Unterstützung beim ersten Messerentwurf/-bau

Waldi88

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Hallo Community,

ich wollte hier mal mein neues und erstes "Hobby-Projekt" vorstellen und um ein paar Tipps bzw. Hilfe von den Profis bitten. ;-)
Also mit dem Messerbau habe ich bisher noch keine Erfahrungen, bin aber gelernter Indusriemechaniker und habe mittlerweile nen Schweißfachingenieur. Mit der Metallbearbeitung an sich bin ich also durchaus vertraut. So, nun aber zu dem Messer. Es sollte ein Outdoor-/Universal-Messer sein, also "gröbere" Sachen und keine Küchenarbeiten bewerkstelligen.
Mein Entwurf sieht wie folgt aus:

Entwurf + Abmessungen des Messers:
24691540uh.jpg

Abmessungen des Zuschnittes:
24691547dk.jpg

Digitaler Entwurf (Optik):
24691549ox.jpg

Klingengeometrie:
24691518cm.jpg


Ich kann mir sicherlich vorstellen, dass der ein oder andere sich denkt: "Man kann so ein Projekt auch kaputt planen". Und ich bin mir auch bewusst dass Maßangaben von 0,8 mm durchaus fraglich sind im Bezug auf ein handgemachtes Messer, aber das Maß hat sich nun mal so ergeben und dann gebe ich es auch erstmal an...
Ich bin aber nun mal so und mache mir gerne im Vorfeld ein paar mehr Gedanken. Und auch das erstellen der Entwürfe und das Planen macht mir Spaß.

Zum generellen Aussehen des Messer würde ich mich natürlich sehr über eure Anregungen freuen!

Und nun zu den Punkten, bei denen ich noch ein bisschen Nachhilfe benötige. Könnt Ihr Abschätzen inwiefern die Abmessungen aus dem 1. Bild sinnvoll sind? Grifflänge, Verhältniss von Grifflänge zu Klingenlänge usw...
Ich habe mich versucht, an Serienmessern zu orientieren bin mir aber nicht sicher ob das alles so passt.
Die meisten Fragen kommen wohl bei der Klingengeometrie (4. Bild) auf:
(Die kleine Schneide auf der Oberseite der Klinge ist in der Zeichnung nicht berücksichtigt! Geplant ist, diese mit einem Winkel von ca. 20° anzubringen, ohne Sekundärfase)

- Materialstärke von 3 mm? Passt das für so ein Messer?
- "Klingenwinkel" von 10°? Sinnvoll oder zu gering/hoch?
- Der Schneidwinkel sollte laut meinem Entwurf 35° betragen. Sinnvoll oder zu gering/hoch?
- Wie würde sich diese Anschliffart nennen? Scandi-Schliff mit Sekundärfase?
- den eigentlichen Schneidwinkel (35°) würde man doch erst nach dem Härten anbringen, oder? Gemäß dem Entwurf würde nach dem Anbringen des "Klingenwinkels" (10°) vorne ein Steg von 0,3 mm stehen bleiben. Wäre das okay bezogen auf den Verzug beim Härten?

Die kleine Schneide auf der Oberseite der Klinge ist in der Zeichnung nicht berücksichtigt! Geplant ist, diese von den Winkeln her

Und nun die Frage aller Fragen (wenn Ihr bis hierin das Projekt nicht schon komplett auf den Kopf gestellt habt...)
Welches Material sollte man für so ein Messer verwenden? Es muss nicht die High-End Lösung sein, sollte jedoch schon sinnvoll ausgewählt sein. Die Arbeiten werden überwiegen manuell durchgeführt, sprich Feilen mit entsprechenden Vorrichtungen. Eine Bearbeitung vor dem Härten durch feilen sollte also möglich sein.
Das Härten der Klinge werde ich vorraussichtlich auch selber machen, da ich in meiner Werkstatt noch nen alten Töpferofen (zum Brennen von Ton) gefunden haben. Dieser hat auch eine Steuerung um eigene Temperatur-Verlaufs-Kurven abzufahren (definiertes Erwärmen und Abkühlen). Dies wird dann aber nochmal ein eigenes Thema für sich...

