güNef
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Servus,
Wakui Warikomi Aogami Migaki Petty 160mm
Hin und wieder wird Wakui in den Kaufberatungen genannt, persönliche Erfahrungen gibt es aber kaum bis keine und wenn, dann werden die Messer nicht gezeigt, warum auch immer.
In den Größen von 240mm bis 165mm habe ich Messer verschiedenster Profile Zuhause, teilweise mehrfach. Ein 160er Warikomi Petty sollte mein Portfolio nach unten abrunden. Ich wollte mal ein schönes, traditionell gefertigtes Petty, das ich mir auch nur mal anschaun kann, es muss nicht alles in Grund und Boden schneiden, Messer mit solchen Eigenschaften hab ich in ausreichender Zahl herumliegen.
Das die Schneidfähigkeit nun doch etwas hinter meinen Erwartungen blieb, ist immer dem Risiko des Ersten geschuldet der hier vorstellt, der springt nämlich ins kalte Wasser, verlässt die Welt der Hochglanzprospektbilder von Händlern und die Geschichten der Schwätzer im WWW und kauft so ein Teil. Nur die eigene Hand kennt die Wahrheit!
Wenn schon ein Wakui dann kein V2 Kurouchi oder Nashiji, sondern ein Aogami-Warikomi-Migaki mit „Hairlineklingenspiegel“ also wieder mal in den Goldtopf gegriffen!
Verarbeitung, Stahl, Griff:
Wakui fertigt traditionelle Dreilagenklingen, in diesem Fall eine von Hand aufgespaltene und feuerverschweißte Schneidlage aus Aogami II. Das Klingenfinish ist besonders und nennt sich „Hairline“, leicht geschwungene und klar sicht-und fühlbare Linien vom Griff in Richtung Klingenspitze sanft geschwungen. Der genußvolle Anblick währt nur kurz, die ganze Klinge bildet rasch eine Patina aus, dann ist von den „Hairlines“ nichts mehr zu sehen und die Oberfläche wird zunehmend rauher und stumpft ab. Beim Abtrockenen bleibt das Trockentuch auf den Patinafeldern regelrecht kleben.
Auch der Schnitt durch hartes Obst und Gemüse wird dadurch merkbar ausgebremst.
Die Reaktivität in Form von Verfärbungen, Geruch am Schnittgut und metallenem Geschmack bleibt aus, es kommt nur zu einer raschen Oberflächenreaktion des Stahls.
Das ist jetzt mein achtes Messer mit Aogamischneidlage/Klinge und auch hier werden meine Erwartungen an den Stahl erfüllt. Ich nutze das Petty jetzt seit vier Wochen zwei Mal täglich und es hat nur theoretisch an Schärfe verloren, praktisch keine Einbußen der gefühlten Schärfe beim Arbeiten. Ich habe die Schneide noch nicht aufgefrischt und warte jetzt mal zu, wie lange das so schön scharf bleibt. Es gibt keine Ausbrüche und die Werksschärfe wie auch der Anschliff waren perfekt. Bei dieser Serie gibt sich Wakui keine Blöße!
Das Petty ist sehr sauber und sorgfältig gefertig, alle Kanten gerundet, Zwinge und Griffholz ohne Überstand oder unansehnlichen Spalten zusammengefügt, die Erlbohrung unauffällig der Holzfarbe entsprechen verschlossen. Die Zwinge hat keine Fehlstelle, keinen Haarriß und im Sonnenlicht eine sehr schöne Zeichnung, fast könnte man annehmen sie sei passend zum Griff ausgesucht worden. Das Griffholz ist aus ovalem, geflammten Kastanienholz und sehr schön gemasert. Die glatten Stellen sind poliert und das ergibt eine lebhafte Oberfläche, gefällt mir ausnehmend gut! Der Griff hat im Verhältnis zur Klinge die richtigen Proportionen und wirkt dadurch weder globig noch plump wie es bei einigen anderen Wa-Petty’s öfters der Fall ist. Vor allem bei kürzeren Klingenlängen. Dazu ist natürlich ein schlankerer Griff nötig, es kann also schon sein, das größere Hände etwas an Volumen vermissen. Haptisch ein feines Holz, die Bauart erlaubt es meinen Händen mit den Fingern noch knapp hinter die Schneide zu kommen, wenn die Klinge am Brett aufliegt.
