beagleboy
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Moin moin,
nach der Lektüre der Tests diverser anderer Knifenuts hier und aufgrund meines ausgeprägten missionarischen Sendungsbewußtseins muß ich Euch jetzt einfach auch mal zu einer kleinen Testrunde einladen.
Die beiden Testkandidaten haben auf den ersten Blick zwar eine etwas unterschiedliche Auslegung, allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung eine große Menge an Gemeinsamkeiten, so daß ein Vergleich dieser beiden Messer sehr schnell sehr plausibel wird.
Wie schon andere vor mir möchte auch ich natürlich betonen, daß viele Kriterien in diesem Vergleich subjektiv sind und damit nur "eine von mehreren Wahrheiten“, aber ich bemühe mich natürlich, den Vergleich trotzdem für jeden, der die Messer vielleicht dann selbst einmal vergleicht oder sich gar zum Kauf von einem hinreißen läßt, plausibel und nachvollziehbar sein zu lassen.
Zugrunde liegt dem Vergleich das 730 Ares (plain, Satin Finish) und das Trident (plain, BC).
Beginnen möchte ich mit dem optischen Eindruck der Messer:
Zu allererst fällt natürlich die starke „Tactical“-Ausrichtung des Trident auf, an die das 730, das hier ja mit einem schönen, edel wirkenden Satin-Finish vorliegt, auch mit schwarzer BT - Klinge sicher nicht heranreichen würde.
Die Boron-Carbidbeschichtung der Trident-Klinge macht den Eindruck, als wäre der Begriff „Stealth“ speziell für sie geschaffen worden. Anders als die BT-Beschichtung bei Benchmade macht das Boron-Carbid keinen tiefschwarzen Eindruck, sondern schwankt je nach Licht zwischen „Hellschwarz“ und dunkelgrau, was in Kombination mit dem schön aufgebrachten Logo einen wunderschönen und eben auch stark „taktischen“ Eindruck macht.
Der Alugriff (6061-T6) des Trident hat auf der Vorderseite Kratoneinlagen, während das 730 auf durchbrochenen Edelstahllinern recht interessant „gemaserte“ G10-Schalen trägt, die deutlich weniger stark strukturiert sind als z.B. beim BM Stryker oder beim 705/710, wobei allerdings die Griffigkeit für meine Belange voll zufriedenstellend ist.
Während das 730 eine klassische Fangriemenöse bietet, hat das Trident hier eine auffallend große, flache Öffnung am Griffrückenende. Zudem ist im Lieferumfang des Trident eine Cordura-Gürteltasche enthalten, die horizontales und vertikales Tragen erlaubt und deren Laschenweite beim vertikalen Tragen per Klett verstellbar ist. Allerdings macht das Teil insgesamt einen etwas schlabbrigen und unförmigen Eindruck, und auch der Klettverschluß der Verschlußlasche würde mich (zumindest beim vertikalen Tragen) keineswegs überzeugen.
Von den Abmessungen sind sich die Messer recht ähnlich; die Klingen liegen beide bei 9 cm, wobei das Trident ca. 2mm darunter bleibt. Die Klingenstärke ist beim 730 mit 2,9mm recht solide ausgefallen, allerdings setzt das Trident mit 3,75mm hier noch einen drauf. Als filigran würde ich keine der beiden Klingen bezeichnen; die Dimensionen sind absolut vertrauenserweckend. Während die Klingenspitze des 730 etwas feiner ausgeführt ist, hat das Trident eine beeindruckende „Buckelstirn“ im oberen Klingenspitzenbereich, die mich an diesem Messer von Anfang an fasziniert hat.
Mein 730 besitzt noch eine ATS 34 – Klinge (inzwischen von BM auf 154CM umgestellt), die Härte wird mit 58-60 HRC für die aktuelle Ausführung angegeben.
Die 154CM – Klinge des Trident wird mit 60 HRC angegeben.
Die Schärfe out of the Box war beim 730 gerade noch vertretbar, beim MOD etwas enttäuschend. (Linken Zeigefinger mit Kuppe nach oben auf den Tisch legen. Messer mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ganz hinten am Griffende fassen und mit Schneidenanfang auf Zeigefingerkuppe auflegen. Ohne Druck, nur mit dem Eigengewicht des Messers dieses langsam bis zur Klingenspitze über die Fingerkuppe ziehen.)
