Wie nützlich sind glasperlengestrahlte Messerflanken?

mico

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Hallo liebe Messerliebhaber,

seit etwa einem Jahr besitze ich ein dreilagiges Santoku Hocho mit pulvermetallurgischem Stahlkern (HAP-Stahl).:D
Die Flanken dieses Messers sind nach dem Schärfen glasperlengestrahlt worden. Jetzt möchte ich es selbst auf Banksteinen schärfen und dabei der Schneide eine etwas andere Geometrie geben. Dazu müsste ich aber einen Großteil der Mattierung wegschleifen, auf der man dazu noch jeden Kratzer sieht.:(

Wirkt sich die gestrahlte Oberfläche günstig beim Schneiden aus, z.B. dass das Schnittgut weniger anhaftet?
Soll ich eine ähnliche Oberflächenrauigkeit mit einem Bankstein herstellen oder das Messer lieber blank polieren?

Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir einige Empfehlungen geben könntet! :)

Gruß, Michael
 
Ich finde gestrahlte Klingenflanken so nützlich wie einen Kropf.

Auf einer polierten Oberfläche wird Schnittgut auch nicht stärker anhaften als bei einer gestrahlten, eher weniger. Eine polierte Oberfläche lässt sich auch besser reinigen und ist weniger rostanfällig.


Ookami
 
Rein der Logik nach muss eine gestrahlte Oberfläche mehr Reibungswiederstand haben als eine polierte. Nein, gestrahlte Flächen haben keinen echten Nutzen abgesehen von der Optik, sofern man die mag. Wie du sagst, man sieht jeden Krazter und der Stahl wird auch noch erheblich anfälliger für Rost. Die Oberfläche besteht aus winzigen Kratern in dem Dreck, Feuchtigkeit, Schnittgut usw. haftet. Mit deinem Stein kannst du auch keine ähnliche Oberfläche herstellen. Und einfach polieren geht auch nicht, erst abschleifen mit immer feinerer Körnung.

Was ich aber nicht verstehe, warum wurde das Messer nach dem Schärfen gestrahlt? Macht null Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich aber nicht verstehe, warum wurde das Messer nach dem Schärfen gestrahlt? Macht null Sinn.
Strahlen macht Sinn, wenn sich ein Hersteller die Politur sparen will. Aber das weisst du ja selbst auch. Oberflächliche Bearbeitungsfehler sieht man halt nach dem Strahlen nicht mehr.

Aber bitte, ich will dem Hersteller da gar nichts unterstellen! Evtl fanden die die gestrahlte Optik einfach nur schöner...

Strahlen nach dem Schärfen macht aber in der Tat überhaupt keinen Sinn...

-Walter
 
Wenn gestrahlt wird, wird die Oberfläche eigentlich immer vor dem anbringen der Schneide(n)/Fasen gestrahlt.
Ich bin jetzt nur gerade etwas irritiert wie weit die Strahlung denn jetzt geht? Ist nur der Spiegel gestrahlt oder etwa auch die Primärfase? (Ist der Anschliff symetrisch? oder einseitig?).
Wenn nur der Spiegel gestrahlt wurde, kann das eigentlich keinen Einfluß auf die Anhaftung (weder positiv noch negativ) haben und dient nur optischen/fertigungstechnischen Gesichtspunkten.

und

du kannst natürlich mit dem Bankstein keine gestrahlte Oberfläche erzeugen
(jedenfalls nicht solange der Stein noch aus einem Stück besteht :hehe: ;) )
 
In meinen Augen macht es auch keinen Sinn, wenn es die Schneideigenschaften nicht verbessert - es wird beim Benutzen und Schleifen nur unansehnlicher wegen der Kratzer. Wahrscheinlich meint der Hersteller, dass es optisch ansprechender aussähe. Mich persönlich erinnert dieser Look an die billigen japanischen Kochmesser, die man als Doppelset für 19,90€ kaufen kann.
Wichtig für mich sind nur der Dreilagenstahl mit der hohen Verschleißfestigkeit und die schlanke Klingengeometrie, die selbst bei einer stumpfen Schneide noch bequem durch hartes Gemüse kommt.:hehe:

Dann werde ich es mal mit einer Politur versuchen.
 
Zu Euren Fragen:

Gestrahlt ist nur die Primärfase, Sekundär- und Tertiärfase sind geschliffen. Der Spiegel hat eine Längsstruktur, die wahrscheinlich beim Walzen entsteht; das Messer besteht ja aus einem Walzlaminat. Der Anschliff ist beidseitig, aber leider nicht symmetrisch.

Ich würde gerne die Primärfase ändern, weil sie vom Hersteller asymmetrisch für Rechtshänder angeschliffen wurde. Man kann deutlich fühlen, dass die Primärfase auf der rechten Seite tiefer anfängt als auf der linken Seite. Dadurch ist auf der rechten Seite auch der Spiegel teilweise gestrahlt worden.
 
