Warum sind meine Klingen so kratzanfällig ?

Gordin

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Hallo zusammen,
da dies mein erster Beitrag hier im Forum ist, hoffe ich das Dieser an der dafür vorgesehenen Stelle erscheint. Falls ich mit meiner Frage hier an der völlig falschen Adresse bin, bitte ich dies zu entschuldigen.

In den letzten paar Monaten habe ich nun ein paar Messer gebaut und bin mit dem Ergebnis wirklich mehr als zufrieden. Eine Sache die mich jedoch stört ist die Anfälligkeit der fertig geschliffenen Klingen gegen Kratzer. Schon bei der kleinsten Beanspruchung (z.B. schnitzen, das Messer auf etwas härteren Oberflächen ablegen, etc.) entstehen Kratzer die einfach hässlich sind und die lange Arbeit, die am Ende in so einem Messer steckt, irgendwie teilweise überflüssig machen.
Zum Vergleich habe ich mir mal ein paar industriell hergestellte Messer "vorgenommen" und festgestellt, dass man sich wirklich Mühe geben muss um auf solch einer Klinge Spuren zu hinterlassen.
Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen woran das nun liegen könnte.

-Ist es der Stahl (1.2510) den ich verwende ?
-Habe ich beim Härten etwas falsch gemacht ?
-Sollte ich Härteschutzpaste verwenden ?
-Gibt es beim schleifen Dinge zu beachten, an die ich mich nicht gehalten habe ?

Wärmebehandlung sah wie folgt aus:

1. Spannungsarmglühen: 625° für 20 Minuten dann langsame Ofenabkühlung
2. Härten: Ofen auf 500° / 5 Minuten halten, dann weiter auf 810° / 20 Minuten halten, dann abschrecken in Pflanzenöl (Öltemp. 60°C)
3. Anlassen: 220° für 2 Stunden und nochmal 220° für 1 Stunde

Leider habe ich nicht die Möglichkeit eine richtige Härteprüfung durchzuführen aber ich kann anhand den einfachen Tests (Feile, Tiptest, etc.) die ich durchgeführt habe zumindest sagen, dass die Klingen alle hart geworden sind.
Habe nach dem härten rundum ein paar zehntel Millimeter abgeschliffen, um auch sicher zu gehen, dass die Stellen an denen evtl. Kohlenstoff abhanden gekommen sein könnte beseitigt sind.
Dann wurden die Flächen der Klingen am Bandschleifer bis K240 und von dort aus von Hand mit K320, K400, K600, K400 geschliffen.

Vielleicht könnt Ihr mir helfen. Würde mich über ein paar Tips riesig freuen.

Beste Grüße,


Gordin
 
Hallo Gordin

meine Checkliste, in diesem Szenario, wäre folgende:
(schmiedest du?)

- ist spannungsarmglühen notwendig? Wie arbeitest du?
- wozu die Haltezeit bei 500°C beim Härten und wozu die Haltezeit von 20Minuten bei Härtetemperatur? Diesen einfachen Stahl würde ich in den Ofen bei Härtetemperatur legen, vielleicht noch 2 Minuten warten, nachdem der Stahl die gleiche Hitze wie der Ofen hat und gut ist
- nach dem Härten ein paar mm abgeschliffen: wie, hast du einen langsamen Bandschleifer oder einen Stein, der in Wasser läuft?
* "Dann wurden die Flächen der Klingen am Bandschleifer bis K240... ...geschliffen": auch hier, könnte hier überhitzt worden sein? Welchen Bandschleifer hast du?



lieben Gruß
Alex
 
Hi alxh,
nein ich schmiede nicht. Ich dachte spannungsarmglühen macht warscheinlich Sinn, weil ich die Profile mit der Flex ausschneide und ich einfach vermeiden will das nachher alles krumm und schief ist.
Die 500°-Stufe habe ich mir ehrlich gesagt bei jemandem abgeschaut und bin mir selber nicht sicher wozu das eigentlich gut sein soll. Könnte man weglassen. Mit 20 Minuten bei Härtetemperatur wollte ich nur sichergehen das die Klingen auch sicher durch und durch die gewünschte Temperatur haben.
Nach dem Härten habe ich lediglich ein paar zehntel mm abgeschliffen. Eigentlich habe ich vor dem härten fast alles so gut wie auf Fertigmaß. Nur direkt an der Schneide lasse ich etwas mehr Material stehen.
Zum schleifen Benutze ich einen umgebauten Metabo BS 175 (nicht das tollste Gerät aber funktioniert). Mag sein das der etwas schnell ist. Gerade bei den feineren Körnungen. Allerdings achte ich sehr darauf das der Stahl nicht zu heiss wird. Habe immer nen Eimer Wasser in der Nähe.