Ist die Kuppe jetzt ab? Recht so! Wer so einen Test macht, muß entweder völlig bescheuert sein
oder ein recht stumpfes Messer haben. Mein Finger ist nach diesem Test mit dem MOD noch dran und unverletzt! 
An alle, die mich jetzt für völlig beknackt halten: dies ist nicht meine übliche Methode zur Feststellung der Schärfe einer Klinge, sondern dient nur zur Verdeutlichung der Stumpfheit der Klinge.
Für Schäden, die geistesschwache Nachahmer erleiden, übernehme ich keine Haftung!
Keine Ahnung, wie die Toleranzen bzgl. der Schärfe in der Fertigung sind.
Auffällig beim Trident ist noch das kleine Loch in der Klinge direkt oberhalb des Klingendrehpunktes, das zur (leichten) Arretierung der Klinge in geschlossenem Zustand dient (wobei hiermit die Erzeugung eines leichten Anfangswiderstandes beim Öffnen gemeint ist, keine zu lösende Verriegelung).
Abschließend fällt beim Betrachten noch auf, daß das Trident eindeutig eine „Schokoladenseite“ hat, da die Griffrückseite ohne Kratoneinlagen und mit einer einsamen, nicht versenkten Schraube zur Linerbefestigung weniger ansprechend wirkt, während das Benchmade von allen Seiten gleichermaßen gefällt. Insbesondere auch der Blick auf die Griffrücken-Liner-Spacer-Einheit ist durch die Materialkombination beim 730 ein erlesener Anblick.
Der Griffrücken des 730 ist nur am unteren Griffabschluß auf gut 1/3 der Länge geschlossen; da der gesamte Klingendrehbereich und der Mechanismus freiliegen, ist ein Reinigen des Messers ohne Zerlegen hier sehr gut möglich.
Der in der Mitte zweifach durchbrochene Griffrücken des Trident zeigt deutlich weniger vom Klingendrehpunkt und bietet sicher mehr Platz für „Schmutz- und Fusselnester“, läßt sich aber auch noch relativ gut reinigen. Apropos: MOD warnt ausdrücklich vor der Verwendung irgendwelcher silikonhaltigen Reinigungs- oder Konservierungsmittel, da diese die Beschichtung beeinträchtigen würden.
Die Grifflänge fällt beim 730 ca. 1 cm größer aus als beim Trident.
Der Clip des 730 ist dreifach torxverschraubt (tip-up) und läßt sich für Linkshänder umsetzen.
Beim Trident ist der Clip (zweifach torxverschraubt) tip-down angebracht, wobei für meinen Geschmack die Position nicht optimal ist. Dadurch, daß die Verschraubung ca. 15mm vom Griffende entfernt ist, schaut für meinen Geschmack eindeutig zu viel Messer aus der Tasche, wobei es ja wegen tip-down auch noch das dicke Ende ist, das hervorschaut.
Das 730 verschwindet durch den nur ca. 4mm vom Griffende entfernten Clip fast vollständig in der Tasche. Zudem macht der Clip des 730 den „hosentaschenfreundlicheren“ Eindruck, ohne deshalb an Zuverlässigkeit einzubüßen.
Da wir vom optischen mittlerweile schon leicht zum haptischen abschweifen (BEGRABBELN wollen wir sie doch alle, oder?), kommen wir jetzt mal zur Handlage.
Vorab: ich bin kein Messerkampfexperte und kann auch die Möglichkeiten eines schnellen Griffwechsels nicht wirklich beurteilen, was ich deshalb auch nicht versuche. Wer mich hier ergänzen oder klüger machen kann und möchte, ist herzlich dazu eingeladen.
Das Trident sucht sich seine Position in der Hand fast von selbst; Daumen und Zeigefinger finden intuitiv die stark geriffelte Daumenrampe und die ebensolche Mulde für den Zeigefinger, und die Klinge und der Griff ragen weit aus der Hand in Richtung Gegenüber.
Speziell in dieser Griffposition macht man dann allerdings auf seine nähere Umwelt auch nicht den Eindruck, als wollte man jetzt gleich einen Apfel schälen...
