Unterschiedlich starke Erwärmung bei Stählen durch schleifen!?

niko

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Hallo,

im Titel steht schon die Aussage bzw. Fragen.
Hat schon jemand die gleiche Erfahrung gemacht, dass es da Unterschiede gibt? Hab gerade einen Extremfall, deshalb meine Fragen.

Ich fang gerade an, an einem Rohling aus SB1 den Klingenschliff anzubringen. Zwei mal schleifen links, zwei mal schleifen rechts. Dann wurde es auch schon ziehmlich heiß. Der Stahl wird bis jetzt am schnellsten heiß, von denen die ich verarbeitet habe.

Kann das sein?
Gibts da eine Erklärung dafür?
Bin ich verrückt :D :D


Grüße

Niko
 
Hallo Niko !
Die Wärmeleitfähigkeit der verschiedenen Stahlsorten ist durchaus verschieden, aber sicher nicht so unterschiedlich, daß man das beim Schleifen merkt.
Was aber ganz unterschiedlich ist, ist die Schleifbarkeit, d. h. der Widerstand,der dem Schleifvorgang entgegengesetzt wird. Von hochlegierten Schnellarbeitsstählen, z.B. dem M4, weiß man, daß die Schleifbarkeit etwa 4o mal schlechter ist, als bei unlegierten Stählen. Der Grund liegt in der enormen Verschleißfestigkeit und Härte der in diesem Stahl vorkommenden Vanadinkarbide ( Härte ca. 2800 HV).
Um einen solchen schwer schleifbaren Stahl zu zerspanen, mußt Du fester aufdrücken und die dadurch entstehende stärkere Reibung erzeugt logischerweise auch mehr Hitze, die man dann beim Schleifen spürt.
MfG. U. Gerfin
 
Hallo U. Gerfin,


Hallo Niko !
Die Wärmeleitfähigkeit der verschiedenen Stahlsorten ist durchaus verschieden, aber sicher nicht so unterschiedlich, daß man das beim Schleifen merkt.

Scheint aber vielleicht doch daran zu liegen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass sich der SB1 super verarbeiten lässt. Bohren, sägen, feilen und schleifen geht sehr sehr gut. Deshalb glaub ich in diesem Fall nicht, dass die schnellere Erwärmung nur durch stärkere Reibung erzeugt wird.

Vielleicht ist es aber einen Kombination aus beidem.

Ich bin eben ein feinfühliges Kerlchen ohne dicke Hornhaut an den Fingern :D


Danke und Gruß

Niko
 
Ich hab' ähnliche Beobachtungen beim SB1 gemacht. Hab's aber auf die nicht mehr ganz frischen Bänder geschoben.
Werd' morgen mal Neue antesten.
 
Ich kann mir fast nicht vorstellen, daß man bei identischen Dimensionen da nen Unterschied fühlt. Zumindest meine Finger registrieren höchstens nen Unterschied zwischen 3 mm und 6 mm Materialstärke.
 
Es ist genau wie schon von U.Gerfin beschrieben, der Verschleißfestere Stahl setzt dem schleifen mehr entgegen und erfährt dadurch bei gleichem Abtrag zwangsläufig mehr Reibungshitze.

Und man kann die Wärmeunterschiede sogar sehen!
Ich schleife meistens meine Damaststücke mit einer Hexe grob in Form, als Schleifscheiben kommen dabei oft Fächerscheiben zum Einsatz. Wenn die Scheiben dann schon etwas ausgelutscht sind erzeugen sie einen sehr feinen Schliff, aber auch viel Reibungshitze. Gerade bei nicht vollkommen weichgeglühten Damastkombinationen aus härtbarem und kohlenstoffarmem Material, kann man dann genau sehen welche Bestandteile schleifwillig sind und welche nicht. Auf der Oberfläche des Damastes erscheinen die Adern des härteren Stahls je nach Temperaturannahme in einer zarten bronze, violett oder hellblauem Anlauffarbe, während hingegen die weicheren Zonen fast völlig Farblos bleiben.