Danke für deine Antwort,

Gordin
 
In wie weit die Temperaturstufe Sinn macht weiss ich nicht. Es würde meiner Meinung nach Sinn machen, wenn du 2 Öfen hättest und die Klinge vom 500° Grad heissen Ofen in den mit Härtetemperatur legst um so, schneller auf Temperatur zu kommen. Der Hintergrund ist die Feinkörnigkeit beim schnellen Temperturanstieg bzw. die dann kurze Verweildauer bei Härtetemperatur ...

Das Schleifen der gehärteten Klinge am trockenen Band halte ich für gefährlich und die potentielle Fehlerquelle.

Abhilfe:

- Klinge am Bandschleifer mit Wasserbestäubung schleifen, oder
- Klinge mit Steinen von Hand schleifen, oder ..
- Klinge so dünn wie gewünscht schleifen und dann härten. Klingenrücken zuerst ins Öl eintauchen um Verzug an der Schneide zu vermeiden.
- Öltemperatur zum Abschrecken erhöhen auf ca. 120 - 150°
- Klinge so schnell wie möglich, auf kürzestem Weg vom Ofen ins Öl tauchen und im Öl schwenken. Am Besten das Ölbad neben oder unter der Ofentür plazieren

Gutes Gelingen :)
 
Hi 3505,

also gehst Du davon aus, dass das Problem beim härten entsteht ? Meiner Meinung nach läuft das so ganz gut. Sonst hätte ich wahrscheinlich keine solch standhaft scharfe Schneide, oder ? Ausserdem habe ich immer ein paar Brocken Testmaterial, das beim flexen anfällt, mit im Ofen und teste dies dann bis zur Zerstörung. Das legte eigentlich immer ne recht gute Performance hin.
Ich habe das Gefühl, das sich der "Fehler" wirklich nur auf die Oberflächen bezieht. Aber warum ?
Muss wahrscheinlich mal ne Klinge zum härteprüfen bringen um ganz sicher zu sein. Allerdings will die Härterei bei mir um die Ecke 40€ dafür haben :(

Dank Dir für deine Antwort. Werde die nächsten Messer auf jeden Fall mal mit Wasserbestäubung schleifen und schauen wie es dann ist.

Beste Grüße
 
Hallo Gordin

Das Schleifen der gehärteten Klinge am trockenen Band halte ich für gefährlich und die potentielle Fehlerquelle.

Auch ich sehe das so.

Das Härten wäre optimierbar(unnötig lange Haltezeit), aber evtl liest du dich noch etwas ein? Hier sind wirklich schon sehr viele Probleme besprochen worden. Als Einstieg empfehle ich das hier.


lieben Gruß
Alex
 
Das PDF von herbert ist wirklich interessant. Wenn ich richtig verstanden habe kann demnach ein Stahl mit ca. 1% C-Gehalt, so wie eben der 1.2510, bei relativ geringer Erhitzung, über einen sehr kurzen Zeitraum, schon deutlich an Härte einbüßen.
Werde zukünftig beim schleifen stärker versuchen jegliches entstehen von Hitze zu vermeiden.

Und kürzere Haltezeit beim härten versuchen ;)

Tausend Dank, das hat sehr geholfen.
 
Ich tippe auf die Haltezeit. Das Ausdünnen der Flanken nach dem Härten mache ich auch oft am Bandschleifer und halte es, wenn man es mit viel Kühlung und Vorsicht macht, für vertretbar. Habe dann auch nie Probleme mit weichen Oberflächen. Beim Schärfen sieht das sicher anders aus, siehe oben.
Vielleicht ist ja dieser Thread noch interessant für dich: http://www.messerforum.net/showthread.php?56475-Entkohlung-(quantitativ)

LG, Oliver
 
Mein nächster Härtegang wird nun wie folgt aussehen:


- Ofen vorheizen auf 810°
- Messer in den Ofen und für 10 Minuten bei 810° halten
- Abschrecken in Öl (Öltemp. min. 60°, eher wärmer)
- Anlassen 2x 1 Std. bei 200°

Dann NASS fertig schleifen und bloß nichtmehr warm werden lassen !

Vielen Dank an Alle :)
 
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