Was macht ein Messer zu einem Bushcraft Messer

vulkano

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Guten Abend liebe Messergemeinde, vielleicht
könnt ihr mir ja sagen was ein Messer zu einen
Bushcrafter macht oder ist es einfach eine moderne Bezeichnung fur ein Allzweckmesser im Wald?
Über ein paar Antworten würde ich mich freuen.

Gruss Christian
 
Hallo Christian,

also der wesentliche Umstand der ein Messer zu einen Bushcraft-Messer werden lässt, ist das man es mit in den Busch nimmt. :D
Ne mal im Ernst, viele verschiedene Messer taugen für das "Überleben" im heimischen Forst. Da die Hauptaufgabe eines solchen Messers im Bearbeiten von Holz liegt (und nebenbei sicher noch der Nahrungsmittelzubereitung), haben sich über die Jahre einige Merkmale herauskristallisiert die ein Messer langläufig zu einem Bushcraft-Messer werden lassen.

Fast alle verfügen über eine Droppoint-Klingenform (Tantos oder ähnliches taugen hier einfach nix). Häufig findest Du konvex geformte Klingen (z.B. bei Bark River oder Fällkniven), da diese die Schärfe lange halten und Holz sehr gut schneiden/spalten. Auch ein Scandischliff ist sehr beliebt, da er sich einfach nachschärfen lässt und zur Holzbearbeitung ebenfalls prima taugt. Die Klingen der bekannten Bushcrafter sind i.d.R. nicht übermäßig hoch, häufig auch aus rostenden Stählen (leicht nachschärfbar) gefertigt. Dies ist aber kein muss, Du wirst auch Hersteller finden die "rostfrei" (z.B. VG10) oder rostarm (z.B. D2) unterwegs sind. Auch PM-Stähle sind heute keine Seltenheit mehr, hierbei sollte man aber bedenken das sich nur mit rostenden Stählen in Verbindung mit Feuerstählen/Feuersteinen Funken für ein Feuer erzeugen lassen.

Populäre Vertreter von Bushcraftern sind etwa das Bravo, Gunny und Aurora von Bark River, das Trapper von Enzo, das F1 und A1 von Fällkniven, ESEE 3 bis ESEE 5 von ESEE, Mora Messer (im lowcost Bereich) oder aber auch handgefertigte, exklusive Schätzchen von Heiko Häß, Jürgen Schanz oder Norbert Leitner - um mal ein paar zu nennen. Wie Du siehst handelt es sich hier durchweg um Fixed, Folder sind (z.B. für das weitgehend sinnlose, aber dennoch beliebte Batoning) zu instabil.

Ich hoffe ich konnte Dir ein paar Anregungen geben und bin gespannt was Andere hier noch zu berichten haben.

Glück auf aus dem Ruhrpott,
Anvil1971
 
Der Aufzählung von Anvil1971 würde ich einfach mal zustimmen. Sehr gut und sehr vollständig!

Was gerade auch sehr beliebt ist, ist das "woodlore"-Design. Flacherl, Scandischliff, etwa 10cm Klinge.
Das ist auch so die Klingenlänge um die herum es meist pendelt. Stellt einen guten Kompromiss dar. Sehr vielseitig, nicht zu groß, nicht zu klein.

Und noch als kleine Ergänzung, was es genau auszeichnet: ich würde noch die guten Trageeigenschaften erwähnen, die ein Messer in dieser Größe mit sich bringt, ist eben nicht so klobig wie ein 20cm-Bowie-Trumm. (da gabs hier neulich auch einen Thread zu Modeerscheinungen bei Outdoor/Survival-Messern...vielleicht lesenswert)

mfg Alex
 
Wenn Du mal "Bushcrafter" in die Bildersuche eingibst, sieht Du, was Alex mit dem Woodlore-Design meint, und was heute populär unter einem Messer fürs Bushcraften verstanden wird:
https://www.google.de/search?q=bush...XH_GP4gTZnICIBA&ved=0CFYQsAQ&biw=1280&bih=909

Klinge um 10 cm, circa 4 mm stark, oft Scandischliff, kein bis geringer Fingerschutz. Aber das ist eben nur die "aktuelle" Sichtweise, bzw. im Zuge diverser Fernseh-Survival-Bushcraft-Sendungen eine aktuelle Vermarktungsstrategie.