Ein Foto findest Du hier. Es ist zwar etwas undeutlich, aber man kann schon sehen, dass der Spiegel mit der Gravur 'naturbelassen' ist und die Primärphase gestrahlt wurde. Schneidfase + Mikrofase sind geschliffen. Da das Messer gewalzt und nicht geschmiedet wurde, sind die beiden Spiegelflächen parallel zueinander, bis die erste Fase ungefähr inder Mitte der Klingenseite anfängt.
 
Hallo!

Durch das Kugelstrahlen (zB mit Glasperlen) werden normalerweise Druckeigenspannung an der Werkstoffoberfläche erzeugt. Dadurch erhält der Stahl in bestimmte Belastungsrichtungen eine höhere Dauerfestigkeit, dh. er hält mehr "Belastungswechsel" aus.

Für einen besseren oder besonders sauberen Schnitt tut dies aber normal nichts zur Sache...

Gruß
 
Ich denke ebenfalls die Sandstrahlung hat einen REIN optischen Effekt.
Mir wurde vom Händler sogar gesagt es handle sich nicht um eine Besandung mit Glasperlen,
sondern lediglich das "aufkleben/sprühen" von Stahlstaub.
Fakt ist von weitem sieht das ganze nach einem Hon Kasumi aus;
Kasumi: so bezeichnet man das neblige Finish erzeugt durch die Politur
mit verschiedensten japanischen Natursteinen.
Diese hinterlassen (in der Meisterhand) ein distinktives nebel-Muster
welches Rückschlüsse auf Stahl und Qualität zulässt.
Um dies zu immitieren, wird hier einfach eine matte Fläche "aufgemalt"
oder eben durch Sandstrahlen erzeugt...
Das erfüllt keinen Zweck und sieht schlimmer aus,
als eine auf der Maschine mit 800 polierte Klinge *graus*
 
...Durch das Kugelstrahlen (zB mit Glasperlen) werden normalerweise Druckeigenspannung an der Werkstoffoberfläche erzeugt. Dadurch erhält der Stahl in bestimmte Belastungsrichtungen eine höhere Dauerfestigkeit, dh. er hält mehr "Belastungswechsel" aus.

Durch Kugelstrahlen (shoot peening) kann man Spannungen im Bauteil (z.B. bei Schweißnähten) reduzieren und angeblich auch Druckspannungen zur Erhöhung der Zeitstandsfestigkeit (oder so ähnlich ;) ) einbringen (bis ca. 0,4mm tief!?). Dabei handelt es ich jedoch um Sonderverfahren für die Automobil-, Luftfahrt- und Federninduistriedie die im allgemeinen auf Spezialanlagen ausgeführt werden.

Normalerweise dient Kugelstrahlen einfach nur dem Reinigen der Oberfläche (z.B. Qxidschicht entfernen).

Ich würde es je nach Tiefe einfach überschleifen.
Ob Kullen bzw. in diesem Fall eine gestrahlte Oberfläche Vor- oder Nachteile in Bezug auf die Anhaftung haben weiß ich nicht, wurde hier aber bereits mehrfach, nicht abschließend und kontrovers diskutiert. (Zumindestens wäre/ist es dafür dann die richtige Stelle) :confused:

Tatsache ist du kannst ein Messer im fertigen Zustand nicht strahlen ohne es der Gefahr auszusetzen es erheblich zu beschädigen.
(Abkleben und Abdecken klappt eigentlich nie zu 100% :( )
 
Zuletzt bearbeitet:
@LessLemming: Dass es sich um ein aufgeklebtes Metallpulver handelt, kann gut möglich sein. Jedenfalls wunderte ich mich, dass mein Shapton 1k total zugesetzt war und nicht mehr schleifen wollte, weil irgendeine klebrige Substanz drauf war. Dann versuche ich mal, die aufgeraute Oberfläche mit einem Schleifflies zu glätten bzw. zu säubern. Meine Shaptons wären mir dann zu schade!

Sag mal, LessLemming, womit richtest Du Deine Shapton Schleifsteine ab? Ich nehme die Variante mit dem Schleifpapier auf Glasplatte. Meine Besonderheit dabei ist, dass ich das Schleifpapier vorher mit einem sehr harten Billigschleifstein geglättet habe, so dass es sich praktisch zahnlos anfühlt, wenn man mit den Fingern darüberstreicht.
 
Hier wird häufig vom "Sandstrahlen" gesprochen. Das ist aber bei weitem
nicht mehr die einzige Variante beim Strahlen.
Mittlerweile werden für jede denkbare Anwendung spezielle Strahlmittel hergestellt. (Glas, Quarz, Korund, Sand, Haselnußschalen etc.etc.)

Das heißt, es werden unterschiedliche Körnungen unterschiedlicher Härte und Korngeometrien gemischt um bestimmte Effekte auf unterschiedlichen Materialien zu erzielen. (Stahl,Glas, Pertinax,Gummi,Alu etc.etc.)
Ausserdem ist der Strahldruck entscheidend für ein gutes Ergebnis. Viele fahren ihre Anlage mit viel zu hohen Drücken, mit dem Ergebnis, dass das Strahlmittel zerstört wird und das gewünschte Ergebnis nicht zu erzielen ist.

