Wb Problem Bandsäge

xtorsten

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Hi,
habe neulich etwas Bandsägenmaterial im Tausch bekommen.
Da ich neugierig war und eine Schwäche für low-tec habe, wollte ich eine Klinge daraus mit einem Hartlötbrenner härten.
Also dachte ich, zwei- dreimal normalisieren und dann härten.
Das ganze funktionierte nicht, also habe ich dann doch den Ofen bemüht.
Folgende Vorgehensweise:
-1h "Hochtemperaturanlassen" bei 670°C.
- zwei mal bei 830°C "normalisiert", abkühlen lassen bis gerade keine Glühfarbe mehr
- 10 min gehärtet bei 800°C, 830°C, 870°C - Abschrecken in Wasser (!)
alle drei Proben ließen sich dann ohne Probleme noch feilen.
Die Härte nahm mit steigender Temperatur nicht zu, wohl aber das Kornwachstum. Sehr zähes Gefüge im Bruch.
Ich bin eigentlich von 1.2703 als Material ausgegangen.
Die Ofenesteuerung zeigt eine etwas höhere Temperatur an, wie tatsächlich vorhanden (wie eine ebenfalls normalisierte und gehärtete Klinge aus 1.2519 zeigte, die sehr gut geworden ist).
Das Material ist 1,3mm stark und kam mit einer etwas grobkörnigen Härtung an, ließ sich allerdings nicht mehr sägen, aber noch bedingt feilen. Funkenprobe ließ nicht auf Hss o.ä. schließen.
Ich habe keine Ahnung von den nickelhaltigen Stählen und bin im Netz auf ein Bandsägenmaterial von Uddeholm gestoßen (15n20), das mit rund 2% Ni daherkommt.
Habe ich das mit dem Nickel falsch eingeschätzt?
Oder ists möglich, dass das Material sich nicht eignet?

Ich bin etwas ratlos.

gruß,
torsten
 
Ein Kollege hatte ein ähnliches Problem, wollte aus einem Streifen einer Maschinenbandsäge ein Outdoor/Jagdmesser machen.
Kann es sein, dass der Stahl eher für Induktionshärtung im Zahnbereich, als für Gesamthärtung gedacht/geeignet ist ?

Bei Bandsägen und ganz besonders bei Maschinenbandsägen sollten eigentlich nur die Zähne hart sein, da das restliche Band möglichst flexibel sein muss ?

Gruß Andreas
 
Hallo xtorsten,

überprüfe das Sägeband mal daraufhin, ob eventuell ein schmales Band aus härtbarem Material (für die Zähne) an einen breiten Träger geschweißt wurde der nicht härtbar aber dafür zäh ist.

Den Fall hatte ich mal: Das Band in Stücke geteilt, die Zähne abgeschliffen und zu Damast verarbeitet. Das so entstandene Messer ließ sich von Hand verbiegen, weil die Zähne des Sägebandes nur angesetzt waren - und genau den Teil hatte ich ja weggeschliffen.

Falls es bei deinem Band auch so ist, müsste ein Streifen längs des Bandes, sehr dicht an den Zähnen zu sehen sein.

MfG
newtoolsmith
 
@xtorsten

check doch mal den C gehalt mit der Funkenprobe

ansonsten ist der 15N20 ein recht guter Werkstoff den ich oft für meine Damaste LK 4 (Feile Säge) benutze das Zeug zeichnet schön schweisst gut und mit gut 0,8C ist es ein hervorragender Kombinationspartner für Leistungsdamaste der Leistungsklasse 3 und 4.

