1.2442 Flecken auf der Klinge

Micky

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Hallo,
Ich habe Klingen aus 1.2442 gefertigt. Sowohl bei geschmiedeten wie nicht geschmiedeten Klingen ist mir aufgefallen dass ich nach dem anätzen der Klingen eine recht unregelmäßige ,wolkige Struktur
bekomme. Diese unterscheidet sich recht deutlich von den Strukturen beim diff.Härten z.B. Bei C 105.
Handelt es sich hierbei um nicht gehärtete Bereiche?

Gruß
Micky
 
Hallo!

Ein Foto wäre Hilfreich.

Es handelt sich möglicherweise um Stellen die vor dem Ätzvorgang nicht absolut gründlich gereinigt wurden, denn an diesen Stellen reagiert das Ätzmedium anders bzw. schwächer/stärker.

Wie behandelst du die Klingen vor dem Ätzen?

Grüsse P
 
Hallo Perargutus,
Bin gerade im Urlaub und kann hier keine guten Fotos machen.Ich werde welche nachreichen. Die Flecken sind mir aber auch bei einigen anderen Messern in der Galerie aufgefallen.Das hat mich überhaupt erst veranlasst die Frage aufzuwerfen.
Ich entfette meine Klingen mit einem med.Desinfektionsmittel für Oberflächen .Die Klingen werden vor dem Ätzen nicht mehr angefasst.Zuerst habe ich auch an einen solchen Fehler gedacht.Die Flecken traten jedoch auch nach mehrmaligem nachschleifen wieder auf.
Gruß
Micky
 
Um welche Messer in der Galerie geht es da? Ich hab mal nach Messern mit 1.2442 gesucht und auch mehrere Messer gefunden. Ich seh da nix. Auch auf den von mir bisher gefertigten Klingen - Fehlanzeige.
 
Ohne Bilder und ohne Information über die Wärmebehandlung kann man nur spekulieren.

Denkbar wären folgende Ursachen:

1. Stahlfehler -so gut wie ausgeschlossen. Seigerungen würden sich in dem "beliebten" Grind zeigen, also eng umgrenzten körnig- blinden Flecken, nicht aber in unregelmäßigen, wolkigen Strukturen.

2. Ätzfehler- nach der hier geschilderten Vorgehensweise auch ausgeschlossen.

3. Fehler der Wärmebehandlung
a) in ungehärtetem Zustand- Ungünstige Schmiedetemperaturen oder lokale Überhitzungen beim Schleifen könnten zu stellenweiser Härtung geführt haben. Das könnte man durch vorsichtiges Überkratzen mit einer scharfen, gehärteten Spitze feststellen.
b) in gehärtetem Zustand- Mit 2 % Wolfram und 1,2 % C hat der Stahl schon eine ganze Menge Karbide und braucht etwas erhöhte Härtetemperaturen. Die Magnetmethode ist bei diesem Stahl nur eingeschränkt zu empfehlen.
Beim Härten könnten Teile noch unter der nötigen Austenitisierung geblieben sein oder Karbidfelder nur teilweise angelöst worden sein. Nicht austenitisierte Stellen bleiben ferritisch- also weich. Auch das könnte mit dem "Kratztest" festgestellt werden. Infolge Unterhärtung stehengebliebene Karbidwolken wären damit nicht festzustellen. Sie müßten allerdings bei erneutem Härten von ausreichender Temperatur verschwinden.

4. Wahrscheinlich ist es etwas ganz anderes, woran noch keiner gedacht hat. Stahl gibt einem schon gelegentlich Rätsel auf.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Am Osterwochenende werde ich ein paar Fotos machen und einstellen.die Temperaturen sowie die Haltezeiten der Wärmebehandlung habe ich mir auch notiert und reiche sie nach.

