Walzlaminat "Damast" - Damast - Monostahl - Fortführung der "Lidlmesser" Diskussion

AW: Walzlaminat "Damast" - Damast - Monostahl - Fortführung der "Lidlmesser" Diskussi

Ich fürchte, wir haben hier wieder einmal die unausrottbare Vorstellung von den harten und weichen Lagen im Damast.
Da die umfangreichen älteren Beiträge dazu nicht gelesen oder verstanden werden, nochmal in möglichster Kürze:
Wenn wir ohne nähere Qualifikation von Damast oder Damaszenerstahl reden, ist der Schweißdamast gemeint (im Unterschied zum Wootz).
Schweißdamast entsteht durch Verschweißen unterschiedlicher Stähle.
Das Schweißverfahren ist dafür belanglos- es geht mit Hammer, Walze oder Presse.
Das Muster im Damast entsteht nur in seltenen Sonderfällen durch einen Unterschied im C-Gehalt der einzelnen Schichten.
Kohlenstoff ist im Austenit auf Zwischengitterplätzen eingelagert und relativ beweglich-deshalb kann man C-armen Stahl ja auch aufkohlen-d.h. Kohlenstoff eindiffundieren lassen.
Bei hochlagigen Damasten mit mehreren Faltungen und Schweißvorgängen ist der C-Gehalt in den einzelnen Schichten in etwa gleich, unterschiedliche Härten könnten theoretisch durch die sonstigen Legierungselemente, die das Eisenatom im Gitter substituieren und deshalb kaum zum Wandern zu bewegen sind, entstehen-große Unterschiede gibt es in der Regel nicht.
Hochwertige Damaststähle für Schneidzwecke haben einen C-Gehalt von 0,6 % aufwärts über den gesamten Querschnitt. Für Kochmesser sind ohne weiteres 1,2 % C sinnvoll.
Derartige Stähle erreichen nach dem Härten HRC-Werte von 65 und darüber.
Sie können selbstverständlich ohne Schneidlage eingesetzt werden, weil auch die besten Monostahlschneidlagen keine besseren Schneideigenschaften haben.
Stähle mit hohem C-Gehalt sind in einem kleineren Temperaturfenster zu schweißen, als solche mit wenig C-zu deutsch, sie sind schwieriger herzustellen und deshalb teurer.
An den zu recht guten Ruf guter Damaststähle hängen sich Leute, die gerne schnell Geld verdienen wollen, mit Vergnügen dran.
Sie nehmen einen möglichst einfach herzustellenden Damast-wenig C-viel Kontrast und benutzen ihn als Deckschicht für einen schneidhaltigeren Kern. Das Schneiden besorgt hier also nicht der Damast, der allenfalls Zierfunktion hat und die Zähigkeit des Klingenkörpers erhöhen könnte-er ist ja weich- sondern die Kernlage.
Gegen eine solche Konstruktion ist von der Leistung her nichts einzuwenden.
Ist die Schneidlage gut, so kann man auf diese Weise Klingen höchster Güte fertigen.
Man muß sich aber darüber im klaren sein, daß man eigentlich eine Monostahlklinge mit Zierdamast hat.
Wird die an sich gute Technik benutzt, um einen Feld-Wald-Wiesenstahl durch die weiche Damasttapete aufzuwerten und ein leistungsmäßig mäßiges Massenprodukt teuer zu verkaufen, ist das nicht mehr in Ordnung.
Die hier angesprochenen Lidl-Messer kenne ich nicht und werde sie auch nicht kennenlernen-Was ich gerne hätte, kann ich mir selber machen.
Selbst wenn sie aber eine Schneidlage aus einem der gängigen korrosionsbeständigen Stähle hätte und die Wärmebehandlung in Ordnung wäre, wäre gegen den Preis nichts einzuwenden. Ich fürchte, es ist Schlechteres zu höheren Preisen auf dem Markt.
MfG U. Gerfin
 
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Hallo Ulrich.

"Ich fürchte, wir haben hier wieder einmal die unausrottbare Vorstellung von den harten und weichen Lagen im Damast."

So gehen die Jahre ins Land und es taucht immer wieder auf;)



Schweißdamast entsteht durch Verschweißen unterschiedlicher Stähle.
Das Schweißverfahren ist dafür belanglos- es geht mit Hammer, Walze oder Presse.

