Vom Industriemechaniker zum "Messerschmied"

Kaschtnix

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Hallo Zusammen,

als erstes ein paar Worte Über mich. Ich bin 21 Jahre alt, gelernter Industriemechaniker (Zerspanung) und seit ich denken kann an Messern interessiert.
Das hier ist mein erster Beitrag. Ich dachte mir, ich dokumentiere meine Arbeit und stelle sie dann hier vor, weil ich so vielleicht ein paar nützliche Tipps erhalte und möglicherweise sogar anderen Anfängern weiterhelfen kann.
Anfangs des Jahres bin ich bei einem Einkaufsbummel bei einem bekannten Outdoorausrüster auf "Das Messerbuch" (von Carsten Bothe, Kosmos Verlag) gestoßen.
Nach aufmerksamem Durchlesen, wurde mein Traum vom selbstgemachten Messer geweckt. Also begann das Durchforsten des Internets. Mitte April habe ich mir dann das Buch "Messer Schmieden für Anfänger" (Wieland Verlag) zugelegt. Jetzt war ich endgültig angesteckt. Also habe ich begonnen mir fehlendes Werkzeug zuzulegen und mich ausführlich im Internet über das Messer schmieden, Messer machen, Werkstoffwahl, Wärmebehandlung usw. zu informieren. So bin ich auf das Messerforum gestoßen. Dank langer Nachtschichten und einer Internetflat fürs Handy fand sich die eine oder andere Minute :D um sich so manche, sehr informative Diskusion, Anleitung, Vorstellung mit Verbesserungsvorschlägen, ... durchzulesen. Jetzt konnte ich es kaum noch erwarten mir mein eigenes Messer zu schmieden. Allerdings war die Esse noch nicht fertig und es fehlte noch Werkzeug:miserable:. Doch:ahaa: ich hatte hier gelesen, dass sich alte Feilen auch bedingt als Messerstahl eignen. Und glücklicherweise hatte ich Zugriff auf ein paar verschlissene Pferd-Feilen. Wie ich hier gelesen habe sind diese ja bevorzugtes Ausgangsmaterial wenn es eine Feile sein soll:super:.
Lange Rede kurzer Sinn... Ich habe begonnen mir eine Steckangelklinge aus einer Feile zu Schleifen. Ich habe die Klinge außer dem Anlassen nicht Wärmebehandelt. Das heißt: Ich habe alles aus der gehärteten Feile herausgearbeitet. Die meißte Arbeit hat am Schleifbock stattgefunden.
Angelassen habe ich im Küchenherd. Dachte mir, ich lasse die Feile recht hoch (ca 280 °C) an damit sie ein gutes Stück an Sprödheit verliert:glgl:. Danach hab ich hier gelesen, dass Stahl mit solch hohem Kohlenstoffgehalt bei ca. 200°C Anlassthemperatur einen Art Höhepunkt an Elastizität hat, welcher erst wieder bei ca. 300°C erreicht wird, wo jedoch von der Härte schon recht viel verlohren gegangen ist.(Wenn ich das richtig verstanden habe :hehe:). Hoffe, dass das mit den Fotos wie geplant klappt... Hab mir Mühe gegeben;). Hier ein Bild vom vorgeschliffenen und Angelassenen Objekt

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Danach habe ich alle Unebenheiten und großen Kratzer zuerst mit Biax und Fächerschleifereinsatz und dann mit 80er und 120er Schleifleinen herausgearbeitet. Letzter Schliff hat mit Schleifwolle stattgefunden. Geschärft habe ich von Hand mit einem Karborund-Ölstein und dann mit Leder und Polierpaste.

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Weil mir hier die Idee mit dem Senf auf Kohlenstoffstahl recht gut gefallen hat, habe ich das auch so gemacht. Weil ich eine Ätzung wollte, welche so tief wie Möglich geht, habe ich den Senf mit 40%iger Essigsäure (Essenzessig aus dem Supermarkt) ca. 1 zu 1 vermischt. Aufgetragen habe ich das Ganze mit einem Stückchen draht (Stück für Stück, Dauer ca. 30 min:glgl:).

