1.2363

brr

Mitglied
Beiträge
109
Hallo,

probiere gerade den obigen Stahl aus.

Irgendwo habe ich gelesen, dass man den Stahl nicht unter 30° ausschleifen/schärfen soll, sonst gäbe es Ausbrüche.

Ist da was dran?
Hat jemand da Erfahrung?

In manchen quellen wird über grosse Karbide Berichtet was dafür sprechen kann.

Insgesamt wir der Stahl wohl nicht oft verwendet, was den wenigen Erfahrungsberichten entspricht. Ich aber jetzt nicht weiss warum der "verschmäht" wird.
Oder liegts an den Ausbrüchen, das er nicht gerne verwendet wird.


Gruß

brr
 
1.2363 entspricht dem amerikanischen A 2 und war -wenigstens dort -durchaus beliebt.

Er hat seine guten Seiten-härtet an der Luft, ist bei richtiger Behandlung sehr verzugsarm und recht zäh.

Da er auf Grund seiner Zusammensetzung n i c h t ledeburitisch ist, können seine Karbide ausreichend klein gehalten werden.

In der Praxis scheint das aber nicht immer so zu klappen.
Die Probestücke, die Roman hat untersuchen lassen, zeigten massive Karbidzeilen, also Seigerungen, und einzelne Karbidklötze bis 20 my.

An sich müßte das nicht sein- vermutlich sind aber die Chrom-Molybdän-Sonderkarbide so beständig, daß sie bei den üblichen Normalisierungstemperaturen nicht gelöst werden und in der unangenehmen Größe des Guß- und Walzzustands stehen bleiben.

Diese Karbide sind wohl auch nicht deutlich unter 1000 Grad löslich, sodaß nur sehr scharfes Normalisieren von hoher Temperatur oder Doppelhärten von auch weit über normaler Härtetemperatur Abhilfe schaffen würden.
Das bringt aber wieder die Gefahr einer Kornvergröberung in der Matrix mit sich, mit schlechten mechanischen Eigenschaften.

Wenn man ein gutes Stück erwischt, bei dem schon beim Vergießen und Walzen auf homogenes und feines Karbidkorn geachtet wurde, ist das ein Stahl mit einer Vielzahl sehr guter Eigenschaften. Schneidenwinkel unter 30 Grad wären dann kein Problem.
Ob man sich darauf verlassen kann, sei dahingestellt- die oben erwähnte untersuchte Probe zeigte das jedenfalls nicht.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Danke U.Gerfin für deine Antwort.
Der A2 ist als Bindeglied zwischen 1.2842 und 1.2397 zu sehen.
Deshalb hab ich ihn ausgewählt.
Von der Verarbeitung dem O2 nahe aber zäher und verschleissfester aber vom D2 noch entfernt.Diese Stähle finden sehr oft Verwendung als Messer, sind beim D2 nicht ähnliche Probleme zu erwarten als beim A2.


Mich hats verwundert, das der A2 so selten genutzt wird.

Es werden Materialien wie c75, 1.305, RWL, D2, 440er, usw. oft gebraucht. Für A2 interessiert sich kaum jemand.


Gruß

brr
 
Ich benutze fast ausschlieslich 1.2363. Alle Messer die ich mache schleife ich convex auf Null. Die Schneiden sind deutlich unter 30° und haben mir bisher keine Probleme bereitet, habe die Messer aber auch nur zum schneiden und nicht zum hacken oder sonstwas benutzt.

olli
 
Hallo brr,

A2 ist der "Haus- und Hofstahl" von Bark River Knives.
Wenn Du mal in die entsprechenden Passaround Threads schaust, wirst Du sehen, dass das die Teilnehmer durch die Bank sehr zufrieden sind mit diesem Stahl und das eben auch bei feinen Schneidengeometrien.
Wenn die zugegebenermaßen etwas anspruchsvollere WB passt, wirst Du mit dem A2 sehr zufrieden sein.

Grüße Lothar
 
Hey,

also ich habe ein Bark River Woodland Special mit A2 Klingenstahl im Gebrauch (Outdoor & Küche). Bin damit wirklich sehr zufrieden, jedoch sollte man den Schneidwinkel nicht allzu gering wählen, sonst kann es zu Ausbrüchen/Umlegen der Schneide kommen (bei hartem Gebrauch!); Habe deshalb den Schneid"bogen" etwas steiler geschliffen, so gibt es da eigentlich keine Probleme mit der Schneide.

lg Oliver
 
Hallo ,

danke für die Hinweise und Infos.

