Tutorial Klingensignierung mit Ätzstift

Erka

Mitglied
Beiträge
1.090
Besonders für diejenigen, die noch nicht so viele Messer gemacht haben, gibt es hier ein Mini-Tutorial für die Signatur von Klingen mittels Ätzstift.

Wer schmiedet legt sich meist früher oder später eine eigene Schmiedmarke zu, und wer viele Klingen aus Flachmaterial macht, wird irgendwann über Ätzschablonen und das entsprechende Equipment nachdenken.
Hat man noch nichts von beidem und möchte seine Klingen dennoch signieren oder beschriften, kann man das relativ einfach mit einem Ätzstift.

Benötigt werden:

Anreisslack
Reissnadel aus weichem Material (Messing o.ä.)
Ätzstift (gibt’s z.B. bei Stefan Steigerwald)
ruhige Hände, vorzugsweise eine Stereolupe

Vorteile:
- Kostengünstig
- beliebige Beschriftungen möglich

Nachteile:
- erfordert eine ruhige Hand (also vorher keine 3 Kaffee trinken)
- je nach Geschick weniger saubere, glatte Ränder als Ätzung mit Schablone, - wirkt dadurch bei Schriften / geometrischen Mustern weniger „professionell”
- Ätzmittel ist mit Vorsicht zu behandeln (giftig / ätzend)

Ob man die zwangsläufigen Abweichungen zwischen mehreren Signaturen als Nachteil sieht ist Geschmacksache. Ich kennzeichne meine Klingen nach wie auf diese Weise, weil ich finde das Individuelle daran hat auch was, und weil ich schon vorher so viel Handarbeit in das Messer gesteckt habe, dass es mir nur konsequent scheint, auch den letzten Arbeitsschritt von Hand zu machen.
Was nicht heißt dass es mir nicht doch irgendwann zu fummelig wird und ich mir Ätzschablonen zulege ;)

Ich beschreibe Euch mal, wie ich dabei vorgehe. Andere Wege führen sicher auch zum Ziel, so mache ich das:

Zuerst brauchen wir eine weiche Reissnadel, die keine Kratzer in die Oberfläche macht. Es kann ja sein, dass man sich „verschreibt” und neu anfangen muss, und das soll keine Spuren hinterlassen. Ich nehme dafür 3-mm-Gewindestangen aus Messing. Ein ca. 3 cm langes Stück wird auf einer Seite fein angespitzt. Am besten macht man sich gleich 2 oder 3 Spitzen, damit man - falls die Spitze zu stumpf wird - rasch wechseln kann. Auch unterschiedlich breite Spitzen sind je nach Größe der Beschriftung sinnvoll. Als Halter tut es irgendein passender Rundstab im „Füllerformat”. 2,5 mm Bohrung vorne rein und entweder ein 3mm-Gewinde schneiden, oder eine Schraube / Stück Gewindestab mit entsprechendem Nachdruck einschrauben. Wichtig ist das die Spitze wackelfrei sitzt. Eine Schellackpolitur des Halters ist erlaubt aber nicht nötig ;)
Man kann das sicher auch mit einem entsprechend längerem Stück Gewindestange; mir ist ein dickerer Halter lieber.

TutSig-02.JPG
TutSig-03.JPG



Die Ätzung mache ich an der gehärtete Klinge nach dem Finish. Mit einem feinen Pinsel trägt man den Anreisslack auf. Dabei nach jeder Seite gut 1 cm gegenüber der geplanten Beschriftung zugeben, damit nicht die Dämpfe des Ätzmittels die umgebende Klingenoberfläche angreifen. Man kann auch rundrum vorher mit Klebeband abdecken.

TutSig-01.JPG



Den Reisslack lasse ich nun einige Minuten antrocknen. Wartet man zu kurz, schmiert der Lack. Wartet man zu lange, dann wird der Lack etwas spröde und reisst an den Kanten evtl. ungleichmäßig aus. Die genaue Zeit ist nicht so kritisch, einfach mal ausprobieren.

Lässt sich der Lack gut ritzen, dann kratzte ich mit der Reisnadel unter ganz wenig Druck die gewünschte Signatur in den Lack. Eine gute Lupe oder ein Stereomikroskop erleichtern die Sache, die Hände werden dadurch aber auch nicht ruhiger ;)
Ritzt man zu weit, kann man versuchen eine kleine Menge Lack auf die Stelle aufzutragen (mit erneuter Trockenzeit). Manchmal bleibt nichts anders übrig als neu anzufangen....

