Rock'n'Roll
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Brown Sugar, how come you taste so good …
Mick Jagger
Boas,
als Daniel und Micha im Mai vergangenen Jahres bei mir zu Besuch waren, hatte Micha ein Messerchen von Daniel in der Tasche, das mir auf Anhieb ins Auge stach. Die schwarzen Griffschalen aus Leadwood combretum imberbe (Ahnenbaum der Owambos) hatten es mir angetan. Ein wunderbares Holz!!
Ich habe Daniel - der noch über ein kleines Stück davon verfügte - gebeten, mir für das folgende Jahr ein Messerchen mit eben jenen Griffschalen anzufertigen. Design wie Michas Messer. Klinge aus 1.2442! Daniel schlug vor, als Alternative den 1.2552 (schön zäh) oder gegebenenfalls auch Damast ins Kalkül zu ziehen.
Im Verlauf der Zeit stellte sich heraus, daß das Owambo-Holz an Michas Klapper das Mucken anfing und Daniel kein Messer mehr damit „besohlen“ wollte. Damit hatte sich im Prinzip die Angelegenheit für mich erledigt. Doch - wie das Leben so spielt - es kam anders :distracted: …
Ceylon Eisenholz gefällt mir ebenfalls sehr gut. Da gibt es sehr schön dunkelbraune, fast schwarze Stücke. Insbesondere hatte mich der Gedanke an den Damast im Griff. Und zwar: Daniel hatte noch ein Stück Wolframdamast von Achim Wirtz liegen, einem Material ganz nach meinem Geschmack, auf das ich schon lange scharf war. Besteht er doch aus 1.2442, 1.2510 und 75Ni8.
1.2442 hat sich mittlerweile nach umfangreicher Erfahrung zu meinem Lieblingsstahl gemausert und auf 1.2510 aka O1 lasse ich ebenfalls nichts kommen. Mein „SplinterS“ von Mario Leao beispielsweise schlägt sich mehr als zufriedenstellend und ist dabei ausgesprochen pflegeleicht. Ich war sehr neugierig. Die Sache war entschieden !!!
Nach seiner Fertigstellung hat sich das Messerchen von Thailand aus auf seine abenteuerliche Reise nach Portugal gemacht, wo es am 10. April wohlbehalten eingetroffen ist.
Mal sehen …
Schon beim ersten Blick auf die leicht ausladende Klinge anhand von Fotos hatte ich die spontane Assoziation einer Schaufel. Daniel hat das Messerchen - ganz unabhängig davon - Ace of Spades getauft. Zitat Daniel: „...weiss nicht warum...es hat für mich die dunkle Ausstrahlung eines Pik-Ass.....“ Das paßt gut zusammen. Das Pik As hat ja auch was von einer Schüppe. Wir haben uns dann auf „Klappspaten“ als Rufname geeinigt …
Der sich bei näherem Hinsehen als ganz eigene Messerpersönlichkeit entpuppt und in vielerlei Hinsicht vom Redrocka unterscheidet.
Was das Holz anbetrifft und natürlich die Klinge. Das Ceylon Eisenholz ist wunderbar dunkelbraun. Nur im direkten Sonnenlicht schimmert es leicht purpurn. Die Haptik samtig weich. Die Klinge ist anstatt aus schlichtem 1.2442 aus Achims Wolframdamast. Der jede ihrer Seiten zu einem eigenständigen Gemälde macht. Dazu passend schillert das brünierte Ricasso in allen Regenbogenfarben. So auch die Titanplatinen am Klingenrücken. Eine Pracht dieser Rainbow Warrior. Smells like Brown Sugar !!!
Aber auch die Gestalt der Klinge ist besonders. Ist der Klingenrücken beim Redrocka eher gerade gestreckt, verläuft er beim Klappspaten in einem leichten Bogen, was dazu führt, daß die Klinge sich vom Ricasso ausgehend zunächst zur Klingenmitte hin etwas verbreitert, um sich erst dann zur Spitze zu verschlanken.
