Was heißt "handgeschmiedet" wirklich?

rick

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Grüß Euch, Messerfreunde !
Ich hab mir schon öfter überlegt, ab wann sich eine Klinge eigentlich "handgeschmiedet" nennen darf...
Fallen darunter das bloße Ausschmieden des Erls bei sonstigem Stockremoval, das Arbeiten mit dem Lufthammer, ein paar Schläge um die Spitze und Schneide,... ?
Definiert es jeder selbst oder ist beim Prädikat "handgeschmiedet"
genau definiert, wieviel Formgebungsarbeit durch händisches Schmieden
vollbracht weden muß ?
Bin gespannt, was Ihr dazu meint!

Grüße aus Ö., Rick.
 
Das wird genauso eine Diskussion wie mit "handgemacht".

Die Lufthammerfraktion gegen die Nur-Amboss-Hammerverfechter.

Hohes Streitpotential und mizgl-Gefahr...:D

Für mich ist handgeschmiedet halt "mit der Hand und dem Hammer auf dem Amboss geschmiedet", fertig. Wie redcloud z.B.

Nils
 
Autsch... fiese Frage.

Streng genommen hat Nils schon alles geschrieben. "Handgeschmiedet" sollte von Hand geschmiedet heißen, also Hand am Hammerstiel, Werkstück auf dem Amboß.
Wenn jemand allerdings einen hochlagigen Damast mit dem Lufthammer zusammendengelt, den dann in Rohform bringt und von Hand auf Endform schmiedet, würde ich ihm dieses Prädikat auch ohne nachzudenken zugestehen.

Im Endeffekt eine ziemlich subjektive Sache...


Grüße,

Christoph.
 
... Im Endeffekt sicher eine subjektive Anschauung... Stimmt.
Vor allem aber , meine ich, eine Frage der "Ehre", was man jemandem unter dieser Bezeichnung verkauft.
 
Handgemacht, selbst geschmiedet, handgeschmiedet, von Meisterhand, superscharf, Damast , Walzlaminat, Damasteel, Nessmuck, Beipackzettel über uralte, mystische Schmiedeverfahren , Katalogbilderchen mit schwitzenden Schmieden in dunklen rußigen Werkstätten am Handhammer usw usw... die Diskussion um die Begrifflichkeiten ist müßig. Von technisch eindeutigen Verfahrensbezeichungen und Materialbezeichnungen abgesehen, kann man auch tatsächlich unterschiedlicher Meinung sein, wie man Handgeschmiedet usw. definiert.


Eigenes Fachwissen schadet natürlich nicht bereits die ein oder andere Marketinglüge von vornherein zu erkennen.

Aber Transparenz ist das Schlagwort. Und da sehe ich die Pflicht ganz klar beim Anbieter. Obwohl, fragen kostet nichts. Ein Seriöser wird dann Auskunft geben, was er wie macht, was er machen lässt, wo und von wem; oder?

Gruß MIchael
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rick!!
Möchte zu diesem Thema auch meinen "Senf" dazugeben !
Ich bin der Ansicht, das jede Messerklinge ,die aus Halbzeugen wie Flach,Rund,Vierkantstahl oder Damastpaket in der Kohle,Gasesse oder im Elektroofen auf Schmiedetemperatur
gebracht;
und mit dem Handhammer,Maschinenhammer,Exzenterpresse oder
Hydraulikpresse geschmiedet !!! wird;
handgeschmiedet ist!
(ist nur meine Meinung, mögen mich die Experten eines Besseren belehren)
Gruß aus Niederbayern:steirer:
Rostige Klinge!!
 
Ich hab mir schon öfter überlegt, ab wann sich eine Klinge eigentlich "handgeschmiedet" nennen darf...

Für mich (!) ists eine recht sinnvolle Begrifflichkeit, wenn hand.... mit handgeführt gleichgesetzt wird. Ob jetzt jemand mit der Hand den Hammer schwingt, oder den Lufthammer - ok, da kommt der Fuß mit rein ;) - es geht darum, dass die Werkzeuge mit der Hand geführt werden.

Mit der Hand den Rohling in die Schmiedepresse eingelegt, ist eben nicht mehr handgemacht.

Analog sehe ich das mit "handgemachten" Messern.

Ob das Werkzeug jetzt Feile, Fräse, Kohle oder Gasesse, Asche oder elektrischer Härteofen ist, kann kein Kriterium sein. Denn Handarbeit heißt ja nicht, dass man mit der Technik von vorgestern arbeiten muss.

