Überprüfung der Härtetemperatur

shadow

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Hallo...,

ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen???!!!
Ich möchte zur Ermittlung der exakten Härtetemperatur gerne auf den,nennen wir es Mal, "Magnettest" zurückgreifen.
Dieses geht aber nur bei bestimmten Stahlsorten. Kann ich diesen Trick bei folgenden Stahlsorten nutzen? :confused:
Mich interessieren die Stahlsorten 1050 , 1060 , oder die "Gegenstücke" C 50, C 60 , oder auch C70...geht das mit denen??
Oder kann mir jemand sagen bei welche Klingenstählen das noch funkioniert ( hauptsächlich Kohlenstoffstähle für Schwertklingen)
Vielen Dank schon im Voraus...
 
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magnettest

hallo shadow

der magnettest funktioniert bei allen stählen die magnetisierbar sind - no na ;-))
c 50 ist ein unlegierter kohlenstoffstahl, ich glaub ab einem chromgehalt von 18 % ist ein stahl nicht mehr magnetisch

grüße ro
 
funktionieren tut der magnettest schon, aber es hilft dir nicht immer.
bei 76x° verliert eisen seine magnetischen eigenschaften, aber wenn du dir ein fe-fe3c-diagramm anschaust (für kohlenstoffstähle), wird dir auffallen, dass die temperaturen teilweise deutlich abweichen..

fazit: der magnettest hilft dir eine temperatur von über 760° festzustellen, aber mehr nicht.
 
Hallo alle zusammen,

hier mal etwas ausführlicher und hoffentlich richtig:

Wenn man dem glaubt, was ich in der Werkstoffkunde-Vorlesung gelernt habe, dann beruht das martensitische Härten darauf, dass sich im Austenit (gamma-Eisen) mehr Kohlenstoff lösen kann als im Ferrit (alpha-Eisen).

Der Unterschied zwischen Ferrit und Austenit liegt in der Kristallgitter-Struktur. Das Ferrit Gitter ist kubisch raumzentiriert, die Atome liegen also an den Ecken eines imagionären Würfels und ein Atom im Zentrum des Würfels. Es braucht also insgesamt 9 Atome für eine Einzelzelle, 5 Atome für jede weitere angehängte.
Der Austenit besitzt ein kubisch flächenzentriertes Kristallgitter, bei dem Die Atome auf den Ecken und den Flächen des Würfels liegen. Hier sind es 14 Atome für die Einzelzelle und 9 Atome für jede weitere.

Durch den unterschiedlichen Atombedarf der Gitter erklärt sich das plötzliche Schrumpfen von Eisenbasis-Werkstücken bei erreichen der Umwandlungstemperatur vom Ferrit zum Austenit.

Die Umwandlungstemperatur ist in der Tat stark von den Legierungselementen, insbesondere vom Kohlenstoffgehalt abhängig. Die Temperatur, bei der die Umwandlung beginnt, nennt man Ac1.

Für reines Eisen liegt Ac1 bei 911°C und sinkt mit steigendem Kohlenstoffgehalt bis auf 769°C ab. Dieser Wert wird bei etwa 0,8% Kohlenstoff erreicht.

HÄRTEN:

Man erhitzt das zu härtende Werkstück bis in den Austenitischen Bereich, damit der Kohlenstoff sich auflösen kann. Diese Temperatur liegt etwa 50°C über Ac1 und wird einige Minuten gehalten.

Dann wird das Werkstück abgeschreckt, das Gitter springt zum ferritischen zurück, der Kohlenstoff wandert aber zu langsam. Er steckt im Ferrit fest undverzerrt diesen. Den verzerrten Ferrit nennt man Martensit. Die Verspannungen machen ihn hart, gleich einem mit Seilen verspannten Zelt, welches von sich aus eher wackelig wäre. Gleichzeitig ist der Martensit aber auch sehr spröde.

Da der Kohlenstoff im laufe der Zeit langsam wandert, und zwar aus der Zwangslage hinaus, verliert sich die martensitische Struktur und Härte im Laufe der Jahrhunderte.

Das Wanders beschleunigt man nach dem Härten durch das Anlassen, kontrolliertes aufheizen auf wenige hundert Grad, je nach Einsatzzweck des Werkstücks, und Halten aud der Anlasstemperatur für einige Minuten oder auch Stunden. Dadurch geht Härte verloren und Zähigkeit kehrt zurück.

AUSTENITISIERUNGSTEMPERATUR:

Im Stahlschlüssel zum Beispiel, sind die Temperaturen für die härtbaren Stähle aufgelistet. Wer also ein Thermometer für diese Temperaturbereiche besitzt...