Während beim Redrocka die Griffunterseite in einem weit gestreckten Bogen verläuft, ist dieser beim Klappspaten unterbrochen. In der Griffmitte sehen wir eine leichte Ausbuchtung, die zwei ganz dezent verlaufende Bögen entstehen läßt. Der auffälligste Unterschied - was die Gestalt anbetrifft - findet sich am Griffende.
Während der Redrocka den Hintern an der Griffunterseite herausstreckt - die Seite, wo sich bei geöffneter Klinge die Schneide befindet - streckt der Klappspaten ihn oben heraus. Was dazu führt, daß bei gleicher Grifflänge in geschlossenem Zustand die Klinge einen Tacken kürzer ist. Iss halt etwas weniger Platz. Das wiederum - im Zusammenspiel mit ihrem etwas ausladenderen Charakter - verstärkt den optischen Eindruck einer Schüppe: Ace of Spades …
Der Clip ist schlicht gehalten, etwas schlanker ausgelegt und mit zwei Schrauben von außen befestigt. Er verläuft mit gewohnt betörendem - dem Griffverlauf folgenden - Bogen und setzt mit dem Bussard einen edlen Akzent. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch der Daumenheber als Individuum daherkommt …
Mal schneiden …
Daniel hat mir das Messerchen mit folgender Anmerkung übereignet:
„Es ist erst die zweite Klinge die ich daraus gemacht habe...die erste war sehr vielversprechend aber trotzdem ist das erst die zweite....
nachdem ich in der Oberfläche für den Damast fein genug war, kam ich in der Schneidenstärke ein Zehntel zu dünn raus...das wiederspricht meinem Sicherheitsbewusstsein der Klinge gegenüber…. …. sie ist so schön giftig dass ich sie nicht zurücknehmen wollte, also hab ich sie so dünn gelassen
also nicht gleich mit vollem Körpergewicht in den nächsten Eukalyptus-Stein reinhalten.“
Ich habe mich dann zunächst mal mit entsprechender Hochachtung der delikaten Geometrie angenähert ! Und erstmal bissi Papier geschnitten. Die anliegende Schärfe ist brutal. Es bestätigt sich im Vergleich der Satz von Roman Landes, den ich hier noch einmal zitieren möchte:
„Im Großen und Ganzen ist die Stahldiskussion und die Frage seiner Wärmebehandlung zwar wichtig aber kaum was Wert wenn man nicht die Geometrie auch mit einbezieht. Ich halte diese aus Erfahrung wichtiger als die Werkstofffrage …. genau da liegt die Leistung begraben.“
Denn - hinter der Wate des Klappspatens finden wir nicht 0,3 mm, wie beim Redrocka, sondern gerade mal um die 0,2 mm. Sorgfältig von Daniel geschärft tränen einem bei dieser Geometrie in Verbindung mit dem Wolframdamast aus 2442 und Konsorten bei den ersten Schnitten echt die Augen!!!
Denn hab‘ ich mir mal ein Hölzchen vorgenommen. So einen schlanken fingerdicken Spargel. Von der eher anspruchslosen Sorte. Bissi schälen, schräg was vorwegschneiden. Das geht flott von der Hand. Die Handlage stellt sich als für mich maßgeschneidert heraus. Der Klinge macht das mal nix. Weiter geht’s mit einem Standard-Eukalyptus. Stufenweises Abschälen und Schneiden.
Am nächsten Tag dann ein erster Säure-Anschlag. Einen Apfel schälen und vierteln. Sauber ist für die Schnittgüte glatt untertrieben, die Reaktivität der Klinge eher moderat. Auch der zweite und dritte Apfel führt zu keiner erheblichen Verfärbung der Klinge. Lediglich bei diagonalem Lichteinfall schimmert sie jetzt ganz leicht in Regenbogenfarben ähnlich denen im Bereich des brünierten Ricassos.
Nachdem wir uns etwas näher kennengelernt hatten - der Klappspaten und ich - mal ran an den Leistungsdamast. Problemholz auf den Tisch und eine Stunde kleine Astfortsätze weggeschnitten und die extrem widerspenstige und voll durchgetrocknete Rinde runtergeraspelt. Wie schwarzgebrannte Brotkruste, das Schneiden auf der Lage darunter fühlt sich an, als sei ich auf Kunstharz unterwegs. Immer schön bissi was runter. Am Ende glänzte das Hölzchen wie ein Glasfaser-Stab.