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Danach noch ca. 45 min Einwirkzeit. Muss zugeben ich habe vorher an einer blank geschliffenen Feile ein paar Muster getestet.

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Das Parierelement habe ich aus einem Stückchen Alublech gefeilt. Als Griffholz kam ein Stück Stuhlfuß oder sowas ähnliches zum Einsatz. Dem Gewicht und der Härte nach zu urteilen würde ich sagen das war irgendein Hartholz...:irre:
Wollte kein tolles Material für das erste "Testmesser" verschwenden. Wusste ja noch nicht dass das Ergebnis ganz Akzeptabel wird:lechz:.

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Die grobe Form habe ich mit einem pneumatischen Mini-Bandschleifer (kenn den Fachbegriff dafür nicht^^) geschliffen. Ah, und eingeklebt habe ich mit Uhu Plus Multifest.

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Danach habe ich das ganze mit selbem Schleifleinen und -wolle wie bei der Klinge verfeinert.
Weil mir das helle Holz nicht gefallen hat, habe ich die Schweißflamme angeworfen:irre: und den Griff angekohlt und den Schleifprozess nochmal wiederholt bis alles Verbrannte abgeschliffen war und nur noch das dunkle "angebrannte" übrig war.

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Irgendwie bin ich auf die Idee gekommen den Griff danach mit Sno Seal (Bienenwachs-Lederpflegemittel) einzureiben.
Das hat das Ganze noch ein wenig dunkler gemacht. Hier das fertige Messer. Leider sieht man bei dem Foto die Holzstruktur gar nicht, weil frisch gewachst war.

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Nun noch eins mit fertig eingezogenem Lederpflegewachs.

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Und die eher nicht so tolle Passung am Parierelement:argw:. Mit ersten Oxydationsspuren an der Klinge vom Einweihungsgrillen:D
Ein Messer ist in meinen Augen halt ein Gebrauchsgegenstand. Was nützt einem ein Hübsches Messer, wenn es einem zu schade ist es zu benutzen:hehe:.

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Details:
Klingenlänge:118mm (damit in Deutschland nicht dem Führverbot unterliegt)
Klingenstärke:5mm
Klingenbreite:25mm
Grifflänge:115mm
Gesamtlänge:115+118=233mm
Keilwinkel der Klinge: ca. 25° (frei Auge geschliffen)
Materialien: Holz(unbekannt), Aluminium, Kohlenstoffstahl (Pferd-Feile)

Mittlerweile habe ich noch ein paar weitere Messer, unter anderem ein Rasiermesser und mein erstes Geschmiedetes fertig. Allerdings habe ich heute absolut keine Lust mehr weiterzuschreiben:argw:.Aber keine Angst, der Elan kommt bestimmt wieder zurück...

Weil ich nicht wusste wohin mit meinem Beitrag (Messermacherecke dürfen anscheinend nur Mitglieder reinschreiben) hab ich ihn dreisterweise einfach in die Galerie reingepresst. Ich hoffe das ist so in Ordnung und es hat euch gefallen. Gut möglich, dass ich vor lauter Text manchmal die deutsche Rechtschreibung aus den Augen verlohren habe.

Ich würde mich über Ideen, Verbesserungsvorschläge und sonstiges Feedback freuen.

Gruß Kaschtnix
 
Respekt! Als Erstes: das Holz ist m.M.n Buche!
Dein erstes Messer ist sehr gut gelungen:super: Die Form der Klinge gefällt mir besonders gut! Allerdings hätte ich den Übergang von Griff zur Klinge nicht gaaanz so prominent gestaltet ;)
Das ist wirklich gut geworden...bitte weitermachen :D

Gruß, Higonokami
 
Hallo, das ist ein guter Beitrag von Dir und das Messer gefällt mir, auch Du denkst schon an die Optik, sonst macht es eben keinen Spaß ein selbst gemachtes Messer mit sich rumzuschleppen. Du hast also unter Kühlung die Klinge aus der Feile herausgearbeitet und feingeschliffen? Ich denke mit dem Anlassen hast Du es zu gut gemeint und hast so die Klinge verschlimmbessert. Ein Anlassen so um die 200 Grad Celsius währen sicher besser.
 
