Rock'n'Roll
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Boas,
was wäre ein Messer ohne seine (Vor-)Geschichte!
Als wir im September 2014 „Rosalie“ - das Caly 3.5 Carbon-Fiber mit der ZDP-189-Klinge - gekauft haben, hatten wir zunächst ein paar Eingewöhnungs-Schwierigkeiten. Insbesondere der Stahl hat uns genervt und war mit D2 längere Zeit unser meistgehaßter.
Im Mai 2015 hatten wir dann die Nase voll und sind der Klinge mit unseren Shaptons auf den Leib gerückt. Mit gutem Ergebnis: Flacher Schneidenwinkel, leicht ballige Fase, Rasurschärfe!!
Am liebsten wäre uns eine Klinge aus Aogami Super Blue gewesen, wie sie im Sprint Run aus 2011 steckt, aber es war um’s Verrecken keine aufzutreiben. Wir beneideten güNef, dem eine vor die Füße gefallen war. Er hatte sie auf den guten Rat von Peter1960 in sein Carbon-Caly eingebaut und war bzw. ist nach wie vor schwer begeistert.
Das Caly geriet wieder etwas in Vergessenheit. Wir hatten derweil schärfere Eisen im Feuer. Gelegentlich haben wir nach einem Sprint Run Ausschau gehalten. Vergeblich! Irgendwann im Dezember 2015 erhielten wir völlig überraschend aus den Händen eines guten Foren-Freundes ein leicht gebrauchtes Stretch Super Blue geschenkt.
Ein absoluter Genuß die Klinge. Ganz auf dem Schärfetrip haben wir auch hier die Shaptons hervorgekramt und noch etwas nachgelegt: Sehr schön flach und ballig auf Null sind wir gelandet. Phänomenal! Und hatten auf einmal wieder ständig ein Spydie mit dabei …
Kaum zu glauben …
Dann der Klopfer: Nur wenige Tage später - am 13. Januar - erhielten wir völlig überraschend „so von Karbonmann zu Karbonmann“ eine Mail von einem ebenfalls rostfähig veranlagten Mitforumiten, der in USA noch ein niegelnagelneues Caly 3.5 Super Blue aufgetrieben hatte. Es war noch eines verfügbar. Dreimal dürft ihr raten …
In 17 Tagen fand das Messerchen - aus Philadelphia kommend - durch die Hände unseres „Karbonmanns“ über den deutschen Zoll den Weg nach Monte Gordo. Vom Tag der Bestellung an hatten wir dann neben dem Stretch erstmal wieder das ZDP-Caly in der Tasche und zur Hand. Um uns einzugewöhnen. Und stellten erneut fest, wie gut es doch in der Hand liegt. Auf diese Tatsache haben wir in aller Ruhe weiter optimierend eingewirkt.
Die Carbonschalen an den Kanten und die Liner-Innenkanten mit Schleifleinen sukzessive noch handfreundlicher gemacht, die beiden „Höcker“ vor dem Fingerchoil stärker abgerundet. Aus dem Caly 3.5 einen perfekten Handschmeichler gemacht. Und - wo wir einmal dabei waren - uns auch weiter auf die ZDP-Klinge eingelassen. Sie täglich nach „Dienstschluß“ das gesamte Spektrum an Schleifleinen von 2.400 bis 12.000 durchlaufen lassen. Am Folgetag eine Schneidprobe. So die ballige Schneidfase weiter optimiert. Und uns am Ende gefragt, was wir eigentlich an ZDP-189 mal auszusetzen gehabt haben …
Am 02. Februar kam das Päckchen mit dem Caly 3.5 Super Blue. Wir hatten uns vorher überlegt, ob wir die Klinge in die Carbonschalen stecken oder in den grauen G10-Schalen belassen sollten. Das graue G10 hat auch was. Doch es war gut rauh und wir lasen von seiner enormen Anfälligkeit für Verschmutzung (stimmt ...). Noch am selben Abend haben wir umgebaut. Und das ist wirklich kein Problem. EIN Grund für den Umbau war auch die Tatsache, daß das Caly mit Drahtclip und Carbonschalen enorm geschmeidig und materialschonend in eine Hosentasche hinein- und wieder herauswandert.
