Was verbirgt sich hinter "USSSTAHL"?

Hephaestos

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Hallo,
ich kauf auf dem Trödel immer mal wieder Feilen, die ich dann umschmiede...
Auf dem Flohmarkt hab ich nun eine große Feile mit der Prägung "C.W.STOLTE" und "USSSTAHL" gefunden. Angeblich soll das Teil schon vom Urururgroßvater stammen, mindestens 100 Jahre alt usw... das kennt man ja vom Flohmarkt... letztlich kann das den Preis aber auch nicht über einen Euro steigern...
Stolte gibts ja immernoch, aber weiß jemand was sich hinter USSSTAHL verbirgt? Ist das ne Werkstoffbezeichnung oder ein Produktname? Würde erwarten, dass die Feile aus irgendeinem C-Stahl besteht, wie immer... aber wenn USSSTAHL eine konkrete Werkstoffbezeichnung wäre, würde ich das bei der WB noch besser berücksichtigen können...
Danke und Gruß
Hannes
 
Sollte das das "G" einfach nur schlecht oder gar nicht zu erkenen sein?
:ahaa:

Gruß HolgeR..






PS.: ...zu langasm ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uli
Das mit dem (G)USSSTAHL war auch mein erster Gedanke, aber da ist keine Spur von einem G, während der Rest wirklich einwandfrei zu lesen ist. Kann man denn tatsächlich Feilen aus Gussstahl machen, also macht das theoretisch Sinn, dass da einfach das G nicht mit eingeprägt wurde?
Grüße
Hannes
 
Moin

Gusstahl bezeichnet einen Stahl mit (oh man, mein Gedächtnis) über 1,2% Kohlenstoff (oder waren es 1,5 oder doch nur 1,0:D)
Na, da wird sich sicher noch ein zahlenfester Auskenner melden.
Steht hier bestimmt auch schon im Forum.

Also kein Gusseisen, sondern ein Stahl mit einem hohen Kohlenstoffanteil.

Warum sollte man da keine Feilen draus machen können?
 
Falls es sich um Gussstahl handelt, kann man daraus nicht unweigerlich auf die chemische Zusammensetzung schließen, es handelt sich ja nur um ein Herstellungsverfahren. Soweit ich weiß, können viele Stähle (zumindest niedriglegierte), die geschmiedet werden, auch gegossen werden.

mfg, stubenhocker
 
Korrekt (na fast:D)

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=6682

Ich sag doch, dass wir das schonmal hatten.

Ein Freund von mir (hat Maschienenbau und Verfahrenstechnik studiert) hat mir auf die Frage, was eben Gusstahl ist (ich habe auch ein paar Küchenmesser aus dem Zeug) gesagt, dass sie die Bezeichnung immer noch benutzen für niedrig legierte Stähle mit einem Kohlenstoffanteil über 1,2% und eben unter den 2%).

Aber wie immer. Frage zwei Ingenieure und du bekommst drei Antworten.
 
Super, vielen Dank an alle. Auch der Link hat mir wirklich weitergeholfen. Es scheint wirklich plausibel, dass da eigentlich GUSSSTAHL stehen sollte, auch wenn davon wirklich nichts erkennbar ist. Der Hinweis auf die alten Küchenmesser, und dass man früher damit geworben hat, macht das aber umso wahrscheinlicher.
Ich werde das Teil also einfach genauso behandeln wie alle anderen Klingen aus Feilenstahl und mit der Schmiedetemperatur einfach etwas vorsichtiger sein, dann sollte es klappen.
Beste Grüße
Hannes
 
Herbert hat die Bezeichnung in dem angeführten link richtig abgeleitet.

Daß besonders hervorgehoben wurde, daß es sich um Gußstahl handelte, hat historische Gründe.
Nach der Entwicklung des Tiegelstahls im späten 18. Jhdt hätte man an sich erwarten können, daß er sich schnell durchsetzt.
Da er aber keine "natürlichen" Flußmittel hatte, ließ er sich nicht so einfach verschweißen, wie die bisher üblichen Rennfeuer- und Puddelstähle.
Er galt auch als hitzeempfindlicher und schwieriger zu schmieden als die damals auch wirklich so bezeichneten Schweißstähle.

Die bessere Homogenität und die Möglichkeit der exakten Legierungssteuerung bahnten dem gegossenen Stahl aber letztlich doch seinen Weg und er galt als der technisch bessere und modernere Stahl. Deshalb wurde mit der Bezeichnung "Gußstahl" gerne geworben, um zu kennzeichnen, daß es sich um erschmolzenen Stahl handelte und nicht um "altmodisches Zeug".

Die Bezeichnung als "Gußstahl" hatte also nichts mit der Legierung zu tun, sondern bezeichnete allein die Herstellung über die vollständige Schmelze.
Auch der C-Gehalt war für die Bezeichnung gleichgültig, man hätte alles Härtbare Stahl und wenn es über die Flüssigphase hergestellt war, eben Gußstahl genannt.
In alten Lexika findet man noch die Unterscheidung "Gußstahl" und "Schweißstahl" .
Die Bezeichnung "Gußstahl" hatte allerdings ihren Sinn verloren, als Schweißstahl oder Schweißeisen von der Bildfläche verschwanden, weil es dann das Gegensatzpaar nicht mehr gab. Dazu kam die Verwechselungsgefahr mit Gusseisen, also dem nicht schmiedbaren Eisen mit über 2 % C und meist graphitischer Ausbildung des C im Eisen.

Die Hervorhebung der Herstellungsweise durch die Bezeichnung "Gußstahl" für eine gut hundert Jahre alte Feile ist aus den oben genannten Gründen naheliegend-es sollte angedeutet werden, daß man ein modernes, gutes Werkzeug in Händen hatte

Was mich allerdings wundert, ist die Schreibweise: Dreimal s hintereinander war damals nicht üblich und ein eindeutiger Rechtschreibfehler.

Legiert ist die Feile mit großer Sicherheit nicht. Der ungefähre C-Gehalt lässt sich durch die Funkenprobe feststellen.

Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
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