Die Klinge ist am Ende dieses vierten Tages nach wie vor vollkommen unbeeindruckt, macht wie anfangs wilde Kurven und feinste Schnitte in Papier und rasiert Schneisen. Die ollen Rasur-Bilder spare ich mir mal. Es gibt schließlich ästhetischere Anblicke …
Am fünften Tag weiter mit grobem Schälen und schräg vor Kopf Stücke wegschneiden (Stück um Stück kürzen eines Holzes). Die Klinge schneidet abends nach wie vor Kurven in Papier und rasiert. Keinerlei Blessuren. Lediglich ein Nachlassen der Leichtigkeit ist spürbar. Ich nehme das zum Anlaß, den Klappspaten mit Schleifleinen einer ersten kleinen Revision zu unterziehen.
Nach wenigen Zügen ist der Auslieferungszustand wieder hergestellt und ich bin erst einmal mehr als zufrieden mit diesem Stand der Dinge ...
Der Damast …
Die Klinge ist aus Wolframdamast von Achim Wirtz. Er setzt sich zusammen aus 1.2510, 1.2442 und 75Ni8:
1.2510 aka O1 - C: 0,95 Si: 0,2 Mn: 1,2 Cr: 0,6 W: 0,6 V: 0,1
1.2442 aka 115W8 - C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
1.5634 aka 75Ni8 - C: 0,72-0,78 Si: 0,15-0,35 Mn: 0,30-0,50 Cr: 0,15 Mo: 0,10 Ni: 1,80-2,10
Achim hat mich auf Anfrage wie folgt informiert:
„Das Material ist aus 1.2510 (dunkel, Ausgangsdicke 2 mm), 1.2442 (grau, Ausgangsdicke 2,3 mm) und 75Ni8 (hell, Ausgangsdicke 2 mm). Das Paket hatte 270 Lagen, die in einer einzigen Feuerschweißung verbunden wurden. Die Erfahrung zeigt, dass er insgesamt durchaus auf der Höhe des 1.2442 ist, auch, wenn die Eigenschaften in dem einen oder anderen Bereich etwas nach oben oder unten abweichen.“
UND
„ …… verkaufe es normalerweise nicht mehr. Das habe ich für besondere Projekte beiseite gelegt. Ein Grund ist, dass ich wohl nicht mehr an entsprechende Mengen 1.2442 kommen werde, um so was noch mal zu machen. Der nächste "eigene" Stahl wird etwas anders.....“
Auf die Frage „Is damascus better than a single steel?“ gibt Devin Thomas auf seiner Homepage folgende Antwort:
„In short, we don't know, though there are plenty of theories to wonder about, there has been no major testing done on damascus to find out. Any testing that has been done hasn't been extensive enough to prove anything, but there has been a very little testing done. There are many possible advantages; for example, O1 is a very wear resistant steel, while 15N20 is very tough. When O1 and 15n20 are used together, it may get a combination of toughness and wear resistance not found in either steel. There is also the possibility of increased edge retention with damascus steels. Two steels that have high edge retention with different compositions, and possibly for different compositional reasons, may have the best of both worlds when used together …”
Meine Erfahrung mit dem schönen Stoff ist bisher mehr als zufriedenstellend. Happy as can be!! Zumal Daniel die Klinge mit 0,2 mm hinter der Wate und einem Gesamtschneidenwinkel von 19-20 Grad derart filigran angelegt hat …
Das Eisenholz …
Die Griffschalen sind - wie gesagt - nicht aus dem Holz des Ahnenbaums der Owambo und auch nicht aus Padouk, sondern aus Ceylon Eisenholz - auch Königsholz genannt. Ich mag es sehr und habe gute Erfahrungen damit beim kleinen „Thai Breaker“ gemacht.