Abschätzen kann man die Temperatur sehr gut mit dem Magnettest, im Forum schon oft beschrieben, da der Austenit, im Gegensatz zum Ferrit, nicht magnetischist. Man kann also das zu härtende Stück während des Aufheizens fortwärend auf seinen Magnetismus hin überprüfen, indem man schlicht testet, ob ein Magnet angezogen wird. Sobald sich der Magnetismus abschwächt, ist Ac1 erreicht. Man erhöht nun die Temperatur nur um weitere 50°C, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach abzuschätzen ist. Diese Temperatur hält man für einige Minuten, damit der Kohlenstoff etwas Zeit zum Wandern bekommt.

Die Magnetmethode ist zumindest etwas genauer als das bloße Beurteilen der Glühfarbe, denn "Kirschrot" ist halt doch Auslegungssache.

Die Stähle 1.1050 und 1.1060 kenne ich nicht, aber alles von C22 bis C125, 100Cr6 u.s.w. kann man so behandeln.

...das muss für heute reichen.

MfG
newtoolsmith
 
Die Beschreibung der Prüfung der Härtetemperatur mit Hilfe der Magnetprobe ist nicht ganz richtig:
Ac 1 liegt bei 723 Grad C und ist die Temperatur der beginnenden Umwandlung von Ferrit in Austenit und entsprechend der beginnenden Lösung der Karbide im Austenit. Bei eutektoidischen Stählen liegen diese Vorgänge in einem Punkt. Bei hinreichender Haltezeit wäre also bei einem Stahl mit o,8 % C-sonst unlegiert- die Ferrit- Austenitumwandlung bei 725 Grad beendet. Eine ideale Härtetemperatur läge für einen solchen Stahl also bei 73o-74o Grad. Der Übergang vom ferromagnetischen zum paramagnetischen Zustand findet bei reinen Kohlenstoffstählen bei 769 Grad statt. Sobald ein Stahl dieser Zusammensetzung unmagnetisch wird, ist es nicht erforderlich, ihn weiter zu erhitzen. da er seine ideale Härtetemperatur schon leicht überschritten hat. Da man die übereutektoidischen Stähle wegen des Restaustenits so härtet, als wären sie eutektoidisch, ist also die Temperatur des Verschwindens des Magnetismus ein guter Anhaltspunkt für die Erreichung der Härtetemperatur. Für untereutektoidische Stähle- also solche mit weniger als o,8 % C- trifft das nicht mehr zu, da sie auch über 723 Grad noch Ferrit enthalten. Sie werden also besser von höheren Temperaturen gehärtet. Bei o,5 % C wäre also eine Temperatur von etwas über 8oo Grad zu empfehlen.
Zu beachten ist, daß diese Regeln nur für weitgehend reine C- Stähle gelten. Alle Legierungselemente mit Ausnahme von Kobalt wirken im Sinne einer Verminderung der Löslichkeit des Kohlenstoffs, verschieben den eutektoidischen Punkt also zu niedrigeren C- Gehalten.
Bei leicht legierten Stählen kann man aber grundsätzlich von den oben aufgestellten Grundregeln ausgehen.
Mit wachsender Erfahrung sollte man sich vor einer Härtung nach "Augenmaß" nicht mehr scheuen. Überhitzung und Überzeitung mit der Bildung von Grobkorn sind zeitabhängig. Bei feinem Ausgangsgefüge des Stahls kann er kurzfristig durchaus auf wesentlich höhere Härtetemperaturen gebracht werden, ohne daß es zu störendem Kornwachstum kommt. Bei der eletroinduktiven Härtung werden die Zahnspitzen feiner Sägen blitzschnell fast bis zum Schmelzpunkt erwärmt und ebenso schnell abgekühlt. Das Ergebnis sind Härten von bis zu 72 HRC bei guter Zähigkeit. Mit ein bißchen Nachdenken kann man auch mit einfachen Mitteln ähnliche Ergebnisse ansteuern.
 
Ich würde sagen, Fabrtafeln für Glühfarben von Stahl besorgen und sich danach richten. Es braucht aber viel Übung und Erfahrung diese Glühfarben richtig einschätzen zu können. Dabei sollte man auch beachten, daß man die Farben besser erkennen kann, wenn es nicht gar zu hell ist, das Tageslicht meine ich.
Oder einfach nen Härteofen besorgen, der sich gut regeln läßt. Und die sind manchmal garnicht so teuer bei ****.
 
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