MfG U. Gerfin



kurze Ergänzung:
Das gilt für den Bereich der einfachen Lagen-Damaste, die auch z.B. geprägt sein können.
Es gibt noch viele Damastarten die zum Schweissdamast zählen, die eine Walze oder Presse niemals wird machen können, dazu braucht Erfahrung und sehr viel Gefühl beim verschweissen.


"Ich fürchte, es ist Schlechteres zu höheren Preisen auf dem Markt."


Ich habe schon gleichartiges im Hochpreis-Segment gesehen, da hört das Verständniss dann auf.


Gruß,
Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
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Hallo,

Dann erklärt mir doch mal folgendes:

http://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl

Da besteht zB unter Bedeutung:

Außerdem besteht bei Messern das Problem, dass sich die Schneide „sägeförmig“ abnutzen kann, d. h., dass sich die weichen Schichten im Verbund viel schneller abnutzen als die harten. Da beide Schichten auch die Schneide ausbilden, ist dieses Problem durchaus zu beachten. Dieses Problem haben z. B. Monostahlklingen oder Dreilagenstahl-Klingen nicht.

Alles falsch was da steht ??

Mfg
Cosmo
 
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Naja, wiki ist halt frei und jeder kann seinen senf dazu geben, auch wenns nicht 100% rchtig ist. Daher sind Infos von Wikipedia auch nicht immer richtig. :hmpf:
 
