Also ein Falzbein ist für mich für alle Glättarbeiten und zum "Ausradieren" von kleinen Eindrücken im Leder unverzichtbar, habe ein gerades und ein in sich gebogen/gedrehtes.
Ich steche mit der Schwertahle vor, und weite dann jeweils - je nach Leder - mit der Rundahle auf, bevor ich nähe.
Zum Nähen kommen bei mir auch die oben angesprochenen stumpfen Sattlernadeln zum Einsatz, bei dünnen Garnen (4fach Zahnseide!) gerne die sogenannten Nähborsten. Das sind dünne Drähte, die an einem Ende eine große Öse bilden, am anderen Ende bzw. über die ganze Länge, zusammengepresst sind. Sind hochelastisch, man kann sie auch mal um einen Finger wickeln, wenns mal klemmt. Leider spleißen sie manchmal an der Spitze auf, aber da kommt man drüber weg.
Die funktionieren auch mit dickeren Garnen.
Prickrad benutze ich auch, lieber jedoch einen Stechzirkel, der sich mittels einer Gewindeschraube fein verstellen läßt. Meist zeichne ich die Naht im (nassen) Leder mit einem Lineal, Kurvenlineal, mit Hilfe der Spitze des Falzbeins auf.
Zum Versenken der Naht nehme ich auch gern den oben beschriebenen Nahtversenker, dann muß man allerdings zu zu vernähenden Kanten bereits ziemlich weit fertig haben, da sie als Anschlag für den Versenker dient.
Daneben verwende ich freihand oder am Stahllineal (find ich auch wichtig) ein sogenanntes V-gauge, ich glaube, das sind Linolschnittmesser. Sieht aus wie ein zusammengefaltetes Stahlbändchen (längs), wobei - wenn man von der Stirnseite draufschaut - das V vorn scharf geschliffen ist. Geht besser, als man denkt. Wenn man keine Führung hat, lohnt es sich, wenn man mit diesem Teil umgehen kann.
Pech und Wachs verwende ich selten, da aufwändig. Aber wenn, dann sitzt die Naht perfekt.
Noch ein Wort zu dem Beschädigen des Garns beim Rücknähen: ich weite auch diese Löcher dann vorsichtig mit einer stumpfen (!) Rundahle auf. Einfach eine Sattlernadel in ein Ahlenheft.
Zum Auschärfen des Leders, also zum Dünnermachen der umgelegten Gürtelschlaufe, nehme ich ein Olfa-Wechselklingenmesser, die Klingen sehen aus wie kogatana, es gibt dafür ein Heft aus Edelstahl, die Klingenlänge ist durch Ausschieben und Arretieren mit einer Messingrändelschraube stufenlos einstellbar. Die Klingen kann man nachschärfen, und - auf Cr-Oxidriemen und Lederriemen abgezogen - so ziemlich das schärfste, was es auf dem rostfreien Sektor gibt.
Die verstehen ihr Geschäft. Ich habe immer noch meine erste Klinge, und die ist jetzt mehr als 10 Jahre alt. Ich such mal ein Foto.
Unbedingt empfehlenswert ist ein Nähkloben. Die Anschaffung hat sich gelohnt. Man kann das auch selber machen, aber für das Geld habe ich ein Klasseteil in hochwertiger Machart.
Ich hab meins bei Wolf Borger (nicht verwandt, versippt, verschwägert....) bekommen.
Was noch? Kleinkram. Hartholzrundling mit Nuten unterschiedlicher Radien zum Polieren von Kanten, ein poliertes Stück Knochen für den gleichen Zweck, kleine Stahlnägel (man kann die Naht damit "feststecken" wie ein Schneider den Stoff mit seinen Nadeln (bei nassem Leder sollte man rostfreie Stifte oder kleine Stücke von Zahnstochern als "Reißzwecken" nehmen.
Kantenglätter hab ich auch, nehm ich auch. Mit Spucke gehts auch, macht aber den Mund so trocken
Einen kleinen Hobel, der mit Rasierklingen arbeitet, um die Kanten zu ebnen. Aber das kriegt man mit dem oben genannten Olfa Messer ebensogut hin. Art Knife heißt das glaub ich, gibts in gut sortieren Baumärkten um die 9 Euro.
Lederfett, Bienenwachs, ein paar Farben. Und ein paar Leimklammern, oder Wäscheklammern, mit Filz beklebt.
Meist klebe ich meine Nähte mit Kövulfix. Kenn ich schon seit meiner Kindheit, wo unser Dorfschuster (jawohl, sowas gabs damals, ich bin ja schon was älter

) immer einen gr0ßen Topf davon auf der Bank hatte.
Die Kanten schleife ich per Hand mit auf Holz geklebtem (doppelseitiges Klebeband, hält nicht ewig, ein paar mal schon) Schmirgelpapier.
Für sehr dickes Leder hab ich auch schon Löcher mit meinem Proxxon (der Eifeldremel

) gemacht, dafür gibts sehr dünne Bohrer. Mach ich aber nicht mehr, weil das Leder dann nicht, wie von der Ahle nur verdrängt wird, sondern tatsächlich ein Loch mit eventuell verbrannten Rändern erhält. Der Faden klemmt nicht.
Man kann jedoch den Bohrständer nutzen, indem man einen dünnen Nagel in den Proxxon spannt, und die Löcher damit wie mit einer Ahle setzt ("Gewaltahle" für dicke Leder und viele Lagen).
Wer regelmäßig sehr dicke Leder und Keder zu bewältigen hat, weiss das zu schätzen.
Und zum Anzeichnen gibt es Kulis, die mit Silberfarbe schreiben. Optimal. Möchte ich nicht mehr missen.
Oder mit dem Falzbein, später wieder glätten.
Was die Ahlenhefte angeht, so benutze ich sowohl solche mit einem Messingspannfutter als auch normale.
Inzwischen habe ich mindestens 6 Stück herumfliegen, für Schwertahlen (2), für Rundahlen (3) und eine für die Sattlernadel mit stumpfer Rundahle. Auch damit kann man in feuchtem oder nassen Leder gut anzeichnen.
Es kommt schon was zusammen, aber das liegt auch daran, dass ich immer, wenn ich was interessantes sehe, das gern hätte.
Ich denke mal, aus dem oben gesagten wird klar, was man vor dem Hintergrund der eigenen Ansprüche unbedingt braucht, und was nicht.
Nichts von den Dingen ist unnütz oder wird nicht gebraucht.
Ich hoffe, die maximale Verwirrung gestiftet zu haben
