Welches Finish für dieses Messer?

Anna

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Hallo zusammen,

inzwischen habe ich zwar (trotz meiner doch eher geringen Ausstattung und Fähigkeiten) ein paar Messer(griffe) gebaut. Gerade habe ich mich an meine ersten eigenen Klingen gewagt. Aber nun zum Thema: Dieser Griff hier stellt mich beim finish doch vor ein paar Fragen.
Das Holz ist Ebenholz, Ahorn und Purpleheart. Hier zwei Bilder: https://share.icloud.com/photos/0xsbbrDvAFOTnfKI-jOWSRUzQ
Eingesetzt werden soll es überwiegend in der Küche.

Ich würde mich freuen, wenn mir hier jemand ein paar Anregungen oder Erfahrungen zur Auswahl des Finishs geben kann. Hier meine Gedanken dazu und warum es mir gerade wirklich schwer fällt mich zu entscheiden. Bevor ich möglicherweise etwas dummes mache, dachte ich, ich frage mal hier :)

- Danish Oil: Nehme ich normalerweise sehr gerne, aber bei den verschiedenen Hölzern habe ich Angst, dass beim nötigen Nasschliff Schleifstaub von dem Ebenholz und Purpleheart auf dem Ahorn zu sehen ist.

- mineral oil: mögliches nass schleifen erforderlich --> s.o. Verfärbungen in den Poren durch Schleifstaub

- Tungöl: Dürfte mir auf dem Ahorn viel zu dunkel werden. Auf dem Purpleheart sieht Tungöl auch nicht gerade toll aus.

- Einfach Wachs nehmen: Tja, wenn es erst mal drauf ist...

- Polieren (menzerna GW16 & P195): bisher nur auf stabilisiertem Holz verwendet. Unsicher, was dabei raus kommt - vermutlich unschöne Polierpaste im Holz...

- Schellack: bisherige Versuche auf glatten Oberflächen waren mässig erfolgreich. Eher leichtes abziehen des Lacks. Zudem vermutlich auch bzgl. Schutz vor Wasser nicht so gut. Ansich aber eine schöne Oberfläche

- Acryl oder Polyurethan: Bisher keine Erfahrungen mit. Was mache ich da ggf. mit den Messing-Teilen? Werden die komplett abgeklebt oder an der Seite mit lackiert?Ausserdem mag ich das Gefühl eines Plastik-Griffs (PU) nicht.

Tja, was denkt Ihr?

LG Anna
 
Hallo Anna,

wenn der Ahorn nicht zu dunkel werden soll, würde ich Hartwachs nehmen! Meins ist von PNZ, heißt schlichtweg " Hartwachsöl"
Das feuert Ahorn zwar ein bisschen an, dunkelt ihn aber fast nicht nach. Nach 2-3 Schichten kann man auch mit einem weichen Polierschwabbel drübergehen, wird auch vom Hersteller empfohlen, wegen der Beständigkeit - Polierpaste braucht Frau dabei nicht ;)
Ist auch Speichel- und Kinderspielzeug geeignet, also perfekt für die Küche!

Kleiner Tipp: Bei hellen Hölzern an dunklen Hölzern oder Buntmetallen lässt sich mit Schleifschwämmen Schleifstaubeintrag vermeiden! Am besten mit den "Guten" von Klingspor(K120)! Mit billigen von Wolfkraft aus dem Baumarkt funktioniert es bei mir nicht!

Lg
 
Hallo Anna,

ich kann mich da anschließen, hab selbst gute Erfahrung mit "Bohnerwachs" gemacht. Ein farbloses Fussbodenwachs ( weiss nicht mehr wo gekauft, schon ein paar Jahre her) auf den warmen Griff auftragen (Sonne, Föhn) und gut einmassieren. Dann mit einem Lappen polieren. Nach einem weiteren dünnen Auftrag noch einmal gründlich polieren und bei Bedarf jährlich wiederholen. :)

Und von wegen geringe Fähigkeiten - das muss dir erst mal einer nachmachen! Mir persönlich zwar etwas zu bunt, aber die Qualität der Arbeit ist deutlich zu sehen! Mach ruhig weiter so!