Im Normalfall erscheint das Holz dunkelbraun, fast schwarz. Scheint allerdings die Sonne schräg im Winkel direkt auf den Griff, brennt ein Feuer aus diversen dunklen Rottönen. Man könnte es dann auch für Mahagoni halten.
„This slow-growing tree is named after the heaviness and hardness of its timber. ……….It is native to wet, tropical parts of Sri Lanka, India, southern Nepal, Burma, Thailand, Indochina, the Philippines, Malaysia and Sumatra, where it grows in evergreen forests, especially in river valleys…… As the English name indicates, the wood of this tree is very heavy, hard and strong. ………The colour is deep dark red. It is hard to saw and is mainly used for railroad ties and heavy structural timber.”
Nach wikipedia
Das Holz ist wunderbar. Der Farbe und insbesondere auch der Haptik wegen. Es ist mittlerweile so gut wie schwarz. Man erreicht diesen erfreulichen Zustand, indem man es mit Ballistol behandelt …
Ein über alle Maßen begeisterndes Werkzeug von strahlender Schönheit und beeindruckender Leistungsfähigkeit. Mit einer Geometrie, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann. Hinten links in die Hosentasche geklemmt mein ständiger Begleiter. Im Gürteltäschchen der Walroßzahn von Thomas Froberg. Duo Infernale :teuflisch …
The Ace of Spades - Ein Eisenholz-Damast-Klappspaten von Daniel Jeremiah Boll
Wolframdamast von Achim Wirtz aus 1.2510, 1.2442 und 75Ni8 (270 Lagen):
1.2510 - C: 0,95 Si: 0,2 Mn: 1,2 Cr: 0,6 W: 0,6 V: 0,1
1.2442 - C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
75Ni8 - C: 0,72-0,78 Si: 0,15-0,35 Mn: 0,30-0,50 Cr: 0,15 Mo: 0,10 Ni: 1,80-2,10
Länge geöffnet: 211 mm
Länge geschlossen: 123 mm
Klinge: Wolframdamast (In Griffnähe brüniert mit Gun Blue von Birchwood and Casey und geätzt in Kaffee), Bussard auf dem Ricasso
Klingenlänge: 89 mm (93 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 24,9 mm am Ricasso, 26,1 mm maximal in der Klingenmitte
Klingenstärke: 2,63 mm an der Wurzel, Klingenmitte 2,58 mm, 1 cm vor der Spitze 1,75 mm
Klingenschliff: beidseitig sehr schön gleichmäßig ballig, auf sehr schlanke 2/10 mm ausgeschliffen und mit 19-20 Grad abgezogen, Mimimimikrofase, hinter der Wate 0,2 mm (durchgängig nagelgehend)
Schrauben sind aus gehärtetem, nicht rostfreiem C-Stahl (ähnlich C45) und industriell brüniert
Achse, Distanzbuchse, Anschlagstift, Schraube für D-Knopf und Schraube für Feder aus V2a
Clip, Feder und Daumenknopf aus Ck101 (1.1274)
Die Titanplatinen inkl. separat verschraubten Griffschalen (4 x Torx) ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter) hinten oben, dem Stoppin und der Achsschraube
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder mit integriertem (ebenfalls wechselbaren) Detent
Titanplatinen aus federhartem 6AL4V mit leicht gewölber, samtig polierter Auflage aus Ceylon Eisenholz
Griffstärke: 15,6 mm max. in der Griffmitte über die gesamte Länge (21 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: 24,8 mm an der Achsschraube, ansteigend zur Griffmitte auf 26,1 mm, wieder abnehmend auf 25,6 und langsam wieder ansteigend auf 31,6 mm am Griffende
Gewicht: 126 Gramm
Kein Lanyardhole
Fabelhafter - dem geschwungenen Griffverlauf folgender - Clip mit Bussard (Tip Up)
Like Brown Sugar :distracted: …
Für die ersten Bildchen hab‘ ich mich wieder auf den Weg an den Ort allgegenwärtiger Patina gemacht - in die alte Erzmine von São Domingos …
Die Jukebox mit Motörhead - “Ace of Spades”
Aus sunny Monte Gordo
R’n’R
Mick Jagger
Boas,
als Daniel und Micha im Mai vergangenen Jahres bei mir zu Besuch waren, hatte Micha ein Messerchen von Daniel in der Tasche, das mir auf Anhieb ins Auge stach. Die schwarzen Griffschalen aus Leadwood combretum imberbe (Ahnenbaum der Owambos) hatten es mir angetan. Ein wunderbares Holz!!