Beeindruckend.

Gefällt mir, dass man die Feile als Klingenursprung noch erkennt. Ich hätte vielleicht versucht,
mit dem Ätzmuster das Feilenrelief nochmals zu untermalen, aber Tiger ist auch ok.

Glückwunsch
 
Das Messer ist top, die Idee genial und das Ergebnis hervorragend!!!
Mach auf jeden Fall weiter so, Du hast großes Potential!!!

Auch der detaillierte Bericht ist super, alles bestens erklärt und die Bilder sind super zur Veranschaulichung.
Hierfür ebenfalls ein "sehr gut"!!!
 
Schönes Ding, weiter so:super:

Lustig, bei mir ist es genau andersrum: Vom Messerschmied zum Industriemechaniker;-)

Danach hab ich hier gelesen, dass Stahl mit solch hohem Kohlenstoffgehalt bei ca. 200°C Anlassthemperatur einen Art Höhepunkt an Elastizität hat, welcher erst wieder bei ca. 300°C erreicht wird, wo jedoch von der Härte schon recht viel verlohren gegangen ist

Nicht ganz richtig. Das Phänomen heißt "Blausprödigkeit" und hat erstmal nichts mit dem Kohlenstoffgehalt sondern mit den anderen Legierungselementen zu tun. Im Grunde reagieren alle niedrig- und mittellegierten Werkzeugstähe (Ausnahme sind Stähle mit erhöhten Silizium- und/oder Molybdängehalt) negativ auf den Temperaturbereich zwischen ca. 220-360 Grad. In diesem Bereich sinkt die Härte ohne dass die Zähigkeit steigt. Im Bereich von ca. 250-300 Grad hast du sogar zusätzlich einen Zähigkeitsverlust, so dass du sogar eine niedrigere Zähigkeit als direkt nach dem Härten erreichen kannst.

Gruß Jannis
 
Danke, danke. Von den ganzen positiven Rückmeldungen werd ich ja gleich rot :D.

@Higonokami:
Hab mir mal ein paar Fotos von Buchenholz angeschaut. Ich glaub das könnte passen.
Mit dem Übergang hast du recht, der ist recht mächtig geworden. Aber das is bei den Nachfolgern behoben;).

@hbdc:
Ja, die Klinge hab ich unter ständiger Kühlung geschliffen. Ich hab mir ein Eimerchen voll Wasser neben den Schleifbock gestellt und die Klinge alle paar Sekunden (wenns an den Fingern warm wurde) drinn baden lassen. Hab je näher ich der fertigen Klinge kam, desto weniger Schleifdruck verwendet. Mit dem Anlassen hast vermutlich recht:rolleyes:. Ich sagte ja, dass ich's da noch nicht besser wusste. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Also macht so viele wie möglich:irre:. Schneiden tut es jedenfalls gut (auch die Unterarmbehaarung:D). Hoffe es hält die Schärfe dann auch lange...

@paper-crane:
Meinst, das Muster parallel zu den Riefen?
Wäre auch mal einen Versuch wert.

@Rorrepieler:
Find ich toll dass, das so gut ankommt.
Das ermutigt mich weiter zu dokumentieren.
Das Lob der anderen selbstverständlich auch.

@Jannis:
Das meinte ich mit "...ich so vielleicht ein paar nützliche Tipps erhalte..."!
Danke für die sehr informative Erklärung:ahaa:.
 
Nur so als Tipp: Ich habe mal gelesen (Buch von Havard Bergland, sehr zu empfehlen), dass das Anlassen mit einer recht niedrigen Temperatur, aber mit viel Zeit, besser für die Klinge ist, als sie für kurze Zeit bei 200 grad anzulassen.D.H. demnächst bei ungefähr 150-100 Grad anlassen, aber dafür länger:super:

Liebe Grüße und weiterhin gutes Gelingen, Higonokami
 
Hallo, jetzt ist mir alles klar. Du hast die Klinge eben suboptimal behandelt, aber nicht geschrottet und so kann es durchaus sein, dass sie besser schneidet als Deine anderen Messer. Dein Ansatz mit den Fehlern finde ich sehr gut, ich denke in Dir steckt einiges an Potenzial, also mache fröhlich weiter und zeige uns auch was Du machst. Da wir schon bei den Fehlern währen habe ich noch eine Anmerkung, mit dem Schleifen wie Du es machtest muss man sehr vorsichtig sein, besser ist es sicher nass zu schleifen.
 