Schrauben raus, Hülsen raus, Klingen raus und umgekehrt wieder rein. Keine Washer, kein Klimbim. Die Hülsen sind an einer Seite abgeflacht, so daß sie sich nicht mitdrehen. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und der liegt in unserem konkreten Fall auf den nicht 100 % übereinstimmenden Maßen von Klingenwurzel und Backlock-Hebel. Der Hebel lag bei beiden Messern nicht mehr exakt in der Waage. Nach dem Umbau stand beim grauen G10-Caly mit der ZDP-Klinge der Hebel an der Klingenwurzel etwas hoch. Beim Carbon-Caly mit der Aogami-Klinge stand er hinten leicht hoch und schloß vorn an der Wurzel nicht ganz bündig ab (minimal tiefer). Wie sah/sieht das bei Dir aus güNef??
Beim Carbon-Aogami-Caly haben wir nur hinten die etwas hervorstehende scharfe Kante des Hebels mit Schleifleinen entschärft. Das geht für uns in Ordnung, so wie es ist. Beim grauen G10-Caly hat uns der vorn an der Klinge hervorstehende Hebel gestört. Wir haben sowohl Klingenwurzel als auch Hebel-Vorderkante leicht geschliffen, bis der Hebel wieder bündig lag. Mit dem Ergebnis, daß der Lock anschließend bissi klemmte. Mit Fingerschmalz und Graphit haben wir das Problem mittlerweile wieder beseitigen können …
Zur Sache ...
Hell yell!! DIE Klinge schneidet. Hatten wir ja geahnt. Aufgrund guter Erfahrung mit Hasenfuß- und Masakage-Shirogami-Klingen sowie Aogami 2 unseres Kamo-to Solisten Santokus. Nicht zu vergessen das Stretch! Und wir waren erneut beeindruckt, was geht. Mother’s Finest!! Unser erster Test sind immer Papierkurven und Armhaare. Wenn die fliegen und beliebige Kurven locker leicht in fuddeliges Papier funktionieren, sind wir grundsätzlich zufrieden. Der Grad der Leichtigkeit, mit dem diese Übungen vonstatten gehen, gibt uns nach reichlicher Erfahrung mit dieser Vorgehensweise ausreichend Feedback über den Stand der Dinge.
Wir könnten es auch in diesem Fall dabei belassen haben. Aber Worte und Gefühle sind ja Schall und Rauch. Und deshalb haben wir auf der Suche nach einem vorzeigbaren Beispiel entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten ein Haar zur Hand genommen. Nur so, um es mal auszuprobieren. Ein paar prophylaktische Züge über’s Leder mit Paste. Frei Hand zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten schneidet die Klinge auf Anhieb hinein (in das Haar :lach und spaltet einen kleinen Teil ab. Wir haben das dann aus Neugierde und mit Zuversicht gleich noch mit unserem kleinen - stets gut aufgestellten - „Thai Breaker“ von Daniel Boll mit der nagelgehenden 2442-Klinge probiert. Mit demselben erfreulichen Ergebnis. Referenzklasse halt :chuncky: …
Mit diesem befriedigenden Wissensstand ausgestattet, haben wir uns zunächst mal um den Aufbau einer Patina gekümmert. Täglich Äpfel und Apfelsinen haben wir der Klinge zum Fraß vorgeworfen. Patina entsteht sofort und wird augenblicklich zur Freude des Carbon-Liebhabers. Und zum Schutz der Klinge. Die von der Schneidleistung her ebenfalls erfreulich daherkommt. Schälen und schneiden geht leicht von der Hand. Zwar hängt man beim Caly beim Schneiden ständig mit der Spitze auf dem Brett. Aber dort vorn ist die Klinge - dank full distal taper - ja wunderbar superschlank und gleitet durch das Viertel eines Apfels wie ein Petty.
