Was ist U-Boot-Stahl?

painless potter

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Da das Forum mir dieses Jahr wieder nichts zum Wiegenfeste geschenkt hat, habe ich mir von meiner Frau diese Uhr schenken lassen:

http://www.sinn.de/de/Modell/U1.htm

In der Beschreibung ist unter Anderem dieses hier zu lesen:

"Dieser original U-Boot-Stahl ist nicht nur außerordentlich seewasserbeständig, er besitzt auch die höchste amagnetische Güte ohne jeden Restmagnetismus. Ein weiterer Vorteil dieses Stahls liegt in seiner besonders guten Kombinierbarkeit mit der TEGIMENT-Technologie. So wird der Drehring der Taucheruhr U1 serienmäßig auf 1500 Vickers oberflächengehärtet. "

Was soll ich mir darunter für einen Wundestahl vorstellen und wo kann ich den kaufen, um daraus das ultimative Messer zu machen?;)

PP
 
Hallo,
erstmal herzlichen Glückwunsch zur U1, eine sehr schöne Uhr!
Welcher Stahl das genau ist, weis ich nicht, jedoch erwähnt der Sinn Konkurrent Damasko den Stahl "Edelstahl für den U-Boot-Bau, z.B. 1.3964/1.4566".

Viel Spass mit der Uhr!

Gruss
surfer
 
Ich hab selber die U2 und auch mich hat natürlich (auch vor dem Kauf schon) das Material sehr interessiert.
Ich hab einfach Sinn eine Mail bekommen und eine sehr umfassende Mail bekommen. Allerdings haben sie keine Werkstoffnummer rausgerückt. Jemand der tatsächlich am Objekt (also diesen stählernen Zigarren mit Wasserstoffantrieb) arbeitet konnte mir da auch nicht weiterhelfen.

Sinn sagt, es ist ein Vollaustenit, also ein Chrom-Nickel-Stahl. Außerdem ist noch viel Mangan und Molybdän drin. Also für ein Messer eher weniger geeignet.

Genaueres zum Stahl findest du übrigens bei Wikipedia.

Und ja, das Tegimentieren ist technisch gesehen kolsterisieren.



Tolles Zeug aber Wundermaterial? An der Schliesse (auch tegimentiert) habe ich schon ordentliche Kratzer und die schwarze Lünette hat nach einem Jahr (permanenten Tragens, auch beim Schrauben u.ä.) schon ein paar blanke Stellen. Verstärkt meiner Meinung nach aber eher den Werkzeugcharakter!
 
Alloy B3 schon gelesen ?
Ich vermute, dass man bei Thyssen auch nicht mehr bekanntgeben wird, als das, was man sowieso schon darüber weis...

Mein Bekannter, der dort als Bauaufsicht auf der Werft aktiv war, hat mir mal erzählt, dass einige frühere Mitarbeiter im guten Glauben an diesen Stahl, Reststücke zu Spaten verarbeitet haben... - sie sollen später geflucht haben, weil die Blätter nach hinten umgeklappt sind...

Gruß Andreas
 
Beim sogenannten U-Boot Stahl handelt es sich um den 1.3964, für Messer wohl kaum geeignet.

Angeblich liegt der kg Preis bei etwa 600-800€.
 
Die Beschreibung in den Links in den Beiträgen 3 und 4 sind sehr aufschlußreich.
Man kann daraus recht klare Aussagen zu den Eigenschaften entnehmen.
Man kann bei solchen Angaben auch davon ausgehen, daß sie absolut seriös sind. Die Konkurrenz schläft nicht und würde falsche Angaben gnadenlos aufdecken.

Das Problem des Supermessers ist also als gelöst anzusehen: Man nehme ein passendes Stück V2 A oder V4 A oder eigentlich jeden beliebigen austenitischen, korrosionsbeständigen Stahl und unterziehe ihn der Tegiment- oder Kolsterisierbehandlung.
Es entsteht eine Klinge mit einer den martensitischen korrosionsbeständigen Stählen weit überlegenen Korrosionsresistenz mit einer Schneidenhärte zwischen 1200 und 1500, vielleicht sogar 1800 HV.
Man erinnere sich: 940 HV entsprechen etwa 68 HRC.

Ganz so einfach ist das aber dann doch nicht.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, daß in der Verfahrensbeschreibung des Kolsterisierens von einer Prüfung nach Vickers mit HV 0,05 die Rede ist. Das heißt, daß mit minimaler Belastung geprüft wurde und das heißt wieder, daß es sich um außerordentlich dünne Einflußzonen handelt.
Das ist für Uhrenteile schön und gut, für Messerklingen hat es den Nachteil, daß die Freude nach dem ersten Nachschärfen schon vorbei ist.
Ob es technisch machbar ist, austenitische Stähle so tief zu beeinflussen, daß die Schicht für Schneidzwecke brauchbar ist, kann ich nicht sagen, ebenso nicht, ob der dafür erforderliche Aufwand wirtschaftlich Sinn macht.

An sich klingt das Verfahren verheißungsvoll: Kohlenstoff wird in die Zwischengitterplätze eingeschmuggelt und bewirkt dort, wie in Werkzeugstählen auch eine Verzerrung des Gefüges und eine
Härtung.

Zu der Uhr kann ich nur gratulieren. Ob es sich lohnt, sie zu einer Klinge umzuschmieden, bezweifele ich.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Moin!
Wird bei U-Booten nicht heute viel mit Duplex-Stählen gearbeitet?
Ich entsinne, dass ein Dozent von HDW mal davon berichtete.

Stefan

P.S. Verrätst du nebenbei, wie ich meine Holde dazu bringe, ihren Geldbeutel auch so weit zu öffnen?:steirer:
 
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