TutSig-04.JPG



Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und sind alle Lackreste innerhalb der Signatur / des Musters entfernt, kommt der Ätzstift zum Einsatz:

TutSig-05.JPG



Mit leichtem Auftupfen wird die freigeritzte Fläche mit dem Ätzmittel benetzt. Es kann vorkommen, dass aus der geschlitzten Spitze des Ätzstift kein Ätzmittel austritt. Dann nicht zu fest aufdrücken, um nicht die Lackschicht zu beschädigen. Besser auf einem bereitliegenden Reststück Stahl einige Male fester auftupfen, bis die Spitze aufmacht.
An der Oberfläche der Ätzflüssigkeit bildet sich rasch eine rostrote bis gräuliche Schicht, die von dem herausgelösten Metall kommt. Ich tupfe die Flüssigkeit nach etwa einer halbe Minute mit einem befeuchten Wattestäbchen ab, sauge den Rest mit einem weiteren Wattestäbchen weg und wiederhole den Ätzvorgang meist noch ein oder zweimal. Wie lange und wie oft man ätzt sollte man vorher ausprobieren. Ätzt man zulange oder tupft man zu oft ab, besteht die Gefahr dass die Lackschicht löchrig wird und benachbarte Bereiche der Klinge angegriffen werden.

Die Ätzflüssigkeit wird dann vorsichtig abgetupft und mit einem feuchten Tuch der Rest abgewischt. Sind alle Reste entfernt kann man mit einem spiritusgetränkten Tuch den Reisslack abwischen. Die Klinge danach vorsichtshalber nochmal gut mit Wasser abspülen und nach dem Trocknen einölen. Fertig ist die Signatur!

TutSig-06.JPG


Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass ich zwei unterschiedliche Klingen fotografiert habe. War lediglich einfacher für die Fotos, es funktioniert wirklich.
Beim Ätzen sollte man die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten.

Vielleicht ist das für den ein oder anderen eine Anregung.

Viele Grüße
Rainer
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank Rainer für dieses Tutorial! Damit könnte sogar ich es hinkriegen, werde es auf jeden Fall mal ausprobieren.

Gruß,
Carsten
 
Zur Ergänzung, weil Fragen dazu kamen:
Die Ätzung ist nicht nur eine oberflächliche Verfärbung, sondern eine mit dem Fingernagel spürbare Vertiefung, und somit schon ziemlich beständig.
Es schadet sicher nicht, nach dem ersten Spülen mit Wasser noch mit einer Lauge zu neutralisieren. Ich hatte allerdings noch keine Probleme dass die Ätzung unkontrolliert weiter läuft.
Die Oberfläche sollte möglichst glatt sein, ein 400'er Finish darf's schon sein. Sind noch tiefere Schleifriefen da, bekommt man dort den Abdecklack nicht raus.

@Carsten: Ja, probier das mal aus und lass' hören, wie es geklappt hat.

Viele Grüße
Rainer
 
Klasse Tutorial!

Wie sieht es bei Damastklingen aus? Ist hier das geätzte Logo dunkler als der angeätzte Damast und hebt sich ab, oder geht das Logo im Muster unter ?

Liebe Grüße

Nandger
 
@Nandger: Kommt drauf an ;)
Der Kontrast ist natürlich nicht mehr so deutlich, aber wenn man nicht sehr dunkel ätzt ist die Beschriftung noch recht gut zu sehen. Ich ätze eher "grau" und nicht sehr tief, da ist das durchaus brauchbar.

Viele Grüße
Rainer
 

Anhänge

  • TutSig-Damast.JPG
    TutSig-Damast.JPG
    49,1 KB · Aufrufe: 834
Hallo Rainer,

wirklich klasse tutorial ! :)
hab dennoch aber eine kleine frage (;

um was handelt es sich denn bei der oben genannten reissfarbe ?
beim googlen find ich leider nur so farben, die verwendet werden, um in verbindung mit anderen farbschichten risse zu bilden und somit einen cracle-effekt (richtig so geschrieben ? ;D) zu erzeugen, bin mir ziemlich unsicher, weil ich von farben nicht alzuviel ahnung habe...
gibt es denn alternativen ? die farbe müsste ja praktisch nur beständig gegen die säure und gut ritzbar sein, oder versteh ich da was falsch ?


