suche Schmiedekurs für Rollstuhlfahrer

Matthias W.

Mitglied
Beiträge
5
Hallo zusammen,

seit kurzem interessiere ich mich für das Schmieden. Nun suche ich eine Möglichkeit in meiner Nähe (Südhessen, Umkreis so rund 150KM rund um Frankfurt am Main) einen Schmiedekurs zu belegen. Kürzlich hatte ich Kontakt mit Herrn Abel von der Lindenschmiede. Das was ich hier über die Kurse gelesen habe, hat mich sehr neugierig gemacht.

Tja, nur leider sitze ich querschnittgelähmt im Rollstuhl. Zwar habe ich vom Behinderungsgrad her wahnsinniges Glück gehabt und kann beispielsweise meine Arme 100% einsetzen oder kann sogar mit Unterstützung ein paar Meter laufen aber gegen (die Gefahrenquelle)den Funkenflug wenn 4-5 Leute schmieden oder die Höhe des Amboss kann ich leider nicht ankommen. Das waren aus Herrn Abel's Sicht schonmal zwei wichtige Punkte, weshalb ich bei ihm keinen Kurs belegen kann.

Nun ist guter Rat teuer, da ich so gerne solch einen Kurs belegen möchte. Ich such schon seit langem nach einer Möglichkeit mich körperlich auszulasten, mit viel Spaß und Kreativität, zudem ist es auch noch schön warm :)-)) und es gibt ein reales Endergebnis. Nicht zuletzt faszinieren mich Messer und sonstige Möglichkeiten die man mit dem Schmieden umsetzen kann. Zumindes was ich mir bisher rein theoretisch ausgemalt habe.

Ich hoffe irgendwer hier hat noch eine Idee und würde mich sehr über neue Überlegungen oder Tips freuen!

Gruß
Matthias
 
Das Problem liegt wohl eher darin, dass die Schmiede normalerweise für die Arbeit im Stehen eingerichtet ist und man erst so Einiges umbauen müsste, um Dir das Arbeiten darin zu ermöglichen.

Schmieden im Sitzen ist hingegen prinzipiell gar nicht schwierig und sehr üblich. Quasi alle Schmiede in Asien und Afrika machen das immer. Aber auch hier in Deutschland wird in einigen Schmieden z.B. am Lufthammer im Sitzen gearbeitet und da kann man beim Feuerschweißen auch nicht einfach aufspringen und dem fliegenden Borax ausweichen. Der Funkenflug ist also kein Problem.

Eine, allerdings weit vorgreifende, Lösung für Dich wäre, Dir eine Schmiede einzurichten und die Kurse dann bei Dir selbst abzuhalten, sprich die Kursleiter einzuladen.

Ansonsten tröste Dich: auch der Schmiedehalbgott Hephaistos war lahm.
 
Also an den Ansatz quasi das Pferd von hinten aufzuzäumen hatte ich noch nicht gedacht. Wenns aber der einzigste ist, würde ich es wohl so machen müssen. Allerdings, die Ausrüstung kaufen, dann den Schmied quasi zu einem Einzelkurs einladen und dann nach rund 800€ feststellen das es eventuell doch nichts für mich .... :-(

Aber erstmal danke für deine Antwort!
 
Muss es Schmieden sein? Stockremoval iss nix?

Das Problem ist einfach die Haftung. Wenn Dir ein glühendes Trumm ausrutscht und in den Schoß fällt, schaut ihr beide - also Du und der Veranstalter - ziemlich dumm in die Gegend. Auch wenn Du explizit alles Risiko auf Dich nehmen möchtest - dürfte unwirksam sein, da Du als Laie das gar nicht abschätzen kannst. Der Kursleiter als Fachmann und Weisungsbefugter ist da in einer Fürsorgepflicht, und riskiert neben zivilrechtlichen Folgen auch das Begehen einer OWI (OWiG §130), Geldbuße bis eine Million Euro :rolleyes:, strafrechtliche Folgen nicht ausgeschlossen.

Sprich, wenn Du jemanden findest, das das so Wischiwaschi übergeht, geh da lieber nicht hin. Derjenige kennt vermutlich nicht mal Grundzüge der Arbeitssicherheit, oder pfeift einfach drauf. Ja, ich bin da ziemlich penetrant und spießig ;), aber im Rollstuhl sitzen reicht IMO aus, Verbrennungen oder ein Auge weg müssen ja nicht auch noch sein.

Beim Stockremoval, vor allem aber bei möglichst geringem Einsatz motorisch betriebener Maschinen ist das Verletzungsrisiko einfach viel geringer und überschaubarer. Wenn auch vorhanden, aber es sterben natürlich auch Leute beim Duschen.

