Hm, das ist natürlich eine sehr subjektive Frage, denn zum Tenacious gibt es ziemlich abweichende Meinungen (von "super Messer, ist 4mal mehr wert als man dafür investieren muss" bis hin zu "Schrott, genau die $30 wert, die es kostet" [Letztere Meinung wird in einem
amerikanischen youtube-Video vertreten]).
Ich habe ein G-10 CaraCara und ein Tenacious sowie reichlich "echte" Spydies.
Meine persönliche Meinung ist in der Mitte zwischen den oben genannten.
Fakt ist, es unterscheidet sich von "echten" Spydies durch den Stahl (wichtigster Punkt!), den Clip (dünner, aber weniger -zu wenig- elastisch), und man sieht auch, daß das nicht die gleiche bekannte Spinnen-Laserung ist, die man von Japan oder USA kennt.
Der Clip ähnelt in der Form eher dem hourglass-Design der Spydercos als dem der byrds (die wiederum den alten Spydie-clips nachempfunden sind).
Die G-10-Beschalung SOLL glaube ich aus den USA importiert werden (oder war das bei einem anderen Messer?), aber ich glaube nicht, daß das aus derselben Firma stammt wie z.B. das G-10 des UKPK, des MiniManix oder auch des Captain (Japan), denn die "Maserung" ist deutlich gröber und gut mit der des CaraCara zu vergleichen.
A propos Captain: im direkten Vergleich fällt auf, daß das Tenacious auf der Seite des Linerlocks im G-10 eine zusätzliche Ausfräsung hat, um dem liner Platz zu geben, was die Rest-Dicke des G-10 ziemlich schmal ausfallen lässt. Beim Captain scheint das trotz gleichen lock-Mechanismus nicht nötig gewesen zu sein (Fotos können bei Bedarf nachgereicht werden, wenn es wieder hell ist

). Der Verdacht liegt nahe, daß dies ein Öffnen des Verschlusses sicherstellen soll, auch wenn die Teile etwas ungenau gearbeitet sein sollten (also ein Hinweis auf größere Toleranzen).
Die Schrauben beim Tenacious sind relativ weich, allerdings haben mich in diesem Zusammenhang meine Militaries auch nicht von Hocker gerissen.
Ob man es mag, dass bei einem LinerLock-Messer die Klinge bis direkt an den Griff scharf ausgeschliffen ist, kann ein jeder für sich entscheiden. Fakt ist: fast alle anderen Spydercos (und auch byrds!) sind in dieser Hinsicht "sicherer" designt. Ob das nötig ist, sei dahingestellt. Immerhin gibt es so eine maximale Schneidlänge, praktisch entspechend der Klingenlänge. Man erkennt, daß dieses Messer nicht für Enthusiasten, sondern eher für den Gelegenheits-Messer-Käufer designt wurde.
Ich glaube, daß es seinen Preis wert ist. Im direkten Vergleich mit echten Spydercos aus Japan kann es nicht mithalten, das verbietet schon der Stahl.
Die Verarbeitung meiner byrds ist ebenfalls gut, so daß ich (
um die Frage mal direkt zu beantworten) abgesehen vom Namen und runden Loch keine riesengroßen Unterschiede zwischen diesen und dem Tenacious sehe (allerdings besitze ich nur 3 byrds). Das Tenacious kann seine rote Herkunft nicht verleugnen.
Betrachtet man den Preis, so ist allerdings auch hier kein Riesen-Unterschied zu sehen: Tenacious ca. 50 EUR, CaraCara - naja, immerhin gut 10 EUR weniger. Allerdings unterscheiden sich die beiden auch in ihrer Konstruktion. Rein qualitativ kann mein CaraCara aber gut mithalten. Nur das Image ist schlechter

Daher würde ich es schon ohne Gewissensbisse als "ein byrd im Mantel eines Spyderco" beschreiben können. Wobei das bei der guten Qualität der von mir besessenen byrds nicht abwertend gemeint ist. Ein echtes Spydie ist aber immernoch was Anderes.
Dennis
Mein Tip: Wenns kein linerlock sein muss, würde ich mir in der Bucht ein neuwertiges Endura schießen, das kostet dann ähnlich viel wie ein neues Tenacious, hat aber den besseren Stahl. Aber das war ja nicht die Frage