Pitter
 
Diese Frage müßte nicht gestellt werden, wenn der Begriff nicht oft in Täuschungsabsicht verwendet würde.
Rein sprachlich- logisch bedeutet handgeschmiedet, daß Werkstück und Werkzeug mit der Hand geführt werden und die Verformung durch Schmieden, also durch Hammerschläge geschieht.

Damit scheiden die Verwendung von Luft-Federhämmern Pressen, Walzen und dergl. aus.

Das würde auch niemandem wehtun, wenn man mit dem Begriff "handgeschmiedet" nicht suggerieren wollte, es sei etwas Besonderes, qualitativ besonders Hochwertiges und Seltenes, das nur von wenigen-insbesondere von dem gerade vorgestellten Meister- noch beherrscht wird.

Das kann man fast regelmäßig in den im "Desinfotainment-Fernsehen" gezeigten "Schmiedefilmen" sehen.
Der Meister haut schwunglos mit einem viel zu kleinen Hammer auf einem riesigen Stahlbrocken herum, die Verformung ist gleich Null und man möchte ihm zurufen:"Ja geh´doch endlich an Deinen Lufthammer, sonst tut sich in fünf Jahren nichts!".
Den Rat hat er dann offensichtlich in einer Pause der Aufnahme befolgt, denn -oh Wunder- der Brocken hat sich wenn er wieder ins Bild kommt plötzlich enorm verformt.

Wäre man sich darüber im klaren, daß "handgeschmiedet" oder "maschinengeschmiedet" keine Qualitätsstufen sind- in der Regel wird es so sein, daß die Zuhilfenahme von Maschinen wegen der schnelleren und gleichmäßigeren Verformung Qualitätsvorteile hat- so könnte man die Begriffe unverkrampft und ihrem eigentlichen Wortsinn nach gebrauchen.

Bis dahin muß man, falls es einen wirklich ínteressiert, genauer nachfragen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Für mich (!) ists eine recht sinnvolle Begrifflichkeit, wenn hand.... mit handgeführt gleichgesetzt wird. Ob jetzt jemand mit der Hand den Hammer schwingt, oder den Lufthammer - ok, da kommt der Fuß mit rein - es geht darum, dass die Werkzeuge mit der Hand geführt werden.


mit handgeführt find ich ist gut formuliert,da die formgebung noch die geschiklichkeit des schmieds vorraussetzt,maschienenhammer find ich deswegen noch ok.

schluss mit handgeschmiedet is beim gesenkschmieden.
 
Sehr viele werden die wunderschöne Galileo - Reportage über das Schmieden einer Axt kennen.

Die Axt die Lars Enander schmiedet, ist ohne Zweifel handgeschmiedet. Ist die Axt, die sein Kollege in - ich glaube - 43 Schlägen unter der Exzenterpresse handgeführt fertigt, auch handgeschmiedet?

Grüße Willy, der freiformschmiedet

p.s.: Der Prozess lässt sich bestimmt auf 42 Schläge optimieren
 
Ist die Axt, die sein Kollege in - ich glaube - 43 Schlägen unter der Exzenterpresse handgeführt fertigt, auch handgeschmiedet?

da er die formgebung noch mit seinen händen (handgeführt) unter der exzenterpresse duchführt, und die presse nur zur kraftersparnis braucht mein ich ja.

anders bei gesenken wo die maschiene die formgestaltung übernimmt.
 
"Handgeschmiedet" sagt für mich nichts aus über Qualität, Präzision, Verarbeitung, oder sonstige Eigenschaften. Es sagt nur etwas darüber aus, wie der Schmied seine eigene Arbeitsweise subjektiv interpretiert.

Abgesehen davon beschränkt sich bei vielen sogenannten "handmades" die Handarbeit auf das Programmieren eines Fräsautomaten ... die Welt ist subjektiv:hmpf:!

C.
 
HAND-GESCHMIEDET bedeutet für mich, das der Schmied beim herstellen des Messers, durch sein handwerkliches Geschick die Form der Klinge maßgeblich bestimmt.
Dies trifft demnach auch für den Gebrauch eines Luft- oder Fallhammers zu, denn wenn ihm das nötige Geschick in der Hand fehlt, wird er auch hier nur Schrott produzieren.

Davon abgesehen gab es schon im Mittelalter Hämmer, die mit Wasserkraft angetrieben wurden um den Schmied zu entlasten,
und wer keinen Bach neben der Schmiede hatte der musste sich eben 3 Gesellen besorgen :D

Beim Einsatz von Gesenken hingegen ist die Form durch den Schmied nicht mehr beeinflussbar und darf sich somit auch nicht Handgeschmiedet nennen.
Da könnte jeder Vollhonk nach kurzer Einarbeitung eine schöne Klinge fertigen.
 
