Teil eines Pfluges als Messerstahl?

mikromeister

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Hallo,

am Wegesrand habe ich kürzlich ein ca. 1m langes Streifblech (ca. 50x12mm, verjüngt auf 50x1mm) eines Pfluges gefunden. Aufgrund der Seriennummer habe ich die Firma ausfindig gemacht aber die wollen nicht sagen was das Material ist. Intern nennen Sie es "Rabedur", ein "durchgehärteter und feinkörniger Stahl" Laut Diagramm in der Mitte ca. ca. 63HRC am Rand 59 HRC

http://www.rabe-agrarsysteme.de/sit....de/site_de/technikinfo/conit_und_rabedur.htm

Der Mensch dort meinte es wäre wahrscheinlich? nicht rostfrei, ich konnte allerdings keine Rostspuren entdecken. Es ist auch magnetisch.

Die Härte ist jedenfalls so, dass es meinem HSS Körner beim Test die Spitze gekostet hat und zäh ist es auch. Hört sich für ein geschmiedetes Messer eigentlich super an.

Das dünne Ende (ca 1mm) habe ich mal testhalber mit dem Schweissbrenner heiss gemacht und in Wasser abgeschreckt. Wurde glashart und ohne Anlassen sehr spröde.

Hat jemand von euch eine Idee was das sein könnte?
Wie mache ich die WB wenn ich nicht rausfinde was es genau ist?
 
Wenn ich mich noch richtig an die Vorlesungen über Landmaschinen erinnere, wurden die Pflugscharen angeblich dreilagig ausgeführt (müsste sich also eigentlich gut für Messer eignen), an Streifbleche
kann ich mich dagegen nicht erinnern.

Aber es gibt einen Landmaschinentechniker im MF, schreib den doch mal gezielt an.
 
Die dreilagig hergestellten Pflugschare sind unbearbeitet nicht für Klingen brauchbar, weil sie zwei harte Außenlagen und eine weiche Mittelschicht haben. Wegen der günstigen Schweißeigenschaften sind sie als Ausgangsmaterial für Damast aber durchaus geeignet. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Stähle sollten bei ordentlichen Eigenschaften möglichst billig sein. Meist wurden C- Stähle mit angehobenem Mangangehalt verwendet, z.B. ein Stahl mit 0,9 %C und 1 %Mangan. Ich würde mal ein Stück abtrennen und den Querschnitt anätzen, dann sieht man, ob es ein dreilagiger Stahl oder ein Monostahl ist. Man kann mit einem solchen Monostahl- wie mit fast jedem Kaltarbeitsstahl -ordentliche Messer machen, Wunder sollte man aber nicht erwarten.
MfG U. Gerfin
 
na das sind doch eher 30 in der mitt und 60 am rand wenn man da genau hinschaut.

ist ein Carbonitrierter Einsatzstahl, wahrscheinlich eine ganz einfache variante 16 MnCr 5 oder 17 CrNi 6 6.

Ist gut für Decordamst. Von der nitrierung und der Kohlungszone bleibt nach dem Feuerschweißen nicht meher viel übrig wenn man den MAterialverlust und die Kohlenstoffdiffusion zusammenzählt.
 
Ich weiss ja nicht was Ihr bei dem Link seht und lest?

Das Material heisst RABEDUR nicht Conit, ist kein Dreilagenstahl, ist durchgehärtet und hat fast über den ganzen Querschnitt über 60 HRC mit einem leichten Randabfall.
Dass es dabei ziemlich zäh sein muss ist kann man ermessen wenn man sich vorstellt dass das Teil ja im wesentlichen aussieht wie ein Schwert und 100erte Kilometer mit Caracho durch steinigen Ackerboden gezerrt wird.

Aber egal, ich werde es mal ausschmieden und in Wasser abschrecken.
 
ja stimmt die haben ja noch was weiter unten.
Nun zuerst mal nix aufregendes, ist mit großer wahrscheinlichkeit ein C Stahl.
wenn Du gerade mal 100Kg geschenkt bekommst dann kannst Du ihn nehmen.
Ansonsten ist der ja für Ackerzwecke gewählt und da sind natürlich die grundlegenden Anforderungen nicht so hoch wie z.B. bei einem Kugellager oder einer Feile.

RGDS Roman
 
Heute habe ich eine große Klinge mit ca. 350mm ohne Erl geschmiedet.

3 x auf ca 750°C geheizt und an Luft abgekühlt, dann erhitzt mit Magnettest und in kaltem Wasser abgeschreckt.
Die Härtetemperatur war nicht ganz gleichmäßig, weil das Teil sehr groß für meine Esse war.

Nach dem Härten war Glas mit Mühe zu ritzen, eine gute Feile hat noch etwas gegriffen.

1h bei 220 °C in den Backofen, abgeschreckt und das ganze wiederholt.

Die Klinge ist immer noch ziemlich hart, aber ritzt kein Glas mehr.
Leider ist sie sehr spröde.
Ich finde unverhältnismäßig spröde und das kommt mir komisch vor.
Die Schneide (ca. 0,5mm dick, sehr schlank) über eine scharfe Kante rausstehen lassen und mit einem 200g Hammer leicht draufgeschlagen bricht 7x4mm große Stücke ohne große Mühe raus.

Da sich die lange und breite aber dünne Klinge beim Härten in allen Ebenen verzogen hat und es eh eher ein Haumesser werden soll möchte ich die Härte so weit runterbringen, dass ich die Klinge kalt richten kann.
Ich denke 56 HRC wären ok.

In welchen Temperaturschritten sollte ich beim Anlassen wohl nach oben gehen?
 
Empfehlungen sind da schwierig. Es ist halt nicht eindeutig was für ein Stahl das ist. Wenn ich einen neuen Stahl bekomme, mache ich erst eine Menge an Versuchsreihen um das Optimum zu ermitteln. Die Merkblätter helfen nur bedingt, da wir viel kleinere Abmessungen haben. In jedem Fall lernst du eine Menge, auch bei unbekannten Stählen. Bei präz. Flachstählen kostet es auch einiges, solche Versuchsreihen zu machen. Meine Schüler sind darauf angwiesen das die Schmiede und Härteanweisungen so präzise sind um gute Ergebnisse zu bekommen. Aber selbst bei genauen Anweisungen zeigt die Erfahrung, dass in der Regel erst das dritte Messer richtig gut ist.
Einfach mal kleinere Stücke nehmen und experimentieren.

Gruß Hans-Peter
 
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