Die richtige diesbezügliche Freude kommt aber erst auf, wenn anstelle von Apfel oder Apfelsine Kiefer „auf den Tisch“ kommt. Und Super Blue zubeißt. Wobei unsere Begeisterung insbesondere der Fähigkeit gilt, dünnste Schichten abzutragen.
Wir hatten tagelang drei Spydies in der Tasche - die beiden Hybriden und das Stretch - und haben sie gegeneinander anschneiden lassen. Um herauszufinden, was bezüglich Schneidfreude und Handlage Sache ist. Zusätzlich waren noch der kleine „Thai Breaker“ von Daniel und Attilas „Buffalo Tom“ mit im Spiel. Allesamt Messer, die wir - jedes auf seine Art - sehr schätzen gelernt und häufig dabei haben.
Wir haben ständig hin- und hergewechselt, um herauszufinden, wo die definitiven Vorzüge liegen. Was den Biß angeht, stehen sich die beiden Super-Blue- und beide 2442-Klingen in nichts nach. Die ZDP-189-Klinge allerdings - und das ist wirklich überraschend - liegt nicht wesentlich zurück nach unserer ausgiebigen „Nachsorge“.
Wir haben - um es genau zu wissen - noch zwei Haare geopfert. Und dabei herausgefunden, daß auch Attilas Klapper und die ZDP-Klinge Haare spalten. Bei Super Blue und 2442 hatte das ja auf Anhieb geklappt, bei ZDP-189 waren einige Ansätze erforderlich. Aber es funktioniert. Und zeigt, wie gut es - von der anfänglichen Anpassung der Geometrie mit den Shaptons mal abgesehen - mit einfachen Mitteln (Mousepad und Micro Mesh) gelingt, selbst störrische Stähle auf Leistung zu bringen und zu halten :moon: …
In der Hand
Bei der Handlage geht das Caly 3.5 klar gegen das Stretch in Führung. Beim Stretch findet unsere Hand keine spontane oder auf längere Sicht wirklich befriedigende Position, die sich beim Caly auf Anhieb einstellt. Hier waren die vorbereitenden entschärfenden Maßnahmen bezüglich Ecken und Kanten zusätzlich förderlich für das Wohlbefinden.
Auch die anfangs als sehr rauh empfundenen G-10-Schalen des zweiten Hybriden fassen sich mittlerweile ohne besonderes Zutun ganz gut an. Überhaupt haben wir im Vergleich sehr viel Zeit mit dem grauen „Reserve-Caly“ gearbeitet. Daß ZDP und wir uns mal anfreunden würden - wer hätte das gedacht …
Am Thai Breaker und Attilas Büffel gefällt sehr, daß der Hand in jeder Hinsicht freies Spiel bleibt. Keine definierte Position. Wir mögen diese „Unabhängigkeit“, können aber auch mit den beiden Calys über längere Zeit (zwei Stunden z.B) mit viel Freude arbeiten. Das Stretch macht da mehr Probleme. Obwohl die Klinge ebenfalls eine Offenbarung ist und zum absolut Allerschärfsten gehört, was wir an Bord haben.
Was die Klinge konkret angeht, unterscheiden sich die beiden superblauen von Stretch und Caly durch die Tatsache, daß sie beim Stretch laminiert ist, während sie beim Caly aus Aogami pur besteht. Beide Klingen sind 3 mm stark. Der Aogami-Kern beim Stretch mißt 0,8 mm. Als Argumente für eine Laminierung werden ja insbesondere besserer Korrosionsschutz, einfachere Schärfbarkeit und verbesserte Stabilität der Klinge ins Feld geführt. Bei den Spydies allerdings ist die Ursache wohl deutlich profaner.
“Sal explained it at the last Spyderco meet in Amsterdam. Some of those models are made by Moki, and old-fashioned knife maker, they stamp the ZDP laminate and SB not laminated. G. Sakai on the other hand has modern CNC etc. and uses the full ZDP and SB-laminated, the last just because they like it better.”