Gruß
Martin
 
Guten Morgen,

Ich hab' ähnliche Beobachtungen beim SB1 gemacht. Hab's aber auf die nicht mehr ganz frischen Bänder geschoben.Werd' morgen mal Neue antesten.

Bin schon gespannt.


Ich kann mir fast nicht vorstellen, daß man bei identischen Dimensionen da nen Unterschied fühlt. Zumindest meine Finger registrieren höchstens nen Unterschied zwischen 3 mm und 6 mm Materialstärke.

Vielleicht `ne blöde Fragen, aber was wird bei Dir schneller warm, 3 oder 6 mm ?


@ steinpilz

Dann verstehe ich aber nicht, warum sich der SB1 im Vergleich besser verarbeiten lässt, aber trotzdem mehr Reibungswärme erzeugen soll.


Schönes Wochenende

Niko
 
...was wird bei Dir schneller warm, 3 oder 6 mm ?
Bin zwar nicht FlamingMoe...

Ich schätze das wird in etwa gleich sein - rein von der Zeit her - weil man einen 3mm Stahl vorsichtiger und evtl. mit bereits gebrauchten oder *etwas* feineren Bändern abschleift, als einen 6mm Stahl, sonst ist er weg...

Bei vergleichbarer Dimensionierung und gleichen Bändern (vergleichbar neu oder gebraucht) wird der Unterschied fast kaum spürbar sein, bis das Fingerthermometer Alarm schlägt...
Bin gerade dabei drei annähernd gleiche Rohlinge zu bearbeiten:
N690/~3mm, SB1/ ~4,5mm, X60CrMoV15/~4,5mm - da tut sich nicht viel an *gefühlter* unterschiedlicher Erwärmung in Bezug zur Zeit.

Nur eins ist klar:
Je dünner der Rohling schon ist oder noch wird, also Schneiden/Schrägen weiter ausgearbeitet, desto schneller wird es heiß, da muss man einfach öfter und schneller kühlen.
edit:
achja, wenn schon gekühlt, dann richtig kaltmachen, Restwärme im Stahl sollte auch ganz durch Kühlung abgebaut sein. Mit verbliebener innerer Restwärme heizt der Stahl sich logischerweise schneller wieder auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Nur eins ist klar:
Je dünner der Rohling schon ist oder noch wird, also Schneiden/Schrägen weiter ausgearbeitet, desto schneller wird es heiß, da muss man einfach öfter und schneller kühlen.
edit:
achja, wenn schon gekühlt, dann richtig kaltmachen, Restwärme im Stahl sollte auch ganz durch Kühlung abgebaut sein. Mit verbliebener innerer Restwärme heizt der Stahl sich logischerweise schneller wieder auf.


Ja, dass ist schon richtig. Ist ja nicht so, dass ich meine erste Klinge schleife :)
Ich hab meine Erfahrung aber gleich vom ersten Anschleifen gemacht. Benutze zum Klingenschliff auch immer neue Bänder. Daran kann es auch nicht liegen. Der SB1 hat ~4,2 mm und ich meine, dass er deutlich schneller warm wird als ein N690 in ~3,2 mm oder ein 1.2519 in ~3,3 mm.

OK, jetzt warte ich noch auf die Ergebisse von schwarzbunt und dann bin ich auch schon ruhig :D

Grüße

Niko
 
scharfe bänder und identische schleifoperation vorausgesetzt wage ich jetzt mal zu behaupten, dass sich zähe stähle und verschleißfeste stähle beim schleifen stärker erwämen als spröde.

d.h.

ein ungehärteter 2842 wird innerhalb von sekunden bei mir heiß, gehärtet schleift er sich sehr schön.
im weichen zustand bildet sich ein "kamm" am einen ende des schleifbereichs => duktil / zäh

d2 verschleißt weich die bänder etwas mehr, schleift sich aber auch im harten zustand ohne sonderlich warm zu werden.
keine kammbildung.

m2 schleift sich im weichen zustand seeehr schön, im harten zustand lautet das mantra "heilige*****" ;)
weich minimaler kamm, hart :glgl:

2552 schleift sich im weichen und im harten zustand sehr schön.
kamm weder hart noch weich.

aeb-l, 12c27, 13c26 werden im weichen zustand recht schnell warm, im harten zustand bei ~58-60hrc ist es besser, aber trotzdem noch recht schnell.
recht starke kammbildung im weichen zustand, im harten keiner.