A2 habe ich auch schon bei Serienmessern gefunden, aber bei costum knives?

Wegen seiner Zähigkeit wäre der eigentlich predestiniert für den raueren Umgang?! Der Schneidwinkel darf dann nicht zu fein sein.

Da ich persönlich kein Jäger, Förster, Angler oder Trapper bin, sind Erfahrungen aus der Praxis besonders interessant.


Gruß
brr
 
Hallo,

wer sagt denn, dass der 1.2363 so besonders zäh ist?
Auch im Datenblatt des 1.2379 wird gerne von "guter Zähigkeit" gesprochen.
Diese Aussagen beziehen sich halt nicht auf messertypische Geometrien.

Grüße,
Holger
 
Zähigkeit ist relativ.
Zudem wird sie oft fälschlicherweise mit Elastizität gleichgesetzt.
Da ist aber nicht identisch und die Eigenschafen können gegenläufig sein.

Geht man von den exakten Definitionen aus, so bedeutet Zähigkeit die Fähigkeit, sich vor dem Bruch plastisch-also bleibend- zu verformen.
Für Klingen ist das nicht unbedingt erwünscht.
Elastizität bezeichnet dagegen die Fähigkeit, sich im elastischen Bereich zu verformen, also nach Ende der Belastung in die Ausgangsform zurückzufedern.

Beides hat wiederum mit der Festigkeit auch nicht direkt zu tun.
Ein Werkstoff kann sich bei einer bestimmten Belastung -1. überhaupt nicht verformen, ist also fest und steif, 2. elastisch verformen,ist also elastisch, 3. plastisch verformen, ist also zäh, 4. erst elastisch und dann plastisch verformen, ist also elastisch und zäh-da ist bei den meisten Stählen der Fall- 5. ohne Verformung brechen, ist also spröde.

Beim Stahl setzt Silizium die Elastizitätsgrenze herauf, wird also gerne Federstählen zugesetzt.
Besser ist es, durch eine richtige Wärmebehandlung für feines Korn zu sorgen. Damit sind mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen-die Festigkeit im Sinne des E-Moduls steigt nicht-sie ist so gut wie nicht beeinflußbar- die elastische und plastische Bruchbiegearbeit erhöht sich aber enorm.

Für die konkret angesprochenen Stähle kann man etwa folgendes sagen:
1.2363 ist relativ zäh, da er höhere Anlaßtemperaturen verträgt und dadurch mit gut entspanntem Gefüge eingesetzt werden kann. Ist er durch Herstellung und Wärmebehandlung zeilenfrei und frei von größeren Karbiden, spricht nichts gegen eine Verwendung auch mit schlankeren Schneiden.
Das muß man aber relativ sehen-für Haumesser, Sensen und ähnlich beanspruchte Werkzeuge gibt es besseres, z. B. einfache C-Stähle mit nicht zuviel Kohlenstoff.

1.2379 ist zäh im Vergleich zu den anderen Schnittstählen- die nämlich noch deutlicher im Ledeburitbereich liegen.
Im Vergleich zu um das Eutektikum liegenden Werkzeugstählen ist er nicht spröde, sondern sehr spröde.
Bei entsprechenden Dimensionen und Schneidenwinkeln kann aber auch er seine guten Eigenschaften- exzellente Verschleißfestigkeit- zeigen.

Ich hatte mal für Borgers Messerheft einen Artikel geschrieben, in dem die Bruchbiegearbeit verschiedener Werkzeugstähle aufgezeigt wurde.
In einem früheren thread hatte Herbert die entsprechende Tabelle ins Netz gestellt. Das ist schon lange her, vielleicht findet das aber noch jemand. Die behandelten Stähle waren 1.2842, 1.2436 und zwei Schnellarbeitsstähle, einer weniger, der andere -ua. auch mit Kobalt- hochlegiert.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ich bin jetzt nicht so tief in der Materie drin, und bezweifle auch nicht das man damit gute und sehr gute Messer herstellen kann.
Aber für mich hat der 1.2363 keinen besonderen Platz als Messerstahl.

Ich hab bisher das Bild, das er nichts besonders gut kann. Die haupteigenschaft des Lufthärtens ist besonders für mich nicht so relevant, die Anlassbeständigkeit ebenso nicht.