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Hallo Cosmo !
Zu Deiner Frage: Alles falsch ?-Ja leider !.
Es ist auch furchtbar schwer, jemandem etwas zu erklären, wenn die erforderlichen Vorkenntnisse fehlen.
Versteh das bitte nicht als persönliche Kritik- niemand muß sich mit Stahl auskennen und niemand muß in seriösen (?) Medien verbreitete Meinungen und Erkenntnisse kritisch anschauen und überprüfen.
Du stellst aber ehrliche Fragen und sollst deshalb auch eine ehrliche und ernsthafte Antwort bekommen. Was ich hier schreibe-und auch schon oft geschrieben habe- habe ich mir nicht zusammenphantasiert, sondern aus den führenden wissenschaftlichen Werken und Veröffentlichungen zusammengetragen, in der Praxis untersucht und den einen oder anderen Gedanken, der in Fachkreisen inzwischen akzeptiert worden ist, auch selbst entwickelt.
Wenn Du an dem Thema wirklich so interessiert bist, daß Du die Grundlagen verstehen willst, solltest Du in einem der guten Veröffentlichungen -Rapatz-Die Edelstähle, Haufe -Werkzeugstähle und ihre Wärmebehandlung-oder sonst einem Grundlagenbuch die Anfangskapitel lesen.
Zum Einstieg: Chemisch reines Eisen ist ein recht weiches, zähes und als solches für Werkzeuge unbrauchbares Material- Es ist zum Beispiel, anders als man das gemeinhin glaubt, der Bronze an Festigkeit weit unterlegen.
Seine Gebrauchseigenschaften erhält es durch die Beifügung zusätzlicher Elemente. Das wichtigste ist der Kohlenstoff, wertvolle Legierungselemente sind Mangan, Silizium, Chrom, Nickel, Wolfram, Molybdän und Vanadium.
Die Wirkung der Legierungselemente im Eisen sind sehr unterschiedlich und beruhen darauf, wie sie im Eisen enthalten sind.
Dazu muß man wissen, daß die Elementarzelle des Eisens als Würfel (kubisch) aufgebaut ist und auf jeder Würfelecke und in der Raummitte der Zelle ein Eisenatom sitzt. Diese Struktur gilt für den Bereich der Raumtemperatur bis zu einem bestimmten Temperaturbereich in der Rotglut. Ich nenne hier bewußt keine exakte Temperatur, weil sie durch die Legierung beeinflusst wird. Die "Raumtemperaturform" des Eisens mit dem geschilderten kubisch-raumzentrierten Aufbau nennt man Ferrit.
Beim Überschreiten eines gewissen Temperaturbereichs wandelt sich diese Struktur um, sie bleibt würfelförmig, wird aber etwas größer und die Atome sitzen jetzt auf den Würfelecken und in den Flächenmitten.
Diese Struktur nennt sich Austenit und ihr Aufbau kubisch-flächenzentriert.
Für Deine Frage ist nun folgende Gesetzmäßigkeit von ausschlaggebender Bedeutung: Im Ferrit ist Kohlenstoff nicht löslich.
Er verbindet sich mit drei Eisenatomen zum Karbid Fe 3C oder Zementit, das im Ferrit als Fremdkörper isoliert liegt. Man kann sich das so vorstellen, wie ein Sandkörnchen in einem Stück Schokolade liegen würde.
Im Austenit- der Wärmeform des Eisens- kann C dagegen gelöst werden und zwar dringt der Kohlenstoff ins Atomgitter ein und sitzt auf Zwischengitterplätzen ( er ist interstitiell eingelagert).
Wenn er dort eingesperrt werden kann, verspannt er das Gitter und bewirkt die Härte des Stahl bis zur Glashärte und darüber-das nur nebenbei.
Im Austenit kann der Kohlenstoff sich auch recht gut bewegen, er kann also von Plätzen hoher Konzentration zu solchen wandern, wo noch wenig C vorhanden ist. Diesen Vorgang nutzt man beim Einsetzen, bei dem man bei hoher Temperatur Kohlenstoff in das Eisen eindiffundieren läßt.
Das ist für das Verständnis die entscheidende Grunderkenntnis !.
Beim Feuerschweißen wird die Temperatur, bei der der Kohlenstoff wandern kann, weit überschritten. Er verteilt sich deshalb über den Querschnitt des Werkstücks. Hätte man also reines Eisen mit Feilenstahl verschweißt, der bei guten Feilen ca. 1,4 % C hat, so würde der Kohlenstoff von den Feilenstahllagen in die Eisenlagen wandern. Die Geschwindigkeit ist dabei in erster Linie von der Temperatur abhängig, sonstige Legierungselemente können auch eine gewisse Rolle spielen, die wir hier aber vernachlässigen können.
Da die einzelnen Schichten in einer fertigen Damastklinge nur noch wenige my dick sind, ist bei mehrmaligem Falten und hochlagigen Damastklingen von einem völligen Konzentrationsausgleich des Kohlenstoffs auszugehen. Ich habe diese Gesetzmäßigkeiten auf der Tagung Damaszenerstahl in Hagen 1993 vorgetragen und dafür zunächst Ablehnung und Kritik einstecken müssen. Inzwischen sind sie durch Untersuchungen von Dr. Verhoeven und Prof M. Pohl nachgewiesen.
Sie sind auch in der Praxis zu bestätigen und zu beobachten: Bei Dreilagen-Klingen mit einem Kern aus hochwertigem Werkzeugstahl und Seitenlagen aus weicherem Material ist die Diffusion wegen der nur einmaligen Schweißung und den noch recht dicken Lagen noch nicht abgeschlossen. Man kann aber- insbesondere nach einem Anätzen- die aufgekohlte Übergangszone zwischen Schneidlage und Mantel als deutliche dunklere Verfärbung erkennen. Die praktizierenden Schmiede nutzen dies bei der auch mechanisch günstigen Dreilagentechnik zur Erzielung schöner Muster im Übergang zwischen Stahl und Mantel-ähnlich dem Hamon bei japanischen Techniken.
Durch die Wirkung der übrigen Legierungselemente, die ausnahmslos statt des Eisens einen Platz im Atomgitter besetzen ( es substituieren), werden die Zusammenhänge noch komplizierter und interessanter.
Das soll aber hier als Einstieg genügen.
Fazit: Harte und weiche Lagen im mehrfach gefalteten Damast kann es nur in Ausnahmefällen geben. Deshalb mein Rat: Immer hübsch kritisch bleiben- natürlich auch gegenüber dem, was ich schreibe.
MfG U. Gerfin
 
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@cosmo

Dein Zitat aus Wiki war nicht ganz vollständig! Ich habe das fehlende mal rot eingefügt.

"Außerdem besteht bei Messern aus Billig-Damast (z.B. Eisen und Stahl) das Problem, dass sich die Schneide „sägeförmig“ abnutzen kann, d. h., dass sich die weichen Schichten im Verbund viel schneller abnutzen als die harten. Da beide Schichten auch die Schneide ausbilden, ist dieses Problem durchaus zu beachten. Dieses Problem haben z. B. Monostahlklingen oder Dreilagenstahl-Klingen nicht."

