unterschiedliche anlasstemperatur feder und feilenstahl

sgunk

Mitglied
Beiträge
61
servus

ich habe eine dreilagenklinge mit aussen federstahl und schneidkern feilenstahl gehärtet und goldgelb angelassen .
hab aber beim anlassen auf den federstahl geschaut und übersehen das die feile im schneidenbereich schon viollet geworden ist.
da ich kein vertrauen zur genauigkeit des backofens hatte hab ich mich ab 200 grad im halbstundentakt um 10 grad nachoben getastet,
eine schöne goldgelbe anlassfarbe gab sich bei ca.230grad.
nur die feile war danach viollet .

mit welcher härte kann ich den noch rechnen im schneidenbereich,oder muss ich nochmal weichglühen ,härten und anlassen?:confused:
 
zuerst mal würde ich nen Feilentest machen wenn die Feile wenig oder nicht greift dann ist nichts passiert.
Als nächstes würde ich in einem Ofen nur mit Thermometer anlassen, bei meinem ofen hab ich zB bei eingestellten 250C° in Wirklichkeit nur 200 höchstens 210C°.
Dann ist es auch eine Frage der zeit wenn du zB mehrere Stunden auf 200C° anlässt dann würde fast jeder Stahl auch violett werden ohne das die Härte ruiniert ist.
Das kommt davon dass die Oxidschicht mit der Zeit dicker wird.Aber Jeder Stahl reagiert da eben etwas anders und brauch mehr oder weniger zeit.

Viel Erfolg!
 
Backöfen werden oft zu Unrecht für ungenau gehalten. Ich habe unseren mal nachmessen lassen und die Temperatur stimmte auf 5 Grad genau.

Die Anlaßfarbe bestimmt sich nach den Interferenzerscheinungen mehr oder weniger dicker Oxydschichten.
Die Farben zeigen nicht einen Zustand in der Klinge an, sondern eben das Maß der Oxidation außen. Daß das mit bestimmten Anlaßzuständen in etwa übereinstimmt, ist eine angenehme Nebenerscheinung.
Anlassen auf Farbe kann man in dem Film von Havard beim Axtschmieden sehen.

Zur konkreten Frage:
Welche Temperatur der Anlaßfarbe Violett entspricht, kann man nicht wirklich sagen. Je nach der Oxidationswirkung zeigen unterschiedliche Stähle unterschiedliche Anlaßfarben. Bei den korrosionsbeständigen Stählen entsprechen die Anlaßfarben etwa dem doppelten wie bei einfachen Stählen. Ebenso ist die Zeit ein Wirkfaktor für die Entstehung von Oxydschichten. Rapatz beschreibt das noch sehr anschaulich-S. 65 ff.
Bei längerer Anlaßdauer-1 Stunde genügt- kann selbst die blaue Anlaßfarbe schon bei ca. 230 Grd entstehen.
Ein guter Feilenstahl sollte danach noch deutlich über 60 HRC liegen und also noch ohne weiteres hart genug sein.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
servus

danke erst mal

die feilenprobe kommt mir zwar weich vor aber ich lass es jetzt mal so da im messermagazin 1/08 messer schmieden die anlassfarbe für feile auch mit dunkelblau beschrieben wurde .

seh ich dann ja bei der nagelprobe wenns geschliffen ist.
 
Ich muß noch mal nachhaken:
Anlassen der Feile auf dunkelblau möchte ich so nicht stehen lassen.
Den Begriff der Blausprödigkeit haben wir schon mehrfach erörtert und was es damit auf sich hat.
Man kann das in jeder ernsthaften Monografie über Werkzeugstähle-wozu das Messermagazin nicht gehört- nachlesen, deshalb hier- zum wiederholten Mal- nur soviel: Mit nachlassender Härte beim Anlassen ist k e i n linearer Anstieg der Zähigkeit verbunden, sondern bei 200 Grad und darüber ein deutlicher A b f a l l der Zähigkeit. Die Zähigkeit bei 200 Grad wird erst bei etwa 300 Grad Anlasstemperatur wieder erreicht. Dann hat man aber schon solche Einbußen an Härte, daß die Verwendung eines guten feilenstahls nicht mehr gerechtfertigt ist.


Feilenstähle- auch das muß immer wieder mal gesagt werden- sind hochharte Spezialstähle und ähnlich den Stählen, die in der "Rostzeit" als die Spitzenstähle für Rasiermesser galten.
In diesem Einsatzbereich- Rasiermesser und Kochmesser mit feinsten Schneiden- gibt es wenig vergleichbar Gutes.
Für derbe Schneiden und Schockbeanspruchungen wie bei Haumessern sind sie nicht gemacht. Bei entsprechend niedriger Härte- sagen wir mal 56 HRC nach Anlassen auf 300 Grad- vertragen sie auch das. Man wäre aber mit jedem vernünftigen Federstahl oder etwa C 60 bei gleicher Härte besser bedient.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Zurück