Die Haftung gilt natürlich verschärft für Gewerbetreibende/Veranstalter von Kursen. Ich bin mir aber recht sicher, dass auch dann, wenn Du rein privat in einer Hobbyschmiede mitdengelst der Inhaber der Schmiede gewisse Fürsorgepflichten hat. Ab dem Moment, wo irgendjemand in einer fremden Werkstatt rumsteht, wirds grundsätzlich kritisch.

Und ein Rollstuhl in einer Werkstatt ist einfach immer dann kritisch, wenn der ganze Ablauf nicht darauf ausgelegt ist: Ausreichend Platz, Ordnung ;), Ablagemöglichkeiten/Werkzeuge in der richtigen Höhe, Wissen und Erfahrung um bestimmte Risiken usw. Da würde ich auch darauf achten, wenn ich irgendwo Arbeiten müsste. Ebenso, ob der Veranstalter eigentlich eine Versicherung für genau solche Risiken hat.

Was Du machst, wer Dir einen Kurs anbietet, geht mich natürlich nichts an. Wer das aber öffentlich, über dieses Forum macht, sollte das, was ich geschrieben habe, berücksichtigen.

Praktischer Tip? Ich würde erstmal Markus Balbach anrufen. Der kennt oft jemanden, der jemanden kennt...Und Markus weiss sicher, wovon ich hier rede. Oder Peter Stienen..oder.. jedenfalls Leute, die professionell eine Schmiede und einen Handwerksbetrieb betreiben. Die wissen, was geht, was man verantworten kann, oder - wie Peter Abel - eben nicht mehr verantworten kann.

Entfernung ist eher zweitrangig. Finger ab ist ab.

Pitter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Matthias

ich bin zwar kein Schmiedeexperte aber ich finde dein Interesse und deinen Willen richtig gut. :super:
Vielleicht ist die Idee mit der eigenen Schmiede gar nicht so verrückt.
Hast du schonmal dran gedacht, daß es noch mehr Leute geben könnte, die vor der selben Problematik stehen. Evtl. warten die nur darauf, einen von dir organiseirten Schmiedekurs in deiner rollstuhlgeeigneten Schmiede zu buchen.

Bei deinem Einsatz findet sich sicher eine Lösung.

Viele Grüße, Keks
 
Hallo Matthias,

ich habe da mal zwei Namen für Dich, die Dir vielleicht helfen können.

Der eine ist Jürgen Leister in Kalbach. Ich glaube die Internetadresse ist: metallgestalltung-leister.

Torsten Pohl, findest Du hier im Messerforum.

Herrn Leister kenne ich gar nicht, gibt aber Schmiedekurse und passt in Dein Anforderungsprofil.

Torsten kenne ich bisher leider nur von 2-3 Messeraustellungen, ist meiner Meinung nach ein super Typ und fragen lohnt sich auf alle Fälle.

Wo Du noch fragen kannst ist bei Waffen Abel in Frankfurt Höchst. Herr Abel kann Dir vielleicht mit seinen Kontakten weiterhelfen.
Was mir noch einfällt, am 3.10. ist messerbörse in Kelkheim.Vielleich ist dies eine Gelegenheit für Dich entsprechende Kontakte zu knüpfen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Du kannst mir ja mal berichten, ob etwas geklappt hat.


Beste Grüße

Frank
 
Hallo Pitter,

mit dem was du schreibst bist du absolut auf meiner Linie! Das Rechtliche ist ein sehr wichtiger Punkt und der Querschnitt ist hoffentlich das Maximum mit dem ich leben muß. Also Vorsicht. Klasse, denn so richtig habe ich darüber garnicht nachgedacht.

Werde mal telefonieren.

@Keks, ich werde alles geben ;-).

Gruß
Matthias

edit: ich komme ja garnicht nach mich zu bedanken! @Frank, dankeschön! Is ja der Hammer hier :)

edit II: @Pitter, ne Stockremoval is wirklich absolut nix für mich und meine Vorstellung. Aber Danke für die Anmerkung!
 
Was die Sicherheit angeht, stelle ich mir das nicht allzu problematisch vor. Die Beine kann man mit einer entsprechenden Schürze schützen und für den Oberkörper würde sich eine alte Lederjacke anbieten. Ich selbst hab im Winter meistens eine beim schmieden an.

An Ausrüstung würde sich eine Gasesse anbieten, da die meist mobil sind und du für die Handhabung keine besondere Beweglichkeit brauchst. Den Amboss muss man einfach nur tief genug aufstellen. Ergonomische Veränderungen an den einzelnen Geräten wären fast schon wieder eine faszinierende Herausforderung!!!

