11. Gibt es radioaktive Stoffe in Leuchtfarben von Uhren?
Um die Erkennbarkeit des Zifferblattes von Uhren auch bei Dunkelheit zu gewährleisten, werden teilweise lumineszierende Farben verwendet, die von einer radioaktiven Substanz zum Leuchten angeregt werden.
Bis in die 60er Jahre wurden die Leuchtzifferblätter von Armbanduhren und Weckern mit radiumhaltigen Leuchtfarben beschriftet. Alte Uhren enthielten dabei Radium mit einer Aktivität bis zu 150 kBq. Das bedeutete für den Träger eine effektive Jahresdosis von ca. 0,01 mSv und hatte im Tragebereich der Uhr eine deutlich höhere Hautdosis zur Folge. Derartige Uhren werden heute nicht mehr hergestellt. Der Grund ist weniger die Strahlenexposition für den Träger als vielmehr das radiologische Risiko für die mit der Herstellung der Uhren beschäftigten Personen im Umgang mit der Leuchtfarbe.
In heutigen Uhren wird für die Beschriftung von Leuchtzifferblättern Farbe verwendet, die mit dem niederenergetischen Betastrahler Tritium, einem radioaktiven Isotop des Wasserstoffs, zum Leuchten angeregt wird. Die Strahlung von Tritium wird in der Leuchtfarbe selbst und im Uhrengehäuse bzw. Uhrglas praktisch vollständig absorbiert. Tritium ist allerdings ein leicht flüchtiges Gas, das durch das Uhrengehäuse diffundieren und in den Körper des Trägers gelangen kann. Die dadurch verursachte effektive Dosis beträgt weniger als 0,02 mSv pro Jahr.
Neueste Entwicklungen der Uhrenindustrie verwenden winzige, mit Tritiumgas gefüllte Glasröhrchen, deren Innenseite mit der Leuchtfarbe beschichtet ist. Das Wandmaterial der Röhrchen ist über 1000 mal undurchlässiger für Tritium als beispielsweise das Kunststoffgehäuse der Uhr. Die effektive Jahresdosis für den Träger soll bei diesen Uhren weniger als 0,001 mSv betragen.
Die beim Tragen von Uhren mit Tritium-Leuchtzifferblättern aufgenommene effektive Dosis ist vernachlässigbar gering. Das gilt auch für ein angenommenes Schadensszenario, bei dem die Uhr zerstört und das Tritium freigesetzt wird. Nach der Strahlenschutzverordnung ist der Umgang mit Uhren anzeige- und genehmigungsfrei, wenn sie weniger als 250 MBq Tritium enthalten. Kommerziell erhältliche Uhren weisen im Mittel eine Tritiumaktivität von 100 MBq auf.