Noch ne Frage zu der "Unterlage". Hast du eine gute Quelle für edle Hölzer? So ein Stück Purple Heart ist für meine Begriffe (meine Quellen) fast unerschwinglich!

Grüße
mamic
 
Vielen Dank Euch beiden! Schwämme und Hartwachsöl sind bestellt :)
Werde noch mal Bilder einstellen, wie es geworden ist - wird aber sicher noch ne Woche dauern.

@mamic: vielen Dank für das Lob! Das purpleheart der Unterlage habe ich von Designholz. War ein recht großes Brett, dass ich in Schneidebrettern/Servierplatten zusammen mit Walnuss verwendet habe. Die Unterlage ist übrigens mit Danish Oil bis 2000er Korn.

Bzgl. der Farbgebung des Griffs: kann ich gut verstehen, ist aber genau mein Stil :) Genau wie ein Enzo Necker mit Kupferlinern, Mosaik und Purpleheart. Mache davon gerade noch eines für mich, weil mir das so gefallen hat. Ich kann mich dafür mit den gefärbten und stabilisierten Hölzern so gar nicht anfreunden. Aber das ist ja das tolle: so viele Geschmäcker und Möglichkeiten!

LG Anna
 
Ich finde das sieht gut aus.
Aber mich wundert es, das Dir Tungöl zu dunkel wird. Hast de es mal ausprobiert?
Natürlich wirkt das Holz als sei es nass aber Leinöl macht es nach meiner Meinung immer dunkler. Tungöl verändert die Farbe auch nicht nach längerer Zeit. Aber das mag ja auch vom Holz abhängen.
Das einfache Bohnerwachs ist Parafin mit einem Lösungsmittel damit es sich leichter auftragen lässt, nichts Besonderes.
Ich mag nur nicht die Schleifkerbe, da bleibt man schnell an fasrigen Sachen hängen und wenns nur das Handtuch ist.
 
Ideal Grundierung / Füllung der Poren ohne Farbveränderung ist Nitro Hartgrund. Das Zeug stinkt heftig, ist aber nach einer Stunde bereits getrocknet und Geruchlos. Nach dem Trocknen ungiftig. Ist eine Grundierung, deshalb ist ein beliebiges Finish (Öl, Wachs, Lack ....) möglich und sinnvoll, kann aber auch poliert werden (gibt keine schwarzen Schlieren mehr) oder einfach so belassen werden.

In der Schweiz bekomst Du das Zeug in jedem Geschäft für Malerzubehör, nicht aber im Baumarkt. In der EU ist es meines Wissens noch etwas schwieriger zu bekommen. Soll heutzutage umweltfreundlich durch Acryllack ersetzt werden, das ist aber bei Weitem nicht dasselbe. Hartgrund ist unersetzlich, es gibt nichts anderes vergleichbares.
 
@Geonohl:
Erst mal Danke für Dein Feedback!
Ja, Tungöl habe ich verwendet und fand, dass es das Holz doch recht stark dunkler macht. Hier ein paar Bilder, um meine bisherigen Erfahrung damit zu verdeutlichen:

https://share.icloud.com/photos/0XBDuOTUeypmGGCRQvvxlJ0xA

Da sind drei Bilder von Servierbrettern/Schneidbrettern: Eines im unbehandelten Zustand (einfach mal vor dem Verleimen locker aneinander gelegt) und zwei mit fertigem Tungöl Finish (und einer einzigen Schicht Danish Oil oben drauf). Das sind die Bilder, wo das Necker mit dem stabilisierten Holz mit drauf ist. Es waren mehrere (3 oder 4) Durchgänge mit dem Tungöl (erster Durchgang 50/50 verdünnt und dann bis zu pur).