Ich würde mich also über jegliche Anregungen bezüglich meiner Fragen und/oder dem Entwurf sehr freuen.

Vielen Dank im voraus ;-)


Besten Gruß vom Niederrhein


wli


P.S.
Falls die Entwürfe jemandem zusagen sollten, dürfen diese natürlich gerne von euch benutzt werden.
Wenn jemand die Dateien benötigt, oder den Entwurf in einer besseren Qualität haben möchte, oder, oder, oder....einfach kurz melden ;-)
 
Hey,

der Entwurf sieht ja schon mal ganz gut aus! Du kannst dir ja eine Schablone in 1:1 drucken, um die Handlage abzuschätzen.

Welches Material sollte man für so ein Messer verwenden?...

Wenn du selber Härten willst und einfache Bearbeitung und leichte Verfügbarkeit im Vordergrund stehen, kann man dir nur raten was man allen anderen ratet: nimm sowas wie 1.2842. Ist zwar nicht rostbeständig, aber ansonsten eine vortreffliche Wahl für solche Messer.

- Materialstärke von 3 mm? Passt das für so ein Messer?
- "Klingenwinkel" von 10°? Sinnvoll oder zu gering/hoch?
- Der Schneidwinkel sollte laut meinem Entwurf 35° betragen. Sinnvoll oder zu gering/hoch?
- Wie würde sich diese Anschliffart nennen? Scandi-Schliff mit Sekundärfase?
- den eigentlichen Schneidwinkel (35°) würde man doch erst nach dem Härten anbringen, oder? Gemäß dem Entwurf würde nach dem Anbringen des "Klingenwinkels" (10°) vorne ein Steg von 0,3 mm stehen bleiben. Wäre das okay bezogen auf den Verzug beim Härten?

Zu 1), 2) 3) sollten wir die endgültige Materialwahl abwarten. Je nachdem wie "grob" die Arbeiten wirklich sind die du verrichten willst, könnte man sehen ob 35° nicht eh schon zu viel sind oder du den Anschliff bis zum Rücken ziehst.
Die Schneidfase wird erst nach dem Härten angebracht.

LG, Oliver
 
Oh, dass ging ja schnell.
Danke schonmal für deine Anregungen :)


der Entwurf sieht ja schon mal ganz gut aus! Du kannst dir ja eine Schablone in 1:1 drucken, um die Handlage abzuschätzen.

Gute Idee! Werde mir vermutlich sogar einen "Prototypen" aus weichem Holz anfertigen bezüglich dem Griff.

Wenn du selber Härten willst und einfache Bearbeitung und leichte Verfügbarkeit im Vordergrund stehen, kann man dir nur raten was man allen anderen ratet: nimm sowas wie 1.2842. Ist zwar nicht rostbeständig, aber ansonsten eine vortreffliche Wahl für solche Messer.

Habe auch schon öfter gelesen, dass dieser Werkstoff ein guter "Allrounder" für Messer sein soll. Würde mich dann also beim Material auch für den 1.2842 entscheiden. werde also mal schauen, dass ich mir was davon besorge...

Zu 1), 2) 3) sollten wir die endgültige Materialwahl abwarten. Je nachdem wie "grob" die Arbeiten wirklich sind die du verrichten willst, könnte man sehen ob 35° nicht eh schon zu viel sind oder du den Anschliff bis zum Rücken ziehst.

Ok, hier komme ich nicht ganz mit...Was hat nun der Schneidenanschliff/die Schneidfase, also die 35°/0,8 mm , mit dem kompletten Klingenanschliff, also die 10°/14,7 mm , zu tun?

