Vorstellung des Böker Plus Anti-Grav

Hombre

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Vorstellung des Böker Plus Anti-Grav Einhandmessers:

Dieses außergewöhnliche Messer wird als "taktisches Einsatzmesser" gehandelt, was auf den ersten wie auch auf den zweiten Blick auf
dieses eher zierliche Werkzeug etwas verwundert. Außer, daß es "ordentlich schwarz und grau" ist, weist in meinen Augen nichts auf eine irgendwie militärische Verwendungsmöglichkeit hin.

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Nur die Tatsache, daß dies Messer fast ausschließlich aus einer Keramik-Klinge und einem Kohlefaser-(Carbon-)Griff sowie einem Titan
(?)-Clip besteht, die macht es fast hundertprozentig magnetisch "unauffällig". Woraus der Linerlock (die eine Platine) sowie die
Schräubchen bestehen, ist mir nicht bekannt, aber es wird wohl ebenfalls Titan sein...?

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Nun – Schwerkraft wird ja ganz allgemein eh' überbewertet, :D und irgend so ein anderes Mordstrum Messer am Gürtel oder in der Tasche gibt einem in manchen Situationen manchmal ja auch ein beruhigend gewichtiges Gefühl. Das aber gibt es mit diesem Böker hier nicht: Die
Briefwaage zeigt nur 58 Gramm an und bleibt damit sogar noch zwei Teilstriche unter der Katalogangabe.

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Auch sonst stimmen die technischen Daten nicht ganz hundertprozentig: Die Klinge ist von der Spitze bis zum Beginn des Griffs 8,3 cm lang, und die Stärke der Keramik beträgt mit 2,1 mm einen Zehntel weniger. Es ist kaum vorstellbar, daß dies fehlende Zehntel jetzt ein leichteres Brechen der Klinge begünstigen könnte.

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Überhaupt – diese Schneide ist aus Zirconiumdioxid, was ganz klein auch 'draufgeschrieben steht. Wer mehr dazu lesen möchte, der kann
das z.B. hier bei Wikipedia tun. Viele (Küchen-)Messer sind ja mit Zirconiumdioxid-Klingen – manchmal auch in weiß – hergestellt. Dies auch bei einem "taktischen Einsatzmesser" zu tun, das halte ich schon für recht mutig von Böker. Wenn es nämlich wirklich mal "eilt", dann wird man kaum Rücksicht auf eine Keramik-Klinge nehmen können...

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Nun dürfte jedem Betrachter schon beim Anblick meiner Fotos klar sein: Hiermit wird nur geschnitten! Nicht gehebelt, nichts geschraubt, nicht gegraben und nicht geworfen. Nur geschnitten – aber dafür mit einer Klinge, die eine überragende Härte besitzt.

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Das wird auch – neben der Geometrie – der Grund dafür sein, warum Böker in seinem aktuellen Katalog einen "kostenlosen Nachschärfservice" anbietet. Bei aller Schleiflust – auch mit meinen Diamantwerkzeugen werde ich persönlich eher die Finger von der
Bearbeitung meines Anti-Grav lassen. Dann vielleicht lieber alle ein/zwei Jahre mal nach Solingen schicken...

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Ein weiteres Highlight ist die "lebenslange Garantie" für dieses Messer aus der Böker Plus-Reihe, für die man sich dort aber "registrieren" muß. Das beruhigt doch irgendwie, denn der bloße Gedanke, das gute Stück mal aus Versehen vom Tisch auf den gefliesten Küchenboden rutschen
zu lassen, tut mir schon weh! Aber ein Stahlmesser kann dies ja auch übelnehmen...


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Der Clip läßt sich nicht umsetzen, und die Spitze der Klinge zeigt in der Hosentasche nach unten. Er ist recht weit am Ende angesetzt und so gebogen, daß dies Werkzeug schön tief in der Tasche verschwindet.