Da kommen wir der Sache schon näher. Wenn man also ungeeignete Materialien (in diesem Fall weiches Eisen) für Damsatklingen verwendet kommt halt nichts gescheites dabei raus.

Außerdem steht dort auch:
"Es gibt auch sehr große qualitative Unterschiede der Damaststähle der einzelnen Hersteller/Handwerker. Damast wird leider auch in schlechter Qualität hergestellt, daher sollte man beim Kauf gut informiert sein und die richtigen Fragen stellen."

Und auch hier hat Wiki recht. Es kommt eben darauf an, wer Damast herstellt. Es gibt unzweifelhaft ein riesen Unterschied zwischen einer Damstklinge aus meiner unerfahrenen Hand und der von Peter.

Und glaub es einfach: Es gibt Leute hier im Forum die wissen wovon sie schreiben.

Gruß Klaus
 
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Hallo,

ja danke erstmal....


PS: hab nie daran gezweifelt, das hier leute mit "kenne" am werke sind!

Mfg
cosmo
 
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Sorry, dass es so lange gedauert hat mit dem Video, aber ich komme momentan nicht zum schmieden.

Damit sich die Sache nichts im Sand verläuft, habe ich eine ausgemusterte Klinge (sie gefällt mir nicht gut genug um mir die Mühe für einen Griff zu machen) gegen das besagte Messer vom Kaffeeladen antreten lassen.

Den Beitrag mit Erklärung und Video habe ich extra nicht hier reingestellt, da es ja eigentlich nichts wirklich zum Thema gehört.
Zum Videobeitrag

Gruß

Xzenon
 
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"Ich fürchte, wir haben hier wieder einmal die unausrottbare Vorstellung von den harten und weichen Lagen im Damast."

Ich muss zugeben, diesem Irrtum war ich bis eben auch noch erlegen.
So wie ich das jetzt verstehe, reden wir hier von

- "echtem" Damast (rostend, verschweißt, das Zeugs von Peter eben...)
- Walzlaminat (rost"frei", gewalzt, Lidl) aus harter Schneidlage plus Damasttapete für die Optik
- Monostahlklingen (normale, gute Kochmesser z.B.)
- Dreilagenklingen (z.b. Schneidlage aus härterem, Außenlagen aus weicherem Stahl, z.b. jap. Messer von Zakuri o.ä.)

Richtig so? Falls nein, bitte korrigiert mich.

Was mich wieder zu der Frage führt, welche praktischen Vorteile denn nun ein "echter" Damast mit gleich harten Materialien (gleicher Kohlenstoffanteil, unterschiedliche sonstige Legierungsbestandteile)gegenüber einer gleich harten Monostahlklinge hat. die Erklärung von U. Gerfin (krz / kfz etc.) finde ich schonmal sehr hilfreich in der Richtung.

Bitte nicht falsch verstehen, ich stelle es nicht in Frage, sondern möchte es verstehen.
 
