Trio Ultrafortale

herbert

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Trio Ultrafortale

Als ich damals einige Stücke des Stahls Ultrafort (ohne Kohlenstoff, Maraging Stahl, Werkstoffnummer 1.6355) verteilt hatte, wollte ich selbst natürlich auch Messer daraus haben.

Hier nun das Trio Ultrafortale.

Das obere hat Luftauge mir gemacht, ein echtes Schnuckelchen, mit Griffschalen aus den Knochen einer Ostfriesen-Elsa. Wurde ja auch schon ausführlich besprochen, z.B. hier.

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=61911&highlight=ultrafort+ostfriesisch

Wie für luftauge normal ist das Messer natürlich sehr schon poliert und perfekt gearbeitet.

Das mittlere Messer habe ich selbst gemacht, die Griffschalen sind aus Buchsbaum, das Loch (Busse-hole?) vorn ist mit einem Mosaikpinstück gefüllt, und die Klinge ist ballig geschliffen. Mein Arbeitstier. Wurde hier besprochen:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=53206&highlight=maraging

nix poliert, wollte eigentlich nur den Stahl an einem Messer ausprobieren, damals. Der ballige Schliff ist nicht für Anfänger, beim Bergwandern haben ja unerfahrene user damit harte Sachen nicht dünn schneiden können.

An dem Thread hängt auch eine Datei mit einigen technischen Daten zum Ultrafort-Stahl.

Das große ist seit gestern endlich auch geschliffen und mit einer Scheide versehen. Die Scheide ist was groß geraten, aber was solls. Mit dem unvermeidlichen „Grohmann-Befestigungssystem“ (die Sache mit der durchgestülpten Schlaufe. Diese Methode bevorzuge ich für grosse Messer mit Hängescheiden.

Die Form erinnert an das von Mark 23 konzipierte und von Jürgen Schanz umgesetzte Rondane, und das ist kein Zufall. Als Gegenleistung für den Stahl hat er eine Rondane-Klinge (mit dem erlaubten Busse-Loch) für mich ausgeschnitten, und Jürgen Schanz hat mir die Klinge dankenswerterweise vorgeschliffen.

Da ja bei diesem Stahl keine Entkohlung oder Verziehung in Wellenform bei der Wärmebehandlung zu befürchten sind, war sie an der Schneide schon sehr dünn, etwa 0,2 mm.

Der Stahl wird ja zum Aushärten nur bei 550° C ein paar Stunden augelagert.

Somit war das Endschleifen eigentlich in einer guten ¾ Stunde erledigt

Der Griff besteht hier aus Kristallan,einem Werkstoff ähnlich Corian, der aus Epoxidharz und einem Mineralstoff besteht und eigentlich in Küchen Verwendung findet. Fühlt sich als Griff sehr gut an. Ich hatte vor einigen Jahren mal von der Firma Schock ein paar Muster erhalten, in vielen verschiedenen Farben.

Günther Böhlke hat das auch bereits mehrfach verarbeitet als Griffmaterial.

Noch ein paar technische Daten:

Das kleine:
Klingenlänge ca 63 mm, Klingenhöhe ca 21 mm, Klingendicke ca. 2,2 mm, globaler Klingenwinkel 3°

das mittlere:
Klingenlänge 80 mm (bis zum Auslauf der Schneide), Klingenhöhe ca. 30 mm, Dicke 3 mm, globaler Klingenwinkel 2,8°, diese Klinge ist als einzige ballig geschliffen.

Das große:
Klingenlänge 127 mm, Klingenhöhe 41 mm, Klingendicke ca. 3 mm, globaler Klingenwinkel ca. 2,1°.
Die Klingenhöhe wurde etwa auf halber Länge gemessen, die Klingendicke an genau dieser Stelle.

Der globale Klingenwinkel ist der Winkel, den die Klinge hat, wenn man sie als idealisierten Keil betrachtet.
Damit beschreibt man natürlich nicht die kleine Fase, mit der der Anschnitt besorgt wird, und ist natürlich bei der ballig geschliffenen Klinge erst recht nicht wirklich wahr.

Darüber hatten wir uns früher ja schon einmal ausgetauscht,

Der globale Klingenwinkel kommt ins Spiel, wenn man z.B. mit einer Klinge Sachen schneiden will, die in feine Scheiben oder Stücke kommen sollen. Also Knoblauchzehen, Zwiebeln, Tomaten, und vor allem wenn man von relativ harten und dicken Schnittgütern wie Salami der Schinken feine dünne Scheiben schneiden will. Da ist man mit der balligen Klinge des mittleren Messers nicht gut bedient, hier sind die anderen beiden besser. Bei Schinken allerdings ist man besser dran mit einer längeren Klinge.

Geht zwar auch, aber bei dem mittleren Messer ist die Balligkeit doch ziemlich ausgeprägt.

Ok, das Rondane hat einen sehr leicht balligen Schliff, ist aber mehr in Richtung „Solinger Dünnschliff“. Damit sehr gut für Küchenarbeiten zu gebrauchen, zumal es auch sehr scharf ist.