UND
“Whats nice is that Sal also told Spyderco only uses 2 japanese company for the Superblue knives, Moki and Sakai. Moki stamps out the superblue blades, thats why they are solid Superblue but doesn't do it for ZDP-189 and laminates the ZDP. Sakai on the other does the opposite. They prefer to laminate the Superblue and do the ZDP in one piece. Very funny IMO to see 2 maker with the same steel do just the opposite And this is another trick to see where your blade is made. Laminated ZDP and full Superblue for Moki and Laminated Superblue and full ZDP for Sakai …”
Ob die werksmäßigen individuellen Vorlieben der wahre Grund pro/contra Laminierung sind, ist die Frage, denn wie es anderenorts heißt, läßt sich Aogami Super Blue stempeln aber nicht lasern, wohingegen ZDP-189 sich wohl lasern aber nicht stempeln läßt. UNSERE Vorliebe gehört klar der unlaminierten Super-Blue-Klinge des Caly 3.5. Der exzellenten Patina-Bildung wegen. Und überhaupt - wenn schon, denn schon …
Bevor wir es vergessen - das Einspielen der Klingen im jeweils anderen Griff geht gut voran. Es ist mittlerweile bereits möglich, beide Messer entspannt einhändig zu bedienen, ohne daß störendes Klingenspiel spürbar ist. Und - kein Chipping …
Zum Stahl zitieren wir mal chefknivestogo
“Aogami Super is coveted by knife enthusiasts for kitchen knives, folders, hunters etc. When heat treated properly it is a fantastic knife steel. Made up of Carbon: 1.40 – 1.50%, Tungsten: 2.00 – 2.50%, Vanadium: .30 - .50%, Chromium: .30 - .50%, Molybdenum: .30 - .50%, Manganese: .20 - .30%, Phosphorus: .025%, Sulfur: .004%, Silicon: .10 - .20% This is one of the most popular high carbon steel alloys amongst Japanese knife makers. It is known for the very high edge retention and fine edge it is capable of. Wear resistance is medium so it is very easy to sharpen. It is very reactive so wiping down and drying should be done after every use ….”
Wer sich über Shirogami/Aogami umfassender informieren möchte, kann hier nachsehen.
Unsere Kriterien für ein perfektes kleines Taschenmesser …
Der Griff sollte gut in der Hand liegen
Die Haptik sollte stimmen
Es sollte gut aus der Tasche heraus- und wieder hineingelangen
Deep Carry (gern mit Drahtclip)
Akzeptables Gewicht
Klein bauend bei hinreichend großer Klinge
Die Klinge sollte dabei möglichst schlank, sehr gern ballig, fein ausschleifbar, geeignet für einen kleinen Schneidenwinkel, leicht schärfbar und schneidkantenstabil sein und über eine angemessene Standzeit verfügen.
Unter Einbeziehung dieser Kriterien und in Anbetracht unserer persönlichen Präferenzen ist das Hybrid-Caly 3.5 Super Blue als Serien-Taschenmesser nicht zu schlagen :kiwi-fruit::kiwi-fruit: …
Spyderco Caly 3.5 Carbon Fiber Aogami Super Blue (Hybrid)
Aogami Super Blue C: 1,4-1,5 Cr: 0,3-0,5 W: 2-2,5 V: 0,3-0,5 Mn: 0,2-0,3 Mo: 0,3-0,5 Si: 0,10-0,20 S: 0,004 P: 0,025
Gesamtlänge: 194 mm
Länge geschlossen: 108 mm
Klinge: Aogami Super Blue, Drop-Point, Flachschliff, 50/50 Choil
Klingenlänge: 86 mm (78 mm davon scharf, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingendicke: 3 mm
Klingenhöhe: 2,8 cm max.
Midlock, Boye Dent
Griffmaterial: Carbon-Fiber 2 mm (mit 1 mm starken skelettierten Edelstahl-Linern unterlegt)
Griffstärke: 9,5 mm (max. 14,2 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: Max. 24,9 mm
Keine Washer
Draht-Clip: Tip up (rechts und links montierbar)
Fangriemenöse: 3 mm
Gewicht: 86 Gramm (G-10 mit ZDP-189 90 Gramm)
Made in Japan
Es ist angerichtet :drunk: …
Aus der Jukebox Spliff mit „Carbonara“
Aus sunny Monte Gordo
Johnny & R’n‘R
was wäre ein Messer ohne seine (Vor-)Geschichte!