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Zum letzten Beitrag:
Welche praktischen Vorteile hat ein echter Damast "von Peter eben" gegenüber einem guten Monostahl ?
Wenn Du eine einfache, griffige Antwort willst: Keine !
Wenn es etwas differenzierter sein darf, sollte man folgendes bedenken:
1. Den echten Damast gibt es nicht. Es gibt ungefähr 87 Quadrillionen möglicher Schweißdamastkombinationen, etliche hundert davon machen technisch Sinn.
Um es zu verdeutlichen, haben wir mal Damastkombinationen mit Fahrzeugen verglichen, wobei grob angenähert der C-Gehalt mit dem Hubraum gleichgesetzt wurde. Es gibt danach eine Abstufung von "Traktordamasten" bis hin zum "Ferraridamast".
Eine bildliche Darstellung kann man in Romans Buch anschauen.
2. Geht man in die höchste Kategorie von Damastklingen mit 1,1 % C und mehr mit Komponenten mit Wolfram, so kann man die Schneideigenschaften der besten Rasiermesserstähle erreichen.
Ob man sie übertreffen kann, ist fraglich. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, weil man durch die feinen Damastlagen möglicherweise ein besonders feines Gefüge erzielen kann. Zweifel bleiben aber.
Solche Damaststähle werden kaum je gefertigt. Sie sind schwieriger herzustellen, als die "Limousinenqualität" mit im Mittel 0,6-0,8 % C, sind im Gebrauch weniger robust als diese und zeigen ihre vorzüglichen Eigenschaften erst in der Hand des Kenners.
Meines Wissens sind solche Messer nur in Gestalt der Kochmesser von Jean-José Tritz im Handel. Es ist nicht so, daß andere Damastschmiede das nicht könnten-einigen (wenigen) traue ich das schon zu. Sie scheuen aber zu Recht die Mehrarbeit und das Risiko, die ihnen vom normalen Verbraucher nicht gedankt würden.
3. Durch die Kombination verschiedener Zonen im Damast-etwa zäher, gut zeichnender Zonen im Rücken mit erstklassigen Stählen in der Schneide kann man Schönheit, Robustheit und Effizienz in einer Klinge zusammenbringen.
4. Das Walzlaminat wird hier als etwas grundsätzlich minderwertiges angesehen.
Das wird auf den konkreten Fall zutreffen, muß aber nicht so sein.
Vom technischen Standpunkt spricht nichts dagegen, auf einen geeigneten Stahlkern eine der Zierde und vielleicht auch noch der Zähigkeit dienende Damastschicht aufzuwalzen. Wenn das ordentlich gemacht wird und Material und Wärmebehandlung stimmen, kann so ein Spitzenprodukt erzeugt werden.
Wenn man an den Kommerz denkt und eine Monostahlklinge aus mäßig geeignetem Stahl, die man für wenige Euro herstellen könnte, mit einem Damastmäntelchen umhüllt, das eigentlich keine Funktion hat, kommt natürlich keine wirkliche Qualität zustande. Die einzige Funktion des Mäntelchens ist, die dürftige Qualität zu bemänteln und durch die Assoziation "Damast" einen gesalzenen Preis zu rechtfertigen.
5. Dreilagenklingen vereinen die guten Eigenschaften des harten Kernstahls mit denen des zäh-weichen Mantels und sind vom Technischen her vorzüglich-immer vorausgesetzt, das Material und die Schmiede- und Wärmebehandlung sind in Ordnung.
Da sie in der Herstellung einen zusätzlichen Aufwand gegenüber Monostahlklingen bedeuten und optisch für den Laien nichts hermachen, werden sie industriell allenfalls in den nordischen Ländern, wo sie eine gewisse Tradition haben, hergestellt.
6. Was ist eine gute Monostahlklinge ?
Es gibt ordentliche bis sehr gute korrosionsbeständige Stähle, aus denen man Klingen fertigen kann, die auch hohen Ansprüchen genügen.
Die Stabilität feiner Schneiden ist aber mit der von geeigneten Werkzeugstählen nicht zu vergleichen.
Wenn sich jemand die Mühe macht, aus den leicht mit Wolfram legierten Werkzeugstählen 1.2515, 1.2516, 1.2519 oder ähnlichen Stählen dieser Kategorie oder wirklich guten Feilenstählen wie 1.2206 (an sich ein klassischer Rasiermesserstahl, heute überwiegend für Ziehmatrizen gebraucht) Messerklingen herzustellen, wird man von den ungeahnten Leistungen überrascht sein.
Auch solche Messer sind nicht im Handel, weil sie teurer, anspruchsvoller in der Behandlung und gegenüber grobem Mißbrauch empfindlicher sind, als die Normalqualitäten.
Die guten japanischen Kochmesser mit Kern aus weißem oder blauem Papierstahl kommen dem sehr nahe, könnten aber vom Stahl her noch mit deutlich größerer Härte eingesetzt werden. Vom Stahl her sind sie sehr gut, ob der Stahl allerdings jeweils optimal behandelt wurde, weiß ich nicht-gelegentlich habe ich schon Klagen gehört, die eigentlich nicht auftreten dürften.
7. Wenn ich die drei Schärfeprüfungen: Fallendes Blatt Papier, stehendes Blatt Papier und frei gehaltenes Haar mache, habe ich den Eindruck, daß meine Damastklingen der obersten Kategorie das am eindrucksvollsten machen. Das mag aber subjektiv sein.
MfG U. Gerfin
 
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Zum letzten Beitrag:
2. Geht man in die höchste Kategorie von Damastklingen mit 1,1 % C und mehr mit Komponenten mit Wolfram, so kann man die Schneideigenschaften der besten Rasiermesserstähle erreichen.
Danke für die Info:super:

Meine praktische Erfahrungen zeigten, dass 1.1545, 1.3505 kaum durch 1.2516, 1.2008 oder 1.2519 ersetzt werden können. Das passt zu Romans Buch auch.
Je feiner eine Schneide ist, desto besser ist 1.1545 dran.
Das ist interessant zu lesen.

