Welche Fadenstärke für Messerscheiden?

linker-blinker

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Hallo Zusammen,

nachdem ich mir jetzt schön viel Leder gekauft habe, um mir endlich mal Scheiden für meine Messer bauen zu können, stellt sich mir die Frage nach dem richtigen Faden. Bzw. viel wichtiger wäre für mich die Fadenstärke. Im Internet finde ich immer wieder alle möglichen Sorten von Fäden wie Serafil, Kunstsehne, Pechfaden, Lederfaden, Zahnseide :) ... und da steht dann oftmals sowas wie 10/3 dabei. Das soll wohl die Fadenstärke angeben, aber ich kann mir dadrunter nix vorstellen.
Also, was bedeutet diese Zahlenkombination, bzw. welche Stärke verwendet ihr für eure Scheiden?

Ciao, Basti
 
Hallo Basti,
ich hätte da mal ein Tipp für Dich. Ich verwende zur Zeit Maurerschnur aus Polyehster, vom Baumarkt. Den gibt es in weiß, grün oder rot.
Das Zeug ist unheimlich reißfest und fasert beim nähen auch nicht so auf wie Hanfgarn. Auch braucht man es nicht einwachsen. Die Garnstärke liegt bei 1mm bis zu 1,7mm. Das beste was ich bekommen konnte war rotes, geflochtenen 1mm starkes vom Marktkauf-Baumarkt. Damit bekommst Du eine schöne markante Ziernaht, die auch noch richtig was abhält, hin. Leider gibt es das nicht in braun oder schwarz.
Gruß Egbert
 
Hallo Basti

Da ich meine Bogensehnen aus Dacron selbst herstelle, habe ich diese Fäden immer in unterschiedlichen Farben verfügbar. Hab sie mal zur Scheidenherstellung verwendet und nehm seit dem nichts anderes mehr. Sie sind vorgewachst, witterungsunempfindlich und extrem reißfest.

Gruß
Rockwell
 
Hallo Linker-Blinker,

Grundsätzliches:

je kleiner die Zahl der Fadenstärkenbezeichnung, desto dicker der Faden, je größer die Zahl, desto dünner die Stärke.

Die zweite Zahl, also die nach dem Schrägstrich, gibt an aus wieviel einzelnen Fäden der Zwirn gesponnen wurde. Normalerweise sind das 3 oder 4, bei guten handzwirnen können das aber auch mal 6 oder gar 8 sein. Bei geflochtenen Zwirnen (sogen. Forellenfaden) wird die Anzahl der Einzelfäden nicht angegeben.

Weiter ist zu beachten, daß es links und rechts geschlagene Zwirne gibt, also links oder rechts herum gedrehte Zwirne. Die Drehrichtung unterscheidet die Fäden/ Zwirne für ihre Verwendung in der Nähmaschine. Links-geschlagene Zwirne eignen sich speziell für die Verwendung in der Nähmaschine und nur bedingt für die Verwendung als Handzwirn, die rechts-geschlagenen Zwirne nur für dir Verwendung als Handfaden. Ein rechts-geschlagener Zwirn wird sich in der Nähmaschine immer (!) aufdrehen und mit Sicherheit das mechanische Werk der Maschine blockieren!

Es gibt gewachste, geölte undgeseifte Zwirne, alle haben ihre eigene Verwendung. In der Regel finden für unseren Bereich, dem Nähen von Messerscheiden, rechtsgeschlagene Zwirne, gewachst oder ungewachst Verwendung und dort eignen sich gedrehte oder geflochtene Zwirne im Prinzip gleich gut. Für den ungeübten Näher ist der geflochtene Faden zu empfehlen, wachsen kann man alle Zwirne selber.
Als Zwirnstärke würde hier dann ein 10/ 4 Faden oder ein Forellenfaden in ähnlicher Stärke Verwendung finden. Den Forellenfaden bekommst Du zum Anfang problemlos beim Schuhmacher Deines Vertrauens, Du mußt halt mal fragen.

Generell sollte die Fadenstärke zu Deiner Arbeit passen, in der Regel sind das aber so 0,8mm.

Badger
 
Hallo Basti,
Das Zeug ist unheimlich reißfest und fasert beim nähen auch nicht so auf wie Hanfgarn. Auch braucht man es nicht einwachsen.

Hallo

Hanfgarn ist auch die unterste Qualität. Wenn Du Leinenzwirn, am besten den zum Aufdoppeln nimmst, dann fasert da auch nichts auf.
Im Übrigen würde ich empfehlen, grundsätzlich jede Art von Garn bei einer Handnaht zu wachsen, auch die Kunstfasern. Man muss es ja nicht übertreiben, aber die Naht zieht dann besser an und wird gleichmäßiger.

Wenn Du keinen Schuhmacher findest, dann schreib mich mal an.