Als wir im September 2014 „Rosalie“ - das Caly 3.5 Carbon-Fiber mit der ZDP-189-Klinge - gekauft haben, hatten wir zunächst ein paar Eingewöhnungs-Schwierigkeiten. Insbesondere der Stahl hat uns genervt und war mit D2 längere Zeit unser meistgehaßter.
Im Mai 2015 hatten wir dann die Nase voll und sind der Klinge mit unseren Shaptons auf den Leib gerückt. Mit gutem Ergebnis: Flacher Schneidenwinkel, leicht ballige Fase, Rasurschärfe!!
Am liebsten wäre uns eine Klinge aus Aogami Super Blue gewesen, wie sie im Sprint Run aus 2011 steckt, aber es war um’s Verrecken keine aufzutreiben. Wir beneideten güNef, dem eine vor die Füße gefallen war. Er hatte sie auf den guten Rat von Peter1960 in sein Carbon-Caly eingebaut und war bzw. ist nach wie vor schwer begeistert.
Das Caly geriet wieder etwas in Vergessenheit. Wir hatten derweil schärfere Eisen im Feuer. Gelegentlich haben wir nach einem Sprint Run Ausschau gehalten. Vergeblich! Irgendwann im Dezember 2015 erhielten wir völlig überraschend aus den Händen eines guten Foren-Freundes ein leicht gebrauchtes Stretch Super Blue geschenkt.
Ein absoluter Genuß die Klinge. Ganz auf dem Schärfetrip haben wir auch hier die Shaptons hervorgekramt und noch etwas nachgelegt: Sehr schön flach und ballig auf Null sind wir gelandet. Phänomenal! Und hatten auf einmal wieder ständig ein Spydie mit dabei …
Kaum zu glauben …
Dann der Klopfer: Nur wenige Tage später - am 13. Januar - erhielten wir völlig überraschend „so von Karbonmann zu Karbonmann“ eine Mail von einem ebenfalls rostfähig veranlagten Mitforumiten, der in USA noch ein niegelnagelneues Caly 3.5 Super Blue aufgetrieben hatte. Es war noch eines verfügbar. Dreimal dürft ihr raten …
In 17 Tagen fand das Messerchen - aus Philadelphia kommend - durch die Hände unseres „Karbonmanns“ über den deutschen Zoll den Weg nach Monte Gordo. Vom Tag der Bestellung an hatten wir dann neben dem Stretch erstmal wieder das ZDP-Caly in der Tasche und zur Hand. Um uns einzugewöhnen. Und stellten erneut fest, wie gut es doch in der Hand liegt. Auf diese Tatsache haben wir in aller Ruhe weiter optimierend eingewirkt.
Die Carbonschalen an den Kanten und die Liner-Innenkanten mit Schleifleinen sukzessive noch handfreundlicher gemacht, die beiden „Höcker“ vor dem Fingerchoil stärker abgerundet. Aus dem Caly 3.5 einen perfekten Handschmeichler gemacht. Und - wo wir einmal dabei waren - uns auch weiter auf die ZDP-Klinge eingelassen. Sie täglich nach „Dienstschluß“ das gesamte Spektrum an Schleifleinen von 2.400 bis 12.000 durchlaufen lassen. Am Folgetag eine Schneidprobe. So die ballige Schneidfase weiter optimiert. Und uns am Ende gefragt, was wir eigentlich an ZDP-189 mal auszusetzen gehabt haben …
Am 02. Februar kam das Päckchen mit dem Caly 3.5 Super Blue. Wir hatten uns vorher überlegt, ob wir die Klinge in die Carbonschalen stecken oder in den grauen G10-Schalen belassen sollten. Das graue G10 hat auch was. Doch es war gut rauh und wir lasen von seiner enormen Anfälligkeit für Verschmutzung (stimmt ...). Noch am selben Abend haben wir umgebaut. Und das ist wirklich kein Problem. EIN Grund für den Umbau war auch die Tatsache, daß das Caly mit Drahtclip und Carbonschalen enorm geschmeidig und materialschonend in eine Hosentasche hinein- und wieder herauswandert.