1.2516 oder 1.2519 werden in dem Fall unstabiler und dadurch schneller stumpf. Meine Eindruck nach brauchen die etwas gröbere Schneidwinkel als ein Rasiermesser. Es kann natürlich subjektiv sein.
 
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Meine praktische Erfahrungen zeigten, dass 1.1545, 1.3505 kaum durch 1.2516, 1.2008 oder 1.2519 ersetzt werden können. Das passt zu Romans Buch auch.

Also sorry, aber das scheint mir nun überhaupt nicht logisch. Zumindest dann nicht wenn es sich auf die Legierungselemente bezieht. Denn 1.3505 hat doppelt so viel Chrom wie ein 1.2008.

Hinzu kommt die Frage der Praktikabilität. Die Schneide eines Rasiermessers ist für keine andere Anwendung wirklich brauchbar außer für's Rasieren und für ein Mikrotom. Ein Alltagsmesser, auch ein Küchenmesser, mit so einer Schneide wollte ich nicht haben.

Den Vorteil des 1.1545 im Damast sehe ich aber noch ganz woanders: kein Chrom, daher prima schweißbar.

Abgesehen davon frage ich mich, ob denn eine Schneide ganz ohne Karbide nicht noch viel feiner wäre...... (honni soit qui mal y pense :D )
 
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AchimW
1.3505 (von Klingen, die ich benutzt habe)... die ist noch hinsichtlich Härte (61) unterlegen. Auch deshalb nicht richtig vergleichbar.

Ernst: meine Klinge (ich meine Schneide)von Tritz (1.1545) subjektiv ist etwas stabiler als 1.2516 oder 1.2552 (etwa bei gleicher Härte).

Da Druck schon eine entscheidende Rolle beim Schneiden spielt, ist (kann) schon 1.1545 etwas besser für einige Kochmesser geeignet sein :)...

S und P- Rolle, erreichbare Korngrosse und Karbidgrosse, Karbidmenge...
später kann man die Frage besser formulieren:irre:
 
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@stang66


"Welche praktischen Vorteile hat ein echter Damast "von Peter eben" gegenüber einem guten Monostahl ?"


Man kann "mein Zeug":) nicht mit total anderen Herstellungsarten vergleichen.
Weil es einfach nicht funktioniert, bei der Vielfalt.
Ich beschäftige mich intensiv mit Stahl und will aufgrund des Aufwandes ein Ergebniss, dass mich persönlich zufrieden stellt.
Ich würde nicht glücklich werden, wenn die jeweilige Qualität nicht stimmt.
Damast bietet mir da viele gute Optionen.
Da ist der Kern der Sache, danach kann man meine Klingen bewerten.

Die ganzen Unterteilungen sind alle schön und gut, aber schlicht nur Theorie.
Der Aufwand/Sorgfalt und die Erfahrung die in einer Klinge stecken machen die Qualität.
Bei einem Schmiede-Funkensprüher nutzt keine "Kohlenstoff-Additions-Formel", es kommt Schrott raus.
Falsche Wärmebehandlung, es kommt Schrott raus.
Was nützt die Legierungsangabe mit Härtewert wenn die Klinge eine Haltezeit von einer Stunde hatte und dann im verkehrten Abschreckmedium auf Härte gequält wurde?
Styropor ist danach feinkörniger.
Wie will man soetwas zum Verständniss einteilen in echt oder falsch, gut oder schlecht, Damast oder Monostahl?

Seht euch den Macher und die Machart an und beurteilt dessen Können für sich.
Gibt er von der Machart nichts preis, lasst die Finger davon, es hat schon seinen Grund.
Ihr braucht Stahl zum Schneiden, sucht euch eure gewünschte Qualität aus und kauft vom Macher eures Vertrauens.
Tabellarische Einteilung funktioniert nicht weil es total oberflächlich ist.