Zum Vergleich drei andere Bilder (die mit den beiden Neckern und das mit dem Necker auf der Walnuss-Unterlage):
- eines der Necker (hellbraun) ist aus "Tulipwood" mit Tungöl: Das ist deutlich dunkler als vorher. Wie ich finde aber ein wirklich wunderbares Finish für dieses Holz! Einfach, rustikal, aber doch irgendwie edel. Dieses Holz lässt sich auch wunderbar fein schleifen...
- das Necker mit Purpleheart hat einen Durchgang Tungöl (50/50) bekommen und ich habe danach auf Danish Oil gewechselt. Man sieht, dass es etwas dunkler ist, als die Unterlage im Hintergrund. Da ist Purpleheart, aber eben nur mit Danish-Oil behandelt.
- Vergleich mal die einzelne Walnuss-Unterlage des stabilisierten Neckers mit der Walnuss aus den Servierbrettern: gleiches Holz, aber Tungöl bei den Brettern und nur Danish Oil bei der einzelnen Unterlage. Ich finde das ist ein riesen Unterschied. Es war sogar das gleiche Brett.

@daenou: Danke für den Hinweis! Ist notiert.
Mal eine ganz blöde Frage dazu: Was macht man bei Lack (Acryl, PU, ...) eigentlich mit der Passung oder dem Abschluss aus Messing? Abkleben, nur die Seite lackieren oder alles? Die gleiche Frage stelle ich mir auch bei einem Vollerl - was macht man da mit dem Erl zwischen dem Holz?

Dann noch ein kurzes Update: Hartwachsöl habe ich inzwischen und ich sollte Mitte nächster Woche dazu kommen.
 
Was macht man bei Lack (Acryl, PU, ...) eigentlich mit der Passung oder dem Abschluss aus Messing? Abkleben, nur die Seite lackieren oder alles? Die gleiche Frage stelle ich mir auch bei einem Vollerl - was macht man da mit dem Erl zwischen dem Holz?
Lackiertes Messing bleibt schön glänzend und läuft nicht an. Muss aber sehr sorgfältig entfettet werden, sonst blättert der Lack stellenweise ab oder es bildet sich eine Fingerabdruck-förmige Patina unter dem Lack, dort wo Du das Material angefasst hast. Dasselbe gilt für Stahl. Früher hat man Zaponlack primär genutzt für NE-Metalle, für Stahl nur bedingt, da der Rostschutz nicht sehr gut ist.

Ich behandle bei fixed Messern immer alles mit demselben Mittel, entweder Leinöl oder Nitro-Hartgrund. Leinöl dunkelt Holz / Knochen / Horn / Geweih und verstärkt die Maserung. Dem Metall schadet es zumindest nicht und gibt einen bedingten Rostschutz. Hartgrund bzw. Zaponlack verfärbt nicht, weder Holz noch Metall. Klappmesser behandle ich natürlich nur vor dem Zusammenbau, weil sonst die Achse verklebt.

Wiki weiss zu Nitro Hartgrund: https://de.wikipedia.org/wiki/Nitrozelluloselack und zu Zaponlack https://de.wikipedia.org/wiki/Zaponlack. Ich interpretiere: ist wohl mehr oder weniger dasselbe, wobei Zaponlack in der Praxis eher eine glänzende Oberfläche erzeugt, Nitro-Hartgrund dagegen eine matte bis seidenmatte Oberfläche.

Zu PU oder Acryl kann ich nichts aussagen, das habe ich bei Messern noch nie verwendet.
 
Hallo Anna.

Wie verdünst du denn Tungöl und warum?
Verdünnen gibt bei dickem Auftrag eine weniger streifige Oberfläche wenn man es so trocknen ließe aber normalerweise wird der Überstand abgenommen.
Ich verwende keine Verdünnung, das kostet nur etwas mehr und man hat dann die verdunsteten Lösemittel in der Gegend. Bei Öl wie Leinöl oder Tungöl wird die Eindringtiefe ins Holz nur durch die Öltemperatur bestimmt. Damit werden die Moleküle beweglicher, Verdünnen hilft nicht bei der Eindringtiefe da diese von den sperrigen Molekülen die in kleine Löcher wollen bestimmt wird. Hatte ich in einem älteren Buch für Hersteller von Ölen und Ölfarben gelesen. Da hieß es verdünnen mit einem billigeren Lösemittel wird nur gemacht um mehr Volumen zu verkaufen.