Vielen Dank ersteinmal für die Antworten.
Gruß
Micky
 
Hallo
hier die Bilder IMG_0945.jpg IMG_0944.jpg Es scheint so zu sein ,dass die Klinge nicht vollständig gehärtet ist. Ich habe den Rat von U.Gerfin befolgt und mit einer Anreißnadel mal getestet.
Wärmebehandlung war wie folgt : bei 750C° 3mal normalisiert , gehärtet habe ich bei 820 C° 4min.lang, 2mal 1h bei 180C° angelassen.
Ich mußte ein wenig tricksen um den Bereich gut abzulichten.
@Achim es sieht nun wirklich anders aus als die "leichtenFlecken "auf den anderen Klingen.
Gruß
Micky
 
Normalglühen ist in der DIN 17014 definiert als "Erwärmen auf eine Temperatur wenig oberhalb des oberen Umwandlungspunkts Ac 3 (bei überperlitischen Stählen oberhalb des unteren Umwandlungspunkts Ac 1) mit nachfolgendem Abkühlen in ruhender Atmosphäre.
Rapatz definiert etwas schärfer : "Das Normalglühen oder Normalisieren besteht aus einer Abkühlung aus Temperaturen oberhalb der Linie GOS an der Luft und bezweckt vorwiegend die weitestgehende Beseitigung groben Gefüges...".

Geht es nur um die Beseitigung groben Matrixgefüges, ist die Erwärmung auf ca 750 Grad ausreichend, da dabei einschließlich des Abkühlvorgangs zweimal umgekörnt wird-Ferrit-Austenit/Austenit-Ferrit-.

Ungünstige Ausbildung des Karbidnetzwerks, sei es in Form einzelner übergroßer Karbide, sei es in Form von Karbidanhäufungen, kann man auf diese Art nicht beeinflussen. Hierzu wäre es streng genommen nötig, die Linie S-E im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm um ca. 20 Grad zu überschreiten.

Im Falle des 1.2442 wäre das eine Temperatur von über 950 Grad. Man vermeidet aber so hohe Normalisiertemperaturen, um eine mögliche Grobkornbildung in der Matrix zu vermeiden.

Hätte also bei der gezeigten Klinge eine ungünstige Karbidausbildung vorgelegen, so wäre diese durch das "Normalglühen" (in Wirklichkeit -Weichglühen-) nicht beeinflusst worden.
Das könnte ein Grund für das grindige Erscheinungsbild sein. Um Genaueres zu sagen, müßte man die Vorgeschichte näher kennen-Schmieden-gegebenenfalls Schmiedetemperatur- und eine exakte Gefügeuntersuchung durchführen.

Wenn es noch möglich ist, würde ich folgende Vorgehensweise vorschlagen:
1. Weichglühen-das kann relativ kursorisch gehen, da aus dem Härtezustand am leichtesten weichgeglüht werden kann.
2. Normalisieren-und zwar wirklich-bei ca 900 Grad- mit schneller Erwärmung und schneller Abkühlung.
3. Härten-das scheint wie geschildert in Ordnung zu sein.
Alternativ kann man das Ganze auch so lassen, wenn die Schneide hart ist, schadet eine weichere Stelle im Rückenbereich für die Funktion nicht.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
@Stefan , ich härte mit einem neuen Nabertherm Ofen,da hoffe ich das die Temperatur stimmt.Wie lange hältst du die Temperatur?
@U.Gerfin diese Klinge ist nicht geschmiedet.Danke für die Erläuterungen! Da die Schneide durchgehend hart ist werde ich das Messer wohl so fertigstellen.
Gruß
Micky
 
Erste Frage: die 4 Minuten Haltezeit beim Härten wurden von wann an gerechnet? Vom Einlegen in den Ofen an oder nachdem die Klinge die Temperatur erreicht hat?
Zweite Frage: worin hast Du die Klinge gehärtet?
Dritte Frage, auch wenn die 750° C dafür wesentlich zu niedrig waren: warum willst Du einen werksmäßig optimal eingestellten Stahl normalisieren?
 
@Achim : -die Zeit nach erreichen derTemperatur
-ich härte in Öl (von Angele)
-stimmt , hab ich nicht drüber nachgedacht -Anfängerfehler!

Gruß
Micky


PS :habe das Messer heute fertig gemacht und in der Galerie eingestellt.
 
Servus,

ich hatte bei ein paar meiner Klingen ähnliche Flecken, allerdings nicht so deutlich, was auch daran liegen kann, dass ich diese nicht geätzt hab. Gehärtet hab ich damals in einem selbstgebauten Ofen mit Gasbefeuerung. Die Ursache für diese Flecken war damals vermutlich die Haltevorrichtung. Diese bestand aus einem Stück Schamotte, das ich mit der Flex eingeschlitzt hab. An der Stelle, wo die Klinge den Halter berührt hat entstanden diese Flecken.
Ich gehe mal davon aus, dass durch den Schamottstein, die Wärmeverteilung im Stahl nicht gleichmäßig war.
Bei meinem Elektroofen mit Haltevorrichtung aus einem Stahlwinkel habe ich dieses Problem nicht mehr.
Wie befestigst du deine Klingen im Ofen?