Was den Schmiedekurs angeht:

Es könnte tatsächlich schwierig werden, da die professionellen Schmieden meist feste Ausstattungen haben und diese nicht einfach umgestellt werden können. Aber vielleicht findest Du einen Hobbyschmied, bei dem Du mal schnuppern und etwas lernen kannst. Wenn Du dann weißt, ob es wirklich was für Dich ist, kannst Du doch noch immer eine Schmiede einrichten und versuchen, Dir einen Lehrer in Deine eigene Schmiede einzuladen.
 
Was die Sicherheit angeht, stelle ich mir das nicht allzu problematisch vor.

Wie aber bereits ausführlich begründet wurde, ist es nicht einfach eine Frage der (vermeintlich problemlos herzustellenden) Sicherheit, sondern eine Frage der Haftung, die relevant wird, sobald es sich um einen bezahlten Kurs handelt. Und auch für Hobbyisten gelten in den beschriebenen Fällen erweiterte Sorgfalts- und Fürsorgepflichten, die man nicht einfach mit „entsprechende Schürze“ und „alte Lederjacke“ abbügeln sollte.
 
Hallo,

ich lese grade eben den Beitrag von Matthias, zum Schmiedekurs für Rollstuhlfahrer.
Er hatte bei mir angefragt und ich musste Ihm nach einiger Überlegung leider absagen.
Das liegt in der Hauptsache an den technischen Gegebenheiten, wie Ambosshöhe, Höhe der Esse, Werkbankhöhe mit den Schraubstöcken etc.
Einiges davon lässt sich bestimmt relativ einfach umgestalten, anderes bringt wieder einen erheblichen Aufwand mit sich.

Die Zugänge zum WC, bzw. die WC's an sich sind nicht für Rollstühle geeignet. Da die Halle gemietet ist, habe ich auch nur einen bedingten bis keinen Einfluss drauf.

Dann nicht zu vergessen die Frage der Haftung. Klar gibt es für (fast) alles die Möglichkeit es abzusichern.

Aber auch wenn ich es dann versichert habe, ist die Gefahr für jemanden im Rollstuhl doch wesentlich höher, gerade duch den Funkenflug.
Wenn alle im Stehen arbeiten und in einer Arbeitshöhe, die ziemlich genau dem Brust und Gesichtsbereich entspricht wenn man im Rollstuhl sitzt. Da kann man nicht einfach mal ausweichen wenn glühende Schlacke fliegt.
Hinzu kommt evtl. die Unachtsamkeit anderer Teilnehmer, die einfach nicht damit rechnen das jemand hinter Ihnen im Rollstuhl sitzt und im herumdrehen den glühenden Stahl genau in der o.g. Höhe tragen.
usw.
Das ist weniger ein Problem wenn alle im Sitzen arbeiten, aber da passt meine Werkstatt leider nicht.

Dann zu sagen ok, es geht, ich hab' ja eine Versicherung, egal wenn was passiert oder ich hab' zwar keine, aber das ist mir auch egal hauptsache die Kohle stimmt.

Nein, daß geht für mich garnicht!
Es soll für alle Beteiligten passen und ein wenn's geht ein unvergessliches Erlebniss sein

So viel von meiner Seite dazu.

Dieses Jahr wird es ohnehin ziemlich knapp, und in einem regulären Kurs passt es einfach nicht, aber ich könnte mir vorstellen mit Matthias alleine mal zusammen auszuprobieren was denn möglich wäre beim Schmieden.
Das fällt mit grade eben so ein. Wie das umzusetzen wäre müssten wir
(Matthias und ich) noch mal bereden.
Evtl. findet sich da was.



Viele Grüße
Peter
 
Hallo Matthias,

das Problem, wie ich es sehe, ist nicht Deine Behinderung, sondern Dein Fahrvehikel der Rollstuhl. Du brauchst ein Schmiedeumfeld wie die jap. oder allgemen die asiatischen Schmiede: Auf dem Boden hockend und alle benötigten Utensilien in Arm-bzw. Körperkippweite um Dich rum. So auf 2x2 Meter realisierbar. Amboß zur Hälfte in der Erde, Gasesse...

Ich schmiede seit 4 jahren Messer und habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht wie ich mir behelfen könnte, wenn ich selbst behindert wäre.

Bei dieser Lösung musst Du halt auf einen Maschinenhammer verzichten, aber Du willst Dich ja eh körperlich fordern.


Ich hoffe, Du kannst Dir Deinen Wunsch erfüllen.