Ich habe Daniel - der noch über ein kleines Stück davon verfügte - gebeten, mir für das folgende Jahr ein Messerchen mit eben jenen Griffschalen anzufertigen. Design wie Michas Messer. Klinge aus 1.2442! Daniel schlug vor, als Alternative den 1.2552 (schön zäh) oder gegebenenfalls auch Damast ins Kalkül zu ziehen.
Im Verlauf der Zeit stellte sich heraus, daß das Owambo-Holz an Michas Klapper das Mucken anfing und Daniel kein Messer mehr damit „besohlen“ wollte. Damit hatte sich im Prinzip die Angelegenheit für mich erledigt. Doch - wie das Leben so spielt - es kam anders :distracted: …
Ceylon Eisenholz gefällt mir ebenfalls sehr gut. Da gibt es sehr schön dunkelbraune, fast schwarze Stücke. Insbesondere hatte mich der Gedanke an den Damast im Griff. Und zwar: Daniel hatte noch ein Stück Wolframdamast von Achim Wirtz liegen, einem Material ganz nach meinem Geschmack, auf das ich schon lange scharf war. Besteht er doch aus 1.2442, 1.2510 und 75Ni8.
1.2442 hat sich mittlerweile nach umfangreicher Erfahrung zu meinem Lieblingsstahl gemausert und auf 1.2510 aka O1 lasse ich ebenfalls nichts kommen. Mein „SplinterS“ von Mario Leao beispielsweise schlägt sich mehr als zufriedenstellend und ist dabei ausgesprochen pflegeleicht. Ich war sehr neugierig. Die Sache war entschieden !!!
Nach seiner Fertigstellung hat sich das Messerchen von Thailand aus auf seine abenteuerliche Reise nach Portugal gemacht, wo es am 10. April wohlbehalten eingetroffen ist.
Mal sehen …
Schon beim ersten Blick auf die leicht ausladende Klinge anhand von Fotos hatte ich die spontane Assoziation einer Schaufel. Daniel hat das Messerchen - ganz unabhängig davon - Ace of Spades getauft. Zitat Daniel: „...weiss nicht warum...es hat für mich die dunkle Ausstrahlung eines Pik-Ass.....“ Das paßt gut zusammen. Das Pik As hat ja auch was von einer Schüppe. Wir haben uns dann auf „Klappspaten“ als Rufname geeinigt …
Der sich bei näherem Hinsehen als ganz eigene Messerpersönlichkeit entpuppt und in vielerlei Hinsicht vom Redrocka unterscheidet.
Was das Holz anbetrifft und natürlich die Klinge. Das Ceylon Eisenholz ist wunderbar dunkelbraun. Nur im direkten Sonnenlicht schimmert es leicht purpurn. Die Haptik samtig weich. Die Klinge ist anstatt aus schlichtem 1.2442 aus Achims Wolframdamast. Der jede ihrer Seiten zu einem eigenständigen Gemälde macht. Dazu passend schillert das brünierte Ricasso in allen Regenbogenfarben. So auch die Titanplatinen am Klingenrücken. Eine Pracht dieser Rainbow Warrior. Smells like Brown Sugar !!!
Aber auch die Gestalt der Klinge ist besonders. Ist der Klingenrücken beim Redrocka eher gerade gestreckt, verläuft er beim Klappspaten in einem leichten Bogen, was dazu führt, daß die Klinge sich vom Ricasso ausgehend zunächst zur Klingenmitte hin etwas verbreitert, um sich erst dann zur Spitze zu verschlanken.
