güNef
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Servus,
Vergleichsreview Watanabe Standard Nakiri (Sonderanfertigung) und Wakui Nakiri 180mm
Ich habe mir vor längerer Zeit von Shinichi Watanabe ein Nakiri schmieden lassen, der Verarbeitungsstandard entspricht der Standard-Reihe von Watanabe und ist deutlich weniger schön gefinisht wie die Pro-Reihe, funktionell und von den Materialien her gibt es aber keine Qualitätsunterschiede.
Ich wollte statt einem Korouchi-Finsih der Aussenlagen und einem Griff aus Ho-Holz, mattes und reaktionsarmes Eisen und als Griffmaterial geflammtes Kastanienholz. Zur Wahl stand Shirogami II oder Aogami II als Kernstahl. Ich habe mich für den etwas teureren Aogami II entschieden. Die Zwinge ist aus der Standard-Reihe entnommen und aus Plastik, funktionell kein Unterschied zum Horn optisch aber sehr schlicht um es noch wohlwollend auszudrücken und eine klare Fehlentscheidung gerade hier gespart zu haben.
Die Verarbeitung ist rudimentär, als reines Werkzeug überzeugt das Nakiri allerdings und ist eine Klasse für sich. Watanabe schleift die Klingen sehr fein aus, das fällt fast widerstandslos durch hartes Schnittgut. Das eigentliche Highlight sind aber die praktisch reaktionslosen Aussenlagen und die sehr gute Schnittgutfreisetztung. Watanabe muss hier ein Reineisen von hoher Güte für die Aussenlagen verwenden, es gibt bis heute keine Patinabildung!!! Die matte und grobporige Oberfläche reduziert spürbar ein festkleben von Schnittgut.
Ich habe einige Vergleiche mit zwei Kamo’s und einem Tosa gemacht, die Reaktion dieser Klingen ist enorm, die von Watanabe gleich Null, der Unterschied ist signifikat!
Daten und Fakten:
Gesamtlänge: 303mm
Klingenlänge: 178mm
davon nutzbare Schneide: 165mm
Griff: Kastanienholz, geflammt, Kastanienform
Zwinge: Plastik
Stahl: Aogami II, ( 63-65 HRC ) Aussenlagen: reaktionsarmes Eisen
Gewicht: 164gr
Klingenhöhe: 52mm
Balance: siehe Bild
Das zweite Nakiri um das es hier geht und mit dem ich vergleiche ist ein Wakui 180mm Nakiri mit rostträgen Aussenlagen und einem Kernstahl aus Shirogami II
Daten und Fakten:
Gesamtlänge: 326mm
Klingenlänge: 194mm
davon nutzbare Schneide: 177mm
Griff: Ho-Kernholz mit versiegelter Oberfläche, achteckig
Zwinge: Büffelhorn
Stahl: Shirogami II ( 63-63 HRC )
Gewicht 178gr
Klingenhöhe: 53mm
Balance: siehe Bild
Verarbeitung und Finish:
Die Unterschiede in Verarbeitung und Finish zu Watanabe sind sehr deutlich. Das Wakui ist bis auf eine nicht verschlossenen Erlbohrung sehr sauber verarbeitet und gefinisht.
Das beginnt bei einem wunderbaren „Hairlinefinish“ der Klingenflanken, für das Wakui bekannt ist und geht weiter zu sauber gebrochenen und polierten Kanten, einem sanft gerundeten Klingenrücken und einer spiegelpolierten Schneidlage. Für mein dafürhalten ist das Klingenfinish klasse gemacht und spielt optisch in einer anderen Liga als Watanabe mit seinem matten Eisenlook und der groben und teils lieblosen Verarbeitung. Wenn’s aber um die Schnittgutfreisetzung geht, führt kein Weg an meinem Watanabe vorbei, in dieser Disziplin ist es dem Wakui überlegen.
Stahl und Geometrie:
Hier folgt die erste große Überraschnung. Mit meinem Watanabe war ich bis dato sehr zufrieden was die Schneidfähigkeit betrifft, selbst ein Kamo-To-Nakiri mit oktagonalem Griff, eine Serie die für ihre überlegen Schneidfähigkeit bekannt ist, konnte meinem Watanabe nicht die Schneid abkaufen. Das Wakui Nakiri kann das!
Hier ist Wakui ein großer Wurf gelungen, die stark klingenlastige Balance und das satte Gewicht kombiniert mit einer ausgezeichneten Geometrie liegen so gut in der Hand, wie ich es bei einer schweren Klinge selten empfunden haben. Das Wakui schneidet eine Möhre mit 2 cm Durchmesser im Zugschnitt durch sein Eigengewicht, als wäre es ein Stück Butter. Bei keinem meiner Messer muss ich so wenig Druck beim Schneiden ausüben, wie mit dem Wakui Nakiri. Wenn man das Messer fliegen lässt, macht dass wirklich Laune, alles kurz und klein zu choppen, echt klasse!
