Suche Informationen zu einem Klappmesser der Firma Kirschbaum

Andreas

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Ich habe heute ein Klappmesser der Firma Kirschbaum bekommen und such jetzt Informationen zu dem Messer (wann wurde das Messer gebaut, ...), bzw. zu der Firma.

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Die Hauptklinge ist 8,4cm lang, die Schafsfussklinge 5,5cm.
Die kleine Klinge besitzt die Aufschrift Rostfrei. Auf der großen Klinge ist einmal der Name des Herstellers F.A. Kirschbaum (siehe Foto) und auf der Rückseite steht ebenfalls Rostfrei.
Das besondere an dem Messer ist, dass die geöffnete, feststehende Hauptklinge durch Druck auf den Klingenrücken der kleinen Klinge entriegelt wird. Die Griffschalen müßten aus Hirschhorn sein.

Über Informationen zu dem Messer und der Firma würde ich mich freuen.
 
Ich kenne die Firma nur als

Weyersberg & Kirschbaum wenn mich der Name jetzt nicht täuscht.
Die haben, soviel mir bekannt, Bajonette für das Gewehr 88 hergestellt.
In meinen den Herstellerlisten der Produzenten im III.Reich konnte ich nurnoch den Weyersberg finden, ohne Kirschbaum.
Der firmierte dort in Solingen unter
"WMW" Waffenfabrik Max Weyersberg.
Evtl. hilft Dir das weiter.
Gruß
Tom

P.S.
Toller Fund. Sieht noch gut aus.
 
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F.A. Kirschbaum & Co.

„Seal“ / Tom hat sich leider täuschen lassen – immerhin gab es in Solingen mindestens zehn von einander unabhängige Firmen mit dem Namen KIRSCHBAUM (Weyersberg & Kirschbaum hat es übrigens in dieser Konstellation auch NICHT gegeben, gemeint ist offenbar die Firma Weyersberg, Kirschbaum & Cie, die 1883 entstand). Der Hinweis auf die Waffenfabrik „WMW“ MAX WEYERSBERG führt auch in die völlig falsche Richtung: auch dieses Unternehmen war – wie noch weitere Solinger Schneidwarenhersteller mit diesem Namen- eine selbständige Firma.)
Die Klingenmarkierung F.A. Kirschbaum (Solingen) steht stattdessen für die gleichnamige Stahlwarenfabrik F.A. Kirschbaum & Co. Sie wurde 1919 gegründet und hat im Oktober 1970 ihre Geschäftstätigkeit eingestellt. Als Markenzeichen wurde oft ein „doppeltes“, aufrecht stehendes Oval verwendet, mit dem Firmennamen und dem Schriftzug SOLINGEN im äußeren Rand,
in der Mitte des Ovals mit der Markierung „ & Co “.
Die Firma fertigte vorrangig Taschenmesser und Fahrtenmesser, aus den 1930er Jahren sind auch Dolche bekannt.

Der Verschluss des abgebildeten Taschenmessers wird üblicherweise als „Federmesser-Drücker“ (in den USA „pen blade release“) bezeichnet. Er ermöglicht trotz der sehr schlanken Griffgestaltung eine strapazierfähige Verriegelung der „großen“ Klinge. Diese Art der Verriegelung fertigt aktuell weiterhin HUBERTUS in Solingen als manuell zu öffnendes Messer (gleiche Form wie das Modell von F.A.Kirschbaum); in einem HUBERTUS-Springmesser (in anderem Design, ebenfalls mit Hirschhorngriff) dient diese Art der Federmesserklinge nicht nur zum Entriegeln der geöffneten Klinge sondern auch als Auslöser.
 
Vielen Dank für die Informationen!
Besteht vielleicht die Möglichkeit, das Messer noch etwas genauer zu datieren?
Zum Federmesser-Drücker/pen blade release kann ich vielleicht noch was beitragen. Nach der Reinigung des Messers kann man recht gut erkennen, wie der funktioniert.
Das Verriegelungsprinzip ist dem Lock-Back sehr ähnlich (Ein "Hammer" greift bei der großen Klinge in eine Vertiefung auf dem Klingenrücken direkt hinter der Achse). Nur wird die Verriegelung nicht von aussen gelöst, wie beim Back- oder Mid-Lock, sondern innen befindet sich vorne auf der Feder der großen Klinge "eine Nase", die durch die mittlere Platine zur kleinen Klinge zeigt. Wird die kleine Klinge in den Griff gedrückt (gegen die Nase), erfolgt die Kraftübertragung auf die Feder, die sich dann anhebt und die große Klinge kann dann eingeklappt werden.
Wenn man bei diesem Exemplar von einem Alter von mindestens 35 Jahren ausgehen kann und es auch benutzt wurde, scheint der Mechanismus recht gut und stabil zu sein. Die große Klinge besitzt zwar axiales Spiel, aber die Verriegelung hält noch sicher.
 