Geometrie:
Jetzt kommen wir zu einer entscheidenden Eigenschaft, der Schneidfähigkeit! Bei einem San-Mai-Petty sind Aufgrund der geringen Klingenhöhe und einer max. Klingenstärke von 4mm und der sich daraus ergebende, steile Anschliff keine Wunderdinge in Sachen Schnittigkeit zu erwarten. Wer Schnittleistung will, muss auf traditionelle Fertigung verzichten und sich ein modernes japanisches Monostahl-Petty von Ashi oder Konosuke kaufen, beides ist nicht zu haben.
Die Schneide vom Wakui ist über die ganze Länge nagelgängig und sehr fein. Aber knapp nach der Wate nimmt die Wandstärke rasch zu, ab dann wird hartes und dichtes Schnittgut ein ernstzunehmender Gegner. Ganz übel wird die Sache wenn das Schnittgut noch mehrfach höher als die Klinge ist, da macht das Wakui dann wenig Spaß. Wo eine dünne Möhre noch mit einem zusammengekniffenen Auge durchgeht, wird ein knackiger Apfel zum Waterloo für das kleine Messer. Mit einem hässlichen Geräusch spaltet die Klinge den Apfel, die Apfelzellen werden zerissen, dementsprechen sieht das Schnittbild aus. Meine „Laser“ (Mark Richmond benennt übrigens offiziell eine Messerserie mit diesem verpönntem Unwort) schneiden den Apfel geräuschlos und unangestrengt mit glatter Schnittfläche. Ich wäre ja ein Masochist wenn ich jetzt nur Äpfel mit dem Wakui schneiden würde, also quäle ich weder mich noch das Messer mit arbeiten für die es nicht geschaffen ist.
Dieses Beispiel zeigt, das eine „nagelnde“ Schneide nur ein Teil einer gelungenen Gesamtgeometrie ist und bei weitem nicht ausreicht alleine die Schneidfähigkeit eines Messers zu tragen. Da kann jetzt jeder davon halten was er will, ich weiß mittlerweile recht genau, wie eine exzellent schneidende Klinge beschaffen sein muss um meinem Anspruch gerecht zu werden.
Von meinem Petty jetzt auf die Geometrie der „großen“ Wakui’s der gleiche Serie zu schliessen, ist nicht ganz fair, trotzdem würde ich jetzt nicht mit einer völlig anderen Geometrie rechnen, ein Ashi ist ein Ashi, ob groß oder klein, lang oder kurz, die sind alle geometrisch gleich, da schlägt keines aus der Art. Warum sollte das bei Wakui innerhalb einer Serie anders sein? Solange ich mich nicht persönlich oder von zuverlässiger Stelle vom Gegenteil überzeugt habe/wurde empfehle ich vor dem Kauf eines in die Hand zu nehmen anzuschauen und auszuprobieren!
Hier ein paar Daten:
Gewicht: 88gr
Gesamtlänge: 280mm
Klingenlänge: 160mm
Schneidenlänge: 150mm
Stahl: Aogami II
Härte: 62-63 HRC
Hier der Balancepunkt!
Vielleicht kann ja shamrock was zu seinem Wakui Warikomi Gyuto sagen und ein paar Bilder beisteuern auf denen die zu erwartende Gemometrie gut zu sehen ist. Das wäre eine brauchbare Ergänzung zum Thema Wakui Warikomi!
Fazit:
Das Wakui Warikomi Aogami Migaki Petty ist ein Messer für jemanden, dem eine traditionelle und hochwertige Fertigung wichtiger ist, als Schneidfähigkeit. Es ist ein Messer für Carbonstahlliebhaber und Leuten die schon einiges an Messern haben und sich einfach mal an einem San-Mai-Petty erfreuen wollen und damit nicht nur schneiden, sondern es auch mal ansehen, auf Details achten und sich der Herstellungsmethode bewusst sein. Es ist ein sehr schönes und gut gemachtes Messer, aber nicht für alle und jeden!
