Erka
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Besonders für diejenigen, die noch nicht so viele Messer gemacht haben, gibt es hier ein Mini-Tutorial für die Signatur von Klingen mittels Ätzstift.
Wer schmiedet legt sich meist früher oder später eine eigene Schmiedmarke zu, und wer viele Klingen aus Flachmaterial macht, wird irgendwann über Ätzschablonen und das entsprechende Equipment nachdenken.
Hat man noch nichts von beidem und möchte seine Klingen dennoch signieren oder beschriften, kann man das relativ einfach mit einem Ätzstift.
Benötigt werden:
Anreisslack
Reissnadel aus weichem Material (Messing o.ä.)
Ätzstift (gibt’s z.B. bei Stefan Steigerwald)
ruhige Hände, vorzugsweise eine Stereolupe
Vorteile:
- Kostengünstig
- beliebige Beschriftungen möglich
Nachteile:
- erfordert eine ruhige Hand (also vorher keine 3 Kaffee trinken)
- je nach Geschick weniger saubere, glatte Ränder als Ätzung mit Schablone, - wirkt dadurch bei Schriften / geometrischen Mustern weniger „professionell”
- Ätzmittel ist mit Vorsicht zu behandeln (giftig / ätzend)
Ob man die zwangsläufigen Abweichungen zwischen mehreren Signaturen als Nachteil sieht ist Geschmacksache. Ich kennzeichne meine Klingen nach wie auf diese Weise, weil ich finde das Individuelle daran hat auch was, und weil ich schon vorher so viel Handarbeit in das Messer gesteckt habe, dass es mir nur konsequent scheint, auch den letzten Arbeitsschritt von Hand zu machen.
Was nicht heißt dass es mir nicht doch irgendwann zu fummelig wird und ich mir Ätzschablonen zulege
Ich beschreibe Euch mal, wie ich dabei vorgehe. Andere Wege führen sicher auch zum Ziel, so mache ich das:
Zuerst brauchen wir eine weiche Reissnadel, die keine Kratzer in die Oberfläche macht. Es kann ja sein, dass man sich „verschreibt” und neu anfangen muss, und das soll keine Spuren hinterlassen. Ich nehme dafür 3-mm-Gewindestangen aus Messing. Ein ca. 3 cm langes Stück wird auf einer Seite fein angespitzt. Am besten macht man sich gleich 2 oder 3 Spitzen, damit man - falls die Spitze zu stumpf wird - rasch wechseln kann. Auch unterschiedlich breite Spitzen sind je nach Größe der Beschriftung sinnvoll. Als Halter tut es irgendein passender Rundstab im „Füllerformat”. 2,5 mm Bohrung vorne rein und entweder ein 3mm-Gewinde schneiden, oder eine Schraube / Stück Gewindestab mit entsprechendem Nachdruck einschrauben. Wichtig ist das die Spitze wackelfrei sitzt. Eine Schellackpolitur des Halters ist erlaubt aber nicht nötig
Man kann das sicher auch mit einem entsprechend längerem Stück Gewindestange; mir ist ein dickerer Halter lieber.
Die Ätzung mache ich an der gehärtete Klinge nach dem Finish. Mit einem feinen Pinsel trägt man den Anreisslack auf. Dabei nach jeder Seite gut 1 cm gegenüber der geplanten Beschriftung zugeben, damit nicht die Dämpfe des Ätzmittels die umgebende Klingenoberfläche angreifen. Man kann auch rundrum vorher mit Klebeband abdecken.
Den Reisslack lasse ich nun einige Minuten antrocknen. Wartet man zu kurz, schmiert der Lack. Wartet man zu lange, dann wird der Lack etwas spröde und reisst an den Kanten evtl. ungleichmäßig aus. Die genaue Zeit ist nicht so kritisch, einfach mal ausprobieren.
Lässt sich der Lack gut ritzen, dann kratzte ich mit der Reisnadel unter ganz wenig Druck die gewünschte Signatur in den Lack. Eine gute Lupe oder ein Stereomikroskop erleichtern die Sache, die Hände werden dadurch aber auch nicht ruhiger
Ritzt man zu weit, kann man versuchen eine kleine Menge Lack auf die Stelle aufzutragen (mit erneuter Trockenzeit). Manchmal bleibt nichts anders übrig als neu anzufangen....
Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und sind alle Lackreste innerhalb der Signatur / des Musters entfernt, kommt der Ätzstift zum Einsatz:
Mit leichtem Auftupfen wird die freigeritzte Fläche mit dem Ätzmittel benetzt. Es kann vorkommen, dass aus der geschlitzten Spitze des Ätzstift kein Ätzmittel austritt. Dann nicht zu fest aufdrücken, um nicht die Lackschicht zu beschädigen. Besser auf einem bereitliegenden Reststück Stahl einige Male fester auftupfen, bis die Spitze aufmacht.
An der Oberfläche der Ätzflüssigkeit bildet sich rasch eine rostrote bis gräuliche Schicht, die von dem herausgelösten Metall kommt. Ich tupfe die Flüssigkeit nach etwa einer halbe Minute mit einem befeuchten Wattestäbchen ab, sauge den Rest mit einem weiteren Wattestäbchen weg und wiederhole den Ätzvorgang meist noch ein oder zweimal. Wie lange und wie oft man ätzt sollte man vorher ausprobieren. Ätzt man zulange oder tupft man zu oft ab, besteht die Gefahr dass die Lackschicht löchrig wird und benachbarte Bereiche der Klinge angegriffen werden.
Die Ätzflüssigkeit wird dann vorsichtig abgetupft und mit einem feuchten Tuch der Rest abgewischt. Sind alle Reste entfernt kann man mit einem spiritusgetränkten Tuch den Reisslack abwischen. Die Klinge danach vorsichtshalber nochmal gut mit Wasser abspülen und nach dem Trocknen einölen. Fertig ist die Signatur!
Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass ich zwei unterschiedliche Klingen fotografiert habe. War lediglich einfacher für die Fotos, es funktioniert wirklich.
Beim Ätzen sollte man die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten.
Vielleicht ist das für den ein oder anderen eine Anregung.
Viele Grüße
Rainer
Wer schmiedet legt sich meist früher oder später eine eigene Schmiedmarke zu, und wer viele Klingen aus Flachmaterial macht, wird irgendwann über Ätzschablonen und das entsprechende Equipment nachdenken.
Hat man noch nichts von beidem und möchte seine Klingen dennoch signieren oder beschriften, kann man das relativ einfach mit einem Ätzstift.
Benötigt werden:
Anreisslack
Reissnadel aus weichem Material (Messing o.ä.)
Ätzstift (gibt’s z.B. bei Stefan Steigerwald)
ruhige Hände, vorzugsweise eine Stereolupe
Vorteile:
- Kostengünstig
- beliebige Beschriftungen möglich
Nachteile:
- erfordert eine ruhige Hand (also vorher keine 3 Kaffee trinken)
- je nach Geschick weniger saubere, glatte Ränder als Ätzung mit Schablone, - wirkt dadurch bei Schriften / geometrischen Mustern weniger „professionell”
- Ätzmittel ist mit Vorsicht zu behandeln (giftig / ätzend)
Ob man die zwangsläufigen Abweichungen zwischen mehreren Signaturen als Nachteil sieht ist Geschmacksache. Ich kennzeichne meine Klingen nach wie auf diese Weise, weil ich finde das Individuelle daran hat auch was, und weil ich schon vorher so viel Handarbeit in das Messer gesteckt habe, dass es mir nur konsequent scheint, auch den letzten Arbeitsschritt von Hand zu machen.