Den Klingenanschliff würde ich eigentlich gerne, aus optische Gründen, nicht bis oben durchziehen. Wenn ihr mir jetzt natürlich sagt" dass dies totaler Unsinn ist, müsste ich das nochmal überdenken. Aber bei einem normalen Scandischliff sieht das doch ähnlich aus, oder?


Danke nochmals und besten Gruß

Wli
 
...also ich hab bisher deutlich mehr Steckerl als Flacherl gebaut, aber die Anschliff-Frage stellt sich ja auch dort: Und ein ordentlicher Skandi plus auch noch falsche Schneide gebogen sind viiiele Übergänge, die nur was her machen, wenn sie sauber und symmetrisch sind - für einen ersten Versuch mMn zu schwierig. Da hab ich jetzt die Schneidfähigkeit noch gar nicht berücksichtigt. -Oder soll das etwa gefräst werden und nicht per Bandschleifer / mit der Feile?
CAD ist schön und gut, aber einen Griff sollte man auch mal in der Hand gehabt haben. Allerdings nicht zu dick machen - waren meine ersten Griffe alle... -Wo das CAD gut taugt, ist mal nach dem Gewicht und dem Schwerpunkt zu sehen. Entlastungsbohrungen sind ja möglich.

Frohes Schaffen
 
Naja ganz kurz, ohne dich weiter verwirren zu wollen. Das Zusammenspiel zwischen Geometrie der Klinge und der Stahlwahl kann ganze Bücher füllen (das Buch von Roman Landes ist wie üblich sehr zu empfehlen).
Je nach deiner tatsächlichen Anwendung verschenkst du vielleicht Potential beim Schneiden. Ich habe auch schon einige Outdoormesser aus 2842 gebaut und man muss sich schon eine gewisse Mühe beim Missbrauch geben um die kleinzukriegen. Meistens hätten dann im Nachhinein schlankere (schneidfähigere) Geometrien mit Anschliff bis zum Rücken gereicht weil auch sie die Seitenbelastungen weggesteckt hätten.

Egal, wenn du aus optischen Gründen einen nicht bis zum Rücken gezogenen Rücken willst, dann mach es! :)
Ich will mir ja auch nicht anmaßen den tatsächlichen Anwendungsbereich deines Messers besser zu kennen als du.

Für den Schliffwinkel gilt ähnliches. Für solche Messer kann man da je nach Anwendung auch bis 28° runter gehen, zugunsten Schneidfähigkeit, auf Kosten Stabilität. Siehe auch hier z.B. hier

Und mit "Stahlwahl abwarten" meinte ich: wenn du z.B. rostfrei bevorzugt hättest, würde wieder alles etwas anders aussehen.

So, diese Dinge mal als Anstoß. Letztlich Sollte man sich gerade beim ersten Messer nicht zu sehr denk Kopf darüber zerbrechen, denn man lernt eh daraus. Die von die vorgeschlagene Geometrie wird mit dem Stahl sicher gut funktionieren, ob sie sich als das absolute Optimum erweist wird der Gebrauch zeigen.

Achja, zum Scandischliff, der hier immer wieder durch den Raum fliegt. Meines bescheidenen Wissens in diesem Bereich zufolge ist beim Scandischliff nur eine Fase im Spiel, das heißt die Primärfase wird so weit unten angesetzt dass sich beim Schliff auf 0 gleich der Schneidwinkel ausbildet. Siehe hier. Ich persönlich würde keinen echten Scandischliff machen.

Du bist natürlich herzlich eingeladen, dein Wissen über all diese Dinge zu vertiefen, auch die Suchfunktion ist sehr hilfreich. Wenn du noch Fragen hast, natürlich gerne ;)

LG, Oliver
 
Hallo Waldi

Wenn Du vom Niederhein bist, schau doch mal beim Stammtisch Rheinland in Grevenbroich vorbei. Wir sind da einige Messermacher. Da kann man viel mehr am Objekt besprechen

Viele Grüße Thomas
 
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