Während beim Redrocka die Griffunterseite in einem weit gestreckten Bogen verläuft, ist dieser beim Klappspaten unterbrochen. In der Griffmitte sehen wir eine leichte Ausbuchtung, die zwei ganz dezent verlaufende Bögen entstehen läßt. Der auffälligste Unterschied - was die Gestalt anbetrifft - findet sich am Griffende.
Während der Redrocka den Hintern an der Griffunterseite herausstreckt - die Seite, wo sich bei geöffneter Klinge die Schneide befindet - streckt der Klappspaten ihn oben heraus. Was dazu führt, daß bei gleicher Grifflänge in geschlossenem Zustand die Klinge einen Tacken kürzer ist. Iss halt etwas weniger Platz. Das wiederum - im Zusammenspiel mit ihrem etwas ausladenderen Charakter - verstärkt den optischen Eindruck einer Schüppe: Ace of Spades …
Der Clip ist schlicht gehalten, etwas schlanker ausgelegt und mit zwei Schrauben von außen befestigt. Er verläuft mit gewohnt betörendem - dem Griffverlauf folgenden - Bogen und setzt mit dem Bussard einen edlen Akzent. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch der Daumenheber als Individuum daherkommt …
Mal schneiden …
Daniel hat mir das Messerchen mit folgender Anmerkung übereignet:
„Es ist erst die zweite Klinge die ich daraus gemacht habe...die erste war sehr vielversprechend aber trotzdem ist das erst die zweite....
nachdem ich in der Oberfläche für den Damast fein genug war, kam ich in der Schneidenstärke ein Zehntel zu dünn raus...das wiederspricht meinem Sicherheitsbewusstsein der Klinge gegenüber…. …. sie ist so schön giftig dass ich sie nicht zurücknehmen wollte, also hab ich sie so dünn gelassen
also nicht gleich mit vollem Körpergewicht in den nächsten Eukalyptus-Stein reinhalten.“
Ich habe mich dann zunächst mal mit entsprechender Hochachtung der delikaten Geometrie angenähert ! Und erstmal bissi Papier geschnitten. Die anliegende Schärfe ist brutal. Es bestätigt sich im Vergleich der Satz von Roman Landes, den ich hier noch einmal zitieren möchte:
„Im Großen und Ganzen ist die Stahldiskussion und die Frage seiner Wärmebehandlung zwar wichtig aber kaum was Wert wenn man nicht die Geometrie auch mit einbezieht. Ich halte diese aus Erfahrung wichtiger als die Werkstofffrage …. genau da liegt die Leistung begraben.“
Denn - hinter der Wate des Klappspatens finden wir nicht 0,3 mm, wie beim Redrocka, sondern gerade mal um die 0,2 mm. Sorgfältig von Daniel geschärft tränen einem bei dieser Geometrie in Verbindung mit dem Wolframdamast aus 2442 und Konsorten bei den ersten Schnitten echt die Augen!!!
Denn hab‘ ich mir mal ein Hölzchen vorgenommen. So einen schlanken fingerdicken Spargel. Von der eher anspruchslosen Sorte. Bissi schälen, schräg was vorwegschneiden. Das geht flott von der Hand. Die Handlage stellt sich als für mich maßgeschneidert heraus. Der Klinge macht das mal nix. Weiter geht’s mit einem Standard-Eukalyptus. Stufenweises Abschälen und Schneiden.
Am nächsten Tag dann ein erster Säure-Anschlag. Einen Apfel schälen und vierteln. Sauber ist für die Schnittgüte glatt untertrieben, die Reaktivität der Klinge eher moderat. Auch der zweite und dritte Apfel führt zu keiner erheblichen Verfärbung der Klinge. Lediglich bei diagonalem Lichteinfall schimmert sie jetzt ganz leicht in Regenbogenfarben ähnlich denen im Bereich des brünierten Ricassos.
Nachdem wir uns etwas näher kennengelernt hatten - der Klappspaten und ich - mal ran an den Leistungsdamast. Problemholz auf den Tisch und eine Stunde kleine Astfortsätze weggeschnitten und die extrem widerspenstige und voll durchgetrocknete Rinde runtergeraspelt. Wie schwarzgebrannte Brotkruste, das Schneiden auf der Lage darunter fühlt sich an, als sei ich auf Kunstharz unterwegs. Immer schön bissi was runter. Am Ende glänzte das Hölzchen wie ein Glasfaser-Stab.