Gruß, güNef
Wakui Warikomi Aogami Migaki Petty 160mm
Hin und wieder wird Wakui in den Kaufberatungen genannt, persönliche Erfahrungen gibt es aber kaum bis keine und wenn, dann werden die Messer nicht gezeigt, warum auch immer.
In den Größen von 240mm bis 165mm habe ich Messer verschiedenster Profile Zuhause, teilweise mehrfach. Ein 160er Warikomi Petty sollte mein Portfolio nach unten abrunden. Ich wollte mal ein schönes, traditionell gefertigtes Petty, das ich mir auch nur mal anschaun kann, es muss nicht alles in Grund und Boden schneiden, Messer mit solchen Eigenschaften hab ich in ausreichender Zahl herumliegen.
Das die Schneidfähigkeit nun doch etwas hinter meinen Erwartungen blieb, ist immer dem Risiko des Ersten geschuldet der hier vorstellt, der springt nämlich ins kalte Wasser, verlässt die Welt der Hochglanzprospektbilder von Händlern und die Geschichten der Schwätzer im WWW und kauft so ein Teil. Nur die eigene Hand kennt die Wahrheit!
Wenn schon ein Wakui dann kein V2 Kurouchi oder Nashiji, sondern ein Aogami-Warikomi-Migaki mit „Hairlineklingenspiegel“ also wieder mal in den Goldtopf gegriffen!
Verarbeitung, Stahl, Griff:
Wakui fertigt traditionelle Dreilagenklingen, in diesem Fall eine von Hand aufgespaltene und feuerverschweißte Schneidlage aus Aogami II. Das Klingenfinish ist besonders und nennt sich „Hairline“, leicht geschwungene und klar sicht-und fühlbare Linien vom Griff in Richtung Klingenspitze sanft geschwungen. Der genußvolle Anblick währt nur kurz, die ganze Klinge bildet rasch eine Patina aus, dann ist von den „Hairlines“ nichts mehr zu sehen und die Oberfläche wird zunehmend rauher und stumpft ab. Beim Abtrockenen bleibt das Trockentuch auf den Patinafeldern regelrecht kleben.
Auch der Schnitt durch hartes Obst und Gemüse wird dadurch merkbar ausgebremst.
Die Reaktivität in Form von Verfärbungen, Geruch am Schnittgut und metallenem Geschmack bleibt aus, es kommt nur zu einer raschen Oberflächenreaktion des Stahls.
Das ist jetzt mein achtes Messer mit Aogamischneidlage/Klinge und auch hier werden meine Erwartungen an den Stahl erfüllt. Ich nutze das Petty jetzt seit vier Wochen zwei Mal täglich und es hat nur theoretisch an Schärfe verloren, praktisch keine Einbußen der gefühlten Schärfe beim Arbeiten. Ich habe die Schneide noch nicht aufgefrischt und warte jetzt mal zu, wie lange das so schön scharf bleibt. Es gibt keine Ausbrüche und die Werksschärfe wie auch der Anschliff waren perfekt. Bei dieser Serie gibt sich Wakui keine Blöße!
Das Petty ist sehr sauber und sorgfältig gefertig, alle Kanten gerundet, Zwinge und Griffholz ohne Überstand oder unansehnlichen Spalten zusammengefügt, die Erlbohrung unauffällig der Holzfarbe entsprechen verschlossen. Die Zwinge hat keine Fehlstelle, keinen Haarriß und im Sonnenlicht eine sehr schöne Zeichnung, fast könnte man annehmen sie sei passend zum Griff ausgesucht worden. Das Griffholz ist aus ovalem, geflammten Kastanienholz und sehr schön gemasert. Die glatten Stellen sind poliert und das ergibt eine lebhafte Oberfläche, gefällt mir ausnehmend gut! Der Griff hat im Verhältnis zur Klinge die richtigen Proportionen und wirkt dadurch weder globig noch plump wie es bei einigen anderen Wa-Petty’s öfters der Fall ist. Vor allem bei kürzeren Klingenlängen. Dazu ist natürlich ein schlankerer Griff nötig, es kann also schon sein, das größere Hände etwas an Volumen vermissen. Haptisch ein feines Holz, die Bauart erlaubt es meinen Händen mit den Fingern noch knapp hinter die Schneide zu kommen, wenn die Klinge am Brett aufliegt.