Gruß Christian
 
Hallo,
Ich hab die Klinge auf einer Schamottunterlage die wellenförmig ist ,
liegend im Ofen.
Gruß
Micky
 
Natürlich bleibt das aller, wie Ulrich schon gesagt hat, ohne eine genaue Gefügeuntersuchung weitgehend Spekulation. Meiner Vermutung nach gibt es zwei Möglichkeiten.

Die erste ist, dass es sich um einen Bereich handelt, der an der Oberfläche entkohlt ist. Ich nehme mal an, dass Dein Nabertherm nicht mit Schutzgas beschickt wird und dass das betroffene Ende der Klinge Richtung Türseite gelegen hat. Da die Türen selten ganz dicht schließen und diese Öfen zudem meist eine Art Kamin haben, "zieht" es von der Unterkante der Türe leicht in den Ofen hinein. Und bei der Temperatur reicht wenig Luftsauerstoff um solche Flecken zu verursachen.

Die zweite geht in die gleiche Richtung, hat aber damit zu tun, dass der Bereich durch den Zug kühler bleibt und dadurch die Härtetemepratur nicht erreicht.

Beides habe ich bei solchen Öfen schon an Werkstücken beobachten können.

Schau mal, ob Du den Ofen mit einer Feuerfestschnur abdichten kannst. Und bastel Dir ein einfaches Gestell, um die Klinge im Ofen mit der Schneide nach oben aufstellen zu können.
 
Ich benutze auch einen Naberthermofen zur Wärmebehandlung (Ofenraum 35x35x50 LBT). Bei diesem ist das Thermoelement aber hinten direkt neben den Heizspiralen. Deswegen bildet das eingebaute Thermoelement nicht die wirkliche Temperatur des Ofens beim HEIZEN ab. Wir haben das bei uns mit einem Thermoelement Typ K einmal vermessen. Das Referenzelemnt wurde in der Mitte kurz vor der Türe platziert und lieferte zwischen 30 und 40 K geringere Werte ab. Beim Abkühlvorgang wiederum lieferten beide Elemente die gleiche Temperatur. Da beim Normalisieren eigentlich immer geheitzt wird wegen des Türöffnens stelle ich mir die Temperatur entsprechend höher um auf jeden Fall darüber zu kommen. Dein Fleck an der Klinge bringt mich zu der Vermutung, dass beim Härten diese Stelle (wenn mit der Spitze voran in den Ofen eingelegt wurde) nicht auf Temperatur war. Ich weiß jetzt nicht, welche Dimension dein Ofen hat, aber vielleicht hast du ja die Möglichkeit die Temperaturverteilung zu überprüfen. Bei mir wird der Ofen mit einer Schraube richtig dicht gemacht, Luft hat hier also wenig Einfluss, trozdem kann man der Anzeige nicht trauen ;)
 
Hallo,
Ich glaube die Vermutung von Achim könnte hinhauen.
Der Ofen hat einen Abzug mit angeschlossenem Ventilator und einer verschließbaren Zuluftöffnung in der Ofentür.Möglicherweise habe ich bei der Programmierung der Temperatur die Abluftfunktion nicht abgestellt.Die Klinge lag auch mit der Spitze voran im Ofen.
Vielen Dank für die konstruktive und nette Hilfe!
Gruß
Micky
 
Mangelhafte, ungleichmäßige Erwärmung mit unzureichender Karbidlösung und nur teilweiser Härtung- möglich, Entkohlung in der kurzen Ofenreise- höchst unwahrscheinlich. Selbst wenn die Klinge in den kalten Ofen eingelegt wurde und mit diesem hochgeheizt wurde, kann das ja keine Stunden gedauert haben. Ein Luftstrahl, der die Klinge an der später auffällig gewordenen Stelle getroffen hätte, hätte zu vermehrter Zunderbildung geführt. Das aber führt n i c h t zu Entkohlungserscheinungen, sondern schützt davor.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Zu Entkohlung sicher nicht, zu den sichtbaren Verfärbungen schon. Das kenne ich aus einigen selbst beobachteten Fällen.
 
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