Die Klinge ist am Ende dieses vierten Tages nach wie vor vollkommen unbeeindruckt, macht wie anfangs wilde Kurven und feinste Schnitte in Papier und rasiert Schneisen. Die ollen Rasur-Bilder spare ich mir mal. Es gibt schließlich ästhetischere Anblicke …
Am fünften Tag weiter mit grobem Schälen und schräg vor Kopf Stücke wegschneiden (Stück um Stück kürzen eines Holzes). Die Klinge schneidet abends nach wie vor Kurven in Papier und rasiert. Keinerlei Blessuren. Lediglich ein Nachlassen der Leichtigkeit ist spürbar. Ich nehme das zum Anlaß, den Klappspaten mit Schleifleinen einer ersten kleinen Revision zu unterziehen.
Nach wenigen Zügen ist der Auslieferungszustand wieder hergestellt und ich bin erst einmal mehr als zufrieden mit diesem Stand der Dinge ...
Der Damast …
Die Klinge ist aus Wolframdamast von Achim Wirtz. Er setzt sich zusammen aus 1.2510, 1.2442 und 75Ni8:
1.2510 aka O1 - C: 0,95 Si: 0,2 Mn: 1,2 Cr: 0,6 W: 0,6 V: 0,1
1.2442 aka 115W8 - C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
1.5634 aka 75Ni8 - C: 0,72-0,78 Si: 0,15-0,35 Mn: 0,30-0,50 Cr: 0,15 Mo: 0,10 Ni: 1,80-2,10
Achim hat mich auf Anfrage wie folgt informiert:
„Das Material ist aus 1.2510 (dunkel, Ausgangsdicke 2 mm), 1.2442 (grau, Ausgangsdicke 2,3 mm) und 75Ni8 (hell, Ausgangsdicke 2 mm). Das Paket hatte 270 Lagen, die in einer einzigen Feuerschweißung verbunden wurden. Die Erfahrung zeigt, dass er insgesamt durchaus auf der Höhe des 1.2442 ist, auch, wenn die Eigenschaften in dem einen oder anderen Bereich etwas nach oben oder unten abweichen.“
UND
„ …… verkaufe es normalerweise nicht mehr. Das habe ich für besondere Projekte beiseite gelegt. Ein Grund ist, dass ich wohl nicht mehr an entsprechende Mengen 1.2442 kommen werde, um so was noch mal zu machen. Der nächste "eigene" Stahl wird etwas anders.....“
Auf die Frage „Is damascus better than a single steel?“ gibt Devin Thomas auf seiner Homepage folgende Antwort:
„In short, we don't know, though there are plenty of theories to wonder about, there has been no major testing done on damascus to find out. Any testing that has been done hasn't been extensive enough to prove anything, but there has been a very little testing done. There are many possible advantages; for example, O1 is a very wear resistant steel, while 15N20 is very tough. When O1 and 15n20 are used together, it may get a combination of toughness and wear resistance not found in either steel. There is also the possibility of increased edge retention with damascus steels. Two steels that have high edge retention with different compositions, and possibly for different compositional reasons, may have the best of both worlds when used together …”
Meine Erfahrung mit dem schönen Stoff ist bisher mehr als zufriedenstellend. Happy as can be!! Zumal Daniel die Klinge mit 0,2 mm hinter der Wate und einem Gesamtschneidenwinkel von 19-20 Grad derart filigran angelegt hat …
Das Eisenholz …
Die Griffschalen sind - wie gesagt - nicht aus dem Holz des Ahnenbaums der Owambo und auch nicht aus Padouk, sondern aus Ceylon Eisenholz - auch Königsholz genannt. Ich mag es sehr und habe gute Erfahrungen damit beim kleinen „Thai Breaker“ gemacht.
Im Normalfall erscheint das Holz dunkelbraun, fast schwarz. Scheint allerdings die Sonne schräg im Winkel direkt auf den Griff, brennt ein Feuer aus diversen dunklen Rottönen. Man könnte es dann auch für Mahagoni halten.