Wenn man es denn doch mal nur auf seinen Apfel abgesehen hat, stellt man allerdings recht schnell fest, daß man die Wahl hat, dem Apfel das Messer entweder frontal in den feisten Bauch zu stoßen oder ihm die Klinge im Reverse-Griff von oben direkt zerebral ins Kerngehäuse zu hämmern. Die ebenfalls stark geriffelte Daumenauflage am Griffende bietet jedenfalls auch hierbei guten Grip, und der kleine Finger paßt dann prima in die Zeigefingermulde. (Meine Handgröße: oberer Durchschnitt)
Nun ist es ja so, daß die Gegenwehr von Obst und Gemüse wie auch die der meisten Wurstarten in der Regel eher gering ausfällt, so daß auch ohne waidgerechtes Abnicken des Apfels dann direkt zum verzehrsgerechten Aufbereiten desselben übergegangen werden kann.
Hier zeigt sich dann die Kehrseite dieser Ergonomie: der an Vorder- und Rückseite flache Griff des Trident verweigert sich der Hand hierbei ein wenig. Das Griffgefühl bei einer typischen Handposition zum einfachen Schneiden (in Fachkreisen als „Sausage-Terminator-Grip“ bekannt
) ist nicht sehr ergonomisch oder handfreundlich. Zeige- und Mittelfinger kommen vorzugsweise auf dem Clip zu liegen, nicht auf dem Griff selbst (ein weiterer tip-down-Nachteil).
Man hat das Gefühl, das Messer für einen sicheren Griff weit fester und mit allen Fingern packen zu müssen, als feinere Schneidarbeiten am armen Apfel es eigentlich erfordern.
Die „Tactical“-Ausrichtung des Messers schlägt hier voll durch.
Allerdings ist dies ein Umstand, der dem Messer nicht wirklich angelastet werden kann, den schließlich heißt der Hersteller MOD (MASTERS OF DEFENSE) und nicht MOA (MASTERS OF APFELSCHÄLERS). Also kein Mangel, eher eine Standortbestimmung.
Bemerkung am Rande:
Diese Art von Griffgeometrie ist es auch gewesen, die mich dazu veranlaßt hat, mich von meinen Mini SOCOMS wieder zu trennen, die ich mir bei günstiger Gelegenheit als eventuelle EDCs angeschafft hatte. Sehr schöne Messer, zweifelsohne, aber (für mich) als echtes EDC zu einseitig von der Handlage/Griffgeometrie.
Das 730 macht hier eine ganz andere Figur:
Eine Griffposition zum Zustoßen zu finden fällt hier ebenfalls nicht schwer, und die Griffsicherheit hierbei wird sehr gut unterstützt durch die versenkt angebrachte, wesentlich feinere Riffelung des Liners (nicht der Griffschale!), die viele Benchmades auszeichnet.
Da die Kante der Griffschale die Riffelung knapp verdeckt, frißt diese eben keine Hosentaschen, ist aber beim festeren Zupacken beruhigend gut spürbar, und zwar für Daumen wie auch für den Zeigefinger an der Unterseite. Ein sehr schönes Detail, über das ich mich immer wieder freuen kann.
Auch für den Reverse-Grip bietet der Griff eine sehr gute Form, allerdings fehlt hier dann eine Riffelung am Griffende für den Daumen.
Sehr positiv bemerkbar bei oben genannten feineren Schneidarbeiten machen sich hier auch die im Profil etwas balliger ausgeformten G10-Schalen, die immer ein angenehmes und sicheres Griffgefühl bieten, egal ob in der Faust oder in „spitzen Fingern“. Es paßt einfach immer.
Beide Messer machen übrigens einen sehr ausgewogenen Eindruck in der Hand; die Proportionen der Klingen und Griffe wie auch die Gewichte sind für mein Gefühl sehr stimmig.
Was ist ein Folder ohne gute Mechanik?
Nix isser, aber da glänzen beide Messer vorbildlich.
Die Klingen beider Messer haben minimales Spiel, das aber absolut im Toleranzbereich liegt. Die Torxschrauben zur Spielverstellung habe ich bisher mangels Anlaß nicht angerührt.
Der etwas schwerere Klingengang des Trident paßt hier zum insgesamt etwas „rustikaleren“ Gesamteindruck, die Betätigung des sehr griffigen Liners ist einwandfrei.