440b im weichen zustand recht schön zu schleifen, wird aber warm.
harter zustand steht noch aus.
leichte kammbildung.

rwl schleift sich weich sehr schön und wird nicht allzu warm
leichte kammbildung.
 
eindeutig die zähigkeit (oder was auch immer) ist entscheidend.

schonmal kupfer an dem bandschleifer geschliffen? fingerverbrenngarantie in einer sekunde, materialabtrag sehr gering..
 
So, hab' heute nochmal mit frischen Bändern geschliffen.

Die Klinge aus SB1 wurde schon nach einem Strich (ansetzen und drüberziehen) tiersich heiß, die aus 2519 hielt knapp 2 Striche aus.
Je dünner der Schliff wurde umso schneller hab' ich die Klinge am Band entlanggezogen und ins Wasser gesteckt, da der SB1 sehr fix bunt wurde, der 2519 war da deutlich unempfindlicher.
Der Abtrag ist beim SB1 sehr gut, beim 2519 war etwas länger schleifen angesagt.

Was die Bearbeitbarkeit des SB1 angeht, die ist klasse, schleifen und Bohren geht sehr gut, würd's etwa wie CK75 einordnen.
 
ooch.. nach 5 sec ein zischendes geräusch an den fingern, nach 30 sec ein dummes gesicht beim besitzer der finger.. :rolleyes:

das kupfer war beidseits als backen aufgesetzt. die reibungshitze hatte den mosaikpin gekocht, den kleber auf der stelle zersetzt, die klinge leicht angelassen (gelb!!) und einen "abdruck" auf dem finger hinterlassen...:glgl:
 
eindeutig die zähigkeit (oder was auch immer) ist entscheidend.

schonmal kupfer an dem bandschleifer geschliffen? fingerverbrenngarantie in einer sekunde, materialabtrag sehr gering..


Das liegt vor allem an der sehr guten Wärmeleitfähigkeit (λ [W/m+K] ) von Kupfer:

Aluminium 237
Bronze 62
Chrom 91
Cr-Ni-Stahl (X12CrNi18,8) 15
Eisen 81
Stahl (<0,4%C) 45...55
Kupfer 399
Magnesium 156
Titan 22


Hans
 
Hallo,

@schwarzbunt
Danke, so habe ich das auch empfunden. Verarbeiten geht wirklich toll, wird aber schnell heiß.

Hans hat mit dem Kupfer recht, das leitet die Wärme verflixt gut.

Bin ja froh, dass ihr auch Unterschiede festgestellt habt.

Danke an alle und schönen Sonntag

Niko
 
Vielleicht `ne blöde Fragen, aber was wird bei Dir schneller warm, 3 oder 6 mm ?


Nun, beide werden gleich schnell warm. Durch die größere Materialstärke und die unglaublich schlechte Wärmeleitfähigkeit von rostfreiem Stahl braucht es aber beim dicken Material länger, bis die Wärme auf die Fingerseite durchdringt. Somit könnte man sagen, dass der dicke Stahl langamer warm wird.

Und rostfreier Stahl erzeugt beim bearbeiten deutlich mehr Wärme. Am einfachsten kann man das beim sägen spüren. Die ollen Handsägeblätter muss man beim sägen von rostfreiem Stahl sehr gut kühlen, sonst sind sie hin... einfach mal ausprobieren.

Es kann lediglich der Eindruck entstehen, dass rostende Stähle ähnlich viel Wärme erzeugen/sogar mehr, weil sie Wärme deutlich besser leiten. Deswegen dringt die Wärme schneller auf die Fingerseite und man hat diese ungute Gefühl, dass man seine Finger später als Bratwurst abnagen kann.
 
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