Hallo. Ich denke, das Anlassen könntest du dir komplett sparen. So wie ich die Ausführungen von Roman und Gerfin hier im Forum verstanden habe, sollte man möglichst gleich nach Härten anlassen. Später hat es keinen nennenswerten Effekt mehr auf die Elastizität/Zähigkeit. Ich habe leider keinen Link zur Hand, aber mit der Suchfunktion wird man schnell fündig. Ansonsten kann ich mich den anderen nur anschließen, das Messer finde ich sehr gut gelungen, besonders wenn man bedenkt dass es das erste ist. Nur der Übergang vom Griff zur Klinge ist etwas gewöhnungsbedürftig.
 
servus,

ich finde die klinge ohne ätzung als solche hammergeil, fettes kompliment!

der griff und die ätzung gefallen mir nicht so gut, aber das ist leicht gesagt :glgl:

schöne grüße,
oliver
 
Positives wurde ja schon viel gesagt, dem schließe ich mich an, besonders was die "Zeigefreudigkeit" angeht.:)

Allerdings finde ich Alu für als Parierelemenr nicht so gut, es muss ja im Gebrauch doch einiges aushalten, wäre mir zu weich. Und die Idee, aus der Buche eine Mooreiche zu brutzeln ist zwar sehr kreativ, hochwertiger wird die Oberfläche des Holzes aber sicher nicht dadurch. Hier wäre beizen oder färben wie auch immer sicher schonender gewesen.

ansonsten: :super:
 
Danke nochmal an alle weiteren Tips, Anregungen und Komplimente.
Allerdings habt ihr mich jetzt ein klein wenig verwirrt und einen ganzen Haufen Fragen aufgeworfen.

@ il.ja & higonokami:
Ok, Anlassen bei 100 bis 150°C, reicht das für eine Gefügeveränderung? Und wenn länger was meinst du damit? Statt einer Stunde zwei?
Bzw. is da was dran mit der Sinnlosigkeit des Anlassens bei Stahl, welcher vor einer halben Ewigkeit gehärtet wurde? Und wenn ja wie nah sollte Härten und Anlassen beieinander liegen? Kann da Einer was Genaueres dazu sagen (am Besten auf Tatsachen und/oder Erfahrung gestützt)?

@hbdc:
Habe quasi nass geschliffen. Spätestens nach Verdunsten des Wassers auf der Klinge, (max 100°C) wurde diese ohnehin schwer (hat mein Meister immer für "zu heiß zum Anfassen" benutzt:lach:) und musste wieder ins Wasser. Hast aber Recht. Sicherer ist Nassschleifen garantiert. Vor Allem an dünnen Stellen wo sich Wärme schnell aufbaut und nur langsam in den Rest des Messers ableitet. Z.B. an der Schneide und v.A. der Spitze wo genau diese Wärmeentwicklung zu schlechter Schnittleistung führt, wenn sie zu lange oder zu heiß ist. Leider habe ich noch kein Nassschleifgerät zuhause. Vielleicht kommt das ja noch. Bis dahin ist Vorsicht und viel Gefühl und Geduld angesagt.

@Centurio:
Schön dass dir die Klingenform so gut gefällt.
Mit dem Griff bin ich mittlerweile auch nicht mehr so zufrieden (optisch). Anfassen lässt er sich gut.
Das mit der Ätzung ist warscheinlich Geschmackssache. Ich finds so toll dass mein zweites Messer eine Ähnliche erhalten hat:glgl:.