Der Carbongriff ist – anders als von Böker beschrieben – nicht poliert, sondern hat eine matte Oberfläche, die mir auch viel besser gefällt.
Am Ende des offenen Rückens ist ein Loch für einen Fangriemen o. Ä.
Das einhändige Ausklappen funktioniert mühelos, und der Lock bleibt etwas vor der Mitte stehen. Wie man auf meinen Fotos vielleicht
erkennen kann sind auf der Achse zwei weiße Kunststoffscheiben (wahrscheinlich Teflon) eingebaut, um das Spiel und den Klingengang
zu regulieren. Das funktioniert auch ganz gut – in Richtung des Linerlock bewegt sich auch mit etwas Kraftaufwand überhaupt nichts. Das steht sehr fest, während axial unter Druck ganz leichtes Spiel sprürbar ist. Aber – wie gesagt: "Du sollst SCHNEIDEN und NICHT HEBELN!" :irre:

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Aber dann die Überraschung: Nein – rasieren kann man sich damit nicht! Die Unterarmhaare bleiben dran, und auch ein einzelnes Blatt
Papier – egal ob mit oder quer zu seiner Laufrichtung – macht Schwierigkeiten. Also stumpf aus der Packung gekommen? Mitnichten! Wenn man sich statt nur eines dünnen Blättchens das ganze Magazin oder einen Böker-Katalog :haemisch: vornimmt, dann zeigt diese Klinge ihr Potential.
Auch beim schnitzen von Massivholz gibt's schnell mal einen Span, der viel zu dick geworden ist. Selbst eine beinharte Currywurst mußte
aufgeben – darf man das überhaupt tun?? :irre:

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Ich als Laie kann mir das nur so erklären, daß der Winkel der Schneidfase unten am (leichten) Hohlschliff nicht besonmders flach sondern eher etwas steiler gewählt wurde, damit dies besonders harte und wohl auch spröde Material nicht zu schnell "ausbröckelt". Da bekommt diese "taktische" Klassifizierung doch schon wieder neue Bestätigung. Nichts zum rasieren oder für beeindruckende Vorführungen (ein "Sorry" an alle Schmiede), sondern ein Werkzeug zum Schneiden.

Nun, habe ich noch was vergessen? Achja – den Preis mit heute 79,95 Euro im Katalog finde ich in Anbetracht der Materialien und der guten
Verarbeitung günstig.

Der Griff mit dem Clip ist etwas kantig, was mit Einsatzhandschuhen aber wohl genau so passt. Dieser Clip ist abschraubbar, was aber nicht mehr viele Gramm Erleichterung bringt. Und ein Problem mußte ich wohl ganz im Sinne von Böker lösen: Da mir dieses Messer viel zu sehr nach "edler Hightech" aussieht, bleibt es in der Vitrine eingeschlossen. Und so habe ich mir jetzt ein zweites Anti-Grav kaufen müssen, welches in eine weiche, schwarze, selbstgenähte Wildlederhülle gesteckt wird, damit es vom bösen schweren Schlüsselbund in derselben Jackentasche nicht zerkratzt wird... :super:

Und dann darf es mal kräftig mitarbeiten, womit sich das doch stabile Messer nicht besonders "schwer tun" wird!
Wenn tatsächlich die Keramikklinge dereinst abbrechen sollte, dann werde ich versuchen, davon hier zu berichten.

Gruß, Hombre
 
Klasse-Review, es ist wirklich erstaunlich, welche Materialien da für knapp 80€ angeboten werden. Andererseits bleibt das Messer aber eine Mogelpackung, solange die Waage nicht - 58 Gramm anzeigt :super:
Die Kombination aus tragenden CFK-Schalen + Stahlklinge würde ich zu dem Preis übrigens auch sehr interessant finden!
Munter bleiben,
Tobse!
 
Danke für den nice Review.
Vielleicht gibts du nach etwas Benutzung mal ein Update über die Schnitthaltigkeit und Eigenschaften der Klinge

Gruß
 
Hallo allerseits, es gibt Neuigkeiten:

Nachdem ich mein Anti-Grav einige Monate ganz normal wie ein EDC benutzt habe sind nun doch ein paar Schwachpunkte aufgetaucht.
Auf den Fotos läßt sich erkennen, daß die Keramik-Schneide wohl zu spröde und ausgebröckelt ist.
Und zwar offenbar nur bis zu dem Bereich, wo die Materialstärke ausreicht, um nicht einfach wegzuplatzen.

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Unnötig zu sagen, daß die Schneide nicht überbeansprucht wurde. Ich habe schon aufgepasst, da sowas ja zu befürchten war...
Beim zerschneiden von Kartons nicht in die Metallklammern geraten, beim schnitzen von Holz keine Nägel erwischt, und beim Fleisch nicht
auf den Knochen herumgewerkelt...

