Vergleich+Kaufberatung: 75Cr1 vs C100/C105

Ho0li4n

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Moin,

ich habe noch eine Frage bevor ich mir zu Weihnachten ein Stueck Praeziflach bestelle.
Auf Koraats Excel Legierungsrechner habe ich gesehen, dass 75Cr1 und C105 bzw C100 (denke die geben sich nicht viel) die gleiche Gebrauchshaerte haben.

Ist dann der 75Cr1 besser fuer Messer geeignet? Gleiche Haerte und immernoch untereutektisch (mehr Zaehigkeit), dazu eventuell sogar harte Chromkarbide? Einen Vergleich zu anderen Staehlen habe ich beim 75Cr1 leider nicht gefunden.
Ich moechte mir gerne zwei Messer bauen KL jeweils 12cm, KH 3cm Dicke 3mm. Es wird ein Arbeitstier (krasses hardcore batoning-Pitter!:highly_amused:- oder Hebeln, Werfen, ... gehoert nicht zum Einsatzgebiet). Ich denke mit diesen Staehlen werde ich ein ewig haltbares Messer bekommen, welchen wuerdet ihr bevorzugen?

Eine abschliessende Frage haette ich noch: Den Haerteservice werde ich nicht selber machen. Gibt es Qualitaetsunterschiede zwischen den einzelnen Messermachern? Ich habe viele Preise verglichen, die weichen bis zu 70% von einander ab! Alle Angebote die ich verglichen habe kommen von Leuten aus diesem Forum, und wurden mehrfach empfohlen.

Vielen Dank fuer eure Antworten, auch bei meinen letzten Thread!
 
Die paar Chromkarbide bringen höchstens eine leichte Kornfeinerung. Von der Gesamtkarbidzahl sollten die +0,25%C deutlich stärker ins Gewicht fallen (wenn der 75Cr1 im gehärteten Zustand überhaupt nennenswert Karbide enthält, Eutektikum ist ja erst bei 0,82%C)
In anbetracht der Tatsache, das du an 75Cr1-Ähnlichen Stahl leicht über Kreissägenblätter kommst würde ich den C100 nehmen.
Eine brauchbare Zähigkeit sollte der C100 immer noch aufweisen.
Härtest du selbst oder lässt du härten?

Grüße,
Eisenbrenner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Eisenbrenner,

danke fuer Deine schnelle Antwort. Das Haerten wird bei mir outgesourced (tolles Wort).

Das Plus an Kohlenstoff, was fuer einen Nutzen hat das? Die Haerte des C100 ist ja gleich der des 75Cr1. Zaeher duerfte der untereutektische 75Cr1 sein, wenn die 0,25% Cr Kornverfeinerung bewirken kann der auch schaerfer (duenner) werden. Sollte daher meine Wahl nicht der 75Cr1 sein? Oder ist der C100 deutlich verschleissfester; aber die Cr-Karbide sind doch extrem hart? Fuer mich klingt der 75Cr1 einfach deutlich besser, doch die Suchfunktion spuckt viel mehr Messer mit C105/C100/1.1545 als mit 75Cr1/1.2003 aus. Bitte entschuldige das dumme Nachfragen, aber die 0,25% C vs 0,25% Cr haben mir noch nicht eingeleuchtet.

Ich muss den Stahl so oder so kaufen, denn ich kann nicht schmieden. Abgesehen davon ist die Besorgung eines Kreissaegeblattes fuer mich auch nicht kostenlos. Ich muss zu einem passenden Betrieb fahren, und dann noch einen Beitrag in die Kaffeetasse liefern. Da kann ich dann auch den Stahl mit optimalem Gefuege mir zuschicken lassen.

Ho0li4n
 
Als erstes einmal mit dem Praxisservice Härten von Böhler eine sehr gute Quelle, in der du das Thema selbst nachlesen kannst:
http://www.rubig.com/upload/content/haertetechnik/lexikon/praxisservice.pdf

Das Plus an Kohlenstoff, was fuer einen Nutzen hat das? Die Haerte des C100 ist ja gleich der des 75Cr1.
Das ist das Plus an Kohlenstoff das dir die Karbide nach erfolgter Härtung überhaupt liefert. Die härtewerte sind deshalb so ähnlich, da der 75cr1 eben schon sehr nah an der vollen martensitischen Härte ist. Der Anteil des Kohlenstoffes, der über dem Eutektikum liegt kann (richtige Härtung vorausgesetzt) Karbide bilden, beeinflusst aber in diesem Falle die gemessene Härte nicht mehr (wohl aber die Verschleißfestigkeit).
Deshalb denke ich nicht das es beim 75cr1 schon Karbide gibt.

Würde man beim C100 allen Kohlenstoff in Austenit umwandeln so würde nach dem Abschrecken nicht alles in Martensit umgewandelt, sonder auch noch Restaustenit erhalten bleiben, welches unverwünscht ist.