@painless potter:
Beim ersten Messer war es Alu als Parierelement weil ich einfach mal testen wollte, wie das denn alles so klappt. Außerdem war ich ein wenig ungeduldig und Alu ist halt schnell zurechtgefeilt:D. Bis jetzt hat das noch keinen Nachteil gebracht, vermutlich auch weil ich das Ding nicht ständig mit mir herum schleppe (hab noch kein Zuhause/Scheide dafür).
Beim Brutzeln hatte ich den Hintergedanken das Ganze durch Verdampfung der Restfeuchtigkeit im Holz zu "härten" und haltbarer zu machen. Wie es gelegentlich auch bei Pfeilpitzen gemacht wurde. Oder bei Pfählen welche in die Erde getrieben wurden und zum Schutz vor Feuchtigkeit angekokelt wurden... Aber um eine konkrete Aussage zur Festigkeit zu machen, habe ich zu wenig Ahnung davon und mich einfach auf die Idee verlassen;).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Kaschtnix
...sollte man möglichst gleich nach Härten anlassen. Später hat es keinen nennenswerten Effekt mehr auf die Elastizität/Zähigkeit.
Das ist natürlich Quark, ich hatte es falsch in Erinnerung. Man sollte aus anderen Gründen gleich nach dem Härten anlassen. Hier ein Link mit der richtigen Information http://www.messerforum.net/showthread.php?109712-Klinge-nach-1-Woche-anlassen&highlight=anlassen.

Wenn du bei der erweiterten Suche nach 'Anlassen' suchst und die Option 'Nur Titel durchsuchen' auswählst, bekommst du viele sehr nützliche Ergebnisse, die auch die richtige Temperatur, Blausprödigkeit etc. behandeln.

Gruß
il.ja
 
Nun weiter mit meiner Vorstellung:

Das Zweite Messer war als kleines, handliches, ungefährlich wirkendes Brotzeitmesser gedacht.
hier die Zeichnung Welche ich auch gleich als Schablone benutzt habe.

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Da ich immer noch nicht alles zum Schmieden hatte, habe ich wieder eine Pferd-Feile zweckentfremdet.
Als Holz habe ich ein Stück von einem Brett im Brennholz benutzt welches eine interessante Maserung und Farbe hatt.
Vermutlich ein Stück Gartenmobiliar. Holzsorte wieder unbekannt:D.
Parrierelement diesmal Messing, weil stabiler als das Alu vom letzten Messer und schöner Kontrast zum Holz.
Da ich hier ein Messer gefunden hatte, welches mit eingeklebtem Silberdraht im Griff verziert wurde, und ich das toll fand, habe ich mir eingebildet das so ähnlich auch auszuprobieren:rolleyes:. Geschliffen habe ich das Ganze auf selbe Weise wie das 1. Messer.
Angelassen diesmal bei etwas über 200°C.

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Habe den Griff absichtlich etwas dicker gelassen weil ich ja Messingdraht einkleben wollte. Danach muss sowieso noch einmal geschliffen werden.

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Weil das Holz einen recht weichen Eindruck im Vergleich zum Buchenholz vom ersten Messer machte und ich die Maserung hervorheben wollte, habe ich diesmal eine wiederholte Behandlung des fertig geschliffenen Griffs mit einer Mischung aus wasserfestem Leim und Wasser ausprobiert. Außerdem versuche ich bis jetzt immer etwas neues Auszuprobieren um meine Fähigkeiten zu perfektionieren und die Möglichkeiten die mir zur Verfügung stehen auszuschöpfen. Außerdem brauche ich einen Ausgleich zum
mitlerweile seeeeeeeehr monoton gewordenen Job (Bin seit 2 Jahren in der Serie:moody:) und suche desshalb die Herausforderung. Schade dabei hat mir meine Ausbildung so viel Spaß gemacht.....Schluss mit jammern.
Ich wusste natürlich, dass die Fläche noch einmal geschliffen werden soll und wollte das mit dem Leim nur testen. Um das fertige Messer nicht zu verpfuschen, schien mir jetzt der richtige Moment zu sein.

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Finde das mit dem Leim hat super geklappt und werde das bestimmt wieder so machen wenn alles fertig ist.
Jetzt zur Applikation aus Messingdraht. Ich habe mir mit einer Diamant-Nadelfeile einen stumpfen Hartmetalleinsatz für den Dremel zu einem 1mm Fräser umgearbeitet.
Eine Mantelabwicklung des Musters entworfen, diese mit Leim aufgeklebt und dann Durchgefräst.