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Wie Tobse schon gesagt hat: Dies Messer mit einer Stahlklinge wäre schon interessant...
Nun ist es ja nicht so, daß die Klinge nichts mehr schneiden würde - also - komplett "versagt" hat sie nicht!
Diese "Mikrosäge" reißt sich natürlich hervorragend durch Tomaten oder Fleisch.
Aber so richtig überzeugend sieht das nicht aus...?

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Zum Glück hat die Firma Böker einen kostenlosen Schleifdienst mitverkauft.
Sie werden das also sicher wieder herrichten können, zumal es für dieses Messer ein "lebenslanges Garantieversprechen" gibt.

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Bei der Gelegenheit können sie in Solingen auch gleich den Clip auswechseln, den ich plötzlich und überraschend abgebrochen in den
Fingern hielt.

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Auch hier gilt leider: Keine Überlastung. Man kann an der Bruchstelle erkennen, daß hier nichts verbogen wurde, bevor es zum Bruch kam.
Ich führe das auf einen Härtefehler zurück.
Ist der Clip nun aus Titan? Wäre Stahl dann nicht vielleicht auch hier angebrachter?
Ziemlich schade, wenn es auch die Funktion des Messers nicht beeinträchtigte.

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Nun wird es für Böker bestimmt außer Frage steh'n, daß sie den Clip kostenlos austauschen.
Man sollte das aber mal dem Lieferanten näherbringen...


Wenn's was Neues zum Thema "Keramik-Klingen" gibt - dann berichte ich wieder.
Bis dann, Gruß, Hombre :)
 
Hi,

ich kannte deinen Bericht noch gar nicht, prima gemacht, danke dafür.

Nun zum Messer: Mitten im Lesen (des ersten Beitrags) hab ich mir gedacht, nie im Leben kommt mir ein derartiges Messer ins Haus, Keramik an einem "taktischen Einsatzmesser", das kann nur schwachsinnig sein, entschuldigt bitte die harten Worte, ich hab mir aus Interesse mal ein Keramikkochmesser zugelegt, daher meine bescheidene Meinung dieses Material betreffend...

Und naja, ich sehe mich durch deinen kurzen Zwischenbericht mehr als bestätigt, da hilft mir auch die lebenslange Garantie und das kostenlose Schleifservice nichts, wird nicht lange dauern und das Messer schaut wieder so aus. So mikro ist die Säge auch gar nicht, find ich, schon eher eine Makrosäge, oder meinetwegen eine Mesosäge, anyway, für MICH nicht akzeptabel.

Das mit dem Clip würd mich jetzt weniger stark stören, der Böker-Kundenservice ist ja bekannt und ein Clip kann auch schon mal abbrechen.

Das alles ändert auch nichts daran, dass das Messer mit Stahlklinge sicher eine Überlegung wert wäre, denn optisch spricht es mich an, allerdings nicht mit Keramikklinge.

Just my 2 Cents...

Greez
Wischi
 
Uihuihuih .. das sieht aber errscheckend aus! Vor allem, wenn Du nur von den normalen Scheidarbeiten berichtest.
Ich besitze das Böker Plus Anti-MC, welches ich bisher ehrlich gesagt nur spazieren getragen habe. Ea hat nur ein paar Briefe geöffnet und ein paar Arm-Haare abrasie. Die ultimative Schärfe wie ein gut abgezogene Stahlklinge erreicht es zwar nicht, aber ein gute Gebrauchsschärfe hat es.

http://www.boker.de/taschenmesser/boeker-plus/taktische-einsatzmesser/01BO035.html

Werde jetzt auch mal als EDC benutzen und mal sehen wie sich meine Klinge im Alltag schlägt ...

Gruß Jürgen
 
Selbst eine beinharte Currywurst mußte
aufgeben – darf man das überhaupt tun?? :irre:

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Nein, man braucht es nicht. Das Subjekt auf dem Foto ist eine Beleidigung für eine echt Currywurst. Eine Currywurst kommt grundsätzlich geschnitten daher;)

Um nicht ganz OT zu sein, schade, daß der Langzeittest so bescheiden ausfällt. Aber auch unsere billig Küchenkeramikmesser sahen noch leichtem Gebrauch so aus:mad: Keramik ist für mich kein Gebrauchsmesserwerkstoff.
 
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