Grüße Thomas
 
Hallo Thomas,
es nennt sich wohl eher "Anreisslack" als "Reisslack".
Anders als ein normaler Lack trocknet dieser recht schnell, wird nicht besonders hart, und lässt sich leicht mit Spiritus oder bei entsprechendem Nachdruck auch trocken wieder abrubbeln. "Metaller" könnten dazu sicher noch mehr sagen, ich bin auch nicht vom Fach.
Es kann gut sein dass man auch mit anderen Mitteln wie dickem Edding zum Erfolg kommt, ich hab's nicht ausprobiert da ich ein Fläschchen Anreisslack zusammen mit dem Ätzstift von Stefan Steigerwald gekauft habe.

Grüße
Rainer
 
Grüß euch;

Ichwie s dieser Fred is schon etwas älter, aber dennnoch,

Ich hab gestern den Anreißlack(stift) und den Ätzstift vom Kleinen Messerladen bekommen und nätürlich gleich mal an eine meiner Klingen ausprobiert..

Das Ergebnis war, naja sagen wir beschissen!!!

Egal welche der Patronen blau oder grün es war nicht annähernd das ergebnis wie bei dir!
Mit der Blauen Kartusche passierte garnix und mit der grünen waren am rand von dem Ätzmittel leiche graue schlieren sonst nichts!

Klinge ist aus 3mmm SB1 auf 61 Hrc gehärtet, gefinisht bis 800er Papier und mit Bremsenreiniger entfettet..

Ebenfalls ist mir aufgefallen das das Ätzmittel irgendwie dei Metalloberfläche nicht richtig benetzt, wenn ich einen Strich ziehe bilden sich nur einige Tropfchen das qwars dann...


Kann mir bitte jemand helfen!?!?


Danke euch

Daniel
 
Hallo Daniel,

schwer, dein konkretes Problem aus der Ferne nachzuvollziehen. Ich arbeite wie oben beschrieben, und das funktioniert bei verschiedenen Stählen recht gut. Ich weiß nicht, ob wir beiden den gleichen Ätzstift verwenden: Meiner ist von Emil Otto, und ich benütze die grüne Kartusche (Nigrit "VA").
Das Entfetten muss im Gegensatz zum flächigen Ätzen oder brünieren nicht so penibel erfolgen, deine Vorbereitung sollte ausreichen.
Durch die Oberflächenspannung des Ätzmittels neigt es schon dazu, sich zu Tropfen zusammen zu ziehen. Bei der relativ kleinen Signatur im Beispiel oben trage ich letzlich soviel Ätzmittel auf, dass ein großer "Tropfen" über jedem Buchstaben liegt. Das Ätzmittel fließt durch die "Kapilarwirkung" zwar auch die feinen Vertiefungen im Lack entlang, aber eben nur eine sehr geringe Menge. Mit einem etwas großzügigeren Auftrag habe ich persönlich die besseren Erfahrungen gemacht. Vielleicht hilft dir das weiter.
Und am besten erst einmal an irgendwelchen Stahlresten / Billigmessern üben.

Grüße
Rainer
 
DAnek für den Tipp! Hmm also mein Ätzstift hat auch 2 Kartuschen dabei (grün/blau) und hat selbst is er Komisch Lila; vorne sieh er ziemlich ähnlich aus wie deiner am Bild...

Tja. dann werd ich mal verschiedene Sähle testen, vll. ist einfa der SB1 zu resistent gegen das zeug:confused:

Mal mit rwl testen da lieg noch was hier rum..

Achja, hät ich fast vergessen: Wen ich das Ätrzmittel auf den Lack bringe wird dier irgendwie angegriffen... Naja einfach weiter probieren..

Danke dir!

cheers
 
SB1 habe ich auch schon geätzt - funktioniert.
Beim Abdecklack musst du vielleicht ein wenig austesten, wie dick du ihn aufträgst. Aber du hast recht, er wird etwas angegriffen. Daher tupfe ich inzwischen (wenn möglich) nicht mehr mit einem Wattestäbchen vor einem zweiten Ätzgang ab, sondern sprühe das "alte" Ätzmittel mit einem Zerstäuberstrahl vorsichtig ab.
Was du bei weniger feinen Linien auch testweise versuchen könntest, wäre abdecken mit Bienenwachs statt Abdecklack. Haftet gut, lässt sich aber leicht abkratzen, und ist ziemlich resistent. Geht aber nicht bei feinen Strichen, da man sonst die Stiftspitze mit Wachs verschmiert.

Grüße
Rainer
 
Zurück