Federmesserdrücker - pen blade release

Andreas:
Mein Kompliment zur verständlichen Beschreibung der Funktionsweise!

Eine exakte Datierung ist problematisch, da solche „klassischen“ Taschenmesser bei den Herstellern in Solingen üblicherweise „Jahrzehnte“ lang gefertigt wurden. Ich kenne aus historischen Verkaufskatalogen anderer Solinger Schneidwarenhersteller „Federmesserdrücker“ in verschiedenen Größen, habe aber bisher kein besonderes Augenmerk auf diesen Messertyp gerichtet. Leider sind in vielen Katalogen die Messer nur in Verbindung mit der Artikelnummer abgebildet und nur in den seltensten Fällen gibt es Erläuterungen zur Funktionsweise/Technik.
Zumindest von einem Messer kenne ich aus ca. 1920 eine Beschreibung eines Federmessers als Entriegelung einer großen Klinge.
Von der Stahlwarenfabrik F.A.KIRSCHBAUM habe ich bisher keinen Katalog gesehen und kenne leider auch keine Details aus dem ehemaligen Fertigungsprogramm dieser Firma. Deshalb wäre eine Datierung reine Spekulation – und es ist sicherlich nicht ausgeschlossen, dass dieses Messer durchaus schon Mitte bis Ende der 1920er Jahre gefertigt wurde (nachdem rostfreier Stahl für KLingen verwendet werden konnte).
 
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Interessant!

cut schrieb:
Schnippel... Diese Art der Verriegelung fertigt aktuell weiterhin HUBERTUS in Solingen als manuell zu öffnendes Messer (gleiche Form wie das Modell von F.A.Kirschbaum); in einem HUBERTUS-Springmesser (in anderem Design, ebenfalls mit Hirschhorngriff) dient diese Art der Federmesserklinge nicht nur zum Entriegeln der geöffneten Klinge sondern auch als Auslöser. Schnippel


Klingt wirklich interessant! Kann man sich die betreffenden Messer irgendwo im Netz ansehen oder kennst du zufälligerweise gleich eine Bezugsquelle?
Besonders der Springer klingt gut :hehe:

Danke und Grüsse

Markus
 
cut schrieb:
Deshalb wäre eine Datierung reine Spekulation – und es ist sicherlich nicht ausgeschlossen, dass dieses Messer durchaus schon Mitte bis Ende der 1920er Jahre gefertigt wurde (nachdem rostfreier Stahl für KLingen verwendet werden konnte).

Vielen Dank!
Dann gehe ich mal lieber von der "Spekulation" aus, dass es spätestens um 1970 gebaut wurde. Dann bin ich auf der sicheren Seite.
 
weitere "Federmesserdrücker"

Mit einem Alter von "mindestens 35 Jahren" überschreitet das "alte" Schätzchen ja bereits das Lebensalter vieler Forumianer!

In einem ROB. KLAAS Verkaufskatalog von 1932 konnte ich zumindest DREI Federmesserdrücker ausfindig machen:
In „Abteilung I“ (Klingen aus „Normalstahl“):
No. 1781 Grifflänge ca. 9,5 cm, Gesamtlänge ca. 17 cm
No. 3363 Grifflänge ca. 10,5 cm, Gesamtlänge ca. 18,5 cm
Und in „Abteilung II“ (Klingen rostfrei):
No. R 1627 Grifflänge 10,5 cm, Gesamtlänge ca. 18,5 cm.

Das HUBERTUS Springmesser mit Federmesserklinge als Auslöser gab es übrigens in verschiedenen Beschalungen: Hirschhorn, schwarzes Leinen-MICARTA, und in einer Sonderserie für einen ausländischen Kunden mit leuchtend rot gefärbten Büffelknochenschalen.
 
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