Der Daumenknopf dient auch als Klingenanschlag beim Öffnen und ist einerseits recht massiv, andererseits mit einer ausgeprägten Spitze versehen, die zusammen mit dem größeren Abstand des Knopfes zum Griff eine gute Erreichbarkeit zum Öffnen auch mit Handschuhen bietet.
Allerdings macht der Widerstand beim Öffnen einen etwas ungleichmäßigen Eindruck, und die Tatsache, daß der Daumenknopf beim Öffnen extrem nah an der Zeigefingermuldenvorderkante vorbeiführt, bremst den Öffnungsvorgang zwangsläufig etwas und drückt den Finger leicht vom Knopf. Dies hätte ggf. etwas besser gelöst werden können.
Das Öffnen des Benchmade erfolgt butterweich, und hier schlägt auch die große Stunde dieses Messers.
Ich hoffe, daß alle Microtech etc.- Fetischisten jetzt nicht schon virtuelle Steine zur Steinigung aufsammeln, aber der mechanische Gesamteindruck des 730 ist schlicht überragend.
„Probieren sie das mal aus.“ hat die (sehr kompetente) Verkäuferin damals zu mir gesagt und mir das 730 in die Hand gedrückt. Weder war das mein erstes BM noch habe ich nicht auch vorher schon andere sehr gute Messer in der Hand gehabt, aber das 730 hat mir schon mit dem ersten Öffnen einen unsittlichen Antrag gemacht, den ich einfach nicht ablehnen konnte.
Die Bedienbarkeit (Daumenknopfposition und –größe) und der wunderbare Klingengang sind eindeutig mit 10 von 10 Punkten zu bewerten, da gibt´s keine Diskussion.
Auch „Aufschleudern“ aus dem Handgelenk ist, bei korrekter Durchführung, mit sehr wenig Kraftaufwand möglich, so daß die Klinge nicht vehement gegen den Endanschlag knallt, sondern friedlich einrastet. Alles eine Frage der Dosierung.
Kein Katalogbild, auch kein Blick in ein Schaufenster oder in eine Vitrine kann die Faszination hervorrufen, die dieses Messer, in der Hand gehalten, ausstrahlt. Wer sich für dieses Messer interessiert, sollte das unbedingt mal ausprobieren, und wer sich bis jetzt noch nicht interessiert hat, sollte aufpassen, sonst geht es ihm so wir mir.
Mir war dieses Messer (lange vor meinen Forumszeiten) damals immerhin DM 450.- wert! (Hämische Kommentare hierzu überflüssig
)
Auch der Axis Lock ist eine tolle Lösung; einerseits ist die Betätigung immer eine Freude, andererseits ist die Belastbarkeit der Arretierung ohne Fehl und Tadel. Und in Kombination mit dem umsetzbaren Clip haben wir hier ein Messer mit einer 100%igen Linkshändertauglichkeit.
Einen Spine-whack-Test habe ich mir und meinen Messern aufgrund der Vorhersehbarkeit der Ergebnisse gespart.
Natürlich gebe ich zu, daß der Mechanismus nach z.B. dem Schlammloch-Betonmischer-Klärgrubentest
, der zu einem MT Amphi irgendwo hier im Forum steht (Suchbegriff „abuse“ müßte helfen), problematischer sein könnte als ein solider Liner Lock, aber da ich nicht die Absicht habe, dieses Messer in einen gefüllten Betonmischer zu werfen, ist das für mich kein Problem. Wenn´s ins Grobe geht, nehme ich halt was anderes mit.
Alles in allem bleibt als Fazit, daß das 730 ein exzellentes Messer ist, das in punkto Vielseitigkeit vor allem durch einen hohen „Tactical“-Nutzwert überrascht, der bei dem zivilen Äußeren und der unbestrittenen Alltagstauglichkeit als EDC, die das Messer bietet, so nicht unbedingt vermutet würde, während das MOD seinem ersten Eindruck weit eher treu bleibt und diesem auch durchaus gerecht wird, wenngleich die EDC-Qualitäten hier etwas hintenan stehen.
Lieb sind mir beide, und beide möchte ich nicht missen. Das 730 als Begleiter auf meinen Hundespaziergängen, und das MOD auf meinem Schreibtisch zum Bewundern und Mögen.