Für Leute die nur mit Handhammer und Amboss schmieden bedeutet "handgeschmiedet" sicher das was es heißen soll, eben nur die ursprünglichste Form vom Schmieden.

Soll nicht bedeuten das am Luft - oder Federhammer geschmiedete bzw. teilgeschmiedete Gegenstände weniger oder keine handwerklichlichen Fähigkeiten verlangen.

Es wird heute mit soviel Schlagwörtern umhergeworfen das man eigentlich gar nicht weiß ob der Begriff überhaupt noch zu der hergestellten Sache passt, bzw. ob da nicht geschummelt wurde.

-- z.B. eine "handgeschnitze" Figur muss nicht zwingend von Grund auf handgeschnitzt worden sein, kann auch in einer Kopierfräse fast fertig gemacht und dann zum Schluss "von Hand" noch ein paar Feinheiten mit dem Schnitzmesser hineingepopelt worden sein. Nennt sich aber "handgeschnitzt". Naja für das Geld was diese Figuren kosten kann ich beim ECHTEN Schnitzer nichts kaufen.
Etwaige Vergleiche mit "handgeschmiedeten" Messer seien erlaubt :steirer:
 
´handgeschmiedet´ bedeutet für mich, daß ich nur mit handhammer und amboss möglichst nahe an die endform schmiede-
und zwar ausgehend von einem sinnvollen querschnitt/dicke des stahls.

nicht unbedingt dazu gehört, daß ich erstmal mit dem handhammer von 25/30mm rund auf 6mm flach ´runterschmieden muß, wenn ich den stahl nicht in flach bekomme.
die schinderei hab´ ich mir nun fünf jahre lang angetan... und jünger werd´ ich auch nicht.
seit samstag hab´ ich deshalb eine excenterpresse hier, die nimmt mir jetzt das schwitzen ab:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=58253&page=5

post 132

torsten und seinem team sei dank, um so mehr macht nun das formschmieden mit dem handhammer spaß!
das lass ich mir nicht nehmen-
ist für mich eh der schönste teil des messermachens...

gerhard
 
Für mich ist ein Messer handgeschmiedet, wenn es nicht nach dem schmieden noch übermäßig spanend bearbeitet wurde. Das heißt: Natürlich soll das Teil noch geschliffen werden, aber stock removal oder Stahl in ein Gesenk rein drücken und dann die Hälfte des Rohmaterials abscheren fällt dabei raus genau so auslasern. Die Formgebung des Messers sollte bei "handgeschmiedet" auch mit der Hand geschehen.

Lufthammer finde ich Ok, ist n nettes Hilfsmittel. Aber auch wer den benutzt wird sicherlich die Spitze und feinarbeiten mit Hammer und Amboss machen.
 
Hallo zusammen,

nach dem lesen all dieser berechtigten Einwände glaube ich auch noch etwas dazu sagen zu können.

Der Grundtenor ist doch eigentlich die sog. "Reproduzierbarkeit" wenn ich eine CNC Fräse nehme oder mit fertigen Gesenken schmiede (in 3-5 Schlägen vom Vorförmling zum Messer) dann habe ich immer das gleiche Ergebnis. Alle Messer werden exakt gleich gross und auf weit unter 1g genau gleich schwer sein. Ob ich eines mache oder tausend ist dann egal.
Und das ist auch gut so (man bedenke einmal dass eine Kurbelwelle für eine Auto jedesmal eine andere Masse hätte.....)

Wenn ich einen Lufthammer oder Handhammer nehme, werde ich niemals exakt das gleiche Ergenis bekommen. Die Messer oder Werkstücke werden immer eine geringfügige Abweichung, sei es in Form oder Gewicht, haben.
Gerade bei einem Damast wird dies besonders deutlich. Wenn ich das Packet von "Hand oder Lufthammer" verschweisse werden die Lagen niemals gleich aussehen, auch wenn ich es hinterher mit einer CNC Fräse bearbeite. Das sieht bei einem Walzlaminat doch ganz anders aus.

Ich denke, dass dieser "Individualismus" von den meisten Meschen gesucht wird, die nach "handgeschmiedet" suchen.

Ich denke dass damit die "Reproduzierbarkeit" ein gutes Kriterium für "handgemacht" abgibt.

Viele Grüsse,
Uli
 
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