(Fa. Peenmatic forscht dort schon lange sehr intensiv)
Was die meisten darunter verstehen ist das abrasive Strahlen, welches für eine Klingenoberfläche unvorteilhaft ist.
Was gut wäre ist eine Oberflächenverbesserung in einem Zug mit dem Einbringen einer leichten Oberflächenspannung.
Drahterodierte Stahlteiloberflächen von Ra 0,5 können wir durch Strahlen
auf ca. Ra 0,2 bringen. Das ist schon an der Grenze zum Polieren.
Solche behandelten, gehärteten Stahlflächen sind unempfindlicher gegen Kratzer und sehen schön silbrig-grau aus. Auch die Oberflächenhaftung wird durch tausende kleiner "Dellen" verschlechtert.
Dieses Verfahren wäre also durchaus etwas für den Fragesteller dieses Threads.

Flächen die nicht gestrahlt werden sollen, können auf einfachste Weise mit Gaffatape geschützt werden. Das funktioniert tadellos.
 
Danke demPeter für seine sachdienlichen Hinweise :super:
Du meinst also, dass die Dellen auf der Oberfläche eine gewisse Antihaftwirkung haben - wahrscheinlich ähnlich dem Golfballeffekt.
Meine bisherige Erfahrung zeigt aber keinen Unterschied zu nicht gestrahlten Oberflächen zumindest bei feuchtem Gemüse, wie Mohrrüben zum Beispiel. Trotzdem muss ich mal gucken, ob das Silbrige wirklich gestrahlt oder doch lackiert ist.
 
"anpappen" des schnittgutes an messerklingen in der küche ist doch überhaupt kein thema. kein koch beschäftigt sich damit, weil es nicht vorkommt. völlig wurscht ob die seiten blank sind, gestrahlt oder irrsinnig durchlöchert, es pappt oder pappt nicht. da hilft auch nicht eine noch so komplizierte erklärung warum und warum nicht.

die glasperlen gestrahlten seiten eine klinge sehen einfach nur geil aus. das ist der einzigste grund warum es gemacht wird.
voraussetzung es ist fachmännisch gemacht. die beste klinge die ich jemals verarbeitet habe, war von wolf borger. vg 10 laminatstahl, glasperlengestrahlt und eine astreinen klingen-geometrie.

leider stellt wolf borger diese klingen welche einen anschaffungspreis von etwa 65 € hatten, nicht mehr her. ich würde sofort 10 stück abnehmen und hätte sie innerhalb stunden verkauft.
hier ein beispiel von vielen.

Borger.jpg
 
Sag mal, LessLemming, womit richtest Du Deine Shapton Schleifsteine ab? Ich nehme die Variante mit dem Schleifpapier auf Glasplatte. Meine Besonderheit dabei ist, dass ich das Schleifpapier vorher mit einem sehr harten Billigschleifstein geglättet habe, so dass es sich praktisch zahnlos anfühlt, wenn man mit den Fingern darüberstreicht.
OT an:

Die Sandpapier auf Glasplattenmethode ist auch meine.
Allerdings finde ich das ganz gut, wenn meine Sandpapiere auch tatsächlich greifen.
Daher glätte ich sie vorher nie. Ich beginne meist mit 240 und gehe dann
so hoch wie möglich/nötig. Meist bis 800. Bei besonders feinen Steinen
verwende ich manchmal noch Micromesh zum verfeinern der Oberfläche,
ansonsten reibe ich auch manchmal zwei relativ feine Steine aneinander.

OT off
 
@LessLemming:
Mein liebstes ist 60er Schleifleinen, dass so geschliffen wurde, dass die Körner oben abgeflacht und spiegelblank sind. Das greift aber erst richtig, wenn sich der erste Abrieb vom Schleifstein bildet. Bei feinen Steinen nehme ich dann schon mal ein 600er oder 1000er Nassschleifpapier.
Ich habe gestern Abend an der gestrahlten Schicht meines Messers gekratzt. Sie scheint nicht aufgemalt oder geklebt zu sein, aber sie kommt trotzdem weg.
 
Zuletzt bearbeitet:
...Flächen die nicht gestrahlt werden sollen, können auf einfachste Weise mit Gaffatape geschützt werden. Das funktioniert tadellos.

Genau das klappt bei uns eigentlich nie, wenn es drauf ankommt. Ist allerdings auch eine Industrielle Fertigung mit Durchlaufanlagen :hmpf: ;)
 
Hallo Forumiten :eek:)

Gestern habe ich es getan! Jetzt trägt mein Santoku ein Glanzkleid und keine glasgeperlte Haut mehr :eek:) Innerhalb von 3 Stunden habe ich den Flachschliff erneuert und verbessert und das gute Stück wieder sauscharf gemacht. Endlich ist mir aufgegangen, warum der Anschliff mattiert wurde: Es sollten nämlich die Schleiffehler durch einen gleichmäßig breiten matten Streifen kaschiert werden. Deshalb hat es auch 3 Stunden für den Flachschliff gedauert. Ohne Sensenwetzstein wären es sicher 10h geworden.
 
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