Persönlich missfällt mir bei dieser Geschichte vor allem der oft vertretende Scadischliff, der, wenn er gut gemacht sit, fürs schnitzen gut taugt, bei allem anderen aber weit hinter einen Flachschliff zurückfällt.

Insgesamt würde ich Deiner eigenen Vermutung aber zustimmen, "Bushcrafter" ist ein Modewort für ein Allzweckmesser, dass primär in der Natur genutzt wird. Und da sind die Möglichkeiten so vielfältig wie die Anwender und Anwendungen...
 
Auch PM-Stähle sind heute keine Seltenheit mehr, hierbei sollte man aber bedenken das sich nur mit rostenden Stählen in Verbindung mit Feuerstählen/Feuersteinen Funken für ein Feuer erzeugen lassen.

Sorry, aber wo hast Du denn das her?

Es ist sowas von egal aus welchen Material der Feuerschläger ist, solange es hart genug ist und eine scharfe Kante hat. Die Funken entstehen durch abschaben des Feuerstahls, nicht anders herum. Wäre ja noch schöner wenn der Feuerstahl mein Messer verbraucht, und nicht umgekehrt.

Gruß,
Micha
 
Neben den diversen jeweiligen Moden, die im Gefolge von Filmen (Rambo z.B.) kamen und gingen, gibt es zwei grundlegende Philisophien:
A. Ein Messer für alles. Das muß dann entsprechend groß sein, so ab 15 cm Klingenlänge aufwärts, um es auch zum Hacken einsetzen zu können. Hat einen gewissen Vorteil beim Gewicht, hat aber den Nachteil, daß man auch feinste Arbeiten mit einem Riesenmesser machen muß, und ein Verlust ist immer ein Totalverlust.
B. Ein feststehendes Messer mit ca. 10 cm Klinge, dazu ein Beil und ein Klappmesser. Diese Kombilösung geht auf den Wildnispionier George W. Sears zurück (Spitzname Nessmuk), die Klingenform seines eigenwillig-bauchigen Fixblades trägt bis heute diesen Namen. Nachteil: Man trägt etwas mehr an Gewicht. Vorteil: Man wird vermutlich nie alles auf einmal verlieren und hat eine besser auf verschiedene Anwendungen abgestimmte Ausrüstung. Ich würde es auch immer so machen.

Nessmuk bevorzugte eine bauchig-breite und mit 2 mm recht dünne Klinge, weil er viel jagte und ihm diese Form zum Verarbeiten des Wildes und Essen zubereiten am Besten taugte. In Skandinavien sind seit jeher eher schlanke Klingen üblich. Über die Form entscheidet letztenendes der Geschmack; wichtig sind den meisten Buscraftern heute die Eigenschaften handlich, stabil und so schlicht wie möglich.
 
Sorry, aber wo hast Du denn das her?

Es ist sowas von egal aus welchen Material der Feuerschläger ist, solange es hart genug ist und eine scharfe Kante hat. Die Funken entstehen durch abschaben des Feuerstahls, nicht anders herum. Wäre ja noch schöner wenn der Feuerstahl mein Messer verbraucht, und nicht umgekehrt.

Gruß,
Micha
Wenn man eine Funken erzeugen möchte indem man einen Stein an dem Klingerücken entlang schlägt stimmt das , es geht es nur mit C-Stahl. Bei Firesteel und Co. spielt es aber keine Rolle.
 
Über die Form entscheidet letztenendes der Geschmack;

Nö ....................... :D

Beim aktuellen "Trendsport" Bushcrafting fällt der jagdliche Teil komplett raus;)

Der ist aber z.B. bei der Herangehensweise eines Sears elementar enthalten.

Auch die Survival-Bewegung der 80er Jahre hat sich intensiv mit den Thema Jagd auseinandergesetzt, - Stichwort Nahrungsbeschaffung.