Seebär
 
Nabend erst mal

bin gerade auf den Thread gestoßen und zuerst mal Gratulation das du dich an Peter gewand hast, das war eine gute Wahl.
Auch wenn ich ab und zu mal wen bei mir schmieden lasse das wäre mir ohne dich zu kennen zu heikel, Die Gefahren sind ja schon reichlich aufgezählt.
Peter hat die Routine und Erfahrung was dazu nötig ist, aber alleine wird er das auch nur schlecht machen können.
Generell find ich die Idee aber absolut OK und ich weiß durch meinen Werkstattstandort in Bad Vilbel (Sehr große Rolli Gemeinde! Reha etc.) nur zu gut das Rolli nicht das ende der Motivation oder gar der Mobilität bedeutet, und das ist gut so.
Ich würde deinen Wunsch daher gern unterstützen, etwas Geduld muß du aber haben dieses jahr wird das auch bei mir nix mehr.

Mein Angebot, Peters Einverständniss vorrausgesetzt, ich lege ne 10mm Platte auf meinen Plasmaschneidtisch und konstruiere und baue einen höhenverstellbaren Ambossunterbau und Amboss speziell fürs Messermachen so daß du mit dem Rolli so nahe wie nötig rann kannst.
Um optimal zu arbeiten und dir nicht den rest zu geben.
Peter zeigt dir dann wie es geht und falls er will stehe ich als zweite Person zur Verfügung (von meiner Seite aus Kostenlos!) um notfalls einzugreifen.

Wenn Peter also einen weg sieht, was sicher erst mal von seiner Seite gründlich überlegt werden muß, sagt mir bescheid wenn ich helfen kann.

Tschau Torsten
 
Deeer Torsten - wie immer SUPER!

Aber Du hättest Matthias auch noch sagen sollen,daß er in 135km Entfernung von Frankfurt - in Stutensee,bei Schanz - Dich am Sonntag in "Aktion" sehen kann,und dort auch viele andere freundliche Messerverückte treffen und auch ansprechen kann!

Schau mal unter "Kleines KAMFT" im Forum, Matthias,da erfährst Du noch mehr darüber.

Und immer dran bleiben,nie aufgeben!,aber das weißt Du als Rolli sicher

Du wirst schon noch schmieden,da bin ich mir sicher!

Alles Gute,
Gerald in Portugal
 
Hallo,

Dieses Jahr wird es ohnehin ziemlich knapp, und in einem regulären Kurs passt es einfach nicht, aber ich könnte mir vorstellen mit Matthias alleine mal zusammen auszuprobieren was denn möglich wäre beim Schmieden.
Das fällt mit grade eben so ein. Wie das umzusetzen wäre müssten wir
(Matthias und ich) noch mal bereden.
Evtl. findet sich da was.

Wenn Peter also einen weg sieht, was sicher erst mal von seiner Seite gründlich überlegt werden muß, sagt mir bescheid wenn ich helfen kann.

also Leute ich bin wirklich baff und erschlagen über die Hilfsbereitschaft! Und nehme das Angebot sehr sehr gerne an. Natürlich immer vorausgesetzt ihr habt Zeit, Lust und die Möglichkeit! Ich kann warten und habe/nehme mir einfach die Zeit.

Wir hören voneinander....

Vielen lieben Dank schonmal an alle für ihren Einsatz!

Gruß
Matthias
 
Moin Matthias,
wende dich doch mal an Regin,
dass ist eine Gruppe aus Dänemark, die sich mit wikingerzeitlichem Schmieden beschäftigt. Eines der Mitglieder sitzt ebenfalls im Rollstuhl. Wenn du ihn kontaktierst, wird er dir sicherlich wertvolle Tips geben können, wie man in Bezug auf das Schmieden gut mit dem Handycap umgehen kann.
http://www.123hjemmeside.dk/vikingesmed

Gruß,
Timm
 
Wie aber bereits ausführlich begründet wurde, ist es nicht einfach eine Frage der (vermeintlich problemlos herzustellenden) Sicherheit, sondern eine Frage der Haftung, die relevant wird, sobald es sich um einen bezahlten Kurs handelt. Und auch für Hobbyisten gelten in den beschriebenen Fällen erweiterte Sorgfalts- und Fürsorgepflichten, die man nicht einfach mit „entsprechende Schürze“ und „alte Lederjacke“ abbügeln sollte.

Entschuldigt bitte, wenn ich mich etwas missverständlich ausgedrückt habe. Mir ging es nicht darum, berechtigte Bedenken beiseite zu wischen.
Sämtliche Gefahrenquellen, die hier erläutert wurden sind selbstverständlich begründet und ernstzunehmen!

Mir ging es lediglich darum einige kleiner und nicht allzu komplizierte Möglichkeiten aufzuzeigen, mit denen Matthias zum Ziel kommen könnte. Und es freut mich sehr, immer mehr Ideen und Vorschläge zum barrierefreien Schmieden zu lesen!:super:
 
Zurück