Schrauben raus, Hülsen raus, Klingen raus und umgekehrt wieder rein. Keine Washer, kein Klimbim. Die Hülsen sind an einer Seite abgeflacht, so daß sie sich nicht mitdrehen. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und der liegt in unserem konkreten Fall auf den nicht 100 % übereinstimmenden Maßen von Klingenwurzel und Backlock-Hebel. Der Hebel lag bei beiden Messern nicht mehr exakt in der Waage. Nach dem Umbau stand beim grauen G10-Caly mit der ZDP-Klinge der Hebel an der Klingenwurzel etwas hoch. Beim Carbon-Caly mit der Aogami-Klinge stand er hinten leicht hoch und schloß vorn an der Wurzel nicht ganz bündig ab (minimal tiefer). Wie sah/sieht das bei Dir aus güNef??
Beim Carbon-Aogami-Caly haben wir nur hinten die etwas hervorstehende scharfe Kante des Hebels mit Schleifleinen entschärft. Das geht für uns in Ordnung, so wie es ist. Beim grauen G10-Caly hat uns der vorn an der Klinge hervorstehende Hebel gestört. Wir haben sowohl Klingenwurzel als auch Hebel-Vorderkante leicht geschliffen, bis der Hebel wieder bündig lag. Mit dem Ergebnis, daß der Lock anschließend bissi klemmte. Mit Fingerschmalz und Graphit haben wir das Problem mittlerweile wieder beseitigen können …
Zur Sache ...
Hell yell!! DIE Klinge schneidet. Hatten wir ja geahnt. Aufgrund guter Erfahrung mit Hasenfuß- und Masakage-Shirogami-Klingen sowie Aogami 2 unseres Kamo-to Solisten Santokus. Nicht zu vergessen das Stretch! Und wir waren erneut beeindruckt, was geht. Mother’s Finest!! Unser erster Test sind immer Papierkurven und Armhaare. Wenn die fliegen und beliebige Kurven locker leicht in fuddeliges Papier funktionieren, sind wir grundsätzlich zufrieden. Der Grad der Leichtigkeit, mit dem diese Übungen vonstatten gehen, gibt uns nach reichlicher Erfahrung mit dieser Vorgehensweise ausreichend Feedback über den Stand der Dinge.
Wir könnten es auch in diesem Fall dabei belassen haben. Aber Worte und Gefühle sind ja Schall und Rauch. Und deshalb haben wir auf der Suche nach einem vorzeigbaren Beispiel entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten ein Haar zur Hand genommen. Nur so, um es mal auszuprobieren. Ein paar prophylaktische Züge über’s Leder mit Paste. Frei Hand zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten schneidet die Klinge auf Anhieb hinein (in das Haar :lach und spaltet einen kleinen Teil ab. Wir haben das dann aus Neugierde und mit Zuversicht gleich noch mit unserem kleinen - stets gut aufgestellten - „Thai Breaker“ von Daniel Boll mit der nagelgehenden 2442-Klinge probiert. Mit demselben erfreulichen Ergebnis. Referenzklasse halt :chuncky: …
Mit diesem befriedigenden Wissensstand ausgestattet, haben wir uns zunächst mal um den Aufbau einer Patina gekümmert. Täglich Äpfel und Apfelsinen haben wir der Klinge zum Fraß vorgeworfen. Patina entsteht sofort und wird augenblicklich zur Freude des Carbon-Liebhabers. Und zum Schutz der Klinge. Die von der Schneidleistung her ebenfalls erfreulich daherkommt. Schälen und schneiden geht leicht von der Hand. Zwar hängt man beim Caly beim Schneiden ständig mit der Spitze auf dem Brett. Aber dort vorn ist die Klinge - dank full distal taper - ja wunderbar superschlank und gleitet durch das Viertel eines Apfels wie ein Petty.