Grüße Roman
 
Hallo Torsten !
Wir haben uns ja schon einmal über die Funkenprobe unterhalten, die einen ersten guten Überblick über die Zusammensetzung eines Stahls gibt. Das müßte Dir schon weiterhelfen.
Wofür sind die Sägebänder verwendet worden ? Ich habe vor einiger Zeit Bandsägen erhalten, die für das Sägen von Eisen gedacht waren. Sie hatten an der Seite der Zähne - am roten Funken erkennbar -Wolframanteile, der Korpus war in der Ecke Federstahl einzuordnen. Ob auch Nickel enthalten war, was man wegen der erhöhten Zähigkeit bei Bandsägen gerne macht, konnte ich am Funken nicht feststellen. Die wolframlegierte Zahnseite war entgegen meinen ersten Befürchtungen nicht aus Schnellstahl und ließ sich ohne Probleme schweißen. Ich habe die Bandsäge mit 1.1545 kombiniert. Die Zeichnung scheint gut zu sein, soweit man das am ungehärteten Paket beurteilen kann, sodaß ich schon vermute, daß die Bänder im Korpus nickellegiert sind.
Bänder für Holzsägen sind möglicherweise aus einem insgesamt weicheren Material gefertigt mit einer angeschweißten Zahnleiste.
Daß die Bänder selbst nicht härtbar sind, glaube ich nicht, weil einfacher Baustahl der Zugbelastung nicht gewachsen wäre.
Ich würde wie folgt vorgehen:
1. Wie Roman es geraten hat, Funkenprobe machen.
Ergibt sich daraus, daß der Stahl im Korpus zuwenig C enthält, um härtbar zu sein, weißt Du Bescheid. Das Material muß mit hochkohlenstoffhaltigem Partner verbunden werden, oder taugt nur für Zierstücke.
2. Zeigt die Funkenprobe einen ausreichenden C-Gehalt, würde ich einen kleinen Abschnitt mit der Lötflamme erwärmen und bei Erreichen des AC 2 Punktes von der Magnetverlängerung direkt ins Härteöl fallen lassen. Wenn er dann nicht härtet, stimmt etwas nicht. Miraculix zuziehen- das Ganze bei Vollmond- oder besser bei Sonnenfinsternis wiederholen !
3. Jetzt wieder ernsthaft: Denkbar ist, daß das Band ursprünglich genug C hatte- nach 1. feststellbar- aber durch das Weichglühen in der Oberfläche entkohlt wurde. Weichglühen ist natürlich ein sinnvoller und wichtiger Schritt, das Potential eines Stahls auszureizen. Man kann es aber auch übertreiben. Möglicherweise ist es besser, das Weichglühen in einer Schutzpackung vorzunehmen, oder es im abgewandelten Schnellverfahren : mildes Härten und danach kurzfristig weichglühen durchzuführen.
4. Wenn das alles nichts hilft, Du aber dieses Material in solchen Mengen bekommen kannst, daß sich die Mühe lohnt, könnte man es auch aufkohlen. Dafür gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die aber erst mal auf sich beruhen können, weil vermutlich das schrittweise Vorgehen schon eine vernünftige Lösung bieten wird.
MfG U. Gerfin
 
hallo,

danke Euch schon einmal für die Tips!
Ich weiß leider nicht, wofür das Band gedacht war. Die Zähne sind auch weitestgehend ab, bzw. sind nur noch Reste davon erhalten.
Trotzdem werde ich es mal fein schleifen, um eine eventuelle Anschweißung von anderem Material mit Sicherheit zu erkennen. Eigentlich war ich der Meinung, ich könnte das auch ohne Feinschleifen sehen, aber sicher ist sicher.
Dann härte ich mir ein Vergleichsstück ck70, damit müsste sich der c-Gehalt hinreichend präzise per Funkenprobe bestimmen lassen.
Ist genug vorhanden, dann werde ich mal weichglühen - einmal Richtung c60/ c70/ 1.2703 und dann mal bei tieferen Temperaturen, um einem eventuell erhöhtem Nickelgehalt Rechnung zu tragen.
Danach kann ich ja von verschiedenen Temperaturen härten und dann weitersehen.
Noch mal eine Frage:
Wenn c60 gut gehärtet ist, reicht das zum Glas ritzen?
Ich weiß, der Stahlschlüssel dagt was von ~58HRC Ansprunghärte, das wird so nichts, aber bei den dünnen Querschnitten, wie wir sie benötigen?

gruß,
torsten
 
C 60 Ansprungshärte bei kleinen Querschnitten in Wasser gehärtet 65 HRC problemlos
 
ab in die nächste Runde....

so, ich habe ein Stück voon dem Band feingeschliffen und keine Anschweißung vorgefunden. Täler der Zahnung sind noch vorhanden, die Zahnspitzen allerdings nicht. Gab es eine Anschweißung, so muss sie sehr nah an den Zahnspitzen gewesen sein (ich gehe jetzt nicht davon aus, habe aber auch keine sonderliche Erfahrung mit Sägebändern).
Dann habe ich das Vergleichstück ck70 gehärtet und verglichen.
Der Ck70 zeigte einige C-Explosionen, die in der Form wie ein Funkenregen aussahen und recht nah an der Schleifscheibe waren.
Das Sägeband hatte eher einen Strahl, mit wesentlich weniger C-Explosionen und ich meine, leichte Anschwellungen im Bereich der C-Explosionen zu erkennen. Sieht so aus wie ein Zwischending von c45 und 60 Mn Si 4, wenn man die Funkenprobengrafik zu Rate zieht, die in Romans Buch abgebildet ist. Funkenbild am Rücken des Bandes und an der Zahnung sind identisch.

Gibt es siliziumlegierte Bänder für Sägen?
C45 ohne Anschweißung dürfte, obwohl eher gröbere Zahnung, ausscheiden.
Kann es sein, dass ich bei meinem gutgemeinten Glühen Graphit produziert habe und den schon nicht sehr üppigen C-Gehalt weiter reduziert habe?

Weiter gehts jetzt so:
Härten ohne irgeneine vorgeschaltete Glühung von 800,830,860°C.
Bei Erfolg das Ganze noch einmal mit sorgfältigster Weichglühung, allerdings ohne Normalisieren.
Ich hoffe, so der Geschichte auf den Grund gehen zu können.
Dann ist zwar schon ein gutes Stück von dem Band weg, aber irgendwie habe ich mich da festgebissen ;-)

gruß,
torsten
 
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