Was nicht heißt dass es mir nicht doch irgendwann zu fummelig wird und ich mir Ätzschablonen zulege
Ich beschreibe Euch mal, wie ich dabei vorgehe. Andere Wege führen sicher auch zum Ziel, so mache ich das:
Zuerst brauchen wir eine weiche Reissnadel, die keine Kratzer in die Oberfläche macht. Es kann ja sein, dass man sich „verschreibt” und neu anfangen muss, und das soll keine Spuren hinterlassen. Ich nehme dafür 3-mm-Gewindestangen aus Messing. Ein ca. 3 cm langes Stück wird auf einer Seite fein angespitzt. Am besten macht man sich gleich 2 oder 3 Spitzen, damit man - falls die Spitze zu stumpf wird - rasch wechseln kann. Auch unterschiedlich breite Spitzen sind je nach Größe der Beschriftung sinnvoll. Als Halter tut es irgendein passender Rundstab im „Füllerformat”. 2,5 mm Bohrung vorne rein und entweder ein 3mm-Gewinde schneiden, oder eine Schraube / Stück Gewindestab mit entsprechendem Nachdruck einschrauben. Wichtig ist das die Spitze wackelfrei sitzt. Eine Schellackpolitur des Halters ist erlaubt aber nicht nötig
Man kann das sicher auch mit einem entsprechend längerem Stück Gewindestange; mir ist ein dickerer Halter lieber.
Die Ätzung mache ich an der gehärtete Klinge nach dem Finish. Mit einem feinen Pinsel trägt man den Anreisslack auf. Dabei nach jeder Seite gut 1 cm gegenüber der geplanten Beschriftung zugeben, damit nicht die Dämpfe des Ätzmittels die umgebende Klingenoberfläche angreifen. Man kann auch rundrum vorher mit Klebeband abdecken.
Den Reisslack lasse ich nun einige Minuten antrocknen. Wartet man zu kurz, schmiert der Lack. Wartet man zu lange, dann wird der Lack etwas spröde und reisst an den Kanten evtl. ungleichmäßig aus. Die genaue Zeit ist nicht so kritisch, einfach mal ausprobieren.
Lässt sich der Lack gut ritzen, dann kratzte ich mit der Reisnadel unter ganz wenig Druck die gewünschte Signatur in den Lack. Eine gute Lupe oder ein Stereomikroskop erleichtern die Sache, die Hände werden dadurch aber auch nicht ruhiger
Ritzt man zu weit, kann man versuchen eine kleine Menge Lack auf die Stelle aufzutragen (mit erneuter Trockenzeit). Manchmal bleibt nichts anders übrig als neu anzufangen....
Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und sind alle Lackreste innerhalb der Signatur / des Musters entfernt, kommt der Ätzstift zum Einsatz:
Mit leichtem Auftupfen wird die freigeritzte Fläche mit dem Ätzmittel benetzt. Es kann vorkommen, dass aus der geschlitzten Spitze des Ätzstift kein Ätzmittel austritt. Dann nicht zu fest aufdrücken, um nicht die Lackschicht zu beschädigen. Besser auf einem bereitliegenden Reststück Stahl einige Male fester auftupfen, bis die Spitze aufmacht.
An der Oberfläche der Ätzflüssigkeit bildet sich rasch eine rostrote bis gräuliche Schicht, die von dem herausgelösten Metall kommt. Ich tupfe die Flüssigkeit nach etwa einer halbe Minute mit einem befeuchten Wattestäbchen ab, sauge den Rest mit einem weiteren Wattestäbchen weg und wiederhole den Ätzvorgang meist noch ein oder zweimal. Wie lange und wie oft man ätzt sollte man vorher ausprobieren. Ätzt man zulange oder tupft man zu oft ab, besteht die Gefahr dass die Lackschicht löchrig wird und benachbarte Bereiche der Klinge angegriffen werden.
Die Ätzflüssigkeit wird dann vorsichtig abgetupft und mit einem feuchten Tuch der Rest abgewischt. Sind alle Reste entfernt kann man mit einem spiritusgetränkten Tuch den Reisslack abwischen. Die Klinge danach vorsichtshalber nochmal gut mit Wasser abspülen und nach dem Trocknen einölen. Fertig ist die Signatur!
Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass ich zwei unterschiedliche Klingen fotografiert habe. War lediglich einfacher für die Fotos, es funktioniert wirklich.
Beim Ätzen sollte man die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten.
Vielleicht ist das für den ein oder anderen eine Anregung.
Viele Grüße
Rainer
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