Weißer Papierstahl für Mono Klingen?

Messerfreund

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Hallo liebe Mitglieder,
ich plane gerade mein nächstes Messer. Geschmiedet soll es sein.
Bei der Stahlauswahl dachte ich auf
www.dick.biz
an
Homepage > Messer > Klingenstahl > Mittellage Weißer Papierstahl, (Shiro Gami)

Dort soll daraus ein Japanischer Dreilagenstahl werden. Da ich aber das Feuerschweissen nicht beherrsche dachte ich, aufgrund der vorzüglichen Eigenschaften an eine Monostahlklinge aus Weißem Papierstahl.

Ist dieser alleine zu spröde oder kann ich ihn ohne Bedenken verwenden?
 
Herr Gerfin hat ja eingentl. alles gesagt, aber trotzdem mein Senf:

Ich benutze ihn zwar eher als Laminatmaterial, aber er kann genausogut als Mono-Stahl verwendet werden. Es gibt hier genug Beispiele, wo Messer aus Feilenstahl oder 1.3505 (W3 Walzlagerstahl) hergestellt werden, der Weisse Papierstahl kommt dem W1 ein wenig ähnlich. Also Stähle, die genauso kohlenstoffhaltig sind. Es kommt halt nur darauf an, dass du ihn nach dem Härten so anläßt, dass er 6-7 HRC unter die Endhärte kommt und nicht mehr ganz so bruchempfindlich ist. Anlasstemperatur hier dann lieber ca. 220-230 Grad für die ersten Versuche, härter kannst du die nächsten Klingen dann immer noch machen und mit 180-200 anlassen...
 
Geh nicht über 200°, bei höherer Temperatur beginnt die "Blausprödigkeit", nachzulesen in Roman´s Buch. ;)

Ich verarbeite sehr häufig 3505 und auch C105 und hatte nie Probleme damit, auch Beschwerden von Kunden hatte ich bis heute nie.

Diese Stähle eignen sich sogar hervorragend für fein ausgeschliffene Schneiden, genau deswegen werden sie doch verwendet.

Nur hacken und hebeln sollte man nicht damit, da gibt es besser geignete Stähle.
 
Mittellage Weißer Papierstahl, (Shiro Gami)

Hallo Messerfreund,

das sagt doch eigentlich alles: Es handelt sich um einen Dreilagenstahl mit einer Mittellage aus weißem Papierstahl.
Daraus ist schlecht ein Monostahlmesser zu machen.
Bei Click auf den unterstrichenen Titel wird das auch genau erklärt.

Servus

Manfred
 
Alchemist:

Bei Dick gibt es den Weißen Papierstahl auch in anderen Abmessungen. Dort wird er jedoch nur als weißer Papierstahl beschrieben und nicht als Mittellage. Und dort steht ebenfalls, dass er für Monostahl Klingen geeignet ist.

Ich dachte mir ich könnte die Mittellage kaufen, da sie erstens geringere Abmessungen hat (und ich soviel nun auch wieder nicht brauche) und zweitens Preisgünstiger ist. Da dachte ich, ich könnte mir die Mittellage zulegen, da die Eigenschaften die gleichen bleiben.

Ist da ein Denkfehler drin?
 
Ein kleiner Denkfehler ist schon da drin. Er liegt aber an einer anderen Stelle, als Du denkst. Der weiße Papierstahl unterscheidet sich von den reinen C-Stählen wie 1.1545-wenn überhaupt- nur dadurch, daß er noch ein bißchen reiner ist, also an Beimengungen in noch höherem Grade frei.
Unterstellen wir mal, diese Anpreisung stimmt: Daraus ergibt sich nicht automatisch eine bessere Qualität. Ultrareine Stähle haben zwei deutliche Problemzonen: Bei entsprechendem C-Gehalt sind sie extrem umwandlungsfreudig. Bei einem bis auf den C-Gehalt chemisch reinen Stahl mit 1,4 % C war eine Abkühlungsgeschwindigkeit von ca 3000 Grad pro Sekunde erforderlich, um Martensit zu erhalten. ( Damit das nicht gar zu erschreckend klingt: Diese Abkühlungsgeschwindigkeit ist natürlich nur im Bereich der Perlitnase erforderlich). Immerhin bleibt das Problem, daß sehr schroff abgeschreckt werden muß, um eine befriedigende Härte zu erreichen.
Das zweite Problem ist das Kornwachstum. Als Al Pendray bei seinen Wootzversuchen mit besonders reinem Ausgangsmaterial experimentierte, stellte er ein extrem schnelles Kornwachstum fest. Das ist aber für die mechanischen Eigenschaften sehr ungünstig.
Daraus folgt, daß der weiße Papierstahl sehr exakte Schmiede- und Härtebehandlungen verlangt, um sein Potential nutzen zu können. Der Anlieferungszustand ist zweifellos in Ordnung, schmieden und härten sollte aber sehr überlegt und mit Erfahrung vorgenommen werden.
Deshalb mein Vorschlag, der auch in Günthers Beitrag schon anklang: Nimm doch erst mal eine Feile eines der guten Hersteller-Hase, Dick, Pferd, Nickolson um nur einige zu nennen-oder einen Wälzlagerring. Die Kosten sind dann Null, das Ergebnis ist- wenn Du alles richtig machst-vorzüglich und wenn Du mit diesen Materialien nicht zurecht kommst, hättest Du den weißen Papierstahl mit Sicherheit verdorben.
Wenn das mit der Feile oder dem Wälzlagerring klappt, kannst Du immer noch den weißen Papierstahl probieren.
MfG U. Gerfin
 
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