Meine Fresse, ist das ein langer Test geworden.
War´s langweilig? Oder erträglich? Hat es überhaupt einer ganz durchgelesen?
Inspiriert hat mich schon der erste Test von Sam Hain (MT SOCOM Elite vs. SOG X-Ray), der klasse zu lesen war und kürzlich fortgesetzt wurde.
Ich freue mich jedenfalls über jede Resonanz!
nach der Lektüre der Tests diverser anderer Knifenuts hier und aufgrund meines ausgeprägten missionarischen Sendungsbewußtseins muß ich Euch jetzt einfach auch mal zu einer kleinen Testrunde einladen.
Die beiden Testkandidaten haben auf den ersten Blick zwar eine etwas unterschiedliche Auslegung, allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung eine große Menge an Gemeinsamkeiten, so daß ein Vergleich dieser beiden Messer sehr schnell sehr plausibel wird.
Wie schon andere vor mir möchte auch ich natürlich betonen, daß viele Kriterien in diesem Vergleich subjektiv sind und damit nur "eine von mehreren Wahrheiten“, aber ich bemühe mich natürlich, den Vergleich trotzdem für jeden, der die Messer vielleicht dann selbst einmal vergleicht oder sich gar zum Kauf von einem hinreißen läßt, plausibel und nachvollziehbar sein zu lassen.
Zugrunde liegt dem Vergleich das 730 Ares (plain, Satin Finish) und das Trident (plain, BC).
Beginnen möchte ich mit dem optischen Eindruck der Messer:
Zu allererst fällt natürlich die starke „Tactical“-Ausrichtung des Trident auf, an die das 730, das hier ja mit einem schönen, edel wirkenden Satin-Finish vorliegt, auch mit schwarzer BT - Klinge sicher nicht heranreichen würde.
Die Boron-Carbidbeschichtung der Trident-Klinge macht den Eindruck, als wäre der Begriff „Stealth“ speziell für sie geschaffen worden. Anders als die BT-Beschichtung bei Benchmade macht das Boron-Carbid keinen tiefschwarzen Eindruck, sondern schwankt je nach Licht zwischen „Hellschwarz“ und dunkelgrau, was in Kombination mit dem schön aufgebrachten Logo einen wunderschönen und eben auch stark „taktischen“ Eindruck macht.
Der Alugriff (6061-T6) des Trident hat auf der Vorderseite Kratoneinlagen, während das 730 auf durchbrochenen Edelstahllinern recht interessant „gemaserte“ G10-Schalen trägt, die deutlich weniger stark strukturiert sind als z.B. beim BM Stryker oder beim 705/710, wobei allerdings die Griffigkeit für meine Belange voll zufriedenstellend ist.
Während das 730 eine klassische Fangriemenöse bietet, hat das Trident hier eine auffallend große, flache Öffnung am Griffrückenende. Zudem ist im Lieferumfang des Trident eine Cordura-Gürteltasche enthalten, die horizontales und vertikales Tragen erlaubt und deren Laschenweite beim vertikalen Tragen per Klett verstellbar ist. Allerdings macht das Teil insgesamt einen etwas schlabbrigen und unförmigen Eindruck, und auch der Klettverschluß der Verschlußlasche würde mich (zumindest beim vertikalen Tragen) keineswegs überzeugen.
Von den Abmessungen sind sich die Messer recht ähnlich; die Klingen liegen beide bei 9 cm, wobei das Trident ca. 2mm darunter bleibt. Die Klingenstärke ist beim 730 mit 2,9mm recht solide ausgefallen, allerdings setzt das Trident mit 3,75mm hier noch einen drauf. Als filigran würde ich keine der beiden Klingen bezeichnen; die Dimensionen sind absolut vertrauenserweckend. Während die Klingenspitze des 730 etwas feiner ausgeführt ist, hat das Trident eine beeindruckende „Buckelstirn“ im oberen Klingenspitzenbereich, die mich an diesem Messer von Anfang an fasziniert hat.
Mein 730 besitzt noch eine ATS 34 – Klinge (inzwischen von BM auf 154CM umgestellt), die Härte wird mit 58-60 HRC für die aktuelle Ausführung angegeben.
Die 154CM – Klinge des Trident wird mit 60 HRC angegeben.