Die richtige diesbezügliche Freude kommt aber erst auf, wenn anstelle von Apfel oder Apfelsine Kiefer „auf den Tisch“ kommt. Und Super Blue zubeißt. Wobei unsere Begeisterung insbesondere der Fähigkeit gilt, dünnste Schichten abzutragen.
Wir hatten tagelang drei Spydies in der Tasche - die beiden Hybriden und das Stretch - und haben sie gegeneinander anschneiden lassen. Um herauszufinden, was bezüglich Schneidfreude und Handlage Sache ist. Zusätzlich waren noch der kleine „Thai Breaker“ von Daniel und Attilas „Buffalo Tom“ mit im Spiel. Allesamt Messer, die wir - jedes auf seine Art - sehr schätzen gelernt und häufig dabei haben.
Wir haben ständig hin- und hergewechselt, um herauszufinden, wo die definitiven Vorzüge liegen. Was den Biß angeht, stehen sich die beiden Super-Blue- und beide 2442-Klingen in nichts nach. Die ZDP-189-Klinge allerdings - und das ist wirklich überraschend - liegt nicht wesentlich zurück nach unserer ausgiebigen „Nachsorge“.
Wir haben - um es genau zu wissen - noch zwei Haare geopfert. Und dabei herausgefunden, daß auch Attilas Klapper und die ZDP-Klinge Haare spalten. Bei Super Blue und 2442 hatte das ja auf Anhieb geklappt, bei ZDP-189 waren einige Ansätze erforderlich. Aber es funktioniert. Und zeigt, wie gut es - von der anfänglichen Anpassung der Geometrie mit den Shaptons mal abgesehen - mit einfachen Mitteln (Mousepad und Micro Mesh) gelingt, selbst störrische Stähle auf Leistung zu bringen und zu halten :moon: …
In der Hand
Bei der Handlage geht das Caly 3.5 klar gegen das Stretch in Führung. Beim Stretch findet unsere Hand keine spontane oder auf längere Sicht wirklich befriedigende Position, die sich beim Caly auf Anhieb einstellt. Hier waren die vorbereitenden entschärfenden Maßnahmen bezüglich Ecken und Kanten zusätzlich förderlich für das Wohlbefinden.
Auch die anfangs als sehr rauh empfundenen G-10-Schalen des zweiten Hybriden fassen sich mittlerweile ohne besonderes Zutun ganz gut an. Überhaupt haben wir im Vergleich sehr viel Zeit mit dem grauen „Reserve-Caly“ gearbeitet. Daß ZDP und wir uns mal anfreunden würden - wer hätte das gedacht …
Am Thai Breaker und Attilas Büffel gefällt sehr, daß der Hand in jeder Hinsicht freies Spiel bleibt. Keine definierte Position. Wir mögen diese „Unabhängigkeit“, können aber auch mit den beiden Calys über längere Zeit (zwei Stunden z.B) mit viel Freude arbeiten. Das Stretch macht da mehr Probleme. Obwohl die Klinge ebenfalls eine Offenbarung ist und zum absolut Allerschärfsten gehört, was wir an Bord haben.
Was die Klinge konkret angeht, unterscheiden sich die beiden superblauen von Stretch und Caly durch die Tatsache, daß sie beim Stretch laminiert ist, während sie beim Caly aus Aogami pur besteht. Beide Klingen sind 3 mm stark. Der Aogami-Kern beim Stretch mißt 0,8 mm. Als Argumente für eine Laminierung werden ja insbesondere besserer Korrosionsschutz, einfachere Schärfbarkeit und verbesserte Stabilität der Klinge ins Feld geführt. Bei den Spydies allerdings ist die Ursache wohl deutlich profaner.
“Sal explained it at the last Spyderco meet in Amsterdam. Some of those models are made by Moki, and old-fashioned knife maker, they stamp the ZDP laminate and SB not laminated. G. Sakai on the other hand has modern CNC etc. and uses the full ZDP and SB-laminated, the last just because they like it better.”
