Wootz-Schmelze

Andere Leute treffen sich im Garten zum Grillen, und Ihr backt Wootzkuchen - oder grillt Ihr auch noch nebenher ? :steirer:
Ist hochinteressant, den Werdegang in so einer Umgebung (Garten, draussen, Sonnenschein, Kaffee,...) gezeigt zu bekommen :super:

Nee, mal einige ernste Fragen:
Ist jeder dieser Wootzkucken für eine Klinge, was bei 1,3 - 2kg wohl eher unwahrscheinlich ist, oder wird das nach dem Ausschmieden/Walzen nur noch portioniert ?
Wie ist denn das mit dem Schmiedeabbrand bei der Weiterverarbeitung von Wootz, unterscheidet sich das von Lagendamast?
Verschmiedet Ihr sogar mehrere ausgearbeitete Wootz-Rohstücke miteinander ? - falls das überhaupt machbar ist.
Die Klingen und Rohstücke in SG waren ja ziemlich unterschiedlich von der Größe her.

Gruß Andreas
 
Hallo Achim,

Tolle Sache! Zwei Sachen würden mich interessen: Womit, wenn ich fragen dürfte, ist der Ofen ausgekleidet, bzw. woher hast du den Tiegel?

Beste Grüße,

Jörg
 
Andreas, manchmal, z.B. wenn wir den Rennofen laufen lassen, grillen wir auch noch nebenher. Da kann man dann den ganz Tag und Abend neben bleiben und gemütlich Erz und Holzkohle nachfüllen.

Aus jedem der Wootzklötze kann man je nach Größe (der Klinge UND des Blockes) eine oder einen Haufen Klingen machen. Für einen Shamshir, deren Klingen in den Originalen zwischen 800 und 1500 g wogen, braucht man einen ganzen Klotz.
Gewalzt wird das Material nicht. Wegen der starken Defoprmation dabei ist das Risiko zu groß, das Risse entstehen.
Der Abbrand bei der Weiterverarbeitung von Wootz ist wie bei einem normalen Kohlenstoffstahl. Im gut eingestellten Gasofen ist das zu vernachlässigen. Was in's Gewicht fällt ist die Entfernung der Oberflächenunebenheiten und der entkohlten Randschicht.
Mehrere ausgearbeitete Wootz-Rohstücke miteinander feuerschweißen? Man kann das zwar machen, aber ich mache das nicht. Wozu auch? Man riskiert den Verlust der mühsam erarbeiteten Struktur, zumindest im Bereich der Schweißung. Und die größten Klötze die ich gemacht habe waren so um die 8 kg. Warum sollte man da noch schweißen?

Attagatta, das ist gewöhnlicher Feuerfestzement für Hochöfen. Das gleiche Zeug verwende ich seit Jahren für meine Gasessen. Hält 1800° C Dauertemperatur aus.
Die Tiegel hier sind aus Tongraphit, aber ich habe auch schon mit selbstgemachten Tiegeln oder hessischen Tontiegeln gearbeitet. Die hier sind aus Tschechien, bekommt man aber auch im deutschen Goldschmiede-Fachhandel. Nur sind die da viel teurer.

Achim
 
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Mehrere ausgearbeitete Wootz-Rohstücke miteinander feuerschweißen? Man kann das zwar machen, aber ich mache das nicht. Wozu auch? Man riskiert den Verlust der mühsam erarbeiteten Struktur, zumindest im Bereich der Schweißung. Und die größten Klötze die ich gemacht habe waren so um die 8 kg. Warum sollte man da noch schweißen?
OK, ist nachzuvollziehen, dass man die Struktur behalten will.
Die Frage hat einen anderen Hintergrund, und ist eigentlich OT:
Neulich auf dem Flohmarkt kam ich mit einem Händler wegen Blankwaffen/Replika ins Gespräch, und plötzlich sprach er diese uralte "mystische/geheimnisvolle" [<- Anführungsstriche beachten :D] Säule aus Indien an...
Darum die Frage nach dem Verschweißen mehrerer Wootzblöcke, ob es generell machbar und sinnvoll/eher sinnlos ist - ist damit aber beantwortet ;)

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Säule ist aus vielen Kleinen Eisenstücken verschweißt worden, und die waren sicher kein Wootz. Sondern normales Renneisen.
Nachzulesen... hm hab ich vergessen. Ich glaube beim Sachse steht es drinn, hab es aber auch schon mal im Net gefunden :confused:
 
Die Kutub-Säule in Delhi ist ca 7,50 m lang- 1m steckt im Boden- und 40 cm dick. Sie ist mit einer Inschrift versehen, wonach sie ca. 350 nChr. gefertigt wurde. Es handelt sich um recht schlackenfreies Eisen. Daß sie nicht weggerostet ist, verdankt sie dem Klima und der relativen Sauberkeit des Werkstoffs. "Wunderbar, rätselhaft u. ä." an der Säule ist eigentlich nur, daß man so ein nur der Show dienendes Objekt machen wollte, und daß die armen Arbeiter, die in der Nähe dieses Klotzes beim Schweißen arbeiten mußten, nicht gebacken wurden. Man kann sich die Herstellung so vorstellen, daß man den Säulenstumpf, nachdem er eine gewisse Länge erreicht hatte, waagrecht in ein großes Schmiedefeuer legte, sodaß das Ende auf Schweißhitze gebracht werden konnte. Eisenstücke, die neu angeschweißt werden sollten, sind wohl in einem zweiten Feuer auf Schweißhitze gebracht worden, mit sehr langen, vermutlich abgestützten Zangen an die Schweißstelle gebracht worden und durch eine waagrecht davor angebrachte Ramme-ähnlich einem Rammbock- aufgeschweißt worden. Ein sauberes Behämmern konnte dann erfolgen, wenn die Säule wieder etwas gewachsen war und nach hinten aus dem Feuer gezogen wurde. Das ist eine mögliche Erklärung, genaueres weiß man wohl nicht. Sicher ist, daß die Säule nicht gegossen, sondern aus Stücken zusammengeschweißt wurde und daß es sich um normales C-armes Eisen und nicht um etwas Wootz-ähnliches handelt.
An dieser Stelle muß ich mal ein dickes Lob an Achim aussprechen: Soviel Kompetenz, Offenheit und Sachlichkeit findet man selten.
MfG U. Gerfin
 
Danke, Ulrich. Ich denke, wer nichts weitergibt kann auch nichts erwarten.

Von dem Typ Säule wie in Qutb soll es sogar mehrere geben. Diejenigen, die es besitzen sollten mal in das große Buch von Manfred Sachse schauen. Da ist eine Nahaufnahme zu sehen. Und man erkennt gut, dass die Säule aus feuergeschweißten Luppen besteht.
 
Danke nochmal an Uli Gerfin für die ausführliche Erklärung - wie gesagt, die Frage war spontan wegen des Flohmarktgesprächs im Hinterkopf, ich hätte auch im Sachse-Buch nachlesen können, damit wäre meine Hauptfrage aber nicht beantwortet gewesen - aber ist ja nun erledigt.

Gruß Andreas
 
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