Die Schärfe out of the Box war beim 730 gerade noch vertretbar, beim MOD etwas enttäuschend. (Linken Zeigefinger mit Kuppe nach oben auf den Tisch legen. Messer mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ganz hinten am Griffende fassen und mit Schneidenanfang auf Zeigefingerkuppe auflegen. Ohne Druck, nur mit dem Eigengewicht des Messers dieses langsam bis zur Klingenspitze über die Fingerkuppe ziehen.)
Ist die Kuppe jetzt ab? Recht so! Wer so einen Test macht, muß entweder völlig bescheuert sein


An alle, die mich jetzt für völlig beknackt halten: dies ist nicht meine übliche Methode zur Feststellung der Schärfe einer Klinge, sondern dient nur zur Verdeutlichung der Stumpfheit der Klinge.
Für Schäden, die geistesschwache Nachahmer erleiden, übernehme ich keine Haftung!
Keine Ahnung, wie die Toleranzen bzgl. der Schärfe in der Fertigung sind.
Auffällig beim Trident ist noch das kleine Loch in der Klinge direkt oberhalb des Klingendrehpunktes, das zur (leichten) Arretierung der Klinge in geschlossenem Zustand dient (wobei hiermit die Erzeugung eines leichten Anfangswiderstandes beim Öffnen gemeint ist, keine zu lösende Verriegelung).
Abschließend fällt beim Betrachten noch auf, daß das Trident eindeutig eine „Schokoladenseite“ hat, da die Griffrückseite ohne Kratoneinlagen und mit einer einsamen, nicht versenkten Schraube zur Linerbefestigung weniger ansprechend wirkt, während das Benchmade von allen Seiten gleichermaßen gefällt. Insbesondere auch der Blick auf die Griffrücken-Liner-Spacer-Einheit ist durch die Materialkombination beim 730 ein erlesener Anblick.
Der Griffrücken des 730 ist nur am unteren Griffabschluß auf gut 1/3 der Länge geschlossen; da der gesamte Klingendrehbereich und der Mechanismus freiliegen, ist ein Reinigen des Messers ohne Zerlegen hier sehr gut möglich.
Der in der Mitte zweifach durchbrochene Griffrücken des Trident zeigt deutlich weniger vom Klingendrehpunkt und bietet sicher mehr Platz für „Schmutz- und Fusselnester“, läßt sich aber auch noch relativ gut reinigen. Apropos: MOD warnt ausdrücklich vor der Verwendung irgendwelcher silikonhaltigen Reinigungs- oder Konservierungsmittel, da diese die Beschichtung beeinträchtigen würden.
Die Grifflänge fällt beim 730 ca. 1 cm größer aus als beim Trident.
Der Clip des 730 ist dreifach torxverschraubt (tip-up) und läßt sich für Linkshänder umsetzen.
Beim Trident ist der Clip (zweifach torxverschraubt) tip-down angebracht, wobei für meinen Geschmack die Position nicht optimal ist. Dadurch, daß die Verschraubung ca. 15mm vom Griffende entfernt ist, schaut für meinen Geschmack eindeutig zu viel Messer aus der Tasche, wobei es ja wegen tip-down auch noch das dicke Ende ist, das hervorschaut.
Das 730 verschwindet durch den nur ca. 4mm vom Griffende entfernten Clip fast vollständig in der Tasche. Zudem macht der Clip des 730 den „hosentaschenfreundlicheren“ Eindruck, ohne deshalb an Zuverlässigkeit einzubüßen.
Da wir vom optischen mittlerweile schon leicht zum haptischen abschweifen (BEGRABBELN wollen wir sie doch alle, oder?), kommen wir jetzt mal zur Handlage.
Vorab: ich bin kein Messerkampfexperte und kann auch die Möglichkeiten eines schnellen Griffwechsels nicht wirklich beurteilen, was ich deshalb auch nicht versuche. Wer mich hier ergänzen oder klüger machen kann und möchte, ist herzlich dazu eingeladen.
Das Trident sucht sich seine Position in der Hand fast von selbst; Daumen und Zeigefinger finden intuitiv die stark geriffelte Daumenrampe und die ebensolche Mulde für den Zeigefinger, und die Klinge und der Griff ragen weit aus der Hand in Richtung Gegenüber.