Er mag vielleicht verschleißfester sein als z.B. der 1.2842, aber die Karbide bauen auf einer für Messer doch nicht so günstigen Mischung von Chrom und Molybdän auf.
Deshalb würde ich, wenn ich schon so lange Zeit in ein Messer stecke, auch gleich auf einen eher niederlegierten Wolframstahl setzen, dem ja nachgesagt wird, das die Karbide und damit auch die Schneide feiner ist.
Wenn ich einfach nur eine feine Schneide möchte, würde ich eher zum den c75, 1.2842, 1.3505 greifen, außerdem sind diese relativ unkritisch in der Wärmebehandlung.
Denke auch das sie deshalb häufiger hergenommen werden, und der 1.2363 seltener.

Wobei ich jetzt bei Molybdän und der Karbidgröße auf die Schnelle nichts mehr gefunden habe, meine mich aber erinnern zu können das hier gelesen zu haben.


Gruß,
Eisenbrenner
 
Ich hatte mal für Borgers Messerheft einen Artikel geschrieben, in dem die Bruchbiegearbeit verschiedener Werkzeugstähle aufgezeigt wurde.
In einem früheren thread hatte Herbert die entsprechende Tabelle ins Netz gestellt. Das ist schon lange her, vielleicht findet das aber noch jemand. Die behandelten Stähle waren 1.2842, 1.2436 und zwei Schnellarbeitsstähle, einer weniger, der andere -ua. auch mit Kobalt- hochlegiert.

Das Diagramm findet sich in D2 für Haumesser - veränderte Sicht?


Gruß Holger


Edit: In der Einführung in den kleinen Stahlschlüssel, ganz unten, finden sich auch die beiden HS-Stähle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schon ein aufschlußreiches Diagramm, aber nicht die Tabelle, die ich meinte.
Es hat mich aber selbst interessiert, ob ich die Untersuchung noch finden kann und ob ich sie richtig in Erinnerung habe.

Ich habe den Artikel, den ich vor vielen Jahren für Borgers Messerheft geschrieben hatte, wieder aufstöbern können und bin einigermaßen überrascht.
Das war noch deutlich vor meiner "Damastzeit" und ich bin noch völlig kritiklos der Theorie von den harten und weichen Lagen gefolgt.
Schande auf mein Haupt.

Die Tabelle stammt aus einer Veröffentlichung von Hans Josef Becker in: Archiv für das Eisenhüttenwesen 1961, S. 557 ff und listet die Ergebnisse der Tests auf Biegefestigkeit, 0,1 Biegegrenze und plastische Bruchbiegearbeit der Stähle 1.2842, 1.2436, 1.3346, 1.3343 und 1.3302 auf.
Meine Kopie ist leider so schlecht, daß man sie nicht ins Netz setzen kann.
Wie man sieht-falls man die Stelle nachliest-, habe ich die verwendeten Stähle nicht mehr richtig in Erinnerung. Die beiden ersten und den Schnellarbeitsstahl 1.3343 habe ich richtig erinnert, die beiden höher legierten Schnellarbeitsstähle aber nicht mehr- Kobalt enthielt auch keiner.
Die Ergebnisse sind allerdings sehr interessant und in der Tendenz so, wie ich es dargelegt hatte.

Da der Stahl 1.2363, nach dem hier gefragt wurde, nicht behandelt wird, will ich das nicht weiter ausführen.

Falls Interesse besteht, könnte man das in einem gesonderten thread behandeln.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
AW: 1.2363 meine Erfahrung

So, das erste Meser aus 1.2363 ist fertig.

Soweit will ich über meine bisherigen Erfahrungen berichten.

Verarbeitung: angenehm einfach; wie 1.2842, auch im gehärteten Zustand einfach. Da ich noch keinen 1.2379 verarbeitet habe kann ich im Vergleich zu dem nix sagen.

Rostanfälligkeit: auf jeden fall resistenter als 1.2842. Ich habe beide als Präziflach im Keller liegen. Der 2842 rostet munter vor sich hin, vor allem wo ich ihn angefasst habe. Der 2363 hat wesentlich weniger Merkmale von Rost. Auch bei der Verarbeitung scheinen schwitzige Hände nicht so problematisch zu sein. Er kann natürlich nicht einen 440C oder so ersetzen.

Anbringen der Schneide: Schneide war relativ schnell anzubringen, mit Oberarmhaar-Rasiemesserschärfe.
Jedoch viel mir auf, dass er unheimlich stark zur Gratbildung neigt. Der ließ sich nur mühsam entfernen.(Mach ich immer auf einem Lederriemen mir Polierpaste(Autosol).

Wie sich der Stahl in der Praxis schlägt kann ich noch nicht sagen.

Gruß

brr
 
Zurück