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Damit die Drähte vor dem Aushärten des Klebers nicht abfallen und in der Position gehalten sind, habe ich am Anfang und Ende jedes Drahtes ein Loch mit meinem Customfräser gebohrt. Der Messingdraht (D=1mm aus dem Baumarkt) war verdammt wiederspenstig und hat sich ziemlich gesträubt.

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Ich habe danach alle Drähte wieder entfernt, die Lücken mit Uhu-2K-Kleber aufgefüllt, die Drähte reingesteckt und alles mit Schnur eingewickelt. Schnur, damit die Drähte alle in ihren Nuten bleiben. Ich kann sie ja nach Aushärten mit abschleifen. Soweit der Plan.
Leider haben sich beim Schleifen auf dem Bandschleifer trotz wenig Druck gut die Hälfte der Drähte aufgebäumt und sich dann verabschiedet oder zumindest halb weggeschliffen. Frustration!!! Ausfräsen und Draht biegen waren eine riesen Fummelei und sehr zeitaufwendig. Ob das wegen falschem Klebstoff, wegen Wärmeentwicklung an den Drähten oder nicht ausreichendem Entfetten passiert is ... fragt mich nicht. Hab mir vorgenommen alles nochmal auszufräsen, neue Drähte biegen und dann mit JB-Weld einzukleben. Das Zeug hab ich mir letztens mit ein paar Griffhölzern (Mopane, Olive, Grenadill, Cocobolo und Linde) und anderem Zeug im Internet bestellt. Hab mein erstes Geschmiedetes mittlerweile damit zusammengeklebt, es macht einen guten Eindruck und hat laut Hersteller fast utopische Daten (278kg/cm2 Zugfestigkeit und bis 315°C Wärmebeständigkeit). Allerdings hab ich dafür noch keine Nerfen gehabt und es erstmal ruhen lassen.

Daten:
Klingenlänge:90mm
Klingenstärke:3mm
Klingenbreite:15mm
Grifflänge:107mm
Gesamtlänge:90+107=197mm
Keilwinkel der Klinge: ca. 25° (frei Auge geschliffen)
Materialien: Holz(vermutlich Gartenstuhl Sorte unbekannt), Messing, Kohlenstoffstahl (Pferd-Feile)


Jetzt häng ich noch ein paar Fotos vom Rasiermesser dem ersten Schmiedemesser und der Esse an ohne groß zu dokumentieren... muss in knapp 6 Stunden wieder in die Arbeit:irre:. Möchte damit aber nicht warten weil ich so stolz drauf bin:lechz:. Beantworte aber trotzdem gerne Fragen und nehme auch gerne Kritik entgegen.

Rasiermesser mit Ausgangsmaterial:

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Griffschalen des Rasiermessers (gleiches Gartenmöbelholz wie beim Brotzeitmesser)

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Mit meinem treuen Begleiter grob ausgeschnitzt, dann geraspelt, dann Bandschleifer

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Messingnieten an hauseigener Drehmaschine gefertigt:

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Messerposition im Griff:

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Griffschalen mit Feile abgerundet mit Schleifpapier und Schleifwolle verfeinert.
Dann in den Ofen geschoben und LEICHT erwärmt, Bienenwachs drauf, nochmal erwärmt, nochmal Bienenwachs.
Dann Montiert und Vernietet.
Nieten abgeschliffen und nochmal Ofen und gewacht und siehe da:

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hatte noch Messingbeilagscheiben 0,2mm breit (2 Stück je Seite)

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Muss hier trennen weil ich nur max 30 Fotos in einen Beitrag packen kann...
 
....... und weiter geht's.