Der moderne "Bushcrafter" hat sein Essen dabei. Es geht halt nicht um die klassischen Szenarien "Flugzeugabsturz, einsame Insel oder Apokalypse" sondern schlicht um ein sich in der Natur mit möglichst wenig Geraffel aufhalten...und auch um ein Stück weit, sich von Titantassen und dreilagigen Ultraleichtzelten unabhängig machen.
Da wird halt unter eine Zeltbahn gepennt und der Löffel/die Tasse selber geschnitzt.

Und damit fallen für das Messer jede jagdliche Eignung weg.

Also: kein ausgeprägter Handschutz, keine ausgeprägten Mulden im Griff und eine relativ gerade Klinge.........Klingen mit Bauch sind zur Holzbearbeitung eher ungeeignet.

Und das Messer muss auch nicht besonders groß sein, da der "Bushcrafter" ja auch aktiven Umweltschutz betreibt und eben nicht (wie seinerzeit der Survivor) jeden Abend für das Nachtlager einen halben Hektar Nadelbäume umhackt um sich eine "Notunterkunft" zu bauen, sondern irgendwo sein Tarp aufspannt:)

Nessmuk hat in und aus der Natur gelebt.
Der "Survivor" sieht in der Natur eine Bedrohung, der man trotzen muss, - bis man gerettet, bzw. wieder zu Hause ist...ohne Rücksicht auf die Natur.
Der Bushcrafter sucht die Natur um seinem über-zivilisierten Alltag einen Ausgleich zu bieten.


Und dann gibt es grob geschätzt 1500 verschieden "Systeme", die eine Mischung aus all dem darstellen. Nennt sich dann "Survival-Schule" oder was auch immer. Und jedes System braucht das spezielle Werkzeug.

Nur gut, dass das die Trapper vor 150 Jahren alles nicht gewusst haben:D

Gruß
chamenos
 
Guten Abend liebe Messergemeinde, vielleicht
könnt ihr mir ja sagen was ein Messer zu einen
Bushcrafter macht oder ist es einfach eine moderne Bezeichnung fur ein Allzweckmesser im Wald?
Über ein paar Antworten würde ich mich freuen.

Gruss Christian

Bushcraft ist Waldhandwerk und ein Bushcraftmesser ist ein Allzweckmesser für den Aufenthalt in der Natur . Die Aufgaben die es bewältige muß sind so unterschiedlich wie seine Einsatzorte. "Bush" kann der deutsche Stadtpark sein , die südschwedische Sümpfe , der Amazonas oder was auch immer. Deshalb wird es auch nie "das" Bushcraftmesser geben und jeder muß selbst wissen welches Messer am besten zu seiner Anwendung und seiner Umgebung passt.
 
@ chamenos

Das ist nicht richtig , Jagd spielt beim Bushcraft schon eine Rolle , nur nicht bei jedem. Auch das Fischen gehört teilweise dazu.
Allerdings wird wahrscheinlich keiner auf die Idee kommen mit dem Messer als Waffe zu jagen sondern damit Jagdwaffen / Falle bauen wenn nötig
 
Ist ja sehr interessant was ihr da schreibt - danke euch - hat mich ein wenig erhellt :cool:

Also mein Bushcraft Bark River durfte neulich zum angeln mit und musste auch gleich mehere Bleie (Brassen) entschuppen und ausnehmen. Bei der Bauweise des Messer ist mir aufgefallen das es sich teils teils für den Angelsport eignet. Von Angelhalter schnitzen (natürlich nur wenn man seine Angelhalter vergesen hat), jegliche Scneidarbeiten (Sehne etc.) das passst alles. Das einzige Manko was ich hatte war eigentlich die Sache mit dem Schuppen und ausnehmen - weil dort die Form des Messers die Gefahr birgt sich schnell zu verletzten. Da fehlt dann einfach der Handschutz und dann rutsch man ganz schnell mal in die Klinge rein. Also denke ich zur Jagd mit etwas Vorsicht zu geniessen.
 
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