Ihr bekommt da keine Qualitätseinteilung zwischen Damast, Walzlaminat und Monostahl in Tabellenform hin.
Genausowenig funktionieren Leistungsklassen, wenn es zusammenhangslos gebraucht wird um eine Damast-Qualität einzuordnen.
Das ist nur ein kleiner Teil des ganzen und noch kein pauschaler Hinweis auf Qualität.
Darum die jeweiligen Erläuterungen, zur Herstellung der Walzlaminate, Damaste, Monostähle, damit man schonmal grob vorab erkennt,
was man erwarten darf und was nicht und ob der Preis angemessen ist.
Etwas anderes kann ich aus Erfahrung nicht vermitteln.
Die ganze Machart ist entscheidend und nicht die Optik, Theorie, Wahl des Ausgangsmaterial oder der bekannte Name des Machers.
Ist alles schon in den Beiträgen ausführlich zu finden.

Gruß,
Peter
 
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Es ist eigentlich zum Verzweifeln.
Jemand stellt eine einfache und im Grunde berechtigte Frage. Ein anderer versucht, die Frage zu beantworten. Dann stellt sich heraus, daß die Frage nicht so ganz einfach und ohne Hintergrundwissen beantwortet werden kann.
Die Frage wird also unter dem Aspekt, unter dem sie gestellt worden ist, ausführlicher behandelt.
Dann kommt jemand und meint, die Frage könne man keinesfalls unter dem reinen Materialaspekt stellen.
Natürlich geht das nicht !
Wie soll man aber ein Thema überhaupt nachvollziehbar behandeln, wenn man nicht einzelne Aspekte, die eben Gegenstand der Frage sind, isoliert betrachtet ?.
Ich habe die in der Fragestellung genannten 4 Grundtypen der Messerstähle Damast, Monostahl mit aufgewalzter Tapete, Dreilagenklinge und Monostahlklinge nach ihren grundsätzlichen Eigenschaften und dem Rahmen ihrer Möglichkeiten dargestellt.
Innerhalb dieser Betrachtung habe ich auch versucht, Schweißdamast als ein Material mit vielen Erscheinungsformen und Eigenschaftskombinationen vorzustellen-genauer als einen Sammelbegriff für Verbundstähle mit höchst unterschiedlichen Eigenschaften.
Die Einteilung vom "Traktordamast" über den "Limousinendamast" zum "Ferraridamast" in Abhängigkeit vom C-Gehalt und Legierungsgehalt halte ich für richtig, sinnvoll und anschaulich. Man unterscheidet ja auch Baustähle, Vergütungsstähle, Federstähle und Werkzeugstähle usw.
Die Zugehörigkeit zu einer Kategorie sagt über die Qualität durchaus eine ganze Menge aus-vorausgesetzt, die übrigen Bedingungen guter Leistung, wie saubere Verschweißung, richtige Schmiedebehandlung, korrekte Wärmebehandlung, zweckentsprechender Anschliff stimmen. Neben dem handwerklichen muß zudem auch noch das "Geistwerkliche " stimmen, soll heißen, das zweckentsprechende Konstruktionsprinzip. Als Beispiel geistwerklichen Pfuschs ist mir immer die perfekt verarbeitete Rasiermesserklinge aus tordiertem Damast mit Reinnickel in Erinnerung. Zur-an sich unnötigen- Klarstellung: Dieses Meisterwerk war von niemandem aus diesem Kreis erdacht und gefertigt worden.
Auch diese Aspekte haben wir schon eingehend erörtert und sie gehören zur Leistung unbedingt dazu. Das war aber nicht Gegenstand der Frage und wurde deshalb von mir nicht nochmals angesprochen.
Im Rahmen der Fragestellung habe ich das voraussetzen müssen.
Wenn man noch alle Aspekte des Herstellungsverfahrens mit einbeziehen wollte, käme kein lesbarer Beitrag, sondern ein ganzes Buch heraus. Welch rasendes Interesse daran besteht, erlebe ich seit Jahren.
Also zur Klarstellung: Mit schlechter Behandlung kann man auch noch den einfachsten Damast versauen. Über den durch C-Gehalt und Legierungselemente festgelegten oberen Rahmen der Leistungsmöglichkeit kann man weder Monostahl noch Damast hinauskitzeln. Man kann sich durch Können und Sorgfalt dem oberen Rahmen annähern und das ist schon eine ganze Menge.
Aber aus der Limousine-was ist dagegen einzuwenden ?- kann man keinen Rennwagen machen. Kein vernünftiger Mensch wird versuchen, mit einer feinsten Kochmesserklinge oder einem Rasiermesser Bäume zu fällen (übertragen: Mit dem Ferrari auf´s Feld zu fahren).
Sollte sich Peter über die Formulierung "Peters Zeug eben" geärgert haben, so entschuldige ich mich hiermit ausdrücklich. Ich habe mir keinerlei Gedanken gemacht, wer gemeint sein könnte: Auf Anhieb fallen mir drei Peter ein, die Damast machen und es gibt sicher noch ein paar.
Nun wieder zum eigentlich Diskussionswürdigen:
Achim-optimal behandelt können karbidfreie Stähle sicher sehr fein sein. Omas rostende Kneipchen wurden aus Stählen der Kategorie C 70 gemacht und schnitten vorzüglich. Ganz überzeugt bin ich von diesen Stählen gleichwohl nicht. Ohne die Wirkung der Karbide ist das Kornwachstum schwer zu bremsen und feine Karbidchen stabilisieren die Matrix. In einer Untersuchung über Rasierklingen war an den Mikroskopaufnahmen einer gebrauchten Klinge zu sehen, wie einzelne in der Schneide stehende feine Karbide die Matrix davor und dahinter vor Abnutzung geschützt hatten.
Geht es um beste mechanische Eigenschaften im Makrobereich, also Bruchfestigkeit größerer Werkzeuge, hast Du ganz zweifellos recht. Im Bereich knapp untereutektoidischer Gefüge bildet sich nach den Untersuchungen von Verhoeven der besonders zähe Lattenmartensit. Diese Erkenntnis ist auch schon in der industriellen Fertigung aufgegriffen worden: Kugellager sollen dem Vernehmen nach neuerdings eben aus diesem Grund aus Stählen mit 0,7 % C mit erhöhtem Mangangehalt hergestellt werden. Es gab darüber eine Veröffentlichung in Steel Research.
MfG U. Gerfin
 
