Uli Hennicke schrieb:
Mich interessiert die Bezeichnung und der Name dieser Schwerter, Ist das ein Landsknechtschwert, naja ein Katzbalger ist es nicht.
Ich stehe eben etwas auf dem Schlauch.
Wer kennt sich aus?
Danke
Uli
Hallo Uli,
ich habe jetzt mal meine Bücher über Hieb- und Stichwaffen zu Rate gezogen:
Die erste aufgekommene "krumme" Klinge in dieser Zeit war als Bauernwehr (also um 1525 +/-), da einfach und leicht herzustellen, der sogenannte Dusack (Dusägge, Duschak, ... und wie auch immer der Dialekt es wollte). Er bestand mit Griff, Handschutz, sprich Parierelement aus einem Stück, der Griff als solches war aus der Klinge durchbrochen herausgearbeitet worden. Kein Holz oder sonst was, nur ein Stück "Stahl".
Die Klinge wie Du sie abgebildet hast, läuft unter der der Bezeichnung Säbel, bzw. in der typischen Bezeichnung Hiebmesser und war die Typische Waffe der Städtebürger im 15. Jhdt (vergl. Hieb- und Stichwaffen von Eduard Wagner, Seite 94). Später waren sie Bestandteil der Bewaffnung der einfachen Edelleute im österreichischen Raum.
Es gibt hier noch Exponate im k. k. Artillerie Arsenal in Wien.
Allerdings kannte der Orient im Bereich des osmanischen Reiches, also der Türkei bis Ungarn (also zu dieser Zeit auch problemlos das heutige Österreich) bereits die "krumme" Klingeallerdings mit anderer Grifform.
Weiter findest Du eine fast exakte Zeichnung der von Dir abgebildeten Klinge in Historische Waffen von V. Dolinek/ J. Durdik auf der Seite 54 (unten, 2. v.l.), hier ist allerdings die Spitze der Klinge etwas abgeändert: sie wird zur Spitze etwas breiter und ist dann schräg nach oben zum Rücken hin abgeschnitten. Hier taucht auch der weiter oben schon von meinen Vorrednern verwendete Begriff: "Großes Messer" und zu einer ähnlichen Klingenform mit längerem Griffstück auch der Begriff: "Zweihändersäbel" auf.
Auch hier trifft man wieder auf den bereits genannten Verbreitungsraum "Böhmen" (zu der besagten Zeit österreichisch) und Mähren im Anschluß daran.
Was ich soweit dazu sagen kann, die "gebogene" oder "krumme" Klinge in dieser Form stammt nicht aus deutschen Landen sondern kommt vermutlich aus dem Orient. Es gab auch in Osteuropa um 900 - 1000 n.C. "krumme" Klingen, ebenfalls mit der Bezeichnung Säbel, die aber den selben Ursprung im Orient haben dürften. Dies bestätigt meiner Meinung nach auch die primäre Verbreitung über den österreichischen Sprachraum beginnend nach Mitteleuropa.
Da alle Landsknechtfähnleinzu der Zeit auch eine Vielzahl an "ausländischen Gastarbeitern" als Söldner "beschäftigten", und das sogenannt "Fleddern" der Gefallenen in Schlachten durchaus üblich und normal war, kann hier natürlich schon die eine oder andere von der "Norm" abweichende Klingenform aufgetreten sein, vielleicht auch als KObination zweier oder mehr Klingenformen, z.B. als "Weiterentwicklung von Kriegsmaterial".
Bestes Beispiel von neuen Waffen ist hier der schon oben erwähnte in der Zeit der Bauerkriege entwickelte Dusack: er war einfach und schnell herzustellen und konnte somit in großer Stückzahl ohne Aufwand hergestellt werden.
Also im Rundumschlag festgestellt, "krumme" Klingenformen hat es so in diesem Sinn, zur Zeit der Landsknechte "noch nicht" gegeben, Dies war noch die Zeit der klassischen geraden Klingen, mehr oder weniger filigran, länger oder kürzer und auch mehr oder weniger im Gewicht.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen:
Grüße aus dem kalten, aber sonnigen Süden
Freddie
PS: Falls Du, oder jemand anderes meine angeführten Quellen als Bilder haben möchte kannst Du oder ihr mich ja mal anmailen! Da Diese Abbildungen in Büchern sind, möchte ich sie hier zum Schutz des Urheberrechts nicht veröffentlichen. Ich bin aber gerne bereit sie Einzelnen zr Vrfügung zu stellen.
Nebenbei bemerkt:
Klingen, die auf Verkaufsseiten von Schmiede-(werkstätte-)n oder Händlern, egal welcher Nationalität, als "Repliken von Originalen" angeboten werden, als Maßstab für die Herkunft, oder gar Echtheit oder Authentizität herzunehmen ist für mich sehr zweifelhaft, da meist nicht nachprüfbar Kennt den jemand das "echte" Schwert von König Arthus oder von Siegfried aus der Nibelingen Saga? Hier dürften doch wohl die Filmszenarien und/ oder das Wunschdenken die Gedanken der Hersteller und Käufer beflügeln.
Für mich hat deswegen nur ein breites Studium von guter Fachliteratur, Zeughaus- oder Museumskatalogen oder der Besuch derselben einen Sinn um auf die Herkunft von Klingen und deren Alter resp. zu schließen
Badger
Edit:
Ich kann garnicht glauben, daß ich dies alles geschrieben habe.... ....puuuuh!
Freddie
