread benannte Überschrift „Nicker“ ist sicherlich angebracht, diese Beschreibung findet sich auch in anderen Veröffentlichungen über dieses Messer.

Der „Deutsche Brummer“ ist offenbar von Anton Wingen in drei unterschiedlichen Perioden gefertigt worden und er war eindeutig nie „offizieller militärischer Ausrüstungsgegenstand:
zunächst während des Ersten Weltkriegs,
dann Ende der 1930er / Anfang 1940er Jahre,
und schließlich 1988 zum 100. Firmenjubiläum.

Verkaufsunterlagen von Wingen, vermutlich aus den späten 1930er Jahren, beschreiben dieses Messer mit der Artikel-Nummer 1724 / 12cm als „Pfadfindermesser“.
Diese Beschreibung erfolgte offenbar nicht zufällig: in einer Wingen-Werbung wird beschrieben, solche Messer können „lt. Verfügung des Reichsministers vom 2.5.1934 von Jedermann getragen werden“ (man unterstellte wohl Jedermann sozialadäquates Verhalten - und ich erspare mir einen Kommentar!).

WingenDeutscherBrummercut.jpg


Grüße
cut
 
@alle: Vielen Dank :D

@cut:
Besonderen Dank, D A S war so ziemlich genau das, was ich wissen wollte :super:

Zu Zwilling: Ich wusste nicht wie alt das Logo von Zwilling ist, kam mir irgendwie moderner vor.

Zu Produktion: Kann man von der Inschrift "(D.R.G.M)" auf den Produktionszeitraum schliessen?
Ist das "GES. GESCHüTZT" älter oder nur eine Variante?

Zu 1988: Ich kann mich an die Neuauflage des Models "Mein Lebensretter" erinnern,
allerdings nicht an einen "Deutschen Brummer",bist du da sicher?

Zu letzt :) Wenn jetzt noch jemand was zu der Patrone oder Granate sagen kann ist das letzte Geheimnis gelüftet :lechz:
 
Moin!
Zum Thema findest Du im Buch "Kampfmesser" von F.J. Stephens etwas (wenn auch recht oberflächlich):

Zum Thema "Mein Lebensretter":
Zitat: Ein gefälliges deutsches Jagd- / Grabenmesser , etwa 1916. Der Griff besteht aus Hirschhorn, das oben von einer eingelassenen Stahlscheibe als Knauf abgeschlossen wird. Bei einigen Exemplaren trägt diese Stahlscheibe gravierte Initialen oder ein Wappen.
Auf der Klinge sind Flaggen und ein Schriftband eingeätzt; letzteres trägt die Inschrift "In Treue fest", darunter ist zu lesen "Mein Lebensretter" und D.R.G.M. .....

Zum Thema "Deutscher Brummer" :
Zitat: Grabendolch "Deutsche Brummer" im Jagdmesser-Stil, hergestellt von der Firma Anton Wingen Jr., Solingen. Der Name stammt von dem schweren 42cm Mörser :)staun:), der zu Beginn des Krieges verwendet wurde, um belgische und französische Stellungen zu zerstören. Das danach benannte Messer zeigt die Abbildung eines Mörsers und die Inschrift "42er". Der Griff ist aus Hirschhorn, die Metallteile sind aus vernickeltem Stahl.

...Um jetzt noch einigermassen dem Urheberschutz zu entsprechen :glgl: ISBN 3-87943-812-9

Gruß vom Skinner!

P.s.:Ganz scheint es nicht zu passen, aber Varianten gabs und gibts ja immer.
 
"Deutscher Brummer" - "Mein Lebensretter"

@ bigbore
@cut:
Besonderen Dank, D A S war so ziemlich genau das, was ich wissen wollte :super:

Freut mich, dass ich einen Treffer gelandet habe.

Zu Zwilling: Ich wusste nicht wie alt das Logo von Zwilling ist, kam mir irgendwie moderner vor.

Ich kenne unterschiedlichste Henckels ZWILLING Marken, eine exakte zeitliche Zuordnung erscheint mir zumindest bei ganz alten Marken bisher unmöglich.

Kann man von der Inschrift "(D.R.G.M)" auf den Produktionszeitraum schliessen?
Ist das "GES. GESCHüTZT" älter oder nur eine Variante?

DRGM wurden vom Patentamt von 1891 bis 1945 erteilt.
"GES. GESCHüTZT" sehe ich als Variante.

Zu 1988: Ich kann mich an die Neuauflage des Models "Mein Lebensretter" erinnern, allerdings nicht an einen "Deutschen Brummer",bist du da sicher?

Nein, ich bin mir nicht mehr sicher. Möglich wäre auch die Neuauflage des Modells "Mein Lebensretter", das sich nach meiner Erinnerung (neben der Ätzung) vorrangig durch die symmetrische, zweiseitige Parierstange unterschied. Ich erinnere mich nur, dass von Anton Wingen zumindest EINE Neuauflgae Mitte der 1980er Jahre beworben wurde.
Allerdings beschreibt das nach meiner Kenntnis gründlich recherchierte Buch "Deutsche Kampfmesser" von Eigen von Halàsz 1996 die Neuauflage des "Deutschen Brummer" von 1988 mit dem Hinweis "wird mit schwarzer Lederscheide im Geschenkkarton im Fachhandel angeboten.


Grüße
cut
 
Erst mal nochmals Dank für die Informationen.

Das mit dem „Lebensretter" hat mir keine Ruhe gelassen,
und so habe ich ein paar alte DWJ (1983 – 1990) durchgeblättert.

Ergebnis:

WINGEN hatte im DWJ fast monatlich eine seitenbreite Werbung,
ca. 65mm hoch, jeweils für nur 1 Messer.


1983 abwechselnd für das STING und ein CUSTOM, beide A.G. Russel- Design.