Wakui solo:
Wakui links/Watanabe rechts
Mein Watanabe schneidet nicht wirklich schlechter, braucht aber mehr Nachdruck, so locker, lässig und flüssig läuft das nicht. Aber wie alles im Leben gibt es auch hier Schattenseiten. Die auf Null ausgeschliffene Schneide zeigt schon winzige Chips, das ist der Preis wenn man den Charakter des Messers auch zulässt und das Messer fliegen lässt, also auch hier ist anzuraten eine Mikrofase anzuschleifen. Das ist und war bei meinem Watanabe aber nicht anders.
Zur Verdeutlichung:
Watanabe: 1mm über der Wate: Kehl= 0,23mm Mitte= 0,35mm Spitze= 0,29mm
Wakui: 1mm über der Wate: Kehl= 0,26mm Mitte= 0,27mm Spitze= 0,28mm
Beide Klingen sind über die gesamte Länge beim kleinsten Druck nagelgängig!
Griff und Zwinge:
Auch hier ist das Wakui meinem Watanabe deutlich überlegen. Der geflammte Kastanienholzgriff ist langweilig gezeichnet und die Plastikzwinge ist hässlich.
Der Ho-Kernholzgriff greift sich viel wertiger an, als von meinem Tosa, meinem Tadafusa oder meinen Kamo’s. Die Zwinge schliesst bündig ab, ein leichter Übergang ist tastbar, aber keine Spalten oder zu kritisierende Überstände. Nur die Erlbohrung ist offen, das wird dem ganzen Messer nicht gerecht und ist eine Schlamperei, die allerdings in zwei Minuten ausgebessert ist. Ich hab das mit Zustimmung des Besitzers aufgefüllt, und vorsichtig verschliffen, somit ist der wohl einzige ernsthafte Kritikpunkt beseitigt.
Fazit:
Mein Watanabe ist ein Werkzeug ohne schnick-schnack mit rudimentärer Verabeitung und herrausragenden Merkmalen wie reaktionsarmen Aussenlagen und eine sehr anständige Schnittgutfreisetzung.
Das Wakui Nakiri ist eine Empfehlung wert, unbedingt! Ein hohes Fertigungsniveau/Finish trifft hier auf eine exzellente Geometrie mit einem beeidruckendem Handling. Hätte ich nicht mein Watanabe Nakiri oder würde ich eines suchen, das mir satt in der Hand liegt und gierig Richtung Schnittgut fällt, dann wäre das Wakui 180mm Nakiri ein heißer Kandidat.
Was jetzt auf der Seele brennt: Wie zeigt sich das Wakui-Santoku dieser Serie!??
Gruß, güNef
Vergleichsreview Watanabe Standard Nakiri (Sonderanfertigung) und Wakui Nakiri 180mm
Ich habe mir vor längerer Zeit von Shinichi Watanabe ein Nakiri schmieden lassen, der Verarbeitungsstandard entspricht der Standard-Reihe von Watanabe und ist deutlich weniger schön gefinisht wie die Pro-Reihe, funktionell und von den Materialien her gibt es aber keine Qualitätsunterschiede.
Ich wollte statt einem Korouchi-Finsih der Aussenlagen und einem Griff aus Ho-Holz, mattes und reaktionsarmes Eisen und als Griffmaterial geflammtes Kastanienholz. Zur Wahl stand Shirogami II oder Aogami II als Kernstahl. Ich habe mich für den etwas teureren Aogami II entschieden. Die Zwinge ist aus der Standard-Reihe entnommen und aus Plastik, funktionell kein Unterschied zum Horn optisch aber sehr schlicht um es noch wohlwollend auszudrücken und eine klare Fehlentscheidung gerade hier gespart zu haben.
Die Verarbeitung ist rudimentär, als reines Werkzeug überzeugt das Nakiri allerdings und ist eine Klasse für sich. Watanabe schleift die Klingen sehr fein aus, das fällt fast widerstandslos durch hartes Schnittgut. Das eigentliche Highlight sind aber die praktisch reaktionslosen Aussenlagen und die sehr gute Schnittgutfreisetztung. Watanabe muss hier ein Reineisen von hoher Güte für die Aussenlagen verwenden, es gibt bis heute keine Patinabildung!!! Die matte und grobporige Oberfläche reduziert spürbar ein festkleben von Schnittgut.
Ich habe einige Vergleiche mit zwei Kamo’s und einem Tosa gemacht, die Reaktion dieser Klingen ist enorm, die von Watanabe gleich Null, der Unterschied ist signifikat!




Daten und Fakten:
Gesamtlänge: 303mm
Klingenlänge: 178mm
davon nutzbare Schneide: 165mm
Griff: Kastanienholz, geflammt, Kastanienform
Zwinge: Plastik
Stahl: Aogami II, ( 63-65 HRC ) Aussenlagen: reaktionsarmes Eisen
Gewicht: 164gr
Klingenhöhe: 52mm
Balance: siehe Bild
Das zweite Nakiri um das es hier geht und mit dem ich vergleiche ist ein Wakui 180mm Nakiri mit rostträgen Aussenlagen und einem Kernstahl aus Shirogami II
Daten und Fakten:
Gesamtlänge: 326mm
Klingenlänge: 194mm
davon nutzbare Schneide: 177mm
Griff: Ho-Kernholz mit versiegelter Oberfläche, achteckig
Zwinge: Büffelhorn
Stahl: Shirogami II ( 63-63 HRC )
Gewicht 178gr
Klingenhöhe: 53mm
Balance: siehe Bild
Verarbeitung und Finish:
Die Unterschiede in Verarbeitung und Finish zu Watanabe sind sehr deutlich. Das Wakui ist bis auf eine nicht verschlossenen Erlbohrung sehr sauber verarbeitet und gefinisht.
