Wärmebehandlung von Rasiermessern

Randomdude

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Hallo liebe Forumiten!

Nachdem ich heute beschlossen habe mich an meinem ersten Rasiermesser zu versuchen,
wäre ich beim Punkt Wärmebehandlung angekommen. Leider hab ich in der SuFu nicht viel dazu gefunden.

Um die (ziemlich dünne) Klinge mit möglichst geringem Wärmeverzug zu härten werde ich sie ein paar mal spannungsarm glühen dürfen.
Jetzt stellt sich mir die Frage, wie ein Rasiermesser angelassen werden muss. Gibt es beim Anlassen Temperaturunterschiede zwischen Schneide und Klingenrücken?

Die meisten Rasiermesser lassen sich ja mit dem Daumennagel an der Schneide leicht biegen, darum bin ich mir nicht ganz sicher.
Das Messer ist eher ein Winzling.
Die Klinge ist aus 1.1274 und am Rücken nur knapp 1,5mm dünn, was wahrscheinlich eh viel zu dünn ist. Die Länge beträgt 55mm.

Wahrscheinlich stehen dem ein oder anderen bei diesem Post jetzt schon die Haare zu berge. :glgl:

Trotzdem schon mal vielen Dank,

Nils
 
Hallo Niels,
ich habe bereits 3 Messer fertiggestellt.
Bei einem Rasiermesser musst du nochmal sauberer härten als normal.
Also lieber ein paar mal scharf normalisieren um eine perfektes gefüge herzustellen, bevor du dann weichglühst.
Wenn möglich vor Entkohlung schützen, außer du hast an der Klinge noch genug Fleisch.
Haltezeit/Temperatur würde ich auch nicht zu hoch wählen da den C100 keine Legierungszuschläge vor der Kornvergröberung schützen, die Hitzeverteilung muss gleichmäßig sein und du solltest evt. mit dem Rücken zuerst eintauchen.
Hier haben aber wahrscheinlich andere mehr zu sagen.


Den Rücken musst du nicht gesonders anlassen, das Messer an sich hat ja gewiss keine größeren Ansprüche an Stabilität.
Analssen würde ich aus diesem Grund auch nicht zu hoch, eher so bei 170-180°.
Die Flexibilität erreichst du rein durch den dünnen Anschliff.
Ich habe meist um Verzug vorzubeugen/besser härten zu können die Klinge selbst nicht so dünn ausgeschliffen und so 2-3 zehntel drangelassen.
Das Hohlschleifen danach fast auf null ähnelt einem Eiertanz.

Die 1,5 mm Dicke stören zwar evtl. bei Benutzung nicht (außer es wird insgesamt zu biegsam), sind aber eigentlich Unsinn, da du immer bis sonstwo abkleben musst um ordentlich schärfen zu können. Kommt natürlich auch auf die Höhe an.
Aber irgendwie musst du ja auf den Schneidenwinkel kommen(Ich habe so 17° bis 22° total im Kopf) .
Ich hab da schon immer bei 4,5 mm und 7/8 ordentlich zu tun.
Deshalb habe ich die spätern Messer so dimensioniert das ich nicht mehr abkleben muss.
Wenn du es wie ein Küchenmesser mit freiem Winkel schleifen möchtest must du dies wirklich absolut perfekt können, um die benötigte Schärfe zu erreichen.
Ich würde davon abraten.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Danke für deine Hilfe, Eisenbrenner!

Jetz weiß ich schon mal wie ich es beim nächsten Mal richtig mache.

Heute hab ich mal versucht die Klinge zu härten. Erst ein paar Mal normalisiert und dabei immer wieder auf Verzug geachtet und nachgebessert.
Danach wollte ich sie zwei mal Härten, was aber in die Hose ging. Nach dem ersten Härten hat sich die Schneide ziemlich grob verzogen und beim Nachbessern ist dann ein ordentliches Stück davon abgebrochen.

Memo fürs nächste Mal: Von Anfang an mit dickerem Rohmaterial anfangen und nicht zu viel ausschleifen vorm Härten.
Wenn ich das nächste Mal Zeit habe (was wohl erst in ein paar Wochen ist, wegen Gesellenprüfung und so) und es wen interessiert,
werde ich vielleicht einen kleinen WIP-Thread davon machen.

Ich wünsche noch ein schönes Wochenende :steirer:

Nils
 
Hallo Nils,
schade das es nicht geklappt hat.
Bei ganz feinen Konturen solltest du nach dem scharf normalisieren noch einmal spannungsarm glühen,
da du damit ja noch mal Spannungen hineinbringen kannst.
Das spannungsarm glühen beeinflusst ja die Korngröße dann nicht mehr negativ.
Ich führe dies meist schon ein paar mal durch bevor ich schleife.
Danach dann weichglühen bzw. spannungsarm glühen.
Wobei sich diese Begrifflichkeiten bei meiner herangehensweise nicht wirklich unterscheiden.
Ich lege die Klingen in ein verlöschendes Feuer (Restwärme der verschlossenen Gasesse oder nach dem Grillen in die Glut) und prüfe,
das sie nicht mehr antimagnetisch wird.

Der C100 ist zwar gewiss für ein Rasiermesser geeignet, der Stahl sollte aber idealerweise einen höheren Kohlenstoffgehalt (~1,5%) besitzen.
Gut geeignet sind z.B. Feilen, die du schon in der richtigen Stärke bekommst, ich empfehle Dick (C120Cr3).
Die großen Feilen haben hier 6mm Dicke
Gut geeignet ist auch Silberstahl (1.2210 115CrV3), den du aber selbst ausschmieden müsstest, da meist nur als Rundmaterial erhältlich.

Grüße,
Eisenbrenner
 
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