Zaeher duerfte der untereutektische 75Cr1 sein, wenn die 0,25% Cr Kornverfeinerung bewirken kann der auch schaerfer (duenner) werden.
Minimal zäher wahrscheinlich schon alleine wegen der Karbide im c100, die Frage ist doch: Wird bei guter Wärmebehandlung die Kornfeinende Wirkung überhaupt benötigt, oder ist dort bei beiden Stählen das Korn gleich fein?
Da du ja selbst nicht erhitzt ist dann bei dir auch die Frage: Welcher Stahl hat das bessere Ausgangsgefüge für die folgende Härtung?

Sollte daher meine Wahl nicht der 75Cr1 sein? Oder ist der C100 deutlich verschleissfester; aber die Cr-Karbide sind doch extrem hart? Fuer mich klingt der 75Cr1 einfach deutlich besser, doch die Suchfunktion spuckt viel mehr Messer mit C105/C100/1.1545 als mit 75Cr1/1.2003 aus.
Das ist jetzt wieder eine Frage der Anforderung aber anhand deines Profiles wirst du die erhöhte Zähigkeit des 75cr1 wahrscheinlich nicht benötigen. Du must halt mit dem 75Cr1 etwas häufiger schärfen.

Bitte entschuldige das dumme Nachfragen, aber die 0,25% C vs 0,25% Cr haben mir noch nicht eingeleuchtet.
Dumm waren die Fragen keinesfalls, leuchten sie dir jetzt ein?
Du brauchst dir auch bei den von mir neu aufgeworfenen Fragen vor dem Kauf keinen Kopf mehr zu machen, wie schon gesagt so groß sind die Unterschiede jetzt nicht.
Zum Unterschied in der Verschleißfestigkeit kann ich nicht so viel sagen, ich benutze als Flachstahl statt dem C100 hauptsächlich den 1.2842 welchen zumindest Böhler von der verschleißfestigkeit eher zum 1.2210 ansiedelt

Grüße,
Eisenbrenner
 
Hi Eisenbrenner,

nochmals vielen Dank. Der Link ist super; den habe ich mir gleich archiviert.
Ich werde nach Deinen Empfehlungen den C100 nehmen, das Plus an Verschleisfestigkeit ziehe ich dem Plus an Zaehigkeit vor.

Bleibt fuer mich nur noch eine Frage:

"Eine abschliessende Frage haette ich noch: Den Haerteservice werde ich nicht selber machen. Gibt es Qualitaetsunterschiede zwischen den einzelnen Messermachern? Ich habe viele Preise verglichen, die weichen bis zu 70% von einander ab! Alle Angebote die ich verglichen habe kommen von Leuten aus diesem Forum, und wurden mehrfach empfohlen."
(Irgendwie hat das Zitieren nicht hingehauen)

Gruss,
Julian

P.S. Eisenbrenner bitte fuehle Dich nicht verpflichtet mir zu helfen :hmpf:
 
Moin,

ich habe meine Meinung nochmal kurzfristig geändert :)
Nach diesem interessanten Beitrag von U.Gerfin:

"Das klingt alles ein bißchen dramatischer als es ist.
Die Empfehlung für so gut wie alles Wälzlagerstahl zu nehmen, stammt soweit ich mich erinnern kann, von Achim, sie könnte aber auch von mir sein.
Für ein Haumesser, das Schwingungs- und Schockbeanspruchungen ausgesetzt wäre, gäbe es besseres, für ein derbes Jagdmesser ist es eine gute Wahl.
Ich würde beim Härten nicht einen bestimmten Härtewert vorschreiben, sondern- wie Roman es vorgeschlagen hat- eine bestimmte Vorgehensweise. Ca. 800 Grad Härtetemperatur und 2 mal anlassen bei 200 Grad würde eine Härte von ca 62-64 HRC ergeben. Davor braucht man sich aber nicht zu fürchten. Die Zähigkeit ist dabei eher besser als beim Anlassen mit 250-300 Grad und deutlich niedrigeren Härtewerten.
Über die Ursache-die Blausprödigkeit - haben wir uns schon öfter ausgetauscht.
Sollte eine Zähigkeitsreserve gewünscht sein, was allenfalls bei derbem Einsatz als Haumesser erforderlich wäre, empfiehlt sich selektives Anlassen des Rückens auf über 300 Grad. Ob man dafür die Kartoffel- Steckrüben- oder feuchtes Holz-Methode einsetzt, ist ziemlich gleichgültig.
Eine solche deutlich differenzierende Anlaßmethode erzeugt zwar keine eigentliche Härtelinie, die verschiedene Struktur kann man aber durch leichtes Anätzen durchaus sichtbar machen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin"

Dann werde ich mal der Empfehlung folgen. 62HRC bei einem relativ verschleisfesten Werkstoff und ausreichender Zaehigkeit klingen zu gut.
Die Frage nach der Waermebehandlung bleibt bestehen,

danke
Ho0li4n
 
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