Das beginnt bei einem wunderbaren „Hairlinefinish“ der Klingenflanken, für das Wakui bekannt ist und geht weiter zu sauber gebrochenen und polierten Kanten, einem sanft gerundeten Klingenrücken und einer spiegelpolierten Schneidlage. Für mein dafürhalten ist das Klingenfinish klasse gemacht und spielt optisch in einer anderen Liga als Watanabe mit seinem matten Eisenlook und der groben und teils lieblosen Verarbeitung. Wenn’s aber um die Schnittgutfreisetzung geht, führt kein Weg an meinem Watanabe vorbei, in dieser Disziplin ist es dem Wakui überlegen.
Stahl und Geometrie:
Hier folgt die erste große Überraschnung. Mit meinem Watanabe war ich bis dato sehr zufrieden was die Schneidfähigkeit betrifft, selbst ein Kamo-To-Nakiri mit oktagonalem Griff, eine Serie die für ihre überlegen Schneidfähigkeit bekannt ist, konnte meinem Watanabe nicht die Schneid abkaufen. Das Wakui Nakiri kann das!
Hier ist Wakui ein großer Wurf gelungen, die stark klingenlastige Balance und das satte Gewicht kombiniert mit einer ausgezeichneten Geometrie liegen so gut in der Hand, wie ich es bei einer schweren Klinge selten empfunden haben. Das Wakui schneidet eine Möhre mit 2 cm Durchmesser im Zugschnitt durch sein Eigengewicht, als wäre es ein Stück Butter. Bei keinem meiner Messer muss ich so wenig Druck beim Schneiden ausüben, wie mit dem Wakui Nakiri. Wenn man das Messer fliegen lässt, macht dass wirklich Laune, alles kurz und klein zu choppen, echt klasse!
Wakui solo:
Wakui links/Watanabe rechts
Mein Watanabe schneidet nicht wirklich schlechter, braucht aber mehr Nachdruck, so locker, lässig und flüssig läuft das nicht. Aber wie alles im Leben gibt es auch hier Schattenseiten. Die auf Null ausgeschliffene Schneide zeigt schon winzige Chips, das ist der Preis wenn man den Charakter des Messers auch zulässt und das Messer fliegen lässt, also auch hier ist anzuraten eine Mikrofase anzuschleifen. Das ist und war bei meinem Watanabe aber nicht anders.
Zur Verdeutlichung:
Watanabe: 1mm über der Wate: Kehl= 0,23mm Mitte= 0,35mm Spitze= 0,29mm
Wakui: 1mm über der Wate: Kehl= 0,26mm Mitte= 0,27mm Spitze= 0,28mm
Beide Klingen sind über die gesamte Länge beim kleinsten Druck nagelgängig!
Griff und Zwinge:
Auch hier ist das Wakui meinem Watanabe deutlich überlegen. Der geflammte Kastanienholzgriff ist langweilig gezeichnet und die Plastikzwinge ist hässlich.
Der Ho-Kernholzgriff greift sich viel wertiger an, als von meinem Tosa, meinem Tadafusa oder meinen Kamo’s. Die Zwinge schliesst bündig ab, ein leichter Übergang ist tastbar, aber keine Spalten oder zu kritisierende Überstände. Nur die Erlbohrung ist offen, das wird dem ganzen Messer nicht gerecht und ist eine Schlamperei, die allerdings in zwei Minuten ausgebessert ist. Ich hab das mit Zustimmung des Besitzers aufgefüllt, und vorsichtig verschliffen, somit ist der wohl einzige ernsthafte Kritikpunkt beseitigt.






Fazit:
Mein Watanabe ist ein Werkzeug ohne schnick-schnack mit rudimentärer Verabeitung und herrausragenden Merkmalen wie reaktionsarmen Aussenlagen und eine sehr anständige Schnittgutfreisetzung.




Das Wakui Nakiri ist eine Empfehlung wert, unbedingt! Ein hohes Fertigungsniveau/Finish trifft hier auf eine exzellente Geometrie mit einem beeidruckendem Handling. Hätte ich nicht mein Watanabe Nakiri oder würde ich eines suchen, das mir satt in der Hand liegt und gierig Richtung Schnittgut fällt, dann wäre das Wakui 180mm Nakiri ein heißer Kandidat.
Was jetzt auf der Seele brennt: Wie zeigt sich das Wakui-Santoku dieser Serie!??
Gruß, güNef
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