Speziell in dieser Griffposition macht man dann allerdings auf seine nähere Umwelt auch nicht den Eindruck, als wollte man jetzt gleich einen Apfel schälen...

Wenn man es denn doch mal nur auf seinen Apfel abgesehen hat, stellt man allerdings recht schnell fest, daß man die Wahl hat, dem Apfel das Messer entweder frontal in den feisten Bauch zu stoßen oder ihm die Klinge im Reverse-Griff von oben direkt zerebral ins Kerngehäuse zu hämmern. Die ebenfalls stark geriffelte Daumenauflage am Griffende bietet jedenfalls auch hierbei guten Grip, und der kleine Finger paßt dann prima in die Zeigefingermulde. (Meine Handgröße: oberer Durchschnitt)
Nun ist es ja so, daß die Gegenwehr von Obst und Gemüse wie auch die der meisten Wurstarten in der Regel eher gering ausfällt, so daß auch ohne waidgerechtes Abnicken des Apfels dann direkt zum verzehrsgerechten Aufbereiten desselben übergegangen werden kann.

Hier zeigt sich dann die Kehrseite dieser Ergonomie: der an Vorder- und Rückseite flache Griff des Trident verweigert sich der Hand hierbei ein wenig. Das Griffgefühl bei einer typischen Handposition zum einfachen Schneiden (in Fachkreisen als „Sausage-Terminator-Grip“ bekannt

Man hat das Gefühl, das Messer für einen sicheren Griff weit fester und mit allen Fingern packen zu müssen, als feinere Schneidarbeiten am armen Apfel es eigentlich erfordern.
Die „Tactical“-Ausrichtung des Messers schlägt hier voll durch.
Allerdings ist dies ein Umstand, der dem Messer nicht wirklich angelastet werden kann, den schließlich heißt der Hersteller MOD (MASTERS OF DEFENSE) und nicht MOA (MASTERS OF APFELSCHÄLERS). Also kein Mangel, eher eine Standortbestimmung.
Bemerkung am Rande:
Diese Art von Griffgeometrie ist es auch gewesen, die mich dazu veranlaßt hat, mich von meinen Mini SOCOMS wieder zu trennen, die ich mir bei günstiger Gelegenheit als eventuelle EDCs angeschafft hatte. Sehr schöne Messer, zweifelsohne, aber (für mich) als echtes EDC zu einseitig von der Handlage/Griffgeometrie.
Das 730 macht hier eine ganz andere Figur:
Eine Griffposition zum Zustoßen zu finden fällt hier ebenfalls nicht schwer, und die Griffsicherheit hierbei wird sehr gut unterstützt durch die versenkt angebrachte, wesentlich feinere Riffelung des Liners (nicht der Griffschale!), die viele Benchmades auszeichnet.
Da die Kante der Griffschale die Riffelung knapp verdeckt, frißt diese eben keine Hosentaschen, ist aber beim festeren Zupacken beruhigend gut spürbar, und zwar für Daumen wie auch für den Zeigefinger an der Unterseite. Ein sehr schönes Detail, über das ich mich immer wieder freuen kann.

Auch für den Reverse-Grip bietet der Griff eine sehr gute Form, allerdings fehlt hier dann eine Riffelung am Griffende für den Daumen.
Sehr positiv bemerkbar bei oben genannten feineren Schneidarbeiten machen sich hier auch die im Profil etwas balliger ausgeformten G10-Schalen, die immer ein angenehmes und sicheres Griffgefühl bieten, egal ob in der Faust oder in „spitzen Fingern“. Es paßt einfach immer.
Beide Messer machen übrigens einen sehr ausgewogenen Eindruck in der Hand; die Proportionen der Klingen und Griffe wie auch die Gewichte sind für mein Gefühl sehr stimmig.
Was ist ein Folder ohne gute Mechanik?

Nix isser, aber da glänzen beide Messer vorbildlich.
Die Klingen beider Messer haben minimales Spiel, das aber absolut im Toleranzbereich liegt. Die Torxschrauben zur Spielverstellung habe ich bisher mangels Anlaß nicht angerührt.
Der etwas schwerere Klingengang des Trident paßt hier zum insgesamt etwas „rustikaleren“ Gesamteindruck, die Betätigung des sehr griffigen Liners ist einwandfrei.