„This slow-growing tree is named after the heaviness and hardness of its timber. ……….It is native to wet, tropical parts of Sri Lanka, India, southern Nepal, Burma, Thailand, Indochina, the Philippines, Malaysia and Sumatra, where it grows in evergreen forests, especially in river valleys…… As the English name indicates, the wood of this tree is very heavy, hard and strong. ………The colour is deep dark red. It is hard to saw and is mainly used for railroad ties and heavy structural timber.”
Nach wikipedia
Das Holz ist wunderbar. Der Farbe und insbesondere auch der Haptik wegen. Es ist mittlerweile so gut wie schwarz. Man erreicht diesen erfreulichen Zustand, indem man es mit Ballistol behandelt …
Ein über alle Maßen begeisterndes Werkzeug von strahlender Schönheit und beeindruckender Leistungsfähigkeit. Mit einer Geometrie, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann. Hinten links in die Hosentasche geklemmt mein ständiger Begleiter. Im Gürteltäschchen der Walroßzahn von Thomas Froberg. Duo Infernale :teuflisch …
The Ace of Spades - Ein Eisenholz-Damast-Klappspaten von Daniel Jeremiah Boll
Wolframdamast von Achim Wirtz aus 1.2510, 1.2442 und 75Ni8 (270 Lagen):
1.2510 - C: 0,95 Si: 0,2 Mn: 1,2 Cr: 0,6 W: 0,6 V: 0,1
1.2442 - C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
75Ni8 - C: 0,72-0,78 Si: 0,15-0,35 Mn: 0,30-0,50 Cr: 0,15 Mo: 0,10 Ni: 1,80-2,10
Länge geöffnet: 211 mm
Länge geschlossen: 123 mm
Klinge: Wolframdamast (In Griffnähe brüniert mit Gun Blue von Birchwood and Casey und geätzt in Kaffee), Bussard auf dem Ricasso
Klingenlänge: 89 mm (93 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 24,9 mm am Ricasso, 26,1 mm maximal in der Klingenmitte
Klingenstärke: 2,63 mm an der Wurzel, Klingenmitte 2,58 mm, 1 cm vor der Spitze 1,75 mm
Klingenschliff: beidseitig sehr schön gleichmäßig ballig, auf sehr schlanke 2/10 mm ausgeschliffen und mit 19-20 Grad abgezogen, Mimimimikrofase, hinter der Wate 0,2 mm (durchgängig nagelgehend)
Schrauben sind aus gehärtetem, nicht rostfreiem C-Stahl (ähnlich C45) und industriell brüniert
Achse, Distanzbuchse, Anschlagstift, Schraube für D-Knopf und Schraube für Feder aus V2a
Clip, Feder und Daumenknopf aus Ck101 (1.1274)
Die Titanplatinen inkl. separat verschraubten Griffschalen (4 x Torx) ruhen auf 1 Stand-Off (Abstandhalter) hinten oben, dem Stoppin und der Achsschraube
Arretierung: Auswechselbare Verschlußfeder mit integriertem (ebenfalls wechselbaren) Detent
Titanplatinen aus federhartem 6AL4V mit leicht gewölber, samtig polierter Auflage aus Ceylon Eisenholz
Griffstärke: 15,6 mm max. in der Griffmitte über die gesamte Länge (21 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: 24,8 mm an der Achsschraube, ansteigend zur Griffmitte auf 26,1 mm, wieder abnehmend auf 25,6 und langsam wieder ansteigend auf 31,6 mm am Griffende
Gewicht: 126 Gramm
Kein Lanyardhole
Fabelhafter - dem geschwungenen Griffverlauf folgender - Clip mit Bussard (Tip Up)
Like Brown Sugar :distracted: …
Für die ersten Bildchen hab‘ ich mich wieder auf den Weg an den Ort allgegenwärtiger Patina gemacht - in die alte Erzmine von São Domingos …
Die Jukebox mit Motörhead - “Ace of Spades”
Aus sunny Monte Gordo
R’n’R
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