UND
“Whats nice is that Sal also told Spyderco only uses 2 japanese company for the Superblue knives, Moki and Sakai. Moki stamps out the superblue blades, thats why they are solid Superblue but doesn't do it for ZDP-189 and laminates the ZDP. Sakai on the other does the opposite. They prefer to laminate the Superblue and do the ZDP in one piece. Very funny IMO to see 2 maker with the same steel do just the opposite And this is another trick to see where your blade is made. Laminated ZDP and full Superblue for Moki and Laminated Superblue and full ZDP for Sakai …”
Ob die werksmäßigen individuellen Vorlieben der wahre Grund pro/contra Laminierung sind, ist die Frage, denn wie es anderenorts heißt, läßt sich Aogami Super Blue stempeln aber nicht lasern, wohingegen ZDP-189 sich wohl lasern aber nicht stempeln läßt. UNSERE Vorliebe gehört klar der unlaminierten Super-Blue-Klinge des Caly 3.5. Der exzellenten Patina-Bildung wegen. Und überhaupt - wenn schon, denn schon …
Bevor wir es vergessen - das Einspielen der Klingen im jeweils anderen Griff geht gut voran. Es ist mittlerweile bereits möglich, beide Messer entspannt einhändig zu bedienen, ohne daß störendes Klingenspiel spürbar ist. Und - kein Chipping …
Zum Stahl zitieren wir mal chefknivestogo
“Aogami Super is coveted by knife enthusiasts for kitchen knives, folders, hunters etc. When heat treated properly it is a fantastic knife steel. Made up of Carbon: 1.40 – 1.50%, Tungsten: 2.00 – 2.50%, Vanadium: .30 - .50%, Chromium: .30 - .50%, Molybdenum: .30 - .50%, Manganese: .20 - .30%, Phosphorus: .025%, Sulfur: .004%, Silicon: .10 - .20% This is one of the most popular high carbon steel alloys amongst Japanese knife makers. It is known for the very high edge retention and fine edge it is capable of. Wear resistance is medium so it is very easy to sharpen. It is very reactive so wiping down and drying should be done after every use ….”
Wer sich über Shirogami/Aogami umfassender informieren möchte, kann hier nachsehen.
Unsere Kriterien für ein perfektes kleines Taschenmesser …
Der Griff sollte gut in der Hand liegen
Die Haptik sollte stimmen
Es sollte gut aus der Tasche heraus- und wieder hineingelangen
Deep Carry (gern mit Drahtclip)
Akzeptables Gewicht
Klein bauend bei hinreichend großer Klinge
Die Klinge sollte dabei möglichst schlank, sehr gern ballig, fein ausschleifbar, geeignet für einen kleinen Schneidenwinkel, leicht schärfbar und schneidkantenstabil sein und über eine angemessene Standzeit verfügen.
Unter Einbeziehung dieser Kriterien und in Anbetracht unserer persönlichen Präferenzen ist das Hybrid-Caly 3.5 Super Blue als Serien-Taschenmesser nicht zu schlagen :kiwi-fruit::kiwi-fruit: …
Spyderco Caly 3.5 Carbon Fiber Aogami Super Blue (Hybrid)
Aogami Super Blue C: 1,4-1,5 Cr: 0,3-0,5 W: 2-2,5 V: 0,3-0,5 Mn: 0,2-0,3 Mo: 0,3-0,5 Si: 0,10-0,20 S: 0,004 P: 0,025
Gesamtlänge: 194 mm
Länge geschlossen: 108 mm
Klinge: Aogami Super Blue, Drop-Point, Flachschliff, 50/50 Choil
Klingenlänge: 86 mm (78 mm davon scharf, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingendicke: 3 mm
Klingenhöhe: 2,8 cm max.
Midlock, Boye Dent
Griffmaterial: Carbon-Fiber 2 mm (mit 1 mm starken skelettierten Edelstahl-Linern unterlegt)
Griffstärke: 9,5 mm (max. 14,2 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: Max. 24,9 mm
Keine Washer
Draht-Clip: Tip up (rechts und links montierbar)
Fangriemenöse: 3 mm
Gewicht: 86 Gramm (G-10 mit ZDP-189 90 Gramm)
Made in Japan
Es ist angerichtet :drunk: …
Aus der Jukebox Spliff mit „Carbonara“
Aus sunny Monte Gordo
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