Welche Härte bei Stemmeisen / Stechbeitel?

Erka

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Gibt es Anhaltswerte, auf welche Härte Stemmeisen (zur Holzbearbeitung) gehärtet werden, bzw. wie dafür angelassen wird? Gefühlsmäßig würde ich so ein Werkzeug wie eine Messerklinge härten / anlassen, aber ich bin kein Holzwurm und möglicherweise gibt es dazu andere Empfehlungen.
Hintergrund ist dass ich im Urlaub mit den Kindern einige völlig verrostete Stemmeisen (ohne Griffreste) gefunden habe, und die Kinder diesen Schatz unbedingt mitnehmen wollten. Zu Weihnachten wollte ich ihnen nun jeweils ein Stemmeisen wieder herrichten. Da die Teile so stark verrostet waren, musste ich einiges wegschleifen, und das geht trotz Zwischenkühlens dann nicht mehr so materialschonend. Die Eisen sind zwar nicht so heiß geworden dass der Stahl angelaufen wäre, aber mein subjektiver Eindruck ist dass der Stahl nun doch etwas zu weich ist. Daher würde ich die Eisen nochmals härten wollen. Bei einem Stemmeisen spricht doch nichts dagegen, nur die ersten cm zu härten?

Grüße
Rainer
 
Gefühlsmäßig würde ich so ein Werkzeug wie eine Messerklinge härten / anlassen, ....................Bei einem Stemmeisen spricht doch nichts dagegen, nur die ersten cm zu härten?

Moin.

ja, - nein, ähmmm
oder um es konkret zu sagen: das hängt davon ab.

Wenn mit dem Stecheisen gehebelt wird (gerade in der Zimmerei eher üblich) dann ist zu hart nicht wirklich praktisch.
Wenn mit den Eisen eher "geschnitzt" und nur "gerade" gearbeitet wird, dann können die gar nicht hart genug sein:D.
Soll mit einem Klopfholz gearbeitet werden oder mit der Hand geführt werden?

Hängt auch davon ab, wie steil Du den Anschliff am Eisen machst.
Je flacher der Anschliff, desto höher die Bruchgefahr.

Früher war es scheinbar üblich dass die Eisen max. bis zur Hälfte gehärtet waren. Wie das heute ist, weiß ich nicht (ich habe meine Stecheisen noch nicht soweit runtergearbeitet)

Gerade wenn man auf einem Ast rumstochert sind Ausbrüche eher die Regel. Bei meinen Japanern sind die dann richtig heftig (die Teile sind zweilagig und an der Schneide knüppelhart) die Eisen von Kirschen sind da deutlich weicher. Muss man halt öfter schleifen, dafür sind die Ausbrüche nie so tief. Die legen sich dann eher um.

Oder noch einfacher:
Wenn die Stecheisen für Kinder sein sollen, dann würde ich sie nicht ganz so hart machen. Lieber verbogen als abgebrochen.

Gruß
chamenos
 
...das hängt davon ab...

Genau das habe ich erwartet ;)
Ich denke mal dass beides vorkommt, von Hand geführt und mit Klopfholz. Und wie du schon sagst: Kinder. Da darfs dann sicher etwas weniger empfindlich sein.
Weil du schon den Anschliff erwähnst: Sind 30° ok als "universeller Winkel"?

Vielleicht lasse ich die Eisen doch erstmal so wie sie sind. Wenn ich eh nur partiell härte dann sollte das bei Bedarf auch später noch gehen mit dem Brenner, wenn mit einem feuchten Lappen gekühlt wird.

Grüße
Rainer
 
Da kann man wirklich nur sagen, es kommt darauf an.
Als Beispiel: Ich habe von einem alten Schreiner seine Werkzeuge bekommen. Sie waren mit einem recht schlanken Winkel angeschliffen und sehr weich. Schärfen mit einer feinen Feile war völlig problemlos. Die Ecken der Stechbeitel legten sich bei Arbeiten in hartem Holz-altes Apfelholz genügte schon- sehr schnell um.
Ob das die ursprüngliche Härte war, möchte ich bezweifeln. Sicher ist durch viele rohe Schleifvorgänge auch einiges an Härte verloren gegangen.
Schlecht ?- Der Mann hat ein Leben lang professionell mit dem Werkzeug gearbeitet und ihm war ein stumpfer Beitel lieber als ein abgebrochener.
Als Gegenbeispiel: Georg hat sich Möbel aus Esche und Buchenholz in massivster Qualität gefertigt. Der Tisch war perfekt verzapft, so daß schon ohne Verleimung ein Elefant hätte darauf stehen können. Er war mit dem Profiwerkzeug, das er aus einer Tischlerei hatte, nicht zufrieden und wir haben aus großen Papierschneidemessern (Weicher Stahl mit einer schräg angeschweißten Schneide aus 1.2515 ) Stecheisen ausgeschmiedet und mit 64 HRC aufwärts eingesetzt. Georg berichtete mir von mehrfachen Standzeiten gegenüber den handelsüblichen Werkzeugen.
Ähnlich ging es mit Hobeleisen. Darüber habe ich schon berichtet.
Ich habe eine ganze Reihe von Beiteln mit angeschweißten Schneiden aus Feile, Kugellager oder 1.2516 geschmiedet und damit beispielsweise in einem Stück Honduraspalisander die Aussparungen für einen Hobel ausgestochen. Das ging wunderbar.
Ich würde aber nicht behaupten, daß diese Beitel ähnlich robust sind, wie die aus einfachem C 70 mit vielleicht 58 HRC oder darunter, wenn ich damit auf einen Nagel käme.
Auch die Form und die Dimensionen haben einen gewissen Einfluß auf die Stabilität. Ist der Klingenkörper sehr kräftig und aus weichem Material, kann die Schneide höher belastet werden als bei einem durchgehärteten zierlichen Werkzeug.
Also: Feinfühliges Arbeiten mit kräftig dimensioniertem Werkzeug erlaubt hohe Härte bis 64 HRC und darüber, grobe Arbeit mit leichter konstruiertem Werkzeug verlangt niedrigere Härtegrade.
Ich appelliere wieder mal an den Schlingel, der mein Buch aus der früheren DDR-"Die Arbeitsstähle" ausgeliehen und nicht mehr zurückgegeben hat. Darin ist eine mehrere hundert Seiten umfassende Zusammenstellung von Werkzeugen von A-Z mit Angaben zu den empfohlenen Stählen und den Härten mit denen sie eingesetzt werden können.
Der Schneidenwinkel- irgendwo zwischen 25 und 35 Grad, bei weichem Werkstoff kleiner, bei hartem größer.
MfG U. Gerfin
 
Danke Euch beiden für die Antworten. Das zeigt mir dass ich so oder so nicht viel falsch mache.
Um meinen Spieltrieb zu befriedigen habe ich ein Stemmeisen nun mal probeweise im vorderen Bereich gehärtet und bei gut 200°C angelassen. Hart genug ist es mir jetzt, ob es zu hart ist wird sich zeigen :)
Vorher hat sich beim Schnitzen von trockenem Eukalyptus die Schneide doch recht schnell etwas umgelegt. Schneidenwinkel habe ich nun auf etwa 30° gemacht, eine kleine Sekundärphase ist ja schnell angeschliffen falls nötig.
"Sinn" macht der Aufwand ohnehin nicht - aber Spaß, und ich hoffe die Kinder freuen sich über das Urlaubsandenken. Dran kommt passenderweise ein Griff aus einem Eukalyptus-Aststück, auch gleich aus Korsika dafür mitgenommen.

Grüße
Rainer
 
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