Das „Rondane“ ist von mir nicht sehr fein bearbeitet, halte ich bei einem solchen Messer nicht für nötig, vielleicht werde ich das noch nach den ersten Einsätzen satinieren. Ich wollte aber erst mal Schliff drankriegen zum ausprobieren.

Die Sache mit Fotos ist nicht einfach, die Klingen reflektieren, und man bekommt oft einen falschen Eindruck von der Oberfläche. Soooo zerkratzt sind die nämlich auch wieder nicht. Und das mittlere Messer hat auch schon Patina.

Und noch ein paar Erfahrungen mit dem Stahl von roman finden sich hier:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=39419&highlight=taktisches+Einsatzmesser
 

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Herbert, das freut mich ganz besonders, dass aus Deinem Rondane noch was geworden ist ... sieht super aus! :super: Besonders auf Erfahrungen mit dem Ultrafort bei einem Messer in der Größe eines Rondane und gleichtzeitig sehr dünner Klinge (3mm) bin ich gespannt, 2,1° globaler Klingenwinkel hören sich zumindest sehr schneidfreudig an. Mehr dann hier im Thread?!? :)
Frohes Fest & Fette Beute!!!
Gruß,
Lars
 
Danke für das Review (oder die Vorschau?), Herbert! Nach wie vor ist das ein sehr interessantes Thema, wie ich finde. Ich kenne mehr und mehr Leute, die mit dem Material arbeiten und die Ergebnisse sind bisher immer überzeugend gewesen.
 
@AchimW:ja, ich denke auch, dass man dem Stahl mehr Beachtung schenken sollte. Du hast ja mit Deinem Damast aus Ultrafort ganz schön weit vorgelegt.

@mark23: ja, die schlanke Geometrie hat was.
Habe heute Abend damit Fleisch geschnitten, Zwiebeln, Petersilie atomisiert. Die sehr runde Spitze (kann man das so sagen?) hat viele Vorteile. Outdoormäßig natürlich Löffel und Tassen schnitzen, aber auch in der Küche beim Entfernen von Fettstellen im Fleisch. Man kann das vordere Stück wie eine kleine Klinge schabend führen.

Meine Frau guckte etwas schräg, als ich mit dem Teil in der Küche herumfuhrwerkte, sagte aber nichts. Kennt mich ja.

Da die Klinge sehr schön breit ist, kann man den Knofel auch fein zerdrücken.

Ich bin sicher, ich finde noch ein paar Anwendungen.

Jetzt wo ich drei völlig unterschiedliche Messer aus dem Stahl habe, werde ich etwas intensiver testen.
Allerdings völlig subjektiv und nur im Alltag. Keine Nägel durchschlagen und keine Autotüren zerschnipseln, oder nach Schätzen im felsigen Untergrund des Siegerlandes buddeln.

Gestern abend haben wir mit dem großen Teil beim Kegeln die kleinen Weihnachtspäckchen geöffnet. Das Dings ging einfach mit dem leichten Zischgeräusch wirklich scharfer Klingen durch festliches Weihnachtspapier. Ich fand die Methode nicht gut, aber die anderen wollten das mal so mit einem scharfen Messer. Nun gut.
Man mußte ja nicht säbeln, sondern einfach nur durchdrücken.
Tja, Schärfe ist manchmal durch nichts zu ersetzen.

Mal sehen, es kommen bestimmt noch gröbere Arbeiten.
 
[...] Die sehr runde Spitze (kann man das so sagen?) hat viele Vorteile. Outdoormäßig natürlich Löffel und Tassen schnitzen, aber auch in der Küche beim Entfernen von Fettstellen im Fleisch. Man kann das vordere Stück wie eine kleine Klinge schabend führen. [...]

... bauchige Spitze ... ? So hätte ich das beschrieben. Vermutlich aber nicht unbedingt besser. :)

Ansonsten danke für das Update. Ein Bekannter, der mein Rondane aus 1.2631 seit einigen Jahren "testet", attestiert der Geometrie ebenfalls diese Eigenschaften. Da das Rondane aus 1.2631 aber ca. 5 mm stark ist, "mißbraucht" er es gelegentlich auch. ;)

Herzliche Grüße,
Lars
 
Also ich hab jetzt ein bisschen damit herumgespielt, mit dem Rondane, und ich finde, die dünne Klinge bekommt dem Messer sehr gut. Das Griffmaterial ist ziemlich schwer, und der Griff ist auch schön rund und dick, und so liegt das Messer sehr ausgewogen in der Hand. Der Schwerpunkt liegt griffseitig dicht hinter dem Mosaikpin. Und die "bauchige Spitze" ist wirklich oft sehr vorteilhaft, auch beim Kräuterwiegen, vor allem beim Brote schmieren. Und jawohl, man kommt in das Nutella-Glas (zumindest das große).

Schönes Messerdesign.
 
Nette Kollektion von Ultrafortmessern hast Du da :cool:
Mir wird bei den Bildern erst richtig bewusst, wie klein das von mir tatsächlich ist, so war mir das vorher nie in den Sinn gekommen.

Da lieg ich mit den 3° "globalem Winkel" ja recht gut im Rennen bei der kleinen Klinge.

Gruß Andreas
 
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