Gruß aus Berlin

chamenos
 
....Wenn Du Leinenzwirn, am besten den zum Aufdoppeln nimmst, dann fasert da auch nichts auf......

Auffasern tut bei keinem Material was, wenn man damit umgehen kann. Ein alter Schuhmachermeister hat mich in die "Kunst der Pechdrahtherstellung mit Schweineborsten" eingeweiht, wenn man weiß, auf was es ankommt, ist auch dies kein Problem. Allerdings sind die Möglichkeiten der Beschaffung des geeigneten Rohmaterials sehr geschrumpft und es ist fast nicht mehr zu beziehen, außer man hat noch ein paar Vorräte oder Quellen aus der "Alten Zeit".

Wichtig ist nur und vor allem anderen das von Chamenos erwähnte Wachsen! Immer! Gut! Auch während dem Nähen!

Beim Verwenden von Pechdraht ist wichtig, sich immer einen frischen "Draht" zu machen, da der alte sehr schnell austrocknet und auch bereits am nächsten Tag nicht mehr zu gebrauchen ist!

Momentan bin ich auf einem Lehrgang, aber ich bin eh schon seit längerem am Überlegen, ob ich nicht mal ein kleines Tutorial darüber machen soll. Wenn Interesse besteht, könnte ich mir das mal was für die Weihnachtszeit überlegen.

Badger
 
Auffasern tut bei keinem Material was, wenn man damit umgehen kann.

Hallo

Da gebe ich Dir nahezu uneingeschränkt recht. Allerdings tummeln sich gerade ein paar "Händler", die verkaufen sogenannten Sattlerzwirn aus Hanf, der so kurzfaserig und mies versponnen ist, dass man damit wirklich nichts mehr gezaubert bekommt. Auch wenn man weiß, wie es geht.
Ich habe hier auch zwei Konen von dem Mist stehen und benutze es als Paketschnur und Weihnachten wird der Braten damit geschnürt.

Was völlig richtig ist, ist die Feststellung das guter Naturzwirn schwer zu beschaffen ist.
Das Problem bei "Bucht"- oder Flohmarktschnäppchen ist aber, dass Naturgarne nicht unbegrenzt lagerfähig sind. Ich habe da schon Riesenglück und derbste Enttäuschungen gehabt.

Was man aber machen kann, ist einfach in der Bekanntschaft rumfragen, ob es dort noch eine Dame gibt, die mit einem Spinnrad umgehen kann. Denn wirklich viel Zwirn braucht es ja für eine Scheide nicht. Und aus 3 bis 5 Strängen Leinensternchenzwirn lässt sich auch guter dicker Zwirn machen. Ganz traditionelle Bogenschützen drehen sich ihre Sehnen ja auch selber.

Gruß aus Berlin
chamenos
 
@ Chamenos

Wohl wahr, wohl wahr!

@ All

Ich habe das Glück auf eínen nahezu unerschöpflichen Vorrat eines Freundes zurückgreifen zu können und habe auch noch einen Händler in der Nähe, der zwar kurz vor dem Ruhestand steht, den ich aber vor seiner Rente noch leerkaufen werde! :cool:

Allerdings kann man sich bei einigen guten Zwirnherstellern auch heute noch mit wirklich brauchbaren Kunstfaserzwirnen behelfen, die sich auch problemlos nähen lassen. Der brauchbarste Vertreter dieser Gattung ist wie schon erwähnt, der Forellenfaden, eine geflochtene Art des Maschinenzwirns für Doppelmaschinen. Es gibt ihn in vielen Farben und auch drei oder vier Stärken (eine Stärke reicht jedoch!). Die Firma Götz in Göppingen vertreibt diesen Zwirn und liefert auch an "Kleinkunden". Falls sich hier Probleme auftun, bin ich gerne bereit weiter zu helfen.

Der Forellenfaden ist zwar nicht gerade billig, besticht aber durch erstklassige Verwendbarkeit!

Badger
 
Zuletzt bearbeitet:
Momentan bin ich auf einem Lehrgang, aber ich bin eh schon seit längerem am Überlegen, ob ich nicht mal ein kleines Tutorial darüber machen soll. Wenn Interesse besteht, könnte ich mir das mal was für die Weihnachtszeit überlegen.

Das hört sich doch mal interessant an, also wenn du Zeit und Muße hast...

Ciao, Basti
 
Hallo Basti,

ich verwende auch einen synthetischen und gewachsten Faden. Den gibt es in allen Farben. Am besten mal bei einem Händler fragen, der noch selbst die Schuhe zusammen näht. Die haben normalerweise immer Reste davon kostenlos abzugeben. Wenn Dir ein solcher Händler freundlich gesinnt ist, bekommst Du die "Lebenszeitrolle" mit 500Meter unter 10 Euro :)

Eine Versandadresse kann ich Dir leider nicht nennen.

Der Faden ist ungefähr 0,6mm dick.


Gruß und viel Spaß beim Lederwerken :super:


Markus
 
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