Der Daumenknopf dient auch als Klingenanschlag beim Öffnen und ist einerseits recht massiv, andererseits mit einer ausgeprägten Spitze versehen, die zusammen mit dem größeren Abstand des Knopfes zum Griff eine gute Erreichbarkeit zum Öffnen auch mit Handschuhen bietet.
Allerdings macht der Widerstand beim Öffnen einen etwas ungleichmäßigen Eindruck, und die Tatsache, daß der Daumenknopf beim Öffnen extrem nah an der Zeigefingermuldenvorderkante vorbeiführt, bremst den Öffnungsvorgang zwangsläufig etwas und drückt den Finger leicht vom Knopf. Dies hätte ggf. etwas besser gelöst werden können.
Das Öffnen des Benchmade erfolgt butterweich, und hier schlägt auch die große Stunde dieses Messers.
Ich hoffe, daß alle Microtech etc.- Fetischisten jetzt nicht schon virtuelle Steine zur Steinigung aufsammeln, aber der mechanische Gesamteindruck des 730 ist schlicht überragend.
„Probieren sie das mal aus.“ hat die (sehr kompetente) Verkäuferin damals zu mir gesagt und mir das 730 in die Hand gedrückt. Weder war das mein erstes BM noch habe ich nicht auch vorher schon andere sehr gute Messer in der Hand gehabt, aber das 730 hat mir schon mit dem ersten Öffnen einen unsittlichen Antrag gemacht, den ich einfach nicht ablehnen konnte.
Die Bedienbarkeit (Daumenknopfposition und –größe) und der wunderbare Klingengang sind eindeutig mit 10 von 10 Punkten zu bewerten, da gibt´s keine Diskussion.
Auch „Aufschleudern“ aus dem Handgelenk ist, bei korrekter Durchführung, mit sehr wenig Kraftaufwand möglich, so daß die Klinge nicht vehement gegen den Endanschlag knallt, sondern friedlich einrastet. Alles eine Frage der Dosierung.
Kein Katalogbild, auch kein Blick in ein Schaufenster oder in eine Vitrine kann die Faszination hervorrufen, die dieses Messer, in der Hand gehalten, ausstrahlt. Wer sich für dieses Messer interessiert, sollte das unbedingt mal ausprobieren, und wer sich bis jetzt noch nicht interessiert hat, sollte aufpassen, sonst geht es ihm so wir mir.
Mir war dieses Messer (lange vor meinen Forumszeiten) damals immerhin DM 450.- wert! (Hämische Kommentare hierzu überflüssig

Auch der Axis Lock ist eine tolle Lösung; einerseits ist die Betätigung immer eine Freude, andererseits ist die Belastbarkeit der Arretierung ohne Fehl und Tadel. Und in Kombination mit dem umsetzbaren Clip haben wir hier ein Messer mit einer 100%igen Linkshändertauglichkeit.
Einen Spine-whack-Test habe ich mir und meinen Messern aufgrund der Vorhersehbarkeit der Ergebnisse gespart.
Natürlich gebe ich zu, daß der Mechanismus nach z.B. dem Schlammloch-Betonmischer-Klärgrubentest

Alles in allem bleibt als Fazit, daß das 730 ein exzellentes Messer ist, das in punkto Vielseitigkeit vor allem durch einen hohen „Tactical“-Nutzwert überrascht, der bei dem zivilen Äußeren und der unbestrittenen Alltagstauglichkeit als EDC, die das Messer bietet, so nicht unbedingt vermutet würde, während das MOD seinem ersten Eindruck weit eher treu bleibt und diesem auch durchaus gerecht wird, wenngleich die EDC-Qualitäten hier etwas hintenan stehen.
Lieb sind mir beide, und beide möchte ich nicht missen. Das 730 als Begleiter auf meinen Hundespaziergängen, und das MOD auf meinem Schreibtisch zum Bewundern und Mögen.



Meine Fresse, ist das ein langer Test geworden.
War´s langweilig? Oder erträglich? Hat es überhaupt einer ganz durchgelesen?

Inspiriert hat mich schon der erste Test von Sam Hain (MT SOCOM Elite vs. SOG X-Ray), der klasse zu lesen war und kürzlich fortgesetzt wurde.
Ich freue mich jedenfalls über jede Resonanz!
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