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Sorry, Ulrich, da habe ich mich falsch ausgedrückt. Oder Du hast es falsch verstanden. Ich meinte nicht Stähle ohne Karbide, sondern eher Stähle ganz ohne Kohlenstoff.
 
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Sollte sich Peter über die Formulierung "Peters Zeug eben" geärgert haben, so entschuldige ich mich hiermit ausdrücklich.
Nun wieder zum eigentlich Diskussionswürdigen:

Hallo Ulrich.
Ich nehme das Thema sehr relaxt, soetwas bringt mich nicht aus der Ruhe.
Wenn ich diesen Smiley ":)" dahinter setze, bin ich nicht verärgert, im Gegenteil.
So empfindlich bin ich nicht.

"Wie soll man aber ein Thema überhaupt nachvollziehbar behandeln, wenn man nicht einzelne Aspekte, die eben Gegenstand der Frage sind, isoliert betrachtet"

Seh meinen Beitrag nicht als Wiederspruch, sondern als Ergänzung zu deinen Ausführungen.

"Wenn man noch alle Aspekte des Herstellungsverfahrens mit einbeziehen wollte, käme kein lesbarer Beitrag, sondern ein ganzes Buch heraus. Welch rasendes Interesse daran besteht, erlebe ich seit Jahren."

Deine Beiträge hier ergeben dieses Buch/Datenbank, ich füge ein paar Zeilen hinzu, die mir wichtig erscheinen, für diejenigen die anfangen sich für die Hintergründe zu interessieren und Qualität beurteilen wollen.
Sollte man nicht dran verzweifeln.

"Ich habe die in der Fragestellung genannten 4 Grundtypen der Messerstähle Damast, Monostahl mit aufgewalzter Tapete, Dreilagenklinge und Monostahlklinge nach ihren grundsätzlichen Eigenschaften und dem Rahmen ihrer Möglichkeiten dargestellt."

Das hast du auch sehr gut gemacht, seh meinen Beitrag als Randnotiz/Ergänzung für den, der es noch nicht unterscheiden kann.

@stang66

Welche praktischen Vorteile hat ein guter Damast gegenüber einem guten Monostahl ?
So sollte die Frage deutlicher sein.
"Echter Damast" stand früher auf Klingen gestempelt, dieser Begriff hat heutzutage wie damals, keine Bedeutung bezüglich der vorhandenen Qualität.
Das ist meine griffige Antwort/Ergänzung auf die gestellte Frage.

Freundliche Grüße,
Peter
 
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