Dann zur Esse (war ein alter Gusseisengrill):

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Messingrohr mit Sand gefüllt, erhitzt und gebogen. Trotzdem gerissen => mit Hartlot verschlossen

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ab durch die Belüftungsöffnung im Grill:

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"Pfenningnagel" umfunktioniert

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Alten vertrockneten Kesselkit aus dem Keller mit Wasser wieder aufgemischt und damit alle Löcher verschlossen

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12V Luftpumpe für KFZ-Zigarettenanzünder-Stecker und Luftmatratzen & Co. an Aufobaterie und Fahrradschlauch zum Belüftungsrohr der Esse.
Brennmaterial: Holzkohle

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provisorischer Amboss auf Hachstock gespaxt:

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Weil Esse zu kippelig: Neue Füße (die originalen waren abgerostet)

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mit Sicherungsdraht verstärkte Füße montiert (den Rostigen Korpus habe ich aus ästetischen Gründen mit wässrigen Kesselkitt lackiert:irre:
hält erstaunlich gut):

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Hier die fertige Esse (man sieht an der heißgewordenen Mitte der Esse, dass der Kesselkit rötlich wurde. Vermutlich ist er wie Ton gebrannt worden)

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Nun die verbesserte Esse im Einsatz. Diesmal Kohlebriketts statt Holzkohle. Hält deutlich länger (höhere Dichte). Und die ausgeschmiedete Spiralfeder eines KFZ als kostenloses Ausgangsmateriel von einer Autowerkstatt.

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Ausgeschmiedete Feder mit ansatz einer Klinge im Feuer:

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Erste anzeichen einer Klinge:

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Habe versucht wie im Buch "Messerschmieden für Anfänger" beschrieben, mit der Finne des 1kg Schlosserhammers das Ganze in die Breite zu treiben:

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Fertig geschmiedete Klinge vor dem Abtrennen von der Stange:

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Habe die Klinge dann in Form geschliffen (keine Fotos)

Härten im Sonnenblumenöl ausm Supermarkt (Themperatur ca. 800°C, Bestimmung: Glühfarbe und zum Check Magnet)
Härtetest mit Feile: positiv

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Anlassen im Küchenherd bei knapp über 200°C

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Das Ding hab ich mir unbedingt am Messergriff eingebildet :ahaa: (10€ Münzne gibts bei fast jeder Bank)

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hab sie in die Drehmaschine gespant und ihr "das Herz herausgerissen":haemisch:

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Griff wurde ein Stück Linde aus einem Großen Block Holz von Dick. Ebenfalls gedreht:

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Parierelement ist ein Stückchen TiAl-Legierung geworden
Das ganze mit JB-Weld verklebt und zum Härten an den Bettpfosten getapet:

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Messer zum Schleifen in dem Eigenbau-Messerhalter (Seitenflächen am Griff sind am Bandschleifer entstanden):

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Griff fein geschliffen, sonnenblumengeölt, und bienengewachst, Klinge mit "Gundel Putz" (oder wie das Zeug heißt) ein wenig poliert. Mit Absicht nicht Hochglanz. Bienenwachsbehandlung genau wie beim Rasiermesser

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und wegen 1 Foto noch mal trennen...hab mich wohl verzählt...bin nun wegen stundenlangem Beitragverfassen auch nicht mehr ganz zurechnungsfähig...
 
...und letzter Teil...

Hier nochmal Schmiede und Rasiermesser:

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Daten:

Rasiermesser:
Klingenlänge:100mm (Scharf:73mm)
Klingenstärke:3mm
Klingenbreite:15mm
Grifflänge:125mm
Gesamtlänge:100+125=225mm
Keilwinkel der Klinge: ca. 10° (frei Auge geschliffen)
Materialien: Holz (Gartenmöbel, Sorte:unbekannt), Messing, Kohlenstoffstahl (Pferd-Feile)

Schmiedemesser:
Klingenlänge:115mm (Scharf:100)
Klingenstärke:ca. 3mm
Klingenbreite:19mm
Grifflänge:110mm
Gesamtlänge:115+110=225mm
Keilwinkel der Klinge: ca. 25° (frei Auge geschliffen)
Materialien: Lindenholz, 10€ Münze (vermutlich Neusilber), TiAl-Legierung, Federstahl (KFZ-Spiralfeder)

Hoffe es hat euch wieder gefallen und es war die Mühe wert.
Ich werde den Text jetzt nicht nochmal durchlesen und auf Fehler prüfen.
Ich hoffe es sei mir verziehen.
Jetzt hab ich noch ca. 4 Stunden Schlaf weil ich auch noch duschen muss.
Gute Nacht
Gruß
Markus
 
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