04/84 – 07/84 „Mein Lebensretter“ limitierte Wiederauflage von 1916

08/84 Military Boot Knives (2 Modelle)

08/84 „DWJ Informationen“ stellt den Lebensretter vor:
....Das Schmieden der 130mm lange rostfreien Klinge ... erfolgt
mit den bei Aufräumungsarbeiten gefundenen
Originalwerkzeugen ....


09/84 Die Fa. Haller bietet den “Lebensretter” für 145,35 DM an.

10/84 „Mein Lebensretter“

11/84 – 02/85 Military Boot Knives

05/85 Ein Boot Knife mit Horngriffschalen

10/85 – 04/86 Eine Version des „Lebensretter" aus Damaststahl von
Manfred Sachse

05/86 Floating Survival Kit

06/86 – 07/86 Damast-Lebensretter

09/86 – 10/86 Floating Survival Kit

10/86 – 06/87 Halbintegral Hunter Design: Dietmar Kressler

07/87 - > 1990 Crocodile Hunter (Das Messer zum Film)

ab 1991 muss ich erst noch suchen


07/88 „DWJ Informationen“ stellt den „Deutschen Brummer“ vor,
....100jährigen Jubiläums ... Graben-Dolch .... Original-
Werkzeugen geschmiedet ... 110mm lange Klinge ....



Seltsamerweise konnte ich nach 1988 nichts mehr über diese Neuauflage des Brummers finden, weder Werbung von Wingen noch eine Verkaufsanzeige.

Aber Meiner kann nicht von 1988 sein, die Wiederauflage hatte nur 110mm Klinge (Meiner 120) und auch nicht das 42`er Zeichen sondern an dessen Stelle eine Seriennummer mit Herstellerjahr „001 / 1988“
 
Anton Wingen "Mein Lebensretter"

@ bigbore,
Die Werbung von Anton Wingen im DWJ ist sicherlich in Verbindung mit den redaktionellen Berichten über OTHELLO Messer sehr interessant und hilfreich.
Hier eine Abbildung des ab 1984 nachgefertigten Dolch(Ex.-„Mein Lebensretter“) mit Klinge aus Sachse-Damaszenerstahl.
Das Zertifikat zeigt die Jahreszahl 1985, der Dolch wurde aber auch noch 1988 im Wingen-Katalog angeboten.
Darunter eine Abbildung des Firmengebäudes in Solingen aus Februar 2007. Ein Giebel zeigt den arg verblassten Schriftzug „Anton Wingen jr.“

DamaszenerDolch14173A.jpg


WingenJrAntonFirmaGebudeFeb.jpg


Grüße
cut
 
Mit freundlicher Genehmigung des DWJ darf ich hier die abgeknipsten Ausschnitte zeigen, die Dateinamen zeigen das Erscheinungsdatum des jeweiligen DWJ.

Werbung Lebensretter DWJ 04/1984:
DWJ_04-1984.JPG



Werbung Lebensretter Sachse-Damast 01/1986:
DWJ_01-1986.JPG



Vorstellung Lebensretter unter DWJ-Informationen 08/1984:
DWJ_08-1984.JPG



Verkaufsanzeige Fa. Haller DWJ 10/1984.
DWJ_10-1984.JPG



Vorstellung Deutscher Brummer unter DWJ-Informationen 07/1988
DWJ_07-1988.JPG



Nochmals Dank an die Redaktion des DWJ.
 
Muß den Thread hier nochmal aufwärmen da ich kürzlich über so einen "Lebensretter" gestolpert bin.:rolleyes:

Wie cut anmerkte gab es wohl 3 Produktionsphasen dieses Messers.

Kennt jemand zumindest ungefähr die Produktionszahlen der jeweiligen Phase? Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß zumindest die 1988er Jubiläumsausgabe limitiert war.

Danke!

Rastenkratzer
 
... Kennt jemand zumindest ungefähr die Produktionszahlen der jeweiligen Phase? Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß zumindest die 1988er Jubiläumsausgabe limitiert war.

@ Rastenkratzer,

Produktionszahlen zu einzelnen Messern wurden nach meiner Kenntnis bisher von Messerhersteller grundsätzlich nicht veröffentlicht.
Bei limitierten Auflagen gab/gibt es teilweise Hinweise durch die Angabe der Limitierung. Aber auch solche Hinweise beweisen nicht zwingend, dass die gesamte ("geplante") Serie gefertigt und verkauft wurde.

Da die Firma Anton Wingen 1977 aufgelöst und vorrangig nach Ex-Jugoslawien verkauft wurde, bestehen wohl kaum noch Unterlagen über die Wingen-Messerfertigung.

Es ist richtig, dass zumindest die Wiederauflagen limitiert waren, dies weisen auch die hier von "bigbore" geposteten Informationen aus der Zeitschrift DWJ über den "Lebensretter" explizit aus.
Auf welche Stückzahlen die Nachfertigungen limitiert waren geht aus keinen mir bekannten Veröffentlichungen hervor. Vielleicht wollte man sich bei Anton Wingen Jr. ein Hintertürchen für eine weitere Nachfertigung offen halten.

"Das Zertifikat zeigt die Jahreszahl 1985, der Dolch wurde aber auch noch 1988 im Wingen-Katalog angeboten." schrieb ich in diesem thread bereits, und die dort verlinkte Abbildung zeigt für dem Damaszenerstahl-Dolch die Nummerierung "006".

Realistisch erscheint mir für eine wirtschaftliche Schmiedung in den 1980er Jahren eine Mindestauflage von 300 Klingen, aber ob dies tatsächlich so war und ob die Rohlinge alle zu fertigen Messern verarbeitet worden sind - darüber kann man wohl nur spekulieren.

Grüße
cut
 
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