Geometrie:
Jetzt kommen wir zu einer entscheidenden Eigenschaft, der Schneidfähigkeit! Bei einem San-Mai-Petty sind Aufgrund der geringen Klingenhöhe und einer max. Klingenstärke von 4mm und der sich daraus ergebende, steile Anschliff keine Wunderdinge in Sachen Schnittigkeit zu erwarten. Wer Schnittleistung will, muss auf traditionelle Fertigung verzichten und sich ein modernes japanisches Monostahl-Petty von Ashi oder Konosuke kaufen, beides ist nicht zu haben.
Die Schneide vom Wakui ist über die ganze Länge nagelgängig und sehr fein. Aber knapp nach der Wate nimmt die Wandstärke rasch zu, ab dann wird hartes und dichtes Schnittgut ein ernstzunehmender Gegner. Ganz übel wird die Sache wenn das Schnittgut noch mehrfach höher als die Klinge ist, da macht das Wakui dann wenig Spaß. Wo eine dünne Möhre noch mit einem zusammengekniffenen Auge durchgeht, wird ein knackiger Apfel zum Waterloo für das kleine Messer. Mit einem hässlichen Geräusch spaltet die Klinge den Apfel, die Apfelzellen werden zerissen, dementsprechen sieht das Schnittbild aus. Meine „Laser“ (Mark Richmond benennt übrigens offiziell eine Messerserie mit diesem verpönntem Unwort) schneiden den Apfel geräuschlos und unangestrengt mit glatter Schnittfläche. Ich wäre ja ein Masochist wenn ich jetzt nur Äpfel mit dem Wakui schneiden würde, also quäle ich weder mich noch das Messer mit arbeiten für die es nicht geschaffen ist.
Dieses Beispiel zeigt, das eine „nagelnde“ Schneide nur ein Teil einer gelungenen Gesamtgeometrie ist und bei weitem nicht ausreicht alleine die Schneidfähigkeit eines Messers zu tragen. Da kann jetzt jeder davon halten was er will, ich weiß mittlerweile recht genau, wie eine exzellent schneidende Klinge beschaffen sein muss um meinem Anspruch gerecht zu werden.
Von meinem Petty jetzt auf die Geometrie der „großen“ Wakui’s der gleiche Serie zu schliessen, ist nicht ganz fair, trotzdem würde ich jetzt nicht mit einer völlig anderen Geometrie rechnen, ein Ashi ist ein Ashi, ob groß oder klein, lang oder kurz, die sind alle geometrisch gleich, da schlägt keines aus der Art. Warum sollte das bei Wakui innerhalb einer Serie anders sein? Solange ich mich nicht persönlich oder von zuverlässiger Stelle vom Gegenteil überzeugt habe/wurde empfehle ich vor dem Kauf eines in die Hand zu nehmen anzuschauen und auszuprobieren!
Hier ein paar Daten:
Gewicht: 88gr
Gesamtlänge: 280mm
Klingenlänge: 160mm
Schneidenlänge: 150mm
Stahl: Aogami II
Härte: 62-63 HRC
Hier der Balancepunkt!
Vielleicht kann ja shamrock was zu seinem Wakui Warikomi Gyuto sagen und ein paar Bilder beisteuern auf denen die zu erwartende Gemometrie gut zu sehen ist. Das wäre eine brauchbare Ergänzung zum Thema Wakui Warikomi!
Fazit:
Das Wakui Warikomi Aogami Migaki Petty ist ein Messer für jemanden, dem eine traditionelle und hochwertige Fertigung wichtiger ist, als Schneidfähigkeit. Es ist ein Messer für Carbonstahlliebhaber und Leuten die schon einiges an Messern haben und sich einfach mal an einem San-Mai-Petty erfreuen wollen und damit nicht nur schneiden, sondern es auch mal ansehen, auf Details achten und sich der Herstellungsmethode bewusst sein. Es ist ein sehr schönes und gut gemachtes Messer, aber nicht für alle und jeden!
Gruß, güNef