Moin Chris,
eine durchaus berechtigte Frage wie ich finde. Also natürlich ist das bei so "Intensivnutzern" (nenn ich es jetzt einfach mal um keine Attribute wie mangelnde Impulskontrolle oder Vernunft zu unterstellen...
) die diverse Messer in den Schubladen, Blöcken, Leisten etc. haben wie uns nicht unbedingt erforderlich ein Allroundmesser zu haben. Ganz einfach weil wir gewillt sind auch mehrere Messer für speziellere Aufgaben zu beschaffen und auch zu benutzen.
Bei "Normalnutzern" oder auch für den prof. Einsatz sieht das IMHO aber anders aus. Dort ist es eher relevant, dass wenige (oder im Idealfall eben ein Messer) ALLES abdeckt. Ganz einfach weil es Zeit und Geld spart.
Spezialmesser "lohnen" sich dann eigentlich nur, wenn spezielle Anforderungen (z.B. "entbeine 175 Hähnchen am Tag" oder "filetiere 200 Lachse am Tag"...) gegeben sind.
Ich habe selber genug Spezialmesser, wobei ich in der Regel noch weiter gehe als die übliche Einteilung, da ich für die meisten Klingenformen auch noch unterschiedliche Geometrien oder Klingenlängen oder Stähle etc. habe
und sich demnach dann so Spezialitäten wie "das Zwiebelmesser" oder "das Hähnchenmesser" oder "das Messer für großen/ oder ebenen kleinen Fisch" usw. ergeben. Wirklich sinnvoll ist das aber eigentlich nicht.
Und effizient in den meisten Fällen auch nicht. Früher galt hier in den Kaufberatungen immer die These, dass 3 Messer reichen. Hauptmesser (Gyuto...), Schälmesser, Brotmesser und diese These vertrete ich eigentlich immer noch.
Natürlich kann man es immer weiter runterbrechen, also z.B. ein Nakiri und ein Sujihiki nehmen statt dem Gyuto etc. Aber im Endeffekt heißt die
Benutzung von zwei Messern zur Erfüllung der Aufgaben eines Messers auf der einen Seite vielleicht, dass diese Aufgaben besser oder optimaler erfüllt werden. Auf der anderen Seite heißt es aber auch, dass man
mehr Geld für eben ein weiteres Messer ausgeben muss, dass man z
wei Messer verstauen muss, das man
zwei Messer reinigen und pflegen muss...
Insbesondere der letzte Punkt greift auch bei mir. Klar, wenn ich eine große Kocharie durchführe, dann kommen mehrere Messer zum Einsatz je nach dem... Wenn ich aber "nur eben schnell mein Abendessen" zubereite, greife ich fast immer zu DEM EINEN MESSER, was alle dafür anfallenden Aufgaben erledigen kann. Je nachdem was es zu essen gibt kann das eben ein größeres oder kleineres Gyuto, ein Santoku, ein Laser oder Messer mit mehr Gewicht oder auch mal ein Nakiri sein.
Es kommt immer darauf an.
Ich denke darin liegt auch für Messer"sammler" wie uns trotzdem immer noch die Motivation zu "Allroundmessern" zu greifen. Da es auch bei uns manchmal eben darauf ankommt schlicht einfach und schnell eben mal Abendessen zuzubereiten ohne viel Schnick Schnack und dafür mache ich mir, insbesondere wenn noch Zeitdruck dazu kommt, dann ungern den Aufwand und mache zwei Messer schmutzig, die ich dann auch wieder abwaschen müsste etc....
Zudem...
Gyutos insbesondere haben meiner Meinung nach immer ihre Berechtigung, da viele
Schneidtechniken einfach besser mit ihnen funktionieren. Ein Nakiri/Usuba/Bunka + Sujihiki/Petty/Yanagiba.... wäre für jemanden, der rein im Zug- Druckschnitt arbeitet oder nur choppt vielleicht ein vollwertiger Ersatz für ein Gyuto. Für alle anderen eben nicht.
Aus den beiden Gründen insbesondere greife ich (trotz vorhanden sein) insbesondere wenn es schnell gehen muss oder ich große Mengen zu verarbeiten hab gerne zu Gyutos, weil sie manchmal eben auch genau für eine spezifische Aufgabe die Messer sind, die am besten funktionieren und somit dann für diesen Zweck auch Spezialmesser sind...
Gruß, Gabriel