Zähigkeit ist relativ.
Zudem wird sie oft fälschlicherweise mit Elastizität gleichgesetzt.
Da ist aber nicht identisch und die Eigenschafen können gegenläufig sein.
Geht man von den exakten Definitionen aus, so bedeutet Zähigkeit die Fähigkeit, sich vor dem Bruch plastisch-also bleibend- zu verformen.
Für Klingen ist das nicht unbedingt erwünscht.
Elastizität bezeichnet dagegen die Fähigkeit, sich im elastischen Bereich zu verformen, also nach Ende der Belastung in die Ausgangsform zurückzufedern.
Beides hat wiederum mit der Festigkeit auch nicht direkt zu tun.
Ein Werkstoff kann sich bei einer bestimmten Belastung -1. überhaupt nicht verformen, ist also fest und steif, 2. elastisch verformen,ist also elastisch, 3. plastisch verformen, ist also zäh, 4. erst elastisch und dann plastisch verformen, ist also elastisch und zäh-da ist bei den meisten Stählen der Fall- 5. ohne Verformung brechen, ist also spröde.
Beim Stahl setzt Silizium die Elastizitätsgrenze herauf, wird also gerne Federstählen zugesetzt.
Besser ist es, durch eine richtige Wärmebehandlung für feines Korn zu sorgen. Damit sind mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen-die Festigkeit im Sinne des E-Moduls steigt nicht-sie ist so gut wie nicht beeinflußbar- die elastische und plastische Bruchbiegearbeit erhöht sich aber enorm.
Für die konkret angesprochenen Stähle kann man etwa folgendes sagen:
1.2363 ist relativ zäh, da er höhere Anlaßtemperaturen verträgt und dadurch mit gut entspanntem Gefüge eingesetzt werden kann. Ist er durch Herstellung und Wärmebehandlung zeilenfrei und frei von größeren Karbiden, spricht nichts gegen eine Verwendung auch mit schlankeren Schneiden.
Das muß man aber relativ sehen-für Haumesser, Sensen und ähnlich beanspruchte Werkzeuge gibt es besseres, z. B. einfache C-Stähle mit nicht zuviel Kohlenstoff.
1.2379 ist zäh im Vergleich zu den anderen Schnittstählen- die nämlich noch deutlicher im Ledeburitbereich liegen.
Im Vergleich zu um das Eutektikum liegenden Werkzeugstählen ist er nicht spröde, sondern sehr spröde.
Bei entsprechenden Dimensionen und Schneidenwinkeln kann aber auch er seine guten Eigenschaften- exzellente Verschleißfestigkeit- zeigen.
Ich hatte mal für Borgers Messerheft einen Artikel geschrieben, in dem die Bruchbiegearbeit verschiedener Werkzeugstähle aufgezeigt wurde.
In einem früheren thread hatte Herbert die entsprechende Tabelle ins Netz gestellt. Das ist schon lange her, vielleicht findet das aber noch jemand. Die behandelten Stähle waren 1.2842, 1.2436 und zwei Schnellarbeitsstähle, einer weniger, der andere -ua. auch mit Kobalt- hochlegiert.
Freundliche Grüße
U. Gerfin