Lackieren von Messing kann man machen aber bei Materialkombinationen muss man bedenken das beim Abziehen des Lackes (der verkratzt recht schnell und muss neu gemacht werden) das dabei verwendete Lösungsmittel (oder mechanisches Ding) die Materialien unter dem Lack vielleicht unterschiedlich angegriffen werden. Kleine Kratzer im Lack gehen vielleicht noch aber welche (oder Abriebstellen) die bis auf Metall reichen, lassen das Messing furchtbar aussehen und bei Restaurierungen entschließen sich die Leute (was ich so mitbekommen habe) lieber poliertes Messing zu haben oder das gleich patinieren zu lassen.
 
Wie verdünst du denn Tungöl und warum?.

Mit Balsam-Terpentin. Warum? Einfach weil es auf der Packung steht :) Ich hatte dazu vorher auch mehrere Quellen gefunden.
Das Mischungsverhältnis von zunächst 1:1 wird immer weiter reduziert, bis am Ende reines Tungöl verwendet wird.
Bei der Trocknung machte das einen riesigen Unterschied: Verdünnt vielleicht 1-2 Tage bis man nichts mehr riecht. Reines Tungöl: halbes Jahr wohl mindestens.

Ich muss zugeben, dass ich mir von Tungöl sehr viel versprochen hatte, aber bisher nicht so gute Erfahrungen damit gemacht habe. Die Farbveränderung gefällt mir bisher nur bei Tulipwood. Trocknungsdauer: ewig. So lange riecht es entfernt nach Frittenbude. Und: es kann schnell passieren, dass auch nach Wochen noch mal Tröpfchen an die Oberfläche kommen und dort unschöne Flecken hinterlassen. Dann muss man an die eigentlich fertig geglaubte Oberfläche doch wieder ran.

Ich lasse mich aber gerne überzeugen und probiere das noch mal mit anderen Hölzern aus. Mit welchen hast Du denn gute Erfahrungen gemacht?
 
Also wo ich das verwendet habe (hab auch gute Erfahrungen mit dem Lackleinöl von Kremerpigmente (halb Tungöl/Leinöl). Gartentor aus Lärche (seit etwa 10 Jahren ohne Neuanstrich aber waren auch drei dicke Anstriche), Spielzeugkran (2,7m hoch) aus Bambusdreischichtplatte (unverdünnt aber nur mit Lappen aufgetragen und abgewischt), Birkensperrholz an der Krangrundplatte (einmal eingepinselt weil es mehr saugte, danach mit noch mal mit Lappen aufgetragen und nachgeschliffen). Ist alle etwas dunkler geworden. Die Farbe hat sich aber weniger verändert wie bei der Verwendung von Leinöl.
Leinöl mag ich lieber für Griffe da es sich griffiger anfühlt, wenigstens bei meinen für mich. Das hab ich es verwendet auf Buche, Eiche, Holunder (ist viieell Dunkler geworden), Flieder, Pflaume (ich sehe kaum einen Unterschied zu einfach poliert oder mit Öl), Kirsche.
Das Lackleinöl hab ich auf einem Tischgestell aus Eisenbahnschienen verwendet und bestimmt noch einiges Anderes.

Bambus ist übrigens eine Schlechte Idee:irre:, hart aber splittert wie blöde, beim Sägen, Feilen, Hobeln immer sehr auf Faserrichtung achten und an Kanten Beilagen anlegen die man mit bearbeitet.
Bohren nur mit sehr scharfen Bohrern und am Besten durch Beilagen :-(. Mit Handwerkzeugen kaum zu bearbeiten, weil die Festigkeit der Fasen viel höher ist als der Zusammenhalt untereinander, Ich hatte cm lange nadelartige Splitterchen – auch in den Fingern. Der Faserverlauf ändert sich an den Knoten schon so viel das es fast immer Ausrisse gibt :livid:
 
Servus Anna
sauber gearbeiteter Griff !
Gute Arbeit , wenn jetzt die Klinge noch " längs" gefinisht wäre , wär das ein klasse Messer !

Norbert vom Neckar
 
Danke Norbert! Die Klinge - ja, da hast Du natürlich Recht. Vielleicht nächstes mal